opus3d
Stammgast
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Erstellt: 08.12.06, 23:19 Betreff: Re: Was bleibt von Armada..? (mögliche Spoiler!) |
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Uther, Belis & Co...
Meiner Meinung nach ist es Mievilles Hauptintention, mit diesem (ich kann es garnicht oft genug sagen) herrausragendem Roman/Noir, dem Leser ein absolut beklemmendes, mystisches und sagenumwobenes Lesevergnügen zu bereiten. (über die enthaltene sozial/politische Kritik ganz zu schweigen.)
Wo es in Perdido eben noch die eher schillernden Charaktere gab, deren Absichten, Emotionen und Beweggründe deutlich hervor gehoben wurden, ist die Narbe im Vergleich zu diesem eher bunten Roman, wohl das genaue Gegenstück.
Es ist hier alles nur wage zur erkennen, als würde ein Nebel die ganze Zeit dem Leser den 100%gen Durchblick verwehren wollen. (ich fínde das Artwork auf dem Cover auch sehr gut gewählt, so wie Musik ja Farbe und Emotion wiederspiegelt, spiegeln diese Cover durch die Farbe die vermittelte Emotionen der Geschichte/n wieder)
Die Absicht Belis dem Moloch NC zu entfliehen und in die unbekannte Ferne zu flüchten, scheint auf der Hand zu liegen. Nur verschwimmt diese Absicht als einziger Antrieb für ihr Handeln im Laufe des Geschehens, in dem sie mit jeder Menge Gewissensfragen konfrontiert wird (Remade gefangen/frei, das Joch Amadas/New Crobuzons, Freiheit/Blutzoll...uvm.), bei welchen sie ständig die Umstände abzuwegen hat.
So erscheint es mir, als sei Belis nur diese Maske der passiven (neutralen!)Beobachterin, die sich der Leser aufsetzt, wenn er in diese Welt eintaucht. Eine Art spitzfindig gestalltetes Organ, durch das wir in den Genuss der Sinneswahrnemungen kommen. (als Beweis dafür, möchte ich auf den Brief hinweisen, den sie während der gesammten Handlung schreibt und dem damit einhergehenden, stetigen Wechsel zwischen Ich-Erzähler und Aussenstehendem-Beobachter ihrer Person. Ich betrachte auch die Freude/Hoffnung von Belis wieder nach NC zurückzukehren, als ein wohlüberlegtes zu guter letzt, doch noch stattfindendes Schließen des Kreises....)
Uther Doul, der den Brucolac nicht nur besiegen, sondern auch noch demütigen konnte( da bin ich übrigens sehr an Seblons Meinung zu diesem Thema interessiert ), der sagenumwobene Kämpfer, der schon dem GeisterhauptImperium einen Streich spielte, sich aus der Welt der Toten in das Leben zurück kämpfte und wohl als einziger von allen, uns als Leser eingeschlossen, den absoluten Durchblick zu haben scheint.
Dieser fungiert meiner Meinung nach als Quelle der Ruhe/Unruhe, welche dem Beobachter(Belis/Uns) neuen Anreiz gibt zu Hinterfragen(die Liebenden...z.B.), aber auch mit seinem Allwissen etwas Licht in diese fantastischen Tiefen der Arcana, Zauber und Mythen wirft(GeisterHaupt, die Quelle d. Torques, das possible Schwert...usw.). Und natürlich mit seiner unheimlichen Präsenz und seiner Allmacht einen enormen Unterhaltungswert erfüllt. (Belis´ direkter Konterpart eben)
Will sagen: diese beiden Figuren, welche übrigens wirklich die einzigen sind, über deren Beweggründe, Emotionen und Absichten wir nicht 100%ig ins Bilde gesetzt werden und noch genügend Raum für Spekulationen bleibt, sind nur, meiner Meinung nach sehr gut gewählte, Stilmittel die den Leser begleiten/führen sollen, deren Beweggründe und Absichten eben auch ein Stück weit in uns selbst zu finden sind. (ich sollet hier wahrscheinlich noch wesentlich mehr auführen, möchte aber nur auf die Stimmung die dieser unglaubliche Roman vermittelt, eingehen, welche ich eben durch genau diese beiden Charaktere kanalisiert sehe.)
Betrachtet man den gesamten Rest, von Gerber, Schekel, Vogelsang, Silenius, Brucolac, Belis Freundin aus der Bibliothek, den Forscher Aum, die Grimmenök(oderso), bis hin zu den Truppen New Crobuzons, ist eigentlich alles berichtet worden, was es über Absicht und Beweggründe in Abhängigkeit der jeweiligen Rollen zu berichten gibt...
(an dieser Stelle fällt mir gerade der Kaktusman der Aeroganz ein, welchen ich fast vergessen hätte, ist schließlich gut 2-3 Jhr her das ich das Buch gelesen habe. Nur möchte ich diesen, zwar auch ausschließlich als Stilmittel betrachten, jeodch ohne die tragende Bedeutung der anderen beiden.)
...und genau dieses Absetzen dieser 2 Charaktere und natürlich der gewaltige, fantastische, epische und einfach nicht in Worte zu fassende Inhalt dieses Buches, machen die absolute Erstklassigkeit und Individualität des Autoren aus.
China Mieville versteht es wie kein zweiter mit dem Leser zu verfahren, und das wird in keinem seiner Romane deutlicher hervorgebracht wie ind diesem. Vielleichbt liegt meine Überzeugung auch an einer leichten Voreingenommenheit, welche ich gegenüber diesem Roman habe, da dieser mein erster Mieville überhaupt war. Doch es hat mich davor und auch danach nicht ein Buch mehr so in seinen Bann gezogen wie dieses.
Liebe Grüße,
der Coldwine Lover
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