Shahandis Geschichte - Kaptiel 10: Die Wolfselfen Personen und Fraktionen: ________________________ Rabenwind (Stärke 300): Ignaz Ravencrest, Befehlshaber Sarisa Ravencrest, Ignaz' Schwester Vorit, Ravencrests Stellvertreter und Jäger Eno, Vorits Bär Liéna, Jägerin Mondkralle, Liénas Säblerin Shahandi, Priesterin und Ignaz' Geliebte Die Schattin, Dunkle Seele einer Elfenhexenmeisterin in Shahandis Körper Schildwachen von Rabenwind (Stärke 260): Oberin Kirillié, Anführerin der Schildwachen von Rabenwind Leutnant Myranda, erste Offizierin von Kirillié Leutnant Teliane, Feldoffizierin der Schildwachen Leutnant Liori Späherin Sir Sergantin Ossa, Gefährtin und Geliebte von Kaprisu Druide Kaprisu, Gefährte und Geliebter von Sir Zoram (Hauptstadt der Nachtelfen zu jener Zeit): Die Sternenklingen (Eliteschildwachen, Magierjäger) Ildris Mondspeer, Kommandantin Tyrande, Höchste Mondpriesterin und Regentin der Nachtelfen Malfurion, Druidenmeister und Geliebter von Tyrande Die Kentauren vom Stamm Gelkis: Kellef, Unterhändler und Mitglied im Rat der Stammesältesten der Gelkis ------------------------------------------------------------------------- Ich erzählte zu letzt von dem Kampf in Feralas, wo wir gegen die Verderbnis der Baumhüter und unsere Erzfeinde, den Trollen, bestehen mussten. Ich erzählte von Ildris Mondspeer, der Kommandantin der Schildwachen, die im Auftrag Tyrandes in die Ruinen von Eldre'Thelas eingedrungen ist und ein Artefakt erbeutet hat. Ich erzählte davon, wie diese Nachtelfe uns und eine ganze Kompanie Schildwachen unter der Führung von der Oberin Kirillié zurückgelassen hat. Während wir auf dem Schlachtfeld geblutet haben, nahm Ildris ihre Schiffe und segelte davon. Doch wir hatten gesiegt und die Trolle aus Feralas vertrieben. Ich erzählte davon, wie wir das Leben bei unserer Rückkehr nach Rabenwind gefeiert haben und dass Ignaz und ich in dieser Nacht zusammenfanden. Uns wurde das Leben geschenkt und wir sind es denjenigen schuldig, die da liegen, es gut und in Freude zu leben. Dies war unser Motto. Die folgenden Monde und Jahre herrschte relative Ruhe unter dem Blätterdach von Feralas. Seit dem Abzug von Ildris Mondspeer und dem Grossteil der Schildwachen waren nun fünfzehn Jahre vergangen. Dank Kirillié und ihren Kriegerinnen war es uns Gelungen, die Trolle an der Rückkehr zu hindern. Bisher zumindest. Noch immer waren es hauptsächlich die Pioniere, die unter Ignaz' Führung hergekommen waren und die zurückgelassenen schildwachen, die den Grossteil der Bevölkerung von Rabenwind ausmachten. Wenige neue Gesichter hatten den Weg aus den Landen der Nachtelfen zu uns gefunden. Meist Abenteurer oder Familienangehörige der Pioniere. Etwa 650 Köpfe Zählte unsere kleine Gemeinschaft in Feralas. Die Meisten hatten in Rabenwind ein Zuhause gefunden. Einige Fischer lebten an der Küste, zwei kleinere Baumsiedlungen Lagen weiter im Landesinneren. Rabenwind war zu einem befestigten Dorf geworden. Eine 4 Schritt dicke Mauer umgab es schützend und ein hölzernes, mit Schmiedeeisen verstärktes Tor, verschloss im Falle eines Angriffs den Zugang. Der Handel mit den Gelkis hatte sich als Vorteil für beide Gemeinschaften erwiesen. Doch als ich an jenem Frühabend im Winter die Augen blinzelnd öffnete, galten meine Gedanken weder den Gelkis noch den Trollen. Ich spürte das wohlige Kribbeln im Nacken, das Ignaz regelmässige Atemzüge mir bereiteten. Ich zog seinen Arm um mich und kuschelte mich an ihn. Was er mit einem unbestimmten Murmeln quittierte, bevor er ruhig weiteratmete. Zufrieden lächelte ich und freute mich, dass wir diesen Moment des Friedens miteinander teilen konnten. Ich dachte daran zurück, wie wir uns nach dem Tot seiner Frau Stück für Stück näher gekommen waren. Ich dachte an den Augenblick, als wir vom Schlachtfeld zurückgekommen waren und er mich umarmte. Und ich dachte an den ersten Kuss. Ich dachte jedoch auch daran, dass ich beinahe 3'000 Jahre älter war als er. Gewiss, was kümmerte eine Unsterbliche der Altersunterschied fragt ihr euch vielleicht. Allerdings sind auch für unsereins Jahrtausende eine lange Zeit und selten sind oder vielmehr waren damals Paare mit mehr als 500 Jahren Altersunterschied. Obwohl wir unseren Traditionen lange treu bleiben, war ich in einer Zeit geboren, als seine Familie noch dem Hochadel angehört hatte. Ein Umstand mit dem er besser zu Recht kam als ich. Wir hätten kaum aus unterschiedlicheren Kultur stammen können. Ich aus einer Epoche, in der der Adel regierte. Er aus einer Zeit, wo Druiden und Priesterinnen das Sagen hatten und Adel eher ein Fluch, als ein Privileg war. Dann gab es noch die Vergangenheit