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Lomax
Vielschreiber

Beiträge: 68


New PostErstellt: 13.02.07, 09:44     Betreff: Re: SUBs...oder was lest Ihr derzeit?

Australia
    Zitat: Theophagos
    Das Setting muss jederzeit den Anforderungen der Geschichte nachgeben.
Damit stimme ich überein. Nicht aber mit der Schlussfolgerung, dass dann jedes Setting optimalerweise nur einmal vorkommt. Jede neue Geschichte hat ein optimales Setting - aber nicht jede braucht ihr eigenes. Wie schon häufiger als Beispiel genannt: Die meisten Romane außerhalb der Phantastik spielen in einer "zeitgenössischen Realität". Viele Geschichten sind dort auch am besten aufgehoben - und man kann auch beliebig viele Geschichten davor platzieren. Und dasselbe gilt auch für das "Fantasy-Mittelaltersetting". Manche Geschichte funktioniert nur vor einem Setting, andere vor mehreren - aber kein Setting funktioniert besser für Geschichten im Allgemeinen.
Insofern würde ich dein Argument eher als Einwand dagegen ansehen, das Setting von vornherein und unabhängig von der konkreten Geschichte zu bewerten.
    Zitat: Theophagos
    Nehmen wir mal die Elfen als Beispiel ... Wenn diese Figur auftritt, muss der Autor richtig schnell was spannendes Unternehmen, da meine Banalitätsgrenze sehr niedrig ist.
Du vertrittst also die These, dass ein Element eines Settings umso schlechter in einer eigenständigen Geschichte unterzubringen ist, je häufiger es schon verwendet wurde. Dem möchte ich entschieden widersprechen - eher ist das Gegenteil der Fall: Die bisherige Verwendung eines Elementes schafft einen referentiellen Kontext, den der Autor für sich nutzen kann.
Als praktisches Beispiel: Ich würde in eigenen Romanen zwar Elfen verwenden, aber keine Orks. Und zwar gerade weil Elfen eine lange literarische Tradition haben und schon über die Sagen und Mythen vordefiniert in die moderne Fantasy eingegangen sind; und weil sie dann auch in der modernen Fantasy auf unterschiedliche Weise interpretiert wurden. Wenn ich also einen "Elfen" auftauchen lasse, habe ich zum einen die Möglichkeit, mit diesen Referenzierungen zu spielen und so Sinnhaftigkeit zu erzeugen - denn gerade die Eingebundenheit in einen literaturhistorischen Kontext ist Grundlage literarischer Qualität. Und zum anderen geben mir die zahlreichen vorhandenen Interpretationen die Möglichkeit, auch mit einer eigenen Interpretation, einer "Nuance" des Elfen wahrgenommen zu werden, weil es kein so dominantes Vorbild gibt, das alles überlagert.
Orks hingegen sind allzu fest mit Tolkien assoziiert. Verwendet wurden sie ansonsten nur von Epigonen, die sich ebenfalls offen an Tolkien anlehnen und selbst wiederum auf Tolkien referieren. Ich habe für diese Figur also keinen weiten Bedeutungshorizont, mit dem ich spielen kann; und ich kann sie auch kaum neu definieren, ohne dass jeder Leser sofort doch wieder den Tolkien-Ork vor Augen hat - außer in der deutlichen Form einer Parodie. Bevor der Ork als allgemeines literarisches Element in den Werkzeugkasten wandern kann, muss erst noch einiges über ihn geschrieben werden: Und zwar neben reinen Epigonenwerken auch noch genug gebrochene Darstellung, um das Vorbild zu demontieren, und Werke von eigenständiger literarischer Relevanz, die diese Figur mit zusätzlichen Definitionen versehen.
Die Frage ist allerdings: Braucht man den Ork? Vermutlich nicht. Aber der Elf ist nun mal mit diesem Kontext da, und gerade weil er einen breiteren Kontext hat und schon öfter verwendet wurde, ist er unproblematischer. Dass es heute viele einseitig gebildete Fans gibt, die bei Elf doch direkt wieder an Tolkien denken, ist eher ein soziales denn ein literarisches Problem ...
    Zitat: Theophagos
    Entschuldigung, aber das ist formal-logischer Unsinn; wenn es nur eine begrenzte Anzahl von Basiselementen gibt, dann gibt es auch nur eine begrenzte Anzahl von Kombinationsmöglichkeiten. Die nehmen zwar exponentiell zu, bleiben aber begrenzt - wenn du mir sagst, wie viele Basiselemente es gibt, kann ich dir die Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten sagen.
Entschuldigung, diese Antwort hast du nicht richtig durchgerechnet. Aber zunächst mal: Ich habe mich bei meiner Einschätzung an den Maßstäben der Informatik orientiert. Und da habe ich gelernt, dass mit "nicht lösbar" "nicht in polynominalzeit lösbar" bedeutet. Und das reicht mir eigentlich auch als praxisrelevante Definition für "Unendlichkeit". Insofern würde ich also eher deinen Einwand als "formal-logischer Unsinn" bezeichnen - und das ist jetzt nicht böse gemeint, sondern einfach nur sachlich und im Wortsinne: als mathematische Theorienhuberei ohne Praxisrelevanz.
Aber auch rein "formal-logisch", also mathematisch, ist der Einwand fehlerhaft. Deutsch hat einschließlich Umlauten 29 Buchstaben. Wie viele mögliche Geschichten kann ich damit bilden? Die Antwort darauf lautet, nicht nur praktisch (also nach der Informatiker-Definition), sondern auch mathematisch unendlich viele - weil nämlich weder die Wortlänge noch die Satzlänge (als Segmentierungsgrenzen) noch die Textlänge theoretisch begrenzt sind. Und aus eben diesem Grund sind auch die Kominationmöglichkeiten sämtlicher Elemente sprachlicher Gestaltung theoretisch ebenso unendlich wie praktisch. Aber das nur als mein Beitrag zur formal-logischen Komponente der Frage


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Endlich bin ich auch dabei: Lomax' Weblog lockt ins Lohmannsland - www.lohmannsland.de
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