DIE ZEITFALTE...
Während Razor noch Horrorszenarien von einem riesigen Leck im Raumschiff vor seinem geistigen Auge abspielte, Teddy weiter den Boden nach dem Walbaby absuchte, was zwar bei näherer Betrachtung ein wenig belustigend wirkte, aber ihm zumindest das Gefühl gab, irgendetwas zu tun und die DummwieBrot über ein Leben nach dem kaputten Hauptprozessor nachsinnierte, war der Frechfischin längst klar, wer für das Verschwinden des Walbabys verantwortlich war:
„HA! Tranquilla!“ entfuhr es der Frechfischin.
„Jooo, ein Schlückschen könnt ich auf den Schreck schon vertragen. Aber bitte mit Orange und Zimt, das Zitrone-Salz-Zeug kann ich ja gar nicht leiden!“ war Teddys qualifizierter Kommentar zu dieser Äußerung.
„Nein, nicht Tequilla, Teddy“ erklärte die Frechfischin mit mühsamer Geduld, „Tranquilla Trampeltreu! Nur sie kann dahinterstecken!
Gemeint war damit das einzige Wesen in der gesamten Galaxie, dem zuzutrauen war, ein Walbaby in nullkommanix verschwinden zu lassen, doch die meisten hielten selbst seine Existenz für eine Sage, so dass es kein Wunder war, dass Teddy der Name nicht so geläufig war. In ihrer Jugend war „die große Weise“ angeblich ein wenig leutseliger gewesen, einige Sonderlinge hatten angeblich schon Kontakt zu ihr gehabt, doch behaupteten hinterher steif und fest, sich an nichts mehr zu erinnern. Was auch kein Wunder war, weil alle diese Leute bereits an einer fortgeschrittenen Demenz litten. Doch seit Menschengedenken war es keinem mehr geglückt mit „der großen Weisen“ direkten Kontakt aufzunehmen.
Immer wenn wirklich großartige Dinge passierten, wie etwa ein Weihnachten ohne Familienstreit, ein Sieg der Universal Bobcats bei den Spaceball-Finals oder auch ein zu Boden fallendes Butterbrot, das mit der Brotseite landete, dann wurde unweigerlich IHR Name genannt. Ohne konkrete Beweise dafür zu nennen, aber irgendwie wusste es jeder, dass nur SIE dafür verantwortlich sein konnte: Tranquilla Trampeltreu, die große Weise!!
Nach einem längeren Schweigen, das man entweder als ungläubig oder auch als ehrfürchtig deuten konnte, je nach Lust und Laune, meinte Razor: „Ach papperlapapp! Ein Walbaby verschwindet nicht so einfach und schon gar nicht wegen einem Fabelwesen, das noch nie ein Mensch gesehen hat!“ Doch just in diesem Augeblick beleuchtete wie von Geisterhand (das paralysierte Dummbrot kann es jedenfalls nicht gewesen sein) ein Spot die Tür, die sich langsam öffnete. Die wackeren Helden starrten mit offenen Mündern und pochenden Herzen auf die geöffnete Tür....und warteten....und warteten...fünf Minuten geschah nichts und gerade, als sie dachten, dass es sich vielleicht doch um irgendeinen Defekt des krümeligen Bordcomputers gehandelt haben könnte, wurde ein riesiges Schild und ein schuppiger Krallenfuß am Rand der Tür sichtbar: Schritt für Schritt, langsam aber unaufhaltsam, schob sich eine Schildkröte von riesigen Ausmaßen gemächlich in die ohnehin schon beengte Kombüse.
„Hä? Spinn ich? Zuerst ein Walbaby und dann eine Schildkröte? Was ist denn das für ein bescheuertes Abenteuer!?“ moserte Razor in der düsteren Ahnung herum, mit dieser Art von Heldengeschichte im Offiziersclub wohl nicht mal die Aushilfskellnerin beeindrucken zu können.