meiner Familie. Gewiss, dass unsere Familie einst von Azshara verbannt worden war, spielte nach dem Krieg der Urtume keine Rolle mehr. Allerdings gab es noch einige aus Ignaz Familie, die damals bereits gelebt und das Geschehen bei Hofe sicher sehr genau verfolgt haben mochten. Sollte jemand intensive Nachforschungen über die Familie Schattenblatt anstellen, so würde man vielleicht unangenehme Fragen stellen und am Ende darauf stossen, dass es sich dabei um den Klan der Alcalé handelte. Ein Klan, der einst wegen heimtückischen Mordes aus der Gesellschaft der Nachtelfen verbannt worden war. Ein politisches Urteil gewiss. Aber wen interessieren nach so langer Zeit noch die Details? Wenn damals Adlige und Bürgerliche vor der Königin erschienen und gerichtet wurden, dann war der Stand wichtiger als Gerechtigkeit. Diese unschönen Gedanken trübten die frühabendliche Idylle. Es war Ignaz Hand, welche sanft mein Gesicht zu sich drehte, damit unsere Lippen sich fanden, die mich davon erlöste. Danach strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und fragte mich lächelnd. "Frühstück?" Kurz darauf sassen wir zusammen in der Halle des Haupthauses. Und obwohl in Feralas auch zu dieser Zeit angenehme Temperaturen herrschen, ist der Winter hier eine nasse Jahreszeit. Auch an diesem Abend regnete es in Strömen. Viele Elfen tummelten sich an den Tischen in der Halle und Ignaz wanderte bald von einem Tisch zum anderen, hörte die Probleme der Leute. Nicht zu letzt deshalb war er als oberster Ratsherr von Rabenwind anerkannt und geschätzt. Und während er sich um die Belange der andern kümmerte überflogen meine Gedanken die Geschehnisse seit der Schlacht von Düsterbruch. Diese fünfzehn Jahre waren ein ständiger Wechsel zwischen Licht und Schatten gewesen. Die Schattin forderte Tribut für meine Beziehung zu Ignaz. Ihre tagelangen Jagden durch Feralas und immer häufiger in der Schlucht der Tausend Nadeln, waren bis dahin unbemerkt geblieben. Ich erklärte unsere Abwesenheit mit der Suche nach Kräutern. Ich war mir zwar ziemlich sicher, dass Sie nur jagd auf Kentauren, Trolle und Tauren machte, doch immer, wenn ich das Blut an meinen Röcken sah, kamen Zweifel in mir auf. Was war dieses Mal wieder geschehen? Gibt es Lücken in meinen Gedanken? So verbrachte ich oft viel Zeit damit, nach einer ihrer Jagden meinen Geist zu durchforschen. Meine grösste Sorge war es, dass Sie sich auf einen unseres eignen Volkes stürzte. Ich glaube sogar, dass ich Sie mit diesen Ängsten und insgeheimen Vorwürfen gekränkt habe. Tatsächlich hatte sie seit dem Ende des Kriegs der Urtume bis zu diesem Zeitpunkt kein Elfenleben mehr beendet. Plötzlich stand Ossa neben mir. Tropfnass! Laut rief sie nach einem Glas Glühwein, bevor sie sich setzte und den nassen Umhang auf den Tisch warf. "Du gestattest doch, Gräfin!" Bei jeder anderen hätte ich mich gekränkt gefühlt, doch Ossa konnte ich deswegen nie böse sein. Seit sie erfahren hatte, dass ich mit Ignaz zusammen war, hat sie mich Gräfin genannt. "Schön, dass du wieder zurück bist Ossa. Wo sind Sir und Kaprisu?" Ossas Mundwinkel verzogen sich zu einem Schmunzeln. "Baden und sicher hocken sie nicht in getrennten Wannen." Eine junge Nachtelfe brachte Ossa ein grosses Glas mit Glühwein. "Das einzig Flüssige, das mir heute noch nahe kommt, fliesst mir die Kehle hinunter. Auf dein Wohl, Gräfin!" Noch während dem Trinken fuchtelte sie mit der linken Hand und gab der jungen Nachtelfe zu verstehen, dass sie noch ein Glas bringen sollte. "Du warst also in Zoram. Gibt es Neuigkeiten?" Fragte ich neugierig. Ossa winkte ab! "Nein! Nichts neues. Malfurion schläft noch immer und Tyrande grämt sich noch immer, dass sie Nachts einsam in ihrem Bett liegen muss." Tadelnd schüttelte ich den Kopf. "Ossa!" Die Kriegerin schaute mich unverblühmt an. "Was? So ist es doch nun einmal. Jeder weiss es. Diese Frau wird von Jahrhundert zu Jahrhundert farbloser. Wird Zeit, dass Malfurion... ähm... bald erwacht, ja." Ich versuchte das Thema zu wechseln. "Wie war es im Hauptquartier der Schildwachen? Etwas neues wegen eurem Status hier?" Ossa grummelte abschätzig vor sich hin, bevor sie Antwortete. "Die Mondspeer ist froh, dass wir hier sind und hier sollen wir auch bleiben. Ich weiss nicht warum. Ich weiss nicht wie. Mir scheint, man will uns hier im Exil sitzen lassen. Allerdings stört mich das wenig." Gestand sie grinsend und rief nach dem nächsten Glas Glühwein. Die junge Nachtelfe brachte gleich zwei. Nachdem sie wieder verschwunden war, wurde Ossa plötzlich sehr ernst. "Die Mondspeer hat mich zu sich bestellt. Doch was da abging, das war keinesfalls das übliche