Theophagos
Dauerschreiber
Beiträge: 113
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Erstellt: 15.01.07, 11:05 Betreff: Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit? |
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Hallo Lomax, ich fange mal mit dem (mir) Wichtigsten an: Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin in mancherlei Hinsicht ein popeliger kleiner Humanist und glaube an die Kraft von Argumenten. Ich kriege jedesmal die Krätze, wenn jemand auf Hinterwäldler-Argumenten beharrt - zwar ist niemand gefeit davor (zumal es immer eine Frage der Perspektive ist), aber wenn jemand die besseren Argumente hat, sollte man seine Ansichten zumindest intensiv überdenken. Soweit meine Einstellung zu Argumenten.
Was folgt (für mich) daraus: An dieser Stelle unterscheiden wir uns wieder. Nun bewerte ich den Hintergrund nicht per se nachrangig, aber da die meisten Autoren diesen nur als Ambiente nutzten, ergibt es sich so, dass es sehr häufig darauf hinaus läuft. Ich schaue bei meiner Wertung auf die Konsequenzen: Was folgt aus der Existenz der umstrittenen Jeans? Zunächst dachte ich, es sei nur ein Bruch um den Leser vor den Kopf zu stoßen; das scheint mir auch noch im Vordergrund zu stehen. Nach längerem Nachdenken - und deshalb folge ich dir - glaube ich, dass es auch Jant als jugendlichen Rebellen charakterisieren soll: moderner Komet vs antiquierter Blitz. Das ist mehr als bloßer Selbstzweck, aber nur ein Mosaikstein im Bild, daher halte ich es zwar für einen Fehler, jedoch keinen, der mich groß stört. (Siehe dazu mein Meckern im "The Scar" - Was bleibt von der Armada-Thread: Wenn Silas eine belanglose Nebenfigur wäre, die nur zur Erniedrigung des One-Night-Stands herhalten sollte, hätte mich es nur wenig gestört; da Silas Verhalten aber zentral für die Entwicklung der Geschichte ist, werte ich es auch als zentralen Fehler.) Zögerlich bleibe ich, da man den Jeans-Widerspruch immer noch weg argumentieren kann, aber dafür muss man schon eine Reihe von Annahmen machen - ich halte deine Auslegung nicht für zwingend, aber für wahrscheinlich.
Dass neben Materialien und technischem Know-How auch noch ein Bedarf wichtig ist, damit ein Produkt in Umlauf gerät ist klar; hier wird die Haltung der Bevölkerung dann sehr wichtig: Die Römer z.B. waren sehr konservativ, damit sie eine Neuerung einführen, muss diese schon große Probleme lösen. Ein Fahrrad ist zunächst einmal ein Pferde-Ersatz für Städter - und die traditionellen Römer (und wer an gesellschaftlichen Ansehen interessiert war, war besser auf Tradition bedacht) hielten sich für Bauern (oder Gutsherren); schließlich misstrauten sie dem Reiten immer ein wenig: Im Krisenfall ersetzte das Konsuln-Paar ein Diktator - und an zweiter Stelle der Reiter-General. Obwohl die Adligen die Reiterei stellten, waren es immer die Schwerbewaffneten, die den Sieg errungen und auch die römische Macht symbolisierten. Es gab eine ganze Reihe von Gründen, warum die Römer keinen Bedarf an Fahrrädern hatten. (Der einzige - soweit mir bekannt - der in der Antike die Reiterei ernsthaft einsetzte, war Alexander der Große; die Römer nutzten die Reiterei eher als Plänkler.) Darum bin ich bei Swainston so zögerlich: Weil ich weder handfeste Hinweise für noch gegen einen Bedarf sehe. Aber, dank deines eifrigen Beharrens, nicht-handfeste Hinweise gegen zumindest zwei Brüche.
Theophagos
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