In der Dunkelheit wandeln einige halbverweste Gestalten durch enge Gänge, Friedhöfe und über Straßen, auf der Suche nach neuem Futter. Sie sind auf der Suche nach frischem Menschenfleisch, um dieses in ihrer Gier zu verschlingen. Um den Schmerz des Todes zu vergessen, gehen Sie auf die Jagd nach menschlichem Gehirn. Man kann Sie nur aufhalten, wenn man den Körper vollkommen verbrennt oder das Gehirn dieser Wesen zerstört. So werden Zombies seit Mitte der sechziger Jahre in unzähligen Horrorfilmen, Romanen und Comics dargestellt, ausgelöst durch den Film "Die Nacht der lebenden Toten" des Regisseurs George A. Romero. Sobald man von einem Zombie gebissen oder verletzt wurde, wird man nach seinem Tod ebenfalls zu einem lebenden Toten, so als würde hierdurch ein Virus übertragen. Jeder Untote schafft somit weitere und die Flut der Zombies breitet sich wie eine Seuche aus, der man fast nichts entgegensetzen kann. So kennen wir diese Kreaturen des Todes aus Filmen wie "Ein Zombie hing am Glockenseil", "Zombie" und vielen weiteren Produktionen. Doch was steckt für ein wahrer Kern hinter diesen Film-Zombies? Bereits vor Romero's Horror-Kultfilm "Die Nacht der lebenden Toten" wurden Filme über Zombies gedreht, z.B. "White Zombie" aus dem Jahre 1932, welche dem realen Hintergrund der Zombies viel näher waren, als die modernen Horrorfilme...
Die Gestalt des realen Zombies entstammt einem religiösen Glauben, dessen mystischer Aspekt auf der ganzen Welt zu finden ist. Nach seinem untoten Erwachen ist er der ebenso seelen- wie willenlose Sklave seines Erweckers, der mit ihm alles nur erdenkliche anstellen kann. Der Zombie ist eine Art Sinnbild für die Urangst des Menschen, daß er, seines Bewußtseins beraubt, zum hilflosen Werkzeug eines anderen mutiert.
Die Bezeichnung "Zombie" ist eine Ableitung des Wortes "Zumbi" aus Zaire, welche ein Medium, einen Geist oder einen Totengeist bezeichnet. Die bei einigen westafrikanischen Völkern gebräuchliche Verehrung der Pythongottheit "Zombi" gelangte durch den Sklavenhandel auf die westindischen Inseln und flossen in den Voodoo-Kult ein. Die damit verbundenen Rituale werden auf Haiti, in der Karibik, in einigen Teilen Mittel- und Südamerikas, im Süden der USA sowie in einigen Gebieten Afrikas noch heute praktiziert.
Nach dem Voodoo-Glauben kann ein Houngan (Zauberer) durch eine Voodoo Zeremonie einen Toten auferwecken oder eine lebende Person ihrer Seele berauben. Diese Personen sind dann dem Zauberer hörig, was letztendlich in den letzten Jahrhunderten des öfteren zu Sklaverei von Zombies führte. Es werden Zombies für alle möglichen Sklavenarbeiten mißbraucht. Im Jahr 1918 setzte die haitianisch-amerikanische Zuckergesellschaft Hasco eine Prämie aus, für denjenigen Vorarbeiter, welcher am fleißigsten mit seiner Gruppe arbeiten werde. Dieser Vorarbeiter würde den ganzen Lohn erhalten und dann einen kleinen Teil an seine Arbeiter verteilen. Dies zog neben ganzen Familienclans auch andere habgierige Menschen an. Einer davon war Ti Joseph, ein altgedienter Vorarbeiter mit seiner Frau. Mit ihnen kamen neun zerlumpte Männer, welche ihm dienten. Joseph behauptete, es seien rückständige, ungebildete Bergbauer aus dem unwegsamen Grenzgebiet zur Dominikanischen Republik. Obwohl diese Männer in einem sonderbaren Dialekt redeten, den niemand verstand, waren sie hervorragende Arbeiter. Der Verwalter von Hasco stellte sie ein und stimmte gleichzeitig zu, Joseph mit seinen Männern etwas abseits von den anderen arbeiten zu lassen, da Joseph behauptete, seine Männer wären extrem Schüchtern und könnten am besten in aller Ruhe ihrer Arbeit nachgehen. Doch in Wirklichkeit fürchtete er, das einer der Männer von Verwandten oder Freunden wiedererkannt werden könnte, denn es handelte sich um Zombies. Geschaffen, um dem habgierigen Joseph und seiner Frau zu der Geldprämie zu verhelfen. Dieser "Zombie-Trupp" arbeitete ohne Unterbrechung den ganzen Tag lang. Erst abends legten sie die Arbeit nieder um etwas ungesalzenen Hirsebrei zu verspeisen. Joseph wußte, sollte jemals einem Untoten Fleisch oder etwas Salzhaltiges als Mahl gegeben werden, so wird er sich dem Voodoo-Glauben entsprechend seiner wahren Existenz bewußt und kehrt in sein Grab zurück, oder schlimmeres...
Alles klappte gut und Joseph's Trupp war sehr fleißig, so das es nicht mehr in Frage stehen sollte, wer die Sonderprämie verdiente. An einem Sonntagmorgen ließ er seine Frau alleine mit den Männern, da er in die nahegelegene Stadt zu einem Kirchenfest wollte. Da der Frau die Männer etwas Leid taten, gab sie ihnen zur Belohnung etwas Süßes, Koriander und Erdnüsse. Als die Zombies die gesalzenen Erdnüsse kauten, erkannten sie urplötzlich ihre wahre Bestimmung und wollten Rache nehmen. Joseph's Frau konnte entkommen, doch als Joseph sich auf dem Rückweg befand, wurde er von einigen der wartenden Zombies angefallen, welche ihm den Kopf abschlugen. Mit dem Tod von Joseph verschwand auch der Zauber, welche die Körper der Zombies vor dem Verfall schützte. Nach ihrer Rache begaben sie die Untoten auf den Weg zu ihren Gräbern, wurden aber hierbei mehrfach von Verwandten und Dorfbewohnern erkannt. Laut Berichten fielen sie als vollständig verweste Leichen in ihre Gräber.