Rapportgeschwafel." Damit weckte sie meine Neugier. "Sie hat mich eher verhört." Fuhr Ossa fort. "Sie fragte mich nach zweibeinigen Wölfen. Ob wir in Feralas welche gesehen hätten. Zweibeinige Wölfe! Mir reichen schon die auf vier Beinen." "Wölfe auf zwei Beinen?" Fragte ich erstaunt. Ossa nickte und erzählte in verschwörerischem Ton weiter. "Wenn du mich fragst, hat sie irgendwo ein ganz mächtig grosses Problem, sonst hätte sie uns kaum danach gefragt." Sie trank einen langen Schluck und wischte sich den Mund mit ihrem Ärmel ab. "Die Kentauren mögen wild hausende Barbaren sein, aber von gutem Wein verstehen eine ganze Menge." Ich zupfte sie am Ärmel und fragte. "Warum denkst du, dass sie ein grosses Problem hat?" Sie schaute mich an, als ob ich ein naives Kind wäre. "Ildris Mondspeer pflegt nie, Informationen preis zu geben, wenn sie nicht muss." Nach einem weiteren Schluck fügte sie hinzu. "Ich denke, sie musste unbdingt in Erfahrung bringen, wie weit sich diese Wölfe verbreitet haben. Deshalb hat sie danach gefragt." Die Schattin in mir flüsterte in meinen Gedanken. "Der Grund ist wohl eher darin zu finden, dass sie die Quelle hier in Feralas vermutet oder von hier mitgenommen hat?" Das Artefakt aus den Ruinen von Eldre'Thelas. Das ergab Sinn. Doch behielt ich diesen Verdacht vorerst für mich. Ossa sah betrübt in ihr fast leeres Glas. "Ausserdem hab ich eine alte Freundin in jener Nacht getroffen. Auch eine Sergantin der Schildwachen. Bei einigen Gläsern Mondbeerensaft, hat sie von eigenartigen Überfällen auf einsame Häuser erzählt. Erst fing harmlos an. Fischern wurde der Fisch gestohlen, Jägern das Fleisch, das sie in den Vorratskammern lagerten. Dann verschwanden jedoch auch Nachtelfen. Man fand Kampfspuren und meist viel Blut, doch nie einen Körper. Sie berichtete von Klauenspuren. Lange dachte man daran, dass ein wildes Tier dafür verantwortlich war. Doch als ein Jäger eines Nachts in sein Baumhaus kam, überraschte er einen der Eindringlinge. Sein Säbler und er machten kurzen Prozess mit diesem Wesen. Es sah aus, wie ein Wolf in Elfengestalt. Erst hatten sie gedacht, die Übergriffe würden aufhören, doch im Gegenteil, sie nahmen noch zu. Und so, wie Ildris sich verhalten hat, muss es mehr als ein Rudel von diesen Wolfselfen geben Gräfin." Ignaz hatte inzwischen seine Runde beendet und kam plaudernd an der Seite von Kirillié zu uns. "Ossa! Willkommen zurück." Grüsste er die Kriegerin, die Aufstand und zackig salutierte, wobei das neue Glas mit Glühwein umkippte, was Ossa traurige Blicke entlockte. Die Oberin der Schildwachen erwiederte den Gruss und sagte. "Wir sollten die Sergantin umgehend zum Rapport bitten, werter Ignaz. Sonst geht uns noch vor dem Frühjahr der Glühwein aus." Ignaz lachte und willigte ein. Kurz darauf traf sich der Rat in der Stube, die uns als Ratssaal diente. Neben Ignaz, Kirillié, Ossa und mir waren Kirilliés erste Offizierin Leutnant Myranda, der Jäger Vorit sowie Baumeister Hannui, als Vertreter der Handwerksgilde anwesend. Ossa berichtete über ihren Besuch bei Ildris Mondspeer. Vorit knurrte mürrisch, er war kein besonderer Freund der Oberkommandierenden der Schildwachen. Als sie geendet hatte, wurde wild über diese zweibeinigen Wölfe spekuliert. Am Ende setzte sich Vorit durch, der vorgeschlagen hatte, dass sich die Jäger ein wenig im Wald umsahen. Besonders in der Nähe der Ruinen von Düsterbruch. Myranda würde sich darum kümmern, dass die Schildwachen sich die Wölfe etwas genauer betrachteten auf die sie trafen und den verstreut lebenden Anhängern des Cenarius Bescheid sagten. Wie immer am Ende einer Ratsversammlung kam Hannui mit dem Vorschlag die Mauer endlich von ihrer Tarnung zu befreien. Dem Baumeister blutete noch immer das Herz, sein Werk under Efeuranken und Erde versteckt zu sehen. Wie immer wurde der Vorschlag verworfen. Die folgenden Tage brachten nichts Neues und diese seltsamen Vorfälle aus der Heimatwelt wären sicher bald zu einer Schauergeschichte geworden, die man den Kindern erzählte, damit sie folgsam blieben. Zwei Wochen später jedoch erschien der Abgesannte der Kentauren vom Stamm der Gelkis, Kellef, um über die Handelsbeziehungen zwischen seinem Stamm und uns zu sprechen und eine Ladung Getreide zu liefern. Allerdings als wir ihn an der Handelsstation nahe des Passes nach Désolace trafen, waren Getreide und Holz kein Thema mehr. Kellef und einige andere seiner Gruppe hatten Teils schwere Wunden erfahren. Auf die Frage hin, wer sie attackiert hätte, beschrieben sie die 12 Angreifer als grosse, nachtschwarze Wölfe, die auf zwei, als auch auf 4 Pfoten liefen. Die Gelkis konnten sie rasch