MagieFolgende Texte gelten meiner Ansicht nach für Frauen, aber genauso auch für manche Männer! (Anm. H.Vonier) "Der Begriff der Magie wurde im Lauf der letzten Jahrtausende dämonisiert und verleugnet, lächerlich gemacht und missbraucht, profanisiert, und allein schon der Verdacht der Nähe zur Magie reichte aus, um stigmatisiert zu werden. Das Bekenntnis zur Magie führte in manchen Zeiten zum qualvollen Foltertod, aber auch in wenigen blutrünstigen Zeiten mindestens zum direkten sozialen Abstieg. Magie war einst mit all dem verbunden, was heutige mitteleuropäische Frauen ungefähr so fürchten wie der Papst die Rückkehr der Göttin: Kreativität, Autorität, Kompetenz, Verantwortung, Anerkennung, Wohlhabenheit und - nach heutigem Begriff würden wir sagen - Erleuchtung. Magie basierte auf lebenslang erarbeitetem Wissen. Es war so differenziert, dass wir uns kaum vorstellen können, wie Frauen darüber schon vor Jahrmillionen verfügten, und doch ist es so, wie viele archäologische Funde belegen. Magie ist die Kenntnis vom Fluss der Energien und von den Instrumenten, die diesen Fluss lenken. Das Patriarchat hat seit seinem Bestehen Magie als Machterhalt eingesetzt. Parallel dazu hat es die Magie der Frauen wo nur möglich zu vernichten versucht und war in der Wahl seiner Methoden gewiss nicht zimperlich. Wenn wir den Überlieferungen folgen, war es neben der Macht, Leben zu machen, vor allem die Macht der Magie, zu der ja auch die Religion, die Wissenschaft (beispielsweise heißt Mathematik übersetzt Lernen von der Mutter) und die Kunst des Heilens gehörten, auf die die Männer so neidisch waren, dass sie versuchten, sie sich anzueignen. Die Frauenverachtung, die gleichzeitig Lebensverachtung ist, war und ist vor allem Verachtung der weiblichen Macht. Missbrauchende patriarchale MännermagieZur machtsichernden Männermagie gehören auch die Fahnen und Uniformen der Nationalstaaten und die Ansicht, dass Wissenschaft entscheidet, was wahr ist und was nicht. So ist es eine viel bedeutendere Frage der Machtsicherung, dass in bayerischen und österreichischen Schulstuben das Kreuz hängt und in jedem Einwohnermeldeamt das Bild des Bundespräsidenten, als die meisten Menschen wissen. In den letzten hundert Jahren hat die Frauenbewegung mal langsam und zäh, mal laut und wild, mal in Massen und auf der Straße, mal im Verborgenen in kleinen Coven, dazu geführt, dass wir uns zurückholen können, was uns genommen wurde. Wir sind an einem Punkt der Geschichte angekommen, an dem es sich nicht mehr übersehen lässt, dass das Patriarchat diesen wunderbaren Planeten herunter gewirtschaftet hat und Männermagie uns eine Welt beschert, in der mit Menschengenen veränderte Schweine und geklonte Schafe, maschinelle Gebärmütter und medizinische Versuche an Embryonen, um auch Menschen genetisch verändern zu können, noch die geringsten der ekelhaften Auswüchse sind, mit denen wir in Zukunft leben müssen, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Just zu diesem Zeitpunkt sind wir Frauen tatsächlich imstande, uns die Macht zurückzuholen, wenn wir nur wollen. Denn nicht mehr die äußeren Umstände hindern uns daran, sondern unser patriarchal geprägtes Bewusstsein, das folgsam auf Gehorsam, Unterwerfung und männliche Zustimmung programmiert ist. Dieses jedoch lässt sich mittlerweile leicht überwinden, denn wir haben eigene Vorstellungen entwickelt, was weiblich ist, Vorstellungen, die vom patriarchalen Bild der Frau erheblich abweichen. Wir haben außerdem im Verlauf der Frauenbewegung seit den sechziger Jahren unsere Illusionen verloren, dass das Patriarchat sich politisch und durch Protest davon überzeugen ließe, menschlich zu werden, d.h. Frauen als gleichwertige Lebewesen zu behandeln. Es war niemals eine Frage mangelnder Aufklärung, wie wir jetzt wissen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine Frau mindestens doppelt so gut wie ein Mann sein muss, wenn sie in ihrem Beruf Erfolg haben will. Das hat dazu geführt, dass wir einerseits unsere feindseligen Gefühle für eine Gesellschaft, die uns zumutet, als Menschen zweiter Klasse zu existieren, nicht abgelegt haben und andererseits tatsächlich doppelt so gut wie Männer geworden sind. Nicht nur deshalb glauben die Frauen nicht mehr an das Patriarchat und seine 'natürliche Ordnung'. Das aber ist das Schlimmste, was dieser Gesellschaftsordnung passieren konnte. Jeder Firmenchef weiß, dass sein Laden den Bach hinunter geht, wenn seine Leute nicht mehr an das glauben, was sie da tun. Das Patriarchat kritisch zu betrachten und es nicht mehr zu wollen, reicht jedoch noch nicht. Eine Frau muss wissen, was sie will. Da hapert es bei den meisten Frauen, die sich für Magie interessieren. Sie hoffen eher, Magie könnte ihnen helfen, herauszufinden, was sie eigentlich wollen. Das kann Magie nicht. Im Gegenteil: Eine Frau, die nicht weiß, was sie will, wird von der Magie, beziehungsweise von den Kräften, die sie magisch herbeiruft, zielsicher in die komplette Verwirrung geführt, so wie einst die dummen Alchemisten, die glaubten, dre Stein der Weisen hätte etwas mit Chemie zu tun und das Gold, von dem die Hexen und weisen Frauen sagten, dass sie es machen könnten, wäre das reale Edelmetall. Zu wissen was eine will, ist schon die halbe Magie. Ich behaupte, dass das Patriarchat nur deshalb noch existiert, weil viele Frauen zwar nicht mehr an das Patriarchat und seine 'Natürlichkeit' glauben, aber noch Angst davor haben, bewusst etwas anderes zu wollen, aus Angst vor Verantwortung, aus Bequemlichkeit. Es wird Zeit, anzuerkennen, dass wir Frauen handeln müssen. Das bedeutet, dass wir ins Zentrum der Macht zurückkehren, um den uns gebührenden Platz einzunehmen. Das bedeutet nicht, dass wir den Mann aus der Schöpfung entfernen wollen, es bedeutet, dass er auf den Platz zurückkehren muss, der ihm gebührt, ein Platz fern den Zentren der Macht. Möge all das, was Männer an Zerstörerischem und Lebensfeindlichem in die Welt gebracht haben, sich umkehren und auf direktem Wege sie selber treffen und niemanden sonst. Darüber, wie und womit wir handeln, mag es unter den Frauen unterschiedliche und auch vollkommen entgegengesetzte Auffassungen geben. Das finde ich nicht problematisch. Die Frauen haben viele verschiedene Erfahrungen gemacht und sind so auf ebenso verschiedenen Wegen unterwegs. Einer der Wege, die Verhältnisse mächtig zum Tanzen zu bringen, ist Magie." Quelle: Angelika Aliti, "Macht und Magie" (Textausschnitte aus dem Kapitel Kalis Kuss) Matriarchale MännermagieEs ist nicht selbstverständlich, dass Männer Magie missbrauchen - nur in patriarchalen Systemen geschieht dies, wo im Grunde alles missbraucht wird. Ich zitiere daher Malidoma Somé, der in einem matriarchal strukturierten afrikanischen Stamm aufgewachsen ist, wo Magie zum Alltag aller gehört und von der Gemeinschaft genutzt wird: "In der Dagara-Welt [sein Stamm] unterscheidet man nicht zwischen Realität und Imagination. Für uns besteht die engste Beziehung zwischen Gedanke und Wirklichkeit. Sich etwas vorzustellen, also die Gedanken stark darauf zu konzentrieren, kann dieses Etwas auch ins Dasein rufen. Menschen z.B., die das Leben pessimistisch betrachten und immer das Schlimmste erwarten, erzeugen diese Realität im allgemeinen auch. Menschen dagegen, die erwarten, dass ihnen alle Dinge zum Besten dienen, erleben die Welt meist auch so. Denn was ist Magie anderes, als die Fähigkeit, Gedanken und Energien so zu konzentrieren, dass sich Ergebnisse auf der sichtbaren Ebene einstellen?" Quelle: Malidom Patrice Somé "Vom Geist Afrikas" Mittel der Magie:Schlangengift Blut Milch Speichel
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