Theophagos
Dauerschreiber
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Erstellt: 14.01.07, 14:54 Betreff: Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit? |
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Mit Lomax' beschreibenden Teil stimme ich weitgehend überein; die Zeichnung von Ata sehe ich allerdings anders: Schon im ersten Dialog mit Jant erzählt sie, dass sie Adler folgen wollte, Raa (der Feigling) aber dagegen war. Als sie trotzdem folgen wollte (Befehlsverweigerung), hat Raa sie geschlagen. Dann attackierte sie ihn mit dem Dolch - sie wollte ihn abstechen. Als sie bemerkte, dass die Soldaten zusehen, hielt sie ein. Das ist meiner Ansicht nach eine Vorausdeutung auf einen Strang der Geschichte; sehr klar wird, dass Ata kein liebendes 'Weibchen' ist - wie sehr sie allerdings Opfer oder Täter ist, wird daraus nicht ersichtlich.
In der Wertung liege ich dann etwas anders. Beim schwierigen Einstieg stimme ich zu: Auch wenn ich relativ früh die Geschichte spannend fand, brauchte ich ewig um zweifelsfrei Harrier, Habicht, Wanderfalke, Bussard, Blitz, Aver-Falkonett, Sturmtaucher usw. zuordnen zu können. Warum Harrier nicht übersetzt wurde ist mir auch ein Rätsel.
Die z.T. nur sehr vagen Beschreibungen stießen mir beim Lesen zwar nicht auf, doch wenn man versucht einzelne Figuren zu visualisieren, stellt man fest wie wenig vorgaben es überhaupt gibt: Genja ist dünn, hat Flügel und Katzenaugen. Und kleine, flache, spitze Titten. So sieht nun eine Rhydannerin aus, die angestarrt wird. (Na gut, flache und gleichzeitig spitze Brüste würden mich wohl auch starren lassen...)
Lomax nennt es Stilbruch, bzw. Anachronismus, ich nenne es Pistol-Effect (nach Akira Kurosawas "Yojimbo"; dort zog ein Bösewicht einen Revolver - damit wurde die Perspektive radikal gebrochen: Man sah nicht eine handvoll Samurai im japanischen Mittelalter, sondern Samurai in der japanischen Moderne.): Ich denke, viele werden sich daran stören; ich finde sie letztlich auch nur halbgelungen, da sie Selbstzweck zu sein scheinen. Als Anachronismen habe ich sie allerdings nicht empfunden: Drogen und Kettenhemd geht prima - "Assassin" muss ich wohl nicht herleiten - die Sprize fand ich allerdings auch eigenartig: Es scheint, als würden Spritzen nur für den Drogenkonsum benötigt werden.
Nochmal die Insekten: Dass daraus keine Individuen wurden fand ich völlig ok - es ist eben ein Schwarm, eine Plage, die über das Land herfällt. Dass sie so unbegreiflich sind, nimmt ihnen den Mantel des Evil-Overlord-Invasoren - irgendjemand hatte sie mit Aliens verglichen, das trifft den Kern. Eigenartig ist aber, dass dem Leser so wenig von den Insekten vorgestellt wurde - es wurde erwähnt, dass man forschen würde, aber jenseits der Schlachten - und dort wurden sie in lovecraftscher Manier nur in zusammenhangslosen Details beschrieben - erfährt man so gut wie nichts von ihnen.
Drogenkonsum wurde verharmlost - allerdings nicht durch die Benennung positiver Seiten, sondern durch den leichten Entzug: Jant hat grosse Schmerzen es geht ihm schlecht er braucht nen Schuss oh solche schmerzen jetztnenschuss - Ohnmacht. Er erwacht drei Tage später und ist clean! Nope, das ist viel zu einfach.
Meine Hauptkritik geht in eine andere Richtung: Ich meine es werden zu viele Stränge verknüpft - ohne, dass sie inhaltlich zwangsläufig zusammenlaufen. Es sind halt Zufälle, die dazu führen, dass die Geschichte so verläuft. Da ist der Anderort-Strang: Eine hübsche Kurzgeschichte. Die Intrigen der Unsterblichen: Roman-Stoff. Und der Unsterbliche Jant, samt Felicita, Nachtigall und Genja: Ein halber Roman. Die Inskten-Invason: Noch ein halber Roman. Ich glaube zwei Stränge hätten gereicht, so wird es zwar komplexer, aber nicht komplizierter.
Trotz all der Kritik halte ich es dennoch für gute Unterhaltung. Sicher, weit entfernt von Miévilles PPS, aber wer sich befremden lassen will, wird hier seinen Spaß haben.
Insgesamt also eine halbe Zustimmung zu Lomax' Wertung.
Theophagos
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