BAS-LAG: Das China Miéville-Forum
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Lomax
Vielschreiber

Beiträge: 68


New PostErstellt: 12.02.07, 12:56     Betreff: Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Nokia 1208 black (Farbdi...
    Zitat: Seblon
    Vermutlich bin ich da sehr eigen, aber ich brauche Abwechselung, ansonsten langweile ich mich erschreckend schnell.
Vermutlich nicht, auch wenn es anscheinend genug Leser gibt, die auf Abwechslung gar keinen Wert legen
    Zitat: Seblon
    Deshalb kann ich Romane ... im bekannten (Fantasy-)Mittelalter-Setting ... einfach nicht mehr ertragen.
Nun ja, und das ist dann natürlich eine Geschmacksfrage, gegen die man nicht mehr viel einwenden kann. Viele Leute lesen gerne Romane in einem Setting, das eine literarische Aufarbeitung unserer Realität ist. Das wiederum ist ein Setting, mit dem ich wenig anfangen kann. Das liegt aber nicht daran, dass Bücher dieser Art generell zweitklassig wären - es ist einfach nicht mein Ding. Und ich schere sie auch nicht über einen Kamm, sondern wenn mir ein Buch in der "Realität" unterkommt, das mir doch inhaltlich etwas zu bieten hat, lese ich es trotzdem mit Interesse und nehme das Setting halt in Kauf.
    Zitat: Seblon
    die gleichen ausgelatschten Fantasy-Archetypen um die Ohren gehauen werden
Da möchte ich doch einwenden, dass das bei den besseren Vertretern des Subgenres auch nicht passieren sollte.
    Zitat: Seblon
    Ich bin ein großer Cate Blanchet-Fan, doch wenn kaum noch Filme produziert würden, in denen Cate Blanchet nicht mit spielt, wäre ich doch recht schnell auch davon angenervt, da könnte die Story noch so gut sein.
Ich denke, dass ist sicher ein Punkt, an dem wir uns grundsätzlich unterscheiden: Ich bin Autist genug, dass es schon sehr lange dauern würde, bis ich die Schauspielerin überhaupt wiedererkennen würde. Und wenn ich sie erkenne, hätte ich trotzdem keine Probleme, sie in jedem Film als neue Figur wahrzunehmen und die "Vertrautheit" und "Vorprägungen" von der neuen Darstellung überlagern zu lassen. Dafür habe ich viel mehr Probleme damit, wenn eine Figur während des Films die Frisur ändert und ich sie nicht wiedererkenne ...
Früher habe ich diese meine spezielle Disposition als störend empfunden, aber je älter ich werde, umso mehr lerne ich die Vorteile schätzen
    Zitat: Seblon
    Grundsätzlich gibt es ja die Theorie, dass es nur eine bestimmte Anzahl von Konflikten und Handlungslinien gibt, die eigentlich immer nur variiert werden.
Ich bin kein Freund dieser Theorie. Natürlich ist etwas Wahres dran - aber gerade die Kombination der begrenzten verfügbaren Elemente ist das Neue an einer Geschichte, und diese Kombinationsmöglichkeiten sind potenziell unendlich. Und die Theorie vom "es gibt nichts Neues mehr" wird leider immer wieder von denjenigen als Entschuldigung vorgebracht, die einfach zu faul sind und eine Entschuldigung nicht für den begrenzten Fundus an Elementen suchen, sondern für ihre altbackene Kombination derselben.
Aber gerade weil die Elemente begrenzt, aber die Kombinationsmöglichkeiten unendlich sind, achte ich bei Geschichten auch mehr auf diese Kombinationen - also auf Inhalte und Bezüge, statt auf die äußerlich sichtbaren Bausteine, die in das Netz eingefügt wurden.
    Zitat: Seblon
    Autoren, die eigentlich nicht mehr wollen, als bloß zu unterhalten
Und ich denke, da liegt gerade der Kern des Problems: Nicht an den Settings, sondern dass derzeit in dieser Art von Setting einfach zu viele Autoren unterwegs sind, die nicht genug daraus machen. Oder zumindest nicht das, was du gerne sehen würdest ... oder was beispielsweise Mieville in seinen Werken unterbringt.
Also, vielleicht spielt da wirklich der Geschmack rein und dir gefällt dieses Setting einfach (grundsätzlich) nicht (mehr). Aber wenn ich deine Einwände lese, habe ich immer das Gefühl, dass das, was dich konkret stört, eigentlich nicht wirklich dem Setting zwangsweise inhärente Elemente sind, sondern vielmehr die konkreten Ausformungen des Settings in den derzeit populären Romanen. Und nach ein paar schlechten Erfahrungen in einem Subgenre ist es mitunter nicht nur einfacher, sondern auch oft ökonomischer, einfach das komplette Subgenre links liegen zu lassen anstatt weiterhin jedes Werk aus dem Bereich individuell zu prüfen.
Fürs private Lesevergnügen kann ich die Einstellung verstehen. Aber gerade wenn man selbst Einfluss nehmen und "bessere" Literatur fördern will, halte ich den Ansatz für kontraproduktiv. Denn die Leser, die "Fantasy in der Art vom Herrn der Ringe" lesen wollen, erreicht man nicht, indem man ihnen sagt: "Lasst doch den Mittelalter-Scheiß. Lest lieber was ganz anderes."
Man erreicht sie, indem man ihnen Fantasy im gewünschten Setting präsentiert - aber dabei gezielt versucht, eigenständige und bessere Vertreter des Subgenres auszusuchen und hervorzuheben. Wenn also jemand "Fantasy in der Art vom Herrn der Ringe" sucht, würde ich ihm eher "Die sieben Zitadellen" als "Shannara" empfehlen. Auch "Gormenghast" müsste man streng genommen ja dem "feudal angehauchten Mittelalter-Setting" zuordnen, und doch wäre ein Leser, der sich im Laufe seiner Leseentwicklung dorthinbewegt, schon verdammt nah bei Mieville.
Und die Möglichkeit, solche "Lesewege" zu konstruieren, die die eigene Vorstellung und die Vorlieben anderer Leser sinnvoll verknüpfen, nimmt man sich halt, wenn man aufhört, innerhalb eines Settings die Geschichten zu differenzieren, sondern alles nach äußerem Etikett in dieselbe Schublade wirft.


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Endlich bin ich auch dabei: Lomax' Weblog lockt ins Lohmannsland - www.lohmannsland.de
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