Kiani lauscht gebannt den Erzählungen der jungen Nachtelfe ... Lethera, wirklich ein hübscher Name ... Als diese in Tränen ausbricht, ist sie aber doch dankbar, dass Shahandi nach unten kommt und ihr zur Seite steht. Sie weiß mit ihren Erfahrungen immer besser mit einer solchen Situation umzugehen. Als sich auch noch Valmar und Arundil dazugesellen, hofft sie, dass sie gemeinsam Lethera auf andere Gedanken bringen konnten ... als plötzlich Oizo in der Tür erscheint.
Etwas stimmt nicht mit ihm, sein Blick ist leer, seine sonst so starke Gestalt in sich zusammengekrümmt, unermessliche Qualen zeichnen sich auf seinem Gesicht ab und doch spricht ein letzter Funken Kraft aus seinen wenigen Worten, die er mühsam über die Lippen bringt. Kianis Lächeln, welches ihr aufgrund seines Erscheinens aus dem Herzen kommen will, erstirbt bei seinem Anblick.
Ehe sie auch nur überlegen oder fragen kann, was passiert ist, sieht sie Oizo vor sich zusammenbrechen.
"OIZO!" Sie hat das Gefühl, dass ihre Stimme sich überschlägt, ganz Sturmwind muß diesen Schrei gehört haben. Aber Oizo bleibt leblos am Boden liegen.
"Oizo..." fast lautlos sagt sie seinen Namen und um sie herum versinkt die Welt ... das konnte nicht ... das darf nicht ... nicht Oizo ...
Sie ist im ersten Moment unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zustande zu bringen und unsagbar froh, dass sie jetzt nicht allein ist. Parisa hat sich in der Zwischenzeit von Lethera getrennt, die sie die ganze Zeit über unbekümmert in Augenschein genommen hatte, und liegt mit hängendem Kopf neben Oizo, so als würde sie diesen Platz nie wieder verlassen wollen. Erst als Shahandi Kiani anspricht, sie bittet, sich um Oizo zu kümmern, als sie vernimmt, dass er wieder auf die Beine kommen würde ... erst da erwacht sie aus ihrer Erstarrung.
Kiani nickt Shahandi zu: "Natürlich." Sie kann noch nicht fassen, was hier gerade geschieht, aber nun kommt ihr Verstand wieder zutage und sie erkennt nicht nur den Ernst der Lage, sondern auch, was zu tun ist. Als Valmar ihr eine Phiole mit einer blauen Flüssigkeit in die Hand drückt, schaut sie ihn fragend an, blickt dann wieder zu Shahandi:
"Was ist das? Ich möchte nur sicher gehen ... meine Kenntnisse in Erster Hilfe sind zwar gut, aber dies kommt mir doch unbekannt vor. Aber ich werde alles tun, damit Oizo schnell wieder zu Kräften kommt."
Sie sieht vertrauensvoll und hilfesuchend zu den anderen. Dann kniet sie vor ihrem Liebsten, streicht ihm sanft eine schweißnasse Strähne seines langen, weißen Haares aus dem Gesicht, hält seine eiskalte Hand und versucht dabei alle beunruhigenden Gedanken zu verscheuchen ... während sie dann langsam und vorsichtig seinen blutdurchtränkten Verband begutachtet. Sie hält den Atem an, als sie die tiefe Wunde in seiner Brust sieht ... versucht sich aber nichts anmerken zu lassen.
"Würdet Ihr mir helfen, Oizo hinauf in sein Zimmer zu bringen. Dort wird er Ruhe haben. Ich werde bei ihm bleiben und mich um ihn kümmern. Und wenn es Wochen dauern sollte ..."
Nur mühsam kann sie die nun aufsteigenden Tränen unterdrücken. Sie sieht Shahandi nochmals an:
"Würdest du in der Nähe bleiben, falls sich sein Zustand verschlechtert, liebe Shahandi? Und ... vielleicht könnte jemand Leeven benachrichtigen? ..."
Ein erneutes Poltern reisst sie kurz aus ihren Gedanken ... was zum ...