Pastor Wilhelm Pfeiffer
Pastor Wilhelm Pfeiffer war von 1938 – 1964 Pfarrer der Gemeinde St. Mariä Geburt. 26 Jahre lang, darunter 6 Jahre im 2. Weltkrieg, sorgte er sich mit allem Einsatz um die Menschen in Dilldorf und Umgebung. Wer ihn noch gekannt hat, ist wohl Zeit seines Lebens beeindruck von einem charismatischen Menschen.
Schon bald nach der Übernahme der Pfarrei brach der 2. Weltkrieg aus. Pastor Pfeiffer war auch Wehrmachtsseelsorger, Polizeipfarrer, Lazarett- und Gefängnispfarrer und erfüllte alle Aufgaben mit großem Engagement und hohem seelsorgerischen Einsatz. So bekamen alle Dilldorfer Soldaten, die im 2. Weltkrieg kämpften, regelmäßig Post von ihm. Gegen den Widerstand der NS-Führer setzte er seine Pflichten als Seelsorger durch, bei kirchlichen Begräbnissen gefallener Soldaten und bei den regelmäßigen Wehrmachtsgottesdiensten. Es ist nachzulesen, dass er in den NS-Gefängnissen vielfältig Trost spendete, auch materielle Hilfe leistete und sich für unschuldig Inhaftierte einsetzte.
1945 gab es bei einem Angriff englischer Flieger auf die Kaserne, die auch ein Lazarett beherbergte, 124 Tote, darunter viele Rot-Kreuz-Schwestern. Sie wurden zunächst in einem Bombentrichter beigesetzt. Ein Jahr später sorgte Pastor Pfeiffer für die Umbettung in ein Gemeinschaftsgrab auf dem Dilldorfer Friedhof, an der er aktiv beteiligt war. Es wird berichtet, dass er zusammen mit 2 Totengräbern die Leichen auf Karren zum Dilldorfer Friedhof brachte und sie dort beisetzte (das Gemeinschaftsgrab existiert noch).
Als 1945 englische Soldaten einrückten, mussten viele Dilldorfer ihre Wohnungen und Häuser räumen und durften nichts daraus mitnehmen. Auch hier vermittelte Pastor Pfeiffer und sorgte dafür, dass Härtefälle abgemildert wurden.
Mut bewies er auch, als er sich nach dem Krieg etwa 1000 Fremdarbeitern gegenüberstellte, die in der alten Kaserne untergebracht waren und in Dilldorf Angst verbreiteten. Er las dort eine Messe, die in Russisch und Polnisch übersetzt wurde – anschließend trugen ihn die "verwilderten Gestalten" auf den Schultern in einen Raum, wo sie ihm ihre Heimatlieder vorsangen. Anschließend sei es in Dilldorf ruhiger geworden, wird berichtet. Einer der russischen Fremdarbeiter soll Pastor Pfeiffer aus Dankbarkeit ein altes Kreuz aus Russland geschenkt haben. Bisher konnte niemand die Aufschrift entziffern. Es befindet sich heute im Privatbesitz in Dilldorf.
1947 gelang es ihm, die beiden 1942 zum Einschmelzen abgelieferten Glocken in Hamburg ausfindig zu machen und zurück nach Dilldorf zu bringen.
Nach den Kriegs- und Nachkriegswirren galt seine besondere Sorge dem Erhalt und der Verschönerung der Kirche, erbaut 1877-1879 vom damaligen geistlichen Rektor Oslender nach einem Plan des Franziskaner-Bruders und Kirchenbaumeisters Paschalis Grace. Unter Pastor Pfeiffer wurden Altar und Altarraum vollständig erneuert, ebenso gab es neue Chorfenster, neue Kinderbänke, einen elektrischen Glockenantrieb und das neue Kupferdach.
1964 wurde Pfarrer Pfeiffer in den Ruhestand versetzt und zog nach Essen-Huttrop. Ein Antrag Anfang der 60er Jahre, Pastor Pfeiffer das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, blieb erfolglos.
Nach seinem Tod wurde Pastor Wilhelm Pfeiffer auf dem Dilldorfer Friedhof beigesetzt.
Fotos: Festschrift 1939 Zeitungsausschnitte aus Privatbesitz Das oben erwähnte russische Kreuz
[editiert: 27.05.11, 12:05 von M.Reuter]
Dateianlagen:
P.Pfeiffer.jpg (723 kByte, 3.472 x 4.320 Pixel)
Anzeige optimiert für beste Darstellung. Großansicht - speichern
P.Pfeiffer, Bischof Hengsbach.jpg (713 kByte, 2.896 x 2.592 Pixel)
Anzeige optimiert für beste Darstellung. Großansicht - speichern
Mit Bischof Hengsbach 1958.jpg (392 kByte, 1.616 x 1.280 Pixel)
Anzeige optimiert für beste Darstellung. Großansicht - speichern
Jubiläum.jpg (804 kByte, 4.640 x 5.408 Pixel)
Anzeige optimiert für beste Darstellung. Großansicht - speichern
IMG_1252.jpg (185 kByte, 1.288 x 1.936 Pixel)
Anzeige optimiert für beste Darstellung. Großansicht - speichern
|