vertreiben, doch sie waren nach Feralas hinein gerannt. Die Wolfselfen waren im Wald. Als wir am folgenden Morgen zu Bett gingen, spekulierten wir über diese seltsamen Wölfe, wobei ich Ignaz meinen Verdacht im Zusammenhang mit dem Artefakt offenbarte. Er gestand ein, dass dies eine Möglichkeit sei, die zu untersuchen wäre. Bis in den Tag hinein diskutierten wir über das wie und wo, bis wir am Mittag endlich einschliefen. In der folgenden Nacht rief Ignaz erneut den Rat zusammen. Leutnant Liori, Späherin Sir, ihr Gefährte Kaprisu, Liéna und Kellef waren ebenfalls eingeladen. Einige mussten stehen, da nicht genügend Stühle vorhanden waren, geschweige denn, dass wir einen Stuhl hätten finden können, worauf sich ein Kentaure hätte setzen können. Ossa, traf als letzte ein. Als si die Türe hinter sich schloss, eröffnete Ignaz die Ratssitzung mit dem hellen Läuten einer kleinen Glocke. Rasch wurde es still. "Danke für euer kommen werte Freunde. Begann er. Aus unseren Heimatlanden sind besorgniseregende Neuigkeiten eingetroffen. Wolfselfen überfallen unser Volk, morden und plündern. Und wie wir gestern erfahren haben, sind nun einige von ihnen hier in diesen Wald gelangt. Warum sie diesen weiten Weg gegangen sind, wissen wir nicht. Doch dem werden wir auf den Grund gehen. Genauer gesagt Leutnant Liori wird diese Angelegenheit untersuchen. Vorit, Liéna und Shahandi werden ebenfalls mitgehen. Geht und jagt diese Wölfe, die in den Wald eingedrungen sind und findet heraus, was sie hier suchen." Damit war die Versammlung auch schon beendet. Alle waren ob der düsteren Neuigkeiten sehr konsterniert, sogar Hannui verzichtete auf seinen üblichen Vorschlag und verliess schweigsam den Ratssaal. Die Vorbereitungen waren rasch erledigt und 2 Nächte später brachen wir auf. Der Abschied fiel Ignaz dieses Mal besonders schwer. Meine liebe Freundin Liéna wurde von Mondkralle und deren Tochter Samira begleitet. Mondkralle war bereits eine ältere Säblerdame und schon lange nicht mehr das tapsige junge Kätzchen, das ich vor 15 Jahren kennen gelernt hatte. Allerdings schien Samira ganz nach ihrer Mutter geraten zu sein, denn ein lästiger Wollfaden hatte sich an der linken Hinterpfote verfangen, den sie begleitet von jammervollem Gemaunze versuchte abzuschütteln. Während ich von Mondkralle herzlich begrüsst wurde, kümmerte sich Liéna um den lästigen Faden. Die befreite Samira schnupperte kurz daran, ehe auch sie sich bei mir ihre Streicheleinheiten abholen kam. Vorit, Sir und Kaprisu waren bereits kurz nach der Ratssitzung aufgebrochen, um die Fährte am Pass aufzunehmen. Kaprisu wartete bereits am Tor, als wir Rabenwind verliessen und führte uns. Wir reisten auf der Strasse, die den Klippen oberhalb der Küste folge bis zum Pfad, der zum Strand führte und bogen dann ab in den Wald hinein. Wir liessen auch Düsterbruch links hinter uns. Vor den alten verbrannten Ruinen des Trolldorfes, das weitgehend schon überwuchert war, gingen wir nach Norden. Nicht weid vom Dorf weg, fanden wir eine von Säulen umgebene Plattform, in deren Nähe Vorit und Sir auf uns warteten. Der alte Eno schnarchte zu Vorits Füssen. Vorit berichtete, dass sie die Spur bis vor den Haupteingang verfolgt hätten. Jedoch hatten die verderbten Hüter, 4 Wolfselfen erschlagen, worauf sie kehrt gemacht und hier her gegangen waren. Er berichtete von einer Tür hinter der Plattform, wo die Spur endete. Auf die Frage, ob sie seither wieder aufgetaucht waren, schüttelte Vorit den Kopf. Liori fragte nach unserer Meinung, ob wir die Meute verfolgen oder warten sollten. Vorit war für warten. Ossa wollte ihnen nach. Da meldete die Schattin sich bei mir. "Wir sollten auf keinen Fall in diese Ruinen eindringen Liebes. Dort drinnen gibt es gefährlichere Wesen, als verderbte Treanten und Wolfselfen. Uralte Wächter, mächtig und ohne Gnade." Ich fragte nicht weiter, denn ich fühlte, dass sie die Wahrheit sprach. "Wir sollten hier warten." Riet ich. Liori musterte mich fragend. Ich erklärte. "Dies war einst ein Zentrum für Magie und Forschung der Queldorei. Sicher gibt es mächtige Schutzzauber und wer weiss, welche Wächter Ildris' Diebstahl geweckt hat?" Liori überdachte die Lage einen Augenblick, bevor sie ihre Befehle gab. "Wir warten 2 Nächte, dann werden wir nachsehen, was vor sich geht. Kaprisu! Sir! Geht zum Haupttor und meldet uns, wenn sich dort etwas rührt. Seid in 2 Nächten zurück." So verliessen uns die Späherin und der Druide, während wir an diesem Eingang Wache hielten. Unsere Wache war jedoch nicht von langer dauer. Bereits in der ersten Nacht kamen 3 Schemen aus der Tür. Eine ging aufrecht, die beiden anderen auf