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BAS-LAG: Das China Miéville-Forum
Das Forum für Fans von China Miéville und seiner Romane
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Lomax
Vielschreiber
Beiträge: 68
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Erstellt: 18.08.05, 19:44 Betreff: Re: Vor-Modern und Modern
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> nostalgischere Geschichten austreiben. Bas-Lag-bezogen: Ich bewundere > Miéville für seinen Wagemut, wenn er den Lesern nach 800 Seiten > Monsterhatz am Ende von »PSS« eine denkbar bittere Pille serviert.
Na, ich denke, dass Ende ist ja letztlich egal, wenn es nur stimmig ist.
> Du kannst aber auch ganz schon gestelzt zurückgeben :-) > Wenn ich mich richtig erinnere, dann schätzt Du »Gormenghast« von > Peake wie ich auch. Ich illustriere mir Dein Betonen des Fremden mit > den grotesk-satierischen Figuren von Peake, dem Gegensatz zwischen den > Schloßbewohnern und Holzschnitzer-Dörflern. Aber was verstehst Du > unter Grundprobleme des Menschen am Modell herausarbeiten in der > Fantasy. In der SF fällt mir da sofort P. K. Dick mit seiner großen > Frage »Was ist menschlich?« ein, und wie auf mancherlei Art diese > Frage verhandelt wird (Erinnerungen, Replikanten, Mutanten, > Zwitterwesen).
Ja, Peake schafft es gewiss, eine eigene Welt zu schaffen. Und im Gegensatz dazu sehe ich sehr deutlich die Möglichkeiten und den Mangel gerade auch in historischen Romanen: Da läuft oft genug eine Hauptfigur durch eine mittelalterlichen Welt, die mal eben so ein Empfinden an den Tag legt, dass auf sämtlichen Entwicklungsschritten aufsetzt, die unsere Kultur überhaupt erst von der Renaissance an durchlaufen hat. Da frage ich mich immer: Wo kommt das her? Ein Mensch definiert sich ja durch seine Entwicklung vor einem Hintergrund - und ein Roman sollte gerade diese Möglichkeit auch nutzen. Er sollte nicht nur eine Hauptfigur in einer exotischen Umgebung zeigen, sondern er sollte darstellen, wie diese Umgebung die Figur formt - und was uns doch noch vertraut daran ist oder anspricht, obwohl wir ganz anders geformt sind. Das verstehe ich auch unter dem "allgemein Menschlichen" - etwas, was sich sicher schlecht greifen und definieren lässt, was sich in guten Büchern aber fühlen lässt. Ich denke da beispielsweise auch an Xenophons "Anabasis" oder andere Werke der antiken Literatur: Wie oft liest man da ganze Passagen, wo man tatsächlich das Gefühl hat: "He, hier wurde ja ein moderner Mensch in die Vergangenheit versetzt. Der ist ja ganz wie wir!"; und dann kommt plötzlich wie mit dem Hammer eine Stelle, eine Einschätzung, ein Verhalten der Figur (äh, wenn man bei Xenophons Buch von Figuren sprechen kann ???), das einem auf einen Schlag den ganzen kulturellen Abgrund bewusst macht. Ich denke, gerade solche Brüche sind es, durch die man aus der Literatur etwas erfährt. Und Fantasy - wie auch SF und Phantastik allgemein (ohne den Phantastik- Definitions-Streit hier wieder aufleben lassen zu wollen) - haben nun mal hervorragende Möglichkeiten, den Menschen in Form der Protagonisten aus unserem Vertrauten Umfeld herauszulösen und vor einem anderen Hintergrund agieren zu lassen. Sie erlauben Experimente zu der Frage: Was ist "der Mensch", was ist "die Umwelt"? Mievielle arbeitet sehr stark mit diesem Thema, vor allem auch über seine nichtmenschlichen Kreaturen, und er schafft es auch, keine Position zu beziehen. Da ist kein "der Ork ist immer böse", aber auch kein "der Ork ist ja auch nur ein Mensch", was sonst ja oft schon das Höchstmaß an PC in konventioneller Fantasy darstellt.
> Nun, der große Verlust für die lebende katholische Kirche war ja > (meiner Ansicht nach) der Verlust der Deutungshoheit des heiligen > Buches (Latein!). Auch damals also schon Inforwar satt :-)
Tja, aber das eigentlich faszinierende an der Reformation fand ich ja, wie Luther letztlich immer wieder mit der Bibel argumentiert hat, während seine Gegner ihm verständlich machen wollten, dass die Bibel ja auch nur ein Buch ist und Gott sich eigentlich in der "Gemeinschaft der Gläubigen" offenbart. Auch wenn man sich darüber streiten kann, in welchem Glied dieser Gemeinschaft sich Gott letztendlich offenbart, so hatte ich das Gefühl, dass die Grundlagen der Argumentation und die praktischen Resultate in diesem Streit völlig gegenläufig waren. Und das ist eigentlich schon ein gutes Beispiel dafür, dass die Welt und vor allem die Menschen völlig widersprüchlich sind. Und sie sind es mit Methode, schamlos und meist ohne es zu merken. Und deswegen wird Literatur zu Kitsch, wenn sie ein geschlossenes Bild ohne Widersprüche präsentieren will. Und deswegen haben auch absolutistische Weltbilder immer den Kitsch begünstigt. Aber deswegen ist jedes gelungene Buch auch eine Mischung der verschiedensten Perspektiven und Strömungen, und man tut ihm Unrecht, wenn man versucht, es nur nach wenigen grundlegenden Gesichtspunkten zu beurteilen.
