Die lange erwartete, dafür jedoch kurze Fortsetzung, einer abenteuerlichen Geschichte* *Garantiert ohne Gewalt gegenüber Walen.
So manövrierunfähig mitten im Weltall rumhängend, standen die wackersten Helden, die sich je in einer solchen Lage befunden hatten, vor einigen Problemen.
Immerhin gab es dank eines Notsystems noch eine Energiereserve, zur Aufrechterhaltung von Belüftung und Beleuchtung des Raumschiffs zur Verfügung. Leider war die Notbelüftung jedoch konstruktionsbedingt mit Tannelnadelduft verbunden und absolut unnötigerweise erfolgte die Notbeleuchtung ausgerechnet über Discokugeln. Immerhin beschallte der Bordcomputer nicht auch noch alle mit unpassender Musik.
Dafür untermalte das Walbaby die Situation mit einem unterdrückten Wimmern und Seufzen. Eigentlich wollte es ja nicht weinen, weil seine Mami ihm immer schon gesagt hatte, es wäre zu groß zum weinen. Aber jetzt schien es so, als ob es seine Mami nie wieder sehen würde. Und allein das, war schon zum heulen. Dieses Gefühl wurde von den Anderen durchaus geteilt. Trotzdem weinten auch die nicht. Was wohl weniger an den Mahnungen der Walmama lag, den einerseits kannten Razor, Teddy und selbst die Frechfischin die Mama des Walbabys ja nicht mal persönlich und andererseits waren die eigentlich alle noch ziemlich klein. Wenigstens das Walbaby sah es so. Captain Razor sah dagegen eher schwarz.
Schön, sie hatten doch noch den heimlich an Bord gebrachten Peilsender entdeckt. Wie um alles in der Welt es möglich gewesen sein konnte, einen Peilsender samt einem Walbaby heimlich an Bord zu schmuggeln, war ihm jedoch schleierhaft. Teddy wollte gar nicht darüber nachdenken, wie so etwas möglich gewesen sein könnte, da er immerhin als Erster an Bord gekommen war. Falls das Walbaby nicht schon vor ihm an Bord gekommen war. Die Frechfischin dachte weniger über die eh nicht mehr zu ändernde Vergangenheit nach, sondern dachte mehr an die Zukunft. Also schnappte sie sich erneut den Baseballschläger.
Ohne Treibstoff an Bord half es nur eigentlich gar viel nicht, den Sender zu zerstören. Solange sie nicht vom Fleck wegkamen, brauchte es schließlich keine ausgefeilte Technik, um sie orten zu können. Trotzdem zögerte die Frechfischin keinen Augenblick damit, den Peilsender mit einem Schlag zu zerschmettern. Immerhin konnte sie sich somit ein wenig abreagieren. Und für irgendetwas musste so ein Baseballschläger ja auch gut sein.
„Homerun!“ Mit großen Augen verfolgte das begeisterte Walbaby den Flug der Reste eines komplett demolierten Peilsenders.
„Respektabel“ Captain Razor nickte mit seinem Kopf.
„Beeindruckend“ Teddy staunte nicht schlecht. Für eine Pazifistin hatte die Frechfischin eine verdammt schwungvolle Schlagtechnik.
„Es ist alles so sinnlos“ Stöhnte der Bordcomputer der DummWieBrot, der sich wirklich nicht mit sportlichen Wettkämpfen vom unabwendbaren Schicksal ablenken lassen wollte. Sie waren verloren. Sie würden sterben. Alle! Obwohl. Wenn man das so sah, war die Sache ja gar nicht so hoffnungslos. Immerhin kann man nur sterben, wenn man lebt. Und so richtig lebendig war der Bordcomputer selbst ja eher nicht. Aber es würde auf Dauer sicher sehr langweilig werden. Und konnte man vor lauter Langeweile nicht auch sterben, wenn man nur existierte, aber nicht richtig lebte? Und was war eigentlich besser?
Vor Schreck bootete die DummWieBrot versehentlich ihre alten Logikschaltkreise neu. Erschreckenderweise für die Besatzung, stand deswegen keinerlei Energie des Notsystems mehr für Beleuchtung und Belüftung zur Verfügung. Statt Nadelgestank und Lichtgewitter, herrschte plötzlich stickige Dunkelheit. Was vorher schon schlimm gewesen war, entwickelte sich nicht wirklich positiv.