allen vieren. Sie betraten die Plattform und im Mondlicht, das durch das Blätterdach drang, konnte man sie zweifelsfrei identifizieren: Wolfselfen. Liroi und Ossa waren rasch über ihnen und drangen mit ihren Schwertern auf sie ein. Mondkralle fiel über den dritten her. Der Kampf war rasch vorbei. Das Blut bildete eine rot glizernde Lache um die drei Gestalten. Neugierig betrachteten wir diese Wolfselfen genauer. Sie konnten kaum etwas elfisches aufweisen. Ihr fell war von einem sehr dunklen Blau. Ihre haut dunkelgrau. Ihre Vorderläufe hatten etwa drei Zentimeter lange Krallen, während die an den Hinterläufen kaum einen Zentimeter massen. Der Kopf war gleich dem eines Wolfes. Am auffälligsten war der Oberkörper. Dessen Form dem eines männlichen Nachtelfen ähnlich, jedoch weitaus massiger. So wie es aussah, waren keine Weibchen dabei. Ein primitiver Lendenschurz verdeckte ihre Genitalien. Vorit nahm seinen Dolch hervor und stach den drei Wolfselfen ins Herz, wobei er einem den Brustkorb öffnete, um sicher zu gehen, dass das Herz sich auch an der vermuteten Stelle befand. "Nicht, dass sie wieder aufstehen." Brummte der alte Jäger. Ossa blätterte in einem Buch, als sie mich fragte. "Gräfin! Kannst du das lesen hier?" Ich ging zu ihr und schaute mir die Schriftzeichen an. Zuerst sagten sie mir nichts, bis die Schattin in meinem Geist die Worte für mich sprach, die ich sah. Ich nahm Ossa das Buch aus der Hand und schaute mir die Front an. Es zeigte eine Art von Stab, leuchtend weiss mit einem dunklen Stein. Darüber stand in altem Hochqueldorei: Studien über das Szepter Elunes. Ich setzte mich an den Rand der Plattform öffnete es und liess die Schattin lesen. Nach einer weile legte ich das Buch mit ungläubiger Miene in meinen Schoss. Ossa stiess mich an. "Und, Gräfin? Was steht da drin?" Ich schaute sie abwesend an. "Es handelt von den Studien eines Queldorei über einen Gegenstand, der als das Szepter Elunes beschrieben wird." Liori fragte erstaunt. "Das Szepter Elunes?" Ich fühlte, wie die gespannten Blicke aller auf mir ruhten. "Ja, ein Gegenstand, der im Auftrag Azsharas im Brunnen der Macht hergestellt worden war." Der Leutnant der Schildwachen flüsterte leise, doch für alle hörbar. "Ihr Fluch verfolgt uns nach all der Zeit noch immer." Keiner sagte ein Wort, doch alle waren ihrer Meinung und einige nickten stumm. Ich schaute auf das Buch hinab, das in meinem Schoss lag. "Die Königin wollte damit ein Portal zu Elune erschaffen und so direkt mit der Göttin sprechen. Von Angesicht zu Angesicht. Sie wollte ein Portal direkt zum Mond." Die Empörung aller war deutlich zu spüren. Vorit ereiferte sich, uns deutlich zu verstehen zu geben, was er von dem Frevel hielt. Liéna kraulte Nachdenklich Samira. Ossa unterstützte den alten Jägern lautstark, bis Liori um Ruhe bat. Sie kniet sich vor mich hin. "Was hat das nun mit den Wölfen zu schaffen Shahandi?" Wollte sie wissen. Ich blickte nicht auf. "Sie versuchten erst, einen Weg auf die helle Seite des Mondes zu finden. Vergeblich. Die Lichtmagie, die wir als Heilig beschreiben, verschloss sich den Versuchen, mit ihrer Hilfe ein Portal zu öffnen. So wendeten sie sich der Schattenmagie zu. Elune steht für Licht, als auch Schatten. Sie in die Spitze des Szepters einen Fokusstein ein und füllten ihn mit mächtiger Schattenmagie. Tatsächlich, gelang es ihnen, ein Portal in die Dunkelheit zu öffnen. Sie sahen eine in der Schwärze liegende Kraterlandschaft und wähnten sich am Ziel. Sie schickten eine Gesandtschaft durch das Portal, doch fanden sie keine Göttin, aber wolfsähnliche Kreaturen. Überzeugt davon, dass es sich um Kinder Elunes handeln musste und in der Annahme, dass sie auf der dunklen Seite des Mondes lebten, nannten sie sie Dunkelmondelfen." Vorit schaut ungläubig zu den Kadavern. "Das da sollen Elfen sein?" Ich sah zu ihm hinüber. "Ich weiss es nicht Vorit. Keiner hat je herausgefunden, um was für Wesen es sich wirklich handelt. Vorit knurrte. "Sie schauen für mich aus, wie Wölfe und für Eno riechen sie wie Wölfe. Also sind es Wölfe." Ich sagte. "Mag sein Vorit. Nach allem, was hier steht, verhalten sie sich auch wie Wölfe." Liéna sagte zögerlich. V"ielleicht... vielleicht waren unsere Wölfe einst wie sie und entwickelten sich zu den vierbeinigen Jägern, die wir kennen?" "Steht da noch mehr?" Wollte Liori wissen. Ich nickte. "Azshara betrachtete diese Dunkelmondelfen als Geschenk Elunes und somit als ihre Untertanen. Doch sie waren Wild und fügten sich ihren Befehlen nicht. Also verlangte sie, dass man einen Weg finde, sie zu kontrollieren. Das Szepter wurde hier her nach Düsterbruch gebracht, wo man