> D'accord! Komplett entziehen ist ein nobles Ziel, solange man sich > klar ist, daß man es nicht wirklich, 100 Pro, absolut erreichen kann.
Nein, aber man kann spielen. Man kann experimentieren. Das ist es halt, was ich an der Phantastik auch so faszinierend finde. Es eröffnet Diskurse. Natürlich kann man sich nie wirklich von dem lösen, was man selbst irgendwie erfahren hat; man kann nur variieren. Deshalb habe ich auch nichts gegen mittelalterliche Fantasy - dann aber auch bitte richtig: Was nutzt es, mit mittelalterlichen Versatzstücken zu experimentieren, wenn man sich nicht traut, es richtig durchzuziehen?
Würde man sich 100% von der eigenen Erfahrungswelt lösen, wäre das Buch auch unlesbar. Es geht mir eher darum, einzelne Elemente gezielt zu entnehmen und zu verändern und zu sehen, was daraus wird.
____________________ Endlich bin ich auch dabei: Lomax' Weblog lockt ins Lohmannsland - www.lohmannsland.de
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molosovsky
Experte
Beiträge: 230 Ort: Ffm
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Erstellt: 03.11.06, 21:50 Betreff: Fantasyguide: großer New Weird-Artikel
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Hallo. Grad hab ich über BibPhant den Hinweis zu einen umfassenden Artikel von Oliver Kotowski über NEW WEIRD bekommen.
Hier zum Artikel. Hier zur dazugehörigen Leseempfehlungsliste.
Hab grad selber keine Zeit zum lesen, denn gleich geht mein DVD-Klassikerabend mit »Key Largo« los (Boghart, Bacall und mein spezieller Liebling edwadr G. Robinson in einem John Huston-Thriller).
Also. Taugt der Artikel? Tu flach, zu verkopft oder oder oder. Beim Überfliegen der Leseliste habe ich einige Titel gesehen, die ich gelesen hab in den letzten Jahren und meistens gut fand. Also erster Eindruck: brauchbare Leseliste.
Grüße Alex / molosovsky
Mein Blog: Molochronik
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Theophagos
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Beiträge: 113
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Erstellt: 08.11.06, 18:54 Betreff: Re: Die phantastische Literatur für den anspruchsvollen Leser
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Hallo Alex, wenn du Zeit für den Artikel hattest, tu' doch mal deine Meinung kund.
Theophagos
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molosovsky
Experte
Beiträge: 230 Ort: Ffm
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Erstellt: 08.11.06, 21:29 Betreff: Re: Vor-Modern und Modern
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Wie. Was. Soll ich den Kanarienvogel spielen (in Anlehnung an SILENT HILL, meiner derzeitigen Lieblings-DVD)?
A bissi Geduld noch, denn ich übersetz gerade zwei ganz dolle Sächelchen mit insgesamt 100 Seiten. Ihr werdet Euch freuen. (Nix verraten Seblon!)
Sobald ich mein Hirn etwas entspannt hab, werd ich meinen Senf zu dem Artikel. Erstleseeindruck ist aber ein guter (sonst hätt ich ja schon beim Verlinken genölt. Ich bin ja nicht verlegen, wenns ums mosern geht).
Grüße Alex / m.—
Mein Blog: Molochronik
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Theophagos
Dauerschreiber
Beiträge: 113
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Erstellt: 08.11.06, 23:39 Betreff: Re: Vor-Modern und Modern
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Kanarienvogel - na, so was in der Art. (Ich hab' den Film grad erst gesehen, kann mich an Kanarienvögel aber nicht genau erinnern - da passierte was häßliches, nicht?)
Dann warte ich mal - auf dolle Dinger und Senf.
Theophagos
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molosovsky
Experte
Beiträge: 230 Ort: Ffm
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Erstellt: 09.11.06, 01:31 Betreff: Re: Vor-Modern und Modern
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Schöne große Aufnahme, als die Maskenträger aus der Kirche die Tür zum Schul-WC aufbrechen wollen. Diese Trupps haben immer einen Käfig mit Kanari dabei (wegen der Dämpfe).
Grüße Alex / m.—
Mein Blog: Molochronik
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molosovsky
Experte
Beiträge: 230 Ort: Ffm
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Erstellt: 30.05.07, 17:31 Betreff: Re: Vor-Modern und Modern
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Ich Schlamper habe die letzten Zeiten ganz vergessen meine für Euch event. braubaren Einträge aus meinem Blog hier anzupreisen.
Heute also mal wieder Empfehlungen.
Erstmal zur großen Supermeldung: Die Büchergilde Gutenberg hat im April damit begonnen, in Staffeln zu je sechs Büchern die 30-bändige Antho-Reihe DIE BIBLIOTHEK VON BABEL, Hrsg. von Jorge Luis Borges neugestaltet herauszubringen.
Und seit Anfang der Woche ist meine MAGIRA 2006-Rezi zu Ian R. MacLeods »Aether« umsonst nachlesbar bei mir.
Viel Spaß. Grüße Alex / molo
Ich weiß es im Momant schlicht nicht besser. Mein Blog: Molochronik
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Theophagos
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molosovsky
Experte
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Erstellt: 30.05.07, 22:05 Betreff: Re: Vor-Modern und Modern
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Auf »The Modern Word« sollte immer wieder mal hingewiesen werden, also Dank Dir Theophagos. Grüße Alex / molo
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molosovsky
Experte
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