Das Buch schenk ich mir nun selberHat gute Kritiken bekommen & da hab ich es mir doch einfach mal bestellt:
Die Wahrheit über Alice/Rebecca James
Ein fesselnder, subtiler Roman
Ein Geheimnis, eine traurige Geschichte und eine neue Freundin - oder doch nicht?
Die 17-jährige Katherine ist eine verschlossene Einzelgängerin. Niemand soll wissen, dass sie ein dunkles Geheimnis hat: Ihre kleine Schwester wurde vor ihren Augen ermordet - und sie konnte nicht helfen. Dann freundet sich Katherine mit Alice an. Aber auch Alice hat ein dunkles und gefährliches Geheimnis.
Ich war nicht auf Alice' Beerdigung. Ich war damals schwanger. Wahnsinnig und rasend vor Trauer. Aber ich trauerte nicht um Alice. Nein. Da hasste ich Alice schon und war froh, dass sie tot war. Denn Alice hatte mir das angetan, Alice hatte mein Leben zerstört, mir das Beste genommen, was ich je hatte, und es in Millionen Scherben zerschlagen. Ich weinte nicht um Alice, sondern wegen Alice.
Erst jetzt, vier Jahre später und eine Ewigkeit glücklicher, endlich angekommen in einem geborgenen und ruhigen Leben mit meiner Tochter Sarah (meiner süßen, ach so ernsten kleinen Sarah), wünsche ich manchmal, ich wäre doch zu Alice' Beerdigung gegangen. Weil ich Alice nämlich überall sehe - im Supermarkt, am Eingang von Sarahs Kindergarten, in dem Club, wo Sarah und ich manchmal preiswert essen. Da sehe ich plötzlich aus den Augenwinkeln Alice' glänzendes weizenblondes Haar, ihre Modelfigur, ihre auffälligen Klamotten, und ich bleibe mit pochendem Herzen stehen und starre. Es dauert nicht lange, dann fällt mir wieder ein, dass sie tot und begraben ist, dass sie es unmöglich sein kann, aber dennoch muss ich mich zwingen, näher ranzugehen und mich zu vergewissern, dass ihr Geist mich nicht verfolgt. Von nahem sehen diese Frauen Alice manchmal ähnlich, aber sie sind nie, niemals so schön wie sie. Oft haben sie, aus der Nähe betrachtet, nicht mal die geringste Ähnlichkeit mit ihr. Dann wende ich mich ab und mache weiter mit dem, was ich zuvor getan habe, aber alle Wärme ist mir aus Gesicht und Lippen gewichen, und der Adrenalinstoß lässt meine Fingerspitzen unangenehm kribbeln. Mein Tag ist unweigerlich ruiniert.
Ich hätte zu ihrer Beerdigung gehen sollen. Ich hätte nicht weinen oder Trauer heucheln müssen. Ich hätte verbittert lachen und in die Grube spucken können. Wen hätte das gekümmert? Wenn ich nur gesehen hätte, wie sie ihren Sarg hinabließen, wenn ich zugeschaut hätte, wie sie die Erde darauf warfen, dann wäre ich mir jetzt sicherer, dass sie wirklich tot und begraben ist.
Und ich wüsste tief in meinem Inneren, dass Alice für immer fort ist.
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Traue nie den leuchtenden Augen eines Mannes-es könnte die Sonne sein, die durch sein hohles Hirn scheint...