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Lomax
Vielschreiber

Beiträge: 68


New PostErstellt: 19.02.07, 18:22     Betreff: Re: Pro & Contra bekannte Fantasy-Settings und -Archetypen

    Zitat: Theophagos
    Den auf die europäische Geschichte zugeschnittenen Begriff "Mittelalter" wende ich z.B. nicht auf außereuropäische Gebiete an, das ist mir viel zu waghalsig.
Nun ja, wie gesagt - ich habe Probleme, den Begriff Mittelalter überhaupt auf Fantasy anzuwenden, zumindest auf die meisten "mittelalterlich anmutenden Werke". Denn in der Regel werden ja nur einige Facetten aus einem breiten Spektrum an Möglichkeiten herausgeriffen, und dann diejenigen Werke diffamiert, die das ein oder andere Element mehr oder minder zufällig aufweisen. Diese Willkür führt dann leicht zur Tautologie, nach dem Motto: Mittelalterfantasy ist schlecht - und was nicht schlecht ist, ist dann irgendwie ja auch keine Mittelalterfantasy mehr
Und schon hier in der Diskussion wurde deutlich, dass die "Mittelalterfantasy" durchaus nicht so trennscharf definiert war, sondern sich eher an einem "gefühltem Eindruck" festmachte. Und das möchte ich als geeigneten Qualitätsmarker schon in Frage stellen.
    Zitat: Theophagos
    ... Dalemark sind mir zu neuzeitlich geprägt
... darum hatte ich den "Fluss der Seelen" aus dem Zyklus genannt, auf den dieser Einwand nicht zutrifft. Und der gerade deshalb ein starkes Argument gegen eine Überbewertung des Settings ist, weil er zeigt, dass die Reihe nicht deshalb gut ist, weil sie neuzeitlicher geprägt ist. Wenn man gut schreibt, kann man das also auch vor einem archaischen Setting.
    Zitat: Theophagos
    Wenn ich ein Viertel der Reihe lesen muss, bevor ich was Originelles geboten bekomme, dann greife ich lieber zu etwas, das gleich originell ist.
Ich glaube, da hast du mich missverstanden: Ich musste nicht ein Viertel der Reihe lesen, um was Originelles geboten zu bekommen - ich hatte schon ein Viertel gelesen, ehe es mir richtig bewusst wurde. Weil nämlich der Text gerade mit dem altbekannten Muster an der Oberfläche spielt und die Besonderheiten sehr unterschwellig sind. Ein gutes Beispiel für das Spiel mit dem Subtext und gehobenes "Show, don't tell": Die Autorin macht es fühlbar, dass ihre Geschichte anders ist, aber man bekommt es nicht gleich mit dem Exotik-Holzhammer und krampfhafter Originalität um die Ohren gehauen.
    Zitat: Theophagos
    Ist es aufgefallen, dass die jüngste Reihe in den frühen 80ern konzipiert wurde? Sicher, kein Beleg dafür, dass die Fantasy-Mittelalter-Settings ausgelaugt sind, aber auch nicht gerade dagegen.
Wer weiß, woran es liegt. Wenn jemand sagt, dass man schon in den 80ern und dann nach den HdR-Filmen erneut mit abgegriffener "Mittelalterfantasy" zugekleistert wurde, dann würde ich dem auch nicht widersprechen.
Deshalb lese ich auch seit den 90ern deutlich weniger in diesem Subgenre. Ein paar "bessere" Bücher habe ich seither trotzdem noch gefunden - beispielsweise den "Grünen Reiter" von Kristen Britain. Aber Bücher, die einfach auf die ein oder andere Weise gut oder gelungen sind, sehe ich viele, und meistens bleiben die Titel trotzdem nicht so lange im Gedächtnis. Und die wirklich herausragenden Titel, die man sich als exemplarisch merken kann, werden schon seltener - aber das kann ich nicht nur für die Mittelalterfantasy sagen.
Vielleicht fallen mir für das Subgenre also keine echten "Perlen" aus neuerer Zeit ein, weil ich in neuerer Zeit viel weniger davon gelesen und deshalb nicht mehr so viel dort entdeckt habe - also ein rein statistisches Phänomen. Es kann auch sein, dass es seitdem tatsächlich immer weniger herausragende Werke auf diesem Sektor gibt. Aber dem muss ich entgegen halten, dass ich in den anderen Gebieten in der Zwischenzeit auch nicht mehr wirklich gute Bücher gefunden habe und Mieville wirklich wie ein Monolith aus meiner Leseerfahrung der letzten 15 Jahre herausragt. Und das relativiert doch sehr die Möglichkeit, dass gerade die "Mittelalterfantasy" ganz besonders ausgelaugt ist.
Aus 15 Jahren Leseerfahrung mit moderner SF könnte ich also vermutlich nur eine noch schmalere Liste wirklich guter Bücher zusammenstellen, als vorher aus 10 Jahren mehr oder minder mittelalterlicher Fantasy - trotzdem komme ich jetzt nicht auf die Idee zu sagen, dass man ja keine guten SF-Bücher mehr schreiben kann

Wenn überhaupt, sehe ich eher eine unangenehme Entwicklung bei der Literatur an sich. Aber das ist eine andere Frage, die wirklich anderswo diskutiert werden sollte.
    Zitat: Theophagos
    Und nun zu etwas völlig Anderem: Wenn ohne Erläuterung von "kontrafaktischer Literatur" gesprochen wird, vermute ich, dass der Autor pulpige Weird-Fiction schreibt - so wie Diego Patchen und seine Kollegen halt.
Hm, schon zwei mögliche Missverständnisse - na, egal. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Leute, die den Begriff hören, Cities nicht gelesen haben Außerdem, schrieb Diego Patchen nur pulpige Weird-Fiction? Die Themen boten doch teilweise durchaus Raum für anspruchsvolle Ausarbeitungen, und wie die Texte letztlich aussahen, weiß man ja nicht Obwohl ich seinen Lektor in der Geschichte durchaus gut fand und ihn noch heute gerne zitiere


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Endlich bin ich auch dabei: Lomax' Weblog lockt ins Lohmannsland - www.lohmannsland.de
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