Theophagos
Dauerschreiber
Beiträge: 113
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Erstellt: 08.12.06, 23:06 Betreff: Re: BüChEr?! |
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Hallo opus3d, welche Aspekte der Miéville Texte interessieren dich denn besonders?
Ich stochere mal ein bisschen im Dunkeln und nenne ein paar Titel, die mir sehr gut gefallen und die ich zur New Weird zählen würde:
Michael Swanwick, "Die Tochter des Stählernen Drachen" Hier geht es um ein menschliches Mädchen - einen Wechselbalg - in einer Cyberpunk-Feenwelt. Die Elfenfürsten entführen Menschenkinder; besonders sind sie an Mädchen interessier, die sie zu Zuchtzwecken benötigen, denn die mächtigsten Waffen der Elfenherren, die künstlichen Drachen, sind aus Stahl, welchen Feen nicht berühren können. Menschen und deren Nachkommen schon. Der Drache 7332 hat noch eine Rechnung offen. Er braucht Jane - zumindest eine Zeit lang. Eine sehr bittere Entwicklungsgeschichte, in der der soziale Aufstieg Janes mit einer moralisch-seelischen Degeneration einhergeht.
Paul di Filippo, "Ein Jahr in der linearen Stadt" (in: Peter Crowther (Hg.), Moloch) Der Autor Diego Patchen lebt in der linearen Stadt: Unermesslich weit erstreckt sie sich genau einen Häuserblock breit zwischen dem Fluß und den Gleisen - dahinter ist nichts. Hier erlebt er nun mit seinen illustren Freunden mehr oder minder alltägliche Episoden: So geht er mit seinem Freund Schuppen, wild wuchernde, unter der Gleisen wachsende Kacheln, pflücken, was höchst illegal ist, damit sie einer Freundin Rauschgift besorgen können. Liebenswerte Figuren, 'leise' Episoden und ein wahrhaft bizarres Setting.
Jeff Noon, "Gelb" Der Punk Scribble jagt "English Voodoo" nach, einer Vurt-Droge, die man sich in Form einer Feder in den Rachen schiebt. Scribble benötigt diese spezielle Feder um seine geliebte Schwester wiederzufinden, denn sie war bei einem Tripp mit jenem Traum in der Vurtual Reality zurückgeblieben - Scribble hatte statt ihrer ein Vurt-Alien, eine lebendige Droge, bekommen. Schräg, schräg, schräg und abgefahren. Amoralisch und tabulos.
Ich könnte beibleiben, darum nur kurz: M. John Harrisons "Licht" ist ebenfalls sehr bizarr, voller gebrochener Figuren und feinbeobachtet - wenn man sich nicht zu sehr von dem grotesken Setting ablenken lässt. Ist allerdings sehr SF-lastig. Mary Gentles "Herr der Ratten". Eine gewaltige Stadt in der es gärt: Die Menschen wollen die Herrschaft der Ratten abschütteln, diese wollen ihre Herren, die Inkarnationen des Göttlich-Dämonischen verbannen und diese wiederum - haben eigene Pläne. Fünf Himmelsrichtungen, die jeweils 90° auseinanderliegen - ist es da ein Wunder, dass die 'Helden' sich immer wieder verlaufen?
MacLeods "Aether": Ich kann verstehen, warum es genannt wird. Es ist auf jedenfall ein starkes, dicht beschriebenes Buch, aber mir mangelte es an Geschwindigkeit und die Erklärung am Ende sagt mir nicht zu. Gut, aber nicht hervorragend - aber andere denken anders darüber. Jeff VanderMeers "Stadt der Heiligen und Verrückten" will ich auch nennen, obschon ich es nicht für New Weird halte. Es ist ein tolles literarisches Verwirrspiel voller Anspielungen. Wenn man Peake, Borges und Nabokov kennt, macht das Lesen doppelt soviel Spaß. Ein schräger Mosaikroman.
Ach ja, ich glaube, der Thread ist hier nicht ganz richtig - vielleicht sollte man ihn verschieben?
Theophagos
[editiert: 08.12.06, 23:11 von Theophagos]
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