molosovsky
Experte
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Erstellt: 14.09.05, 09:25 Betreff: Bellis ist fein |
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Hi Seblon und alle.
Ich kann mich nicht aufraffen TS schlapper als PSS zu finden. PSS ist wilder, aber auch unreifer als TS. Bei PSS folgt alles noch unbedarfter einer Holterdipolter-Art. Ich kann mit Terry Gilliam vergleichen: PSS ist »Brazil«, und TS ehr sowas wie »Fisher King«. – PSS würde ich kaum ernst nehmen können, wenn nicht im letzten Drittel des Buches harte Entscheidungen und Konsequenzen
Ich kenne wenige Romane die dem Leser eine Volte wie TS zumuten. Es geht eben NICHT um den Avanc, die Reise zur Narbe, sondern um Bellis und ihre Reise. Trotzdem all die Wahnsinns-Phantastik vorkommt, schließ der Roman eben mit einem äußerst persönlichen Brief ab, der alles andere als exotisch-phantastisch ist.
Bellis ist keine lockere Person die sich gegenüber anderen gerne öffnet, nur konsequent also, daß sie auch zum Leser auf Distanz bleibt. (Mach Dich bei IC auf herbe Lektüre gefaßt. Charakterzeichnung wird dort doch knapper, härter. Bibliotheka-Phantastika spricht sogar von Unsymphatlern als Protags. Der Rezensent dort scheint mir auch von unrealistischen Gummi-Gutmenschen-Figuren z.B. aus Fernsehe-Serienwahre versaut zu sein.). – Mir war sie jedenfalls ziemlich symphatisch.
Das ›Programm Bellis‹ wird ja auch gleich zu Beginn vorgestellt. ›Bleib mir von der Pelle, Schwester Meriope‹ – Bellis, die kalte, auf andere abfällig guckende hartherzige intellektuelle. Man achte darauf, wie herrlich aber dann z.B. das Motiv/Allgemeinplatz durchgespielt wird , daß Frauen (Bellis) die gefährlichen Strolche (Fennek, Uther Doul) statt braver Kerle (Tearfly) bevorzugen.
Tip: Konzentrier Dich vielleicht bei einer Zweitlektüre auf die Figuren. Die im Blick zu behalten ist bei Miéville nicht ganz leicht (kann mich noch erinnern, wie bei SF-Netzwerk einige Miéville-leser aus allen Wolken vielen, als ich meinte, daß Isaac ein Schwarzer ist.)
Grüße Alex / molosovsky
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