„Jetzt brauchen wir einen aber schleunigst einen Plan. Zur Not einen improvisierten, muss ja nicht für die nächsten fünf Jahre sein, aber länger als fünf Minuten halt ich das nicht aus“. Razor hoffte dabei sehr, auf konstruktive Vorschläge seiner Mitstreiter. Er selbst fühlte sich dagegen irgendwie blockiert. Verdammt er war Raumschiffkommandant und kein Nachtwächter. Fetzige Abenteuer, waghalsige Ausweichmanöver, das war seine Welt. Aber Stille, Dunkelheit und Stillstand machten ihm direkt schon Angst.
„Wir könnten“ Teddy verfiel in stilles Brüten. Sein Gedanke schien selbst ihm nicht völlig zu Ende gedacht. Denn was sie genau könnten, war ihm selbst noch absolut unklar. Wenn er sich jetzt wenigstens auf sein Trimmrad schwingen könnte. Kaum ein wenig gestrampelt, schon kam er in Bewegung. Und wenn er in Bewegung kam, kamen ihm auch Ideen. Nur würden es seine Begleiter verstehen, wenn er sich jetzt einfach in sein Quartier verzog? Immerhin wollte er ja auch keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Immerhin war Razor als sein direkter Vorgesetzter auch für seine Beurteilung zuständig. Und vor so einem Eintrag in der Personalakte konnte auch ein Kosmonaut nicht einfach davonfliegen. Erst Recht dann nicht, wenn er sich gerade an Bord eines liegengeblieben Raumschiffs befand.
Die Frechfischin dachte ehrlicherweise darüber nach, das Raumschiff zusammen mit dem Wal zu verlassen und sich wie dann wieder, wie gewohnt als Tramperin im langsamen Tempo fortzubewegen. Immerhin wußte sie wie es ging und mit ein wenig Glück würde sie beim nächsten Raumschiff, nicht wieder in so einer Schrottmühle landen, wie der DummWieBrot. Wenn es ungünstig lief, würde sie dafür wohl vom Riddler aufgelesen werden. Und bei der Auswahl dumm aber nett oder schnell, aber gefürchtet, lag es wohl auf der Flosse, noch ein Weilchen nach einer möglichen Alternative C Ausschau zu halten. Und in der Zwischenzeit musste sie sich ja auch tröstend um das Riesenbaby kümmern. Sollte es doch so gut wie möglich haben, das arme Walhascherl. Nur wo steckte das Walbaby eigentlich? Erstaunt tastete die Frechfischin ins Leere. Wie konnte so eine Menge Wal so spurlos verschwinden? „Hat einer das Walbaby gesehen?“
„Hat hier in letzter Zeit überhaupt irgendwer, irgendwas gesehen?“ Razor war noch zu sehr mit der Dunkelheit beschäftigt, um die eigentliche Problematik in der Frage der Frechfischin direkt erfassen zu können.
„Oder gehört, oder ertastet oder einfach irgendwie wahrgenommen?“ Leise knurrend erweiterte die Frechfischin ihre ursprüngliche Frage.
„Ehrliche Antwort?“ Teddy hatte nun ebenfalls bemerkt, was zuvor schon die Frechfischin in Erstaunen versetzt hatte.
„Das gibt es doch gar nicht!“ Echote Razor, als er ebenfalls begriff, was los war. Ihm kam ein absolut beklemmender Gedanke. Was, wenn es an Bord des Raumschiffs ein Leck gab? Ein so riesiges Leck, dass selbst ein Walbaby dadurch passen und hinausfallen konnte? Das klang eher unwahrscheinlich. Und dann müsste es sich ja auch direkt in ihrer Nähe befinden. Immerhin war bis eben das Walbaby ja auch noch bei ihnen gewesen.
In so einem Moment nicht daran zu denken, dass der Riddler jetzt womöglich ebenfalls ganz in der Nähe war, kann in so einem Moment das Ausbrechen einer Panik verhindern. Nur wielange noch, würde der Bordcomputer vom Kampf mit seinen eigenen Logikschaltkreisen und die Besatzung durch die Suche nach Rettung und dem verschwundenen Walbaby abgelenkt werden, um nicht daran zu denken, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis das Raumschiff des Riddlers wieder auftauchen würde.
Wenn die Dummheit eine Geistesschwäche wäre!
Leider ist sie aber eine furchtbare Stärke;
sie ist ein Fels der unerschüttert dasteht,
wenn auch ein Meer von Vernunft
ihm seine Wogen an die Stirn schleudert.