Die Schildkröte bedachte Razor nur mit einem unwilligen Schnauben. Interessiert musterte sie Teddy und fragte: „Habt ihr vielleicht noch eine Banane für mich?“
„Bananen!“ grummelte die Frechfischin...es gibt Wichtigeres als Bananen! Wer bist du? Und wo ist das Walbaby? Wieso bist du hier? Wo kommst du her? Wie hast du es geschafft, an Board zu kommen?“
Die Schildkröte musterte genau die aufsässige Frechfischin und schüttelte bedächtig den Kopf: „Du verschwendest deine Zeit nur mit Unwichtigkeiten. Wen schert es, wie ich gekommen bin und wo ich das Walbaby hingebracht habe? Die Zeit die ich damit verschwenden würde, das für euren beschränkten Verstand begreiflich zu erklären könnte ich damit verbringen, eine Banane zu essen. Ich liebe nämlich Bananen!“
„Und weshalb fragst du mich nach meinem Namen, wenn du ihn doch selbst gerade genannt hast?“
„Dddu bist Tranquilla?!? Die große Weise ? Eine Schildkröte?“ stotterte die Frechfischin ausnahmsweise mal ein wenig eingeschüchtert.
„Wenn du das sagst...ich glaube, ich wurde einmal so genannt...aber das ist ja auch so unwichtig....habt ihr nun Bananen? Oder zumindest eine Kommode, die ich ein wenig verschieben könnte. Das mache ich gerne zur Entspannung, wenn die Gesellschaft anderer mich langweilt...“ entgegnete die Schildkröte.
„Keine Bananen an Bord! Nur noch ein wenig Spinat!“ kreischte der Bordcomputer metallisch aufgeregt.
„Das auch noch...und für so etwas unterbreche ich mein Nickerchen“ schnaubte Tranquilla unwillig.
"Wo ist nun das Walbaby?“ verlangte die Frechfischin zu wissen
„An einem sicheren Ort. Es war mir sehr zuwider, die Mühen der Einmischung auf mich zu nehmen, aber ihr erschient mir wirklich nicht in der Lage, ein Walbaby angemessen zu beschützen“ meinte Tranquilla abfällig.
„Ja aber....wie hast du den Wal aus meinem Raumschiff rausgebracht?“ wollte Razor nun endlich genau wissen.
„Was soll das heißen, DEIN Raumschiff!“ kreischte der Bordcomputer „Sind Raumschiffe etwa Leibeigene?“
„Naja, genaus genommen....“ hob Teddy zu einem Vortrag an, denn als Gewerkschaftsvorsitzender war er ziemlich bewandert in Gesetzestexten.
„Ich habe eine Zeitfalte gelegt!“ beendete die Schildkröte seinen Sermon und machte sich selbst auf dich Suche nach etwas Essbarem in den Vorratsschränken.
„Eine Zeitfalte?“ echoten die erstaunten Kosmonauten, die von so etwas noch nie gehört hatten.
„Oje, diese Frage musste ja kommen. Wie erkläre ich das für euren armseligen Verstand verständlich?“ Suchend blickte sich Tranquilla um und schnappte sich dann ein Tischtuch und eine frustierte Ameise, die sie in den leeren Vorratsschränken gefunden hatte.
Sie setzte die Ameise auf das eine Ende des Tischtuchs und lies sie loslaufen....“Ihr seht, meine Freunde, die Ameise würde ganz schön lange laufen müssen, um vom einen Ende des Tuches zum anderen zu gelangen. Nun aber....“die Schildkröte legte eine große Falte in das Tuch, das sich dadurch wesentlich verkürzte und die Ameise sofort am anderen Ende des Tuchs ankommen ließ „hat sie das Ziel mit wenig Aufwand und in sehr kurzer Zeit erreicht“ Das ist das Prinzip der Zeitfalte...
Die Kameraden waren viel zu erstaunt, um zu fragen, in welchem überdimensionalen Tischtuch das Walbaby nun versteckt war und so bemerkten sie auch nicht das rasche Herannahmen von Riddlers Raumschiff....to be continued
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