verschiedene Studien und Versuche durchführte. Den Forschern gelang es tatsächlich, einen Weg zu finden, wie man ihnen über das Szepter ihnen erteilen konnte. Doch irgendetwas muss vorgefallen sein, denn die Aufzeichnungen enden aprupt und mitten im Satz. Davor ist zu lesen, dass sich einige dieser Dunkelmondelfen gegen die Befehle zu wehren begannen und weitere Versuche folgen würden. Es gibt noch einige umfassende physische Studien. Anscheinend hat man einige Dunkelmondelfen getötet und obduziert. Sie unterscheiden sich physisch nicht von anderen Säugetieren. Sie scheinen allerdings eine natürliche Begabung im Umgang mit Schattenmagie zu besitzen. Einige Einträge zum Sozialverhalten weisen auch darauf hin, dass es so eine Art Schatten-Shamanen unter ihnen gäbe, die auch weiter oben im Rang anzusiedeln seien. Das ist alles, was ich lesen kann, jedoch fehlt eine Seite, sie wurde herausgerissen. Keiner sprach. Alle waren Still und waren damit beschäftigt, diese Informationen zu verarbeiten. Erst Liori brach das Schweigen und erteilte den Befehl zum Abzug. Unterwegs holten wir Sir und Kaprisu ab. Einige Stunden später waren wir wieder in Rabenwind und erstatteten dem Rat bericht. Ignaz und Kirillié waren äusserst besorgt über diese Neuigkeiten und Hannui gab keinen Pieps mehr von sich. Kellef stand da, wie ein Fels in der Brandung. Der alte Kentaure war nicht leicht aus der Fassung zu bringen. "Man kann sie töten, wo also liegt das Problem?" Meinte er nur. Ignaz mussterte ihn ungläubig. "Ihr fragt, wo das Problem liegt Kellef? Stellt Euch einmal eine Armee von diesen Wolfselfen vor. Stellt Euch weiter vor, dass egal, wie viel Ihr tötet, immer neue Wolfselfen durch das Protal strömen." Der Kentaure wirkte schon nicht mehr so selbstsicher und murmelte nur. "Verstehe." Kirillié fuhr nachdenklich fort. "Offensichtlich hat Tyrande irgendwie davon erfahren und Ildris den Auftrag erteilt, das Szepter zu bergen." Myranda stimmte zu. "Ja, aber zu welchem Zweck?" Ignaz sah zu Myranda. "Ich kann nur spekulieren, aber ich denke nicht, dass sie eine Armee von Wolfselfen beschwören wollte." Kirillié schaute auf das Buch, das auf dem Tisch lag. "Wahrscheinlich fürchtete sie, was geschehen würde, wenn die Trolle dieses Szepter in ihren Besitz bekommen hätten. Vorit streichelte den graubraunen Pelz, seines Begleiters. "Warum sie es wollte, ist doch weit weniger wichtig, als die Frage, warum nun überall diese Dunkelmondwölfe umher streunen." Ignaz sagte seufzend. "Wir können wohl kaum zur höchsten Mondpriesterin gehen und ihr den Missbrauch des Szepters vorwerfen." Ossa aufbrausend. "Warum nicht?! Gehen wir doch hin und fragen sie." Liori sagte ruhig lächelnd, noch bevor Ignaz etwas entgegnen konnte. "So unrecht hat sie gar nicht." Ignaz fragte erstaunt. "Wie meint Ihr das Liori?" Der Leutnant zeigte auf mich. "Es ist vielleicht an der Zeit für Euch, Shahandi, wieder einmal den Haupttempel zu besuchen. Einen Besuch bei Tyrande mit der offiziellen Bitte, einen Tempel in Rabenwind eröffnen zu dürfen." Ich war schockiert. "Ich soll... spionieren?" Ignaz kam beruhigend auf mich zu und fasste mich bei den Armen. "Keine Sorge. Das würden wir nie von dir verlangen." Er lächelte Liroi zu. "Wenn ich sie richtig verstanden habe, wirst du für deinen Besuch bei Tyrande eine Eskorte benötigen, die sich nebenbei etwas umhören wird. Nicht wahr Liori?" Der Leutnant lächelte verschmitzt. "Ihr habt es vollkommen erfasst Ignaz. Während alle Augen auf Shahandi gerichtet sein werden. Haben wir genügend Freiraum uns ganz unauffällig umzusehen. Aber vielleicht brauchen wir das nicht einmal." Alle sahen Liori fragend an. "Nun, wenn Shahandi erzählt, was sich hier zugetragen hat, wird Tyrande vielleicht einfach erzählen, was sie darüber weiss." Ignaz machte ein düppiertes Gesicht. "Bestechend einfach Euer Plan Liori." Liori grinste Ossa an. "Wenn er schief geht und wir alle im Gefängnis landen ist Ossa schuld, sie hat mich darauf gebracht." Ossa protestierte lautstark, worauf alle lachten. Der Rest der Ratssitzung war wenig interessant, man sprach über die Details des Auftrages, Ausrüstung und Verpflegung. Kellef würde sich in Désolace um den Transport und den Geleitschutz kümmern. Erst spät am Mittag löste sich die Versammlung auf. Ignaz und ich fielen totmüde ins Bett und schliefen sogleich ein. Einige Nächte und einen aufregenden Tag später brachen wir ins Eschental auf. Ignaz war anzusehen, dass er die schlimmen Erinnerungen an Désolace noch nicht vergessen hatte und bat mich, vorsichtig zu sein, bevor er mich zum Abschied küsste. Rasch gelangten wir zum Pass nach Désolace und durchquerten