Auch heute noch fürchten sich fast alle Einwohner Haitis davor, daß ihre Verstorbenen als Untote auferstehen. Man stößt überall auf interessante und merkwürdige Maßnahmen, welche verhindern sollen das es dazu kommt. Selbst die Ärmsten leihen sich Geld, um die Gräber ihrer Angehörigen mit schweren Steinplatten abzudecken. In anderen Gebieten werden die Toten so dicht wie nur möglich an belebten Straßen oder Häusern begraben, damit die Zauberer aus Angst vor neugierigen Zuschauern ihrer schändlichen Arbeit nicht nachgehen können. Es gibt auch Menschen, die das Grab ihres verstorbenen Nacht für Nacht bewachen, bis sie sicher sind, das der Leichnam, durch die zu starke Verwesung, nicht mehr für die Zwecke des Zauberers zu verwenden sind. Auch werden den toten Körper Gift eingespritzt, andere zerstümmeln die Leichen mit einem Messer oder schießen mehrmals auf sie ein, um so für einen doppelten Tod zu sorgen. Andere Methoden zur Sicherstellung des Toten bestehen darin, Nadeln ohne Ösen und Garnknäuel sowie Tausende von Sesamkörnern mit ins Grab zu geben. Man glaubt, der Geist des Verstorbenen ist dann damit beschäftigt, die Körner zu zählen oder die Nadeln einzufädeln, so das er sein Grab nicht verläßt. Manchmal legen die Hinterbliebenen ein Messer oder sogar ein Gewehr in den Sarg, so das der Leichnam sich selbst verteidigen kann.
Auch Felicia Mentor, welche 1907 beerdigt wurde, fand man ganze dreißig Jahre später auf einem kleinen Anwesen auf Haiti. Dort wurde sie von einem Unbekannten ihres Willens beraubt und als ewige Sklavin gehalten, bis sie von der Anthropologin Zora Hurst abgelichtet wurde und Verwandte auf dem Photo die verstorbene Felicia wiedererkannten.
Auch im Jahre 1980 wurde ein seltsamer Fall dieser Art bekannt. Clavirivius Narzisse, welcher 18 Jahre zuvor im Alter von 40 Jahren im Albert-Schweizer-Krankenhaus in Haiti an hohem Fieber starb, tauchte urplötzlich wieder auf. Seines Willens noch nicht vollständig beraubt, erzählte er seiner entsetzten Frau, daß er auf Befehl ihrer Brüder zum Zombie geworden war, da er sich weigerte, der Familie gehöriges Land zu verkaufen. Er wußte nicht, wie lange er im Sarg gelegen habe, bevor in ein Voodoo-Zauber ihn ins Leben zurückholte. Mit anderen Zombies war er zur Feldarbeit gezwungen worden, bis ihm vor 16 Jahren die Flucht gelang. In diesen endlosen Jahren streunte er als Bettler und Gelegenheitsarbeiter durchs Land. Erst als der Bruder, unter dessen Anweisung er zum Zombie wurde tot war, wagte er es seine Identität preiszugeben. Doch kann dies wirklich möglich sein? Seinen Behauptungen wird glauben geschenkt und man untersuchte sein leeres Grab intensiv und ausgiebig. Eine Narbe an seiner Backe paßte genau auf einen hervorstehenden Nagel an seinem Sarg, aus welchem er sich befreit hatte. Clavirivius Narzisse gilt als erster authentischer Zombie.
Doch welcher Zauber kann es möglich machen, einen Toten so lange vor dem Verfall zu schützen? Im Jahre 1980 erhielt der Anthropologe Dr. E.Wade Davis vom Leiter des psychiatrischen Zentrums in Port au Prince, Dr. Lamarque Douyon, den Auftrag, das Geheimnis um die Zombies zu lösen. Er fand weitere Beweise für die Theorie, es sei eine Art "Zaubertrank", welcher die Opfer in eine Art Scheintod überführt. Dieser Trank besteht aus einer merkwürdigen giftigen Mischung, welche Leichenteile, Nesseln, Kröten- und Kugelfischgift enthält. Es ist bekannt, das Kugelfischgift nicht nur in der Lage ist Lähmungen zu verursachen, sondern auch den Tod. Einige Kröten besitzen in ihrer Haut und in ihrem Körper ein wahres Chemielabor, welche Halluzinogene, starke Narkotika und giftige Substanzen produzieren, welche sich wiederum auf das Herz und das Nervensystem auswirken. Es kommt eben auf die richtige Mischung an. Zuviel Gift tötet das Opfer, bei zuwenig Gift sieht das Opfer nicht wirklich tot aus. Dieses Rezept steht nur in den Köpfen der Medizinmännern des Voodoo-Kultes und wird nur von einer Generation an die nächste weitergegeben. Der geistige Zustand der Zombies könnte durch den Sauerstoffmangel im Sarg und im Grab erklärt werden, durch den eine ganze Menge an Hirnzellen absterben. Je eher eine zombiefizierte Person wieder aus dem Grab geholt wird, desto mehr mentale Fähigkeiten hat diese. Bleibt ein Opfer zu lange begraben, so stirbt dieses einen langsamen