die Schlucht. Nach den Jahren im Wald war es ein befreiendes gefühl, das grüne Meer zu sehen und die schier endlose Weite. Erwaret wurden wir von Kellef und zwei dutzend Kentauren der Gelkis. Auf ihrem Rücken durchquerten wir geschwind die Ebene des Grases und gelangten bereits nach anderthalb Nächten zur Njilspitze, wo wir uns von ihnen verabschiedeten. Auch hier waren die Siedler nicht nachlässig gewesen und hatten einige Gebäude errichtet. Beeindruckend war das tempelartige Gebäude, das aus dem Felsen herausgemeiselt worden war. Wir verstanden uns prächtig, mit den dort lebenden Elfen. Einer kleinen Schaar von 62 Seelen. Auch sie profitierten von einem sporadischen Handel mit den Gelkis. Allerdings hatten sie mit sporadischen Übergriffen der Magiar zu kämpfen. Wir verbrachten den Tag dort und brachen am frühen Abend auf und passierten die Schlucht zum Steinkrallengebirge. Das kleine Tal das der Schlucht folgte war noch immer die Heimat vieler Harpyen. Lästig versuchten sie, uns von ihren Nistbäumen zu vertreiben, was damit endete, dass Mondkralle eine der Harpyen aus der Luft fischte und zerrupfte. Der Schwarm flüchtete in heller Aufregung und wir durchquerten das Tal ohne weitere Störungen. Ossa lotzte uns von da an zum Steinkrallengipfel, wo die Anhänger von Cenarius sich niedergelassen und eine Greifenstation eingerichtet hatten. Mit Greifen flogen wir die letzte Wegstrecke in den ersten Sonnenstrahlen nach Zoram. Die Stadt am Strand vom Eschental war geprägt von Gegensätzen. Die halb versunkenen Ruinen im Meer und die wieder auf- oder zum teil neugebauten Gebäude an Land zeugten gleichermassen von Vergangenheit und Gegenwart. Rot wie Blut schimmerte der weisse Granit der Häuser und Tempel in der aufgehenden Sonne und das Meer glitzerte wie abertausende von Edelsteinen. Die Wellen brachen sich an den Ruinen und sanft wogte das Rauschen der Wellen, als wir in Zoram landeten. Wir quartieren uns in einem Gasthaus nahe der Greifenstation ein. Ich kündigte mit einem Schreiben meinen Besuch bei der obersten Mondpriesterin für die kommende Nacht an. Bevor ich mich am Abend auf den Weg zum Tempel machte, trafen wir uns an einer übersichtlichen Stelle, wo wir uns vor ungebetenen Ohren sicher wähnten, und besprachen unser weiteres Vorgehen. Liori und Ossa würden mich begleiten. Sir würde sich mit ihrer Ausbilderin treffen und beiläufig von unserer Begegnung in Feralas mit den Wolfselfen erzählen. Kaprisu wollte zu einem Druiden etwas ausserhalb der Stadt, der Opfer eines Angriffes wurde. Liéna wollte sich unter die Leute der Stadt mischen und die Ohren offen halten. So trennten wir uns kurz nach Sonnenuntergang und gingen unserer Wege. Den meinen ging ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Immer wenn ich mit den mächtigeren unserer Kaste zu tun bekam, hatte ich angst davor, dass Sie entdeckt werden könnte und wir wegen der Anwendung von verbotener Magie angeklagt werden würden. Besonders Tyrande kannte seit dem Sieg über die brennende Legion nur noch die helle Seite von Elune. Licht und Schatten, Schatten und Licht, waren und sind stets untrennbar miteinander verbunden, doch der Weg der Schatten war verpönt. Die Schildwachen, eigentlich alles Mond-Priesterinnen, werden im Kampf mit Klinge und Schild geschult. Dabei steht uns der Weg der Schatten mit mächtiger Magie offen, doch dies ist etwas, was Tyrande nie zulassen würde. Die Schattin wusste um die Gefahr und verbarg sich tief in meiner Seele. Begleitet von diesen Gedanken stand ich vor dem Eingang des Tempels. Wir drei Frauen sahen uns an und unsere Blicke sprachen sich gegenseitig Mut zu. Wir traten ein. Die Nachtelfe am Tor hörte unsere Namen und hiess uns, zu warten, während sie uns anmeldete. Kurz darauf wurden wir gerufen. Wir schritten einen langen, von Säulen umgebenen Gang entlang. Den Saal, den wir am Ende des Ganges betraten, war ein von Säulen umrahmter Mondbrunnen ohne Dach. In der Mitte des Mondbrunnens stand eine Statue, ähnlich der, die in Darnassus den Brunnen schmückt. Auf dem Rand des Brunnens sass Tyrande. Stolz war ihr Gesicht und milde war ihr Blick. Wir traten vor und knieten dann nieder. "Elune Adore." Begrüsste Sie uns. "Setzt euch bitte." Wir taten, wie uns geheissen. "Ihr kommt also aus dem fernen Feralas und wünscht mein Einverständnis für den Bau eines Tempels und eine Phiole mit der Essenz für einen Mondbrunnen?" Ich nickte. "Ja, Hohepriesterin." Sie musterte mich eingehend. "Ihr müsst Shahandi sein." Ich nickte zur Bestätigung. "Ihr habt ihn auch miterlebt, den Fall von Azshara, nicht wahr?" Sie sah mich fragend an. Ja, das habe ich. Bestätigte ich. Sanft sprach sie weiter. "Ihr wart einst Priesterin im Tempel am Hofe von Lord Ravencrest. Ich habe Geschichten von Euch gehört, wie ihr diese Kundschafter begleitet habt und man euch Wochen später halb tot auf den Stufen des Tempels wiederfand." "Ja, das hat man mir so erzählt." Antwortete ich ausweichend, bemüht meine Unruhe zu verbergen. Wohin führte diese Fragerei? Ich beschloss, die Initiative zu ergreifen. "Hohepriesterin, Rabenwind wurde neu aufgebaut, die Trolle um Düsterbruch haben wir vertrieben. Nun wünschen wir, der Göttin einen Ort zu weihen, wo ihr Licht sich niederlassen kann. Viel haben die Elfen auf sich genommen und nun kam die Finsternis nach Feralas." Tyrande runzelte die Stirn, ihre Stimme wurde fordernder. "Die Finsternis kam nach Feralas? Was meint Ihr damit?" Ich beschrieb die Begegnung mit den Wolfselfen. Tyrandes Gesicht zeigte Besorgnis. Sie blickte zu der Statue hinter sich und verweilte einen Augenblick in Gedanken, bevor sie sprach. "Ihr wurdet nun auch von ihnen angegriffen. Diese Wesen werden zu einer wirklichen Bedrohung für unser Volk." Sie sass da, als ob eine schwere Last auf ihre Schultern drückte. "Überall im Eschenwald tauchen sie auf und überfallen uns. Bishher denken wir, dass sie der Nahrung wegen kommen." Ich holte das Buch aus meiner Tasche. "Hier! Das hatten die Wolfselfen bei sich, die wir gejagt haben." Ich reichte ihr das Buch. Mit zusehends wachsender Besorgnis las sie die Zeilen, die es enthielt. Niedergeschlagen legte sie es beiseite, als sie fertig war. "Nein, Ildris, was ist geschehen?" Liori und Ossa sprachen überrascht gleichzeitig. "Ildris?!" Tyrande nickte. "Ja, Ildris." Betrübt erzählte Tyrande dass Ildris das Szepter eigentlich vernichten sollte und sich deswegen zu den Ruinen von Zin-Azshari aufgemacht hatte. Dort beim Obelisken vor dem alten Tempel, sollte es möglich sein, den Stein es Szepters zu zerschlagen. Doch dies war vor vielen Wochen gewesen, noch bevor Ossa von ihr nach Zoram gerufen wurde. Und nun, war sie seit einigen Tagen verschwunden. Keiner wusste wo sie verblieben war. Liori meldete sich zu Wort. "Hohepriesterin, haben die Schildwachen denn keine Spuren gefunden?" Tyrande seufzte. "Man hat sie zuletzt im Eschenwald die Strasse nach Hyjal entlangreiten sehen. Ich habe die Schildwachen gebeten, die Strasse abzusuchen, doch noch haben sie nichts gefunden." Liori fragte entschlossen. "Wenn Ihr erlaubt, werden wir die Suche unterstützten. Wir haben eine ausgezeichnete Späherin und Fährtenleserin bei uns." Tyrande lächelte. "Gewiss, ihr könnt euch der Suche anschliessen Leutnant. Nisonde!" Rief sie dann. Eine Priesterin erschien aus einem kleinen Seitengang. In iher Hand hielt sie eine gläserne Phiole mit blau schimmernder Flüssigkeit. "Hier Shahandi, nehmt das Licht von Elune und baut einen neuen Schrein, auf dass Rabenwind wieder so erstrahlen kann wie in alten Zeiten." Dankbar nahm ich die Phiole entgegen und verneigte mich knapp. "Habt Dank für euer kommen." Dann sah sie zu Liori. "Ich hoffe, ihr findet Ildris. Geht mit dem Segen der Göttin." So verliessen wir Tyrande und den Tempel. Einige Stunden später, trafen wir uns alle in der Herberge. Liéna hatte vielerlei Gerüchte gehört, doch nichts konkretes. Sir schmerzten die Arme, ihre Ausbildnerin hat ihr eine Lektion gegeben, sonst jedoch keine Neuigkeiten erzählen können. Kaprisu hatte allerdings etwas interessantes zu berichten. Der Druide, hatte die Wolfselfen in den Wald unterhalb des Berges Hyjals verfolgt. Auf halbem Weg zwischen Eschenwald und Mondlichtung hatte er die Spur allerdings verloren. Liori fasste unsere Erkenntnisse zusammen. "Wir wissen, dass Ildris den Auftrag hatte, das Szepter zu zerstören. Entweder es ist ihr nicht gelungen oder erst nachdem ein Portal geöffnet wurde. Unsere beiden einzigen Spuren führen uns in den Teufelswald. Ildris soll gesehen worden sein, wie sie diese Strasse hochritt und auch die Wolfselfen bewegen sich dort. Wir werden zur Mondlichtung fliegen und mit den Furbolgs von Tannenruh sprechen, vielleicht können sie uns weiterhelfen. Kaprisu, ich bitte dich, vorauszufliegen und unser Kommen bei deinen Brüdern und Schwestern anzukündigen. Wir anderen kommen nächste Nacht nach." Kaprisu machte sich sogleich auf den Weg, während wir uns zu Bett begaben. Die Sonne wanderte über den Himmel, ohne dass ich Schlaf finden konnte. So bestieg ich müde den Greifen und flog der Mondlichtung entgegen begleitet von den letzten Sonnenstrahlen. War Ildris noch am Leben? War das Szepter zerstört? Fragen, auf die wir eine Antwort finden wollten. Doch dies, meine Freunde, ist eine andere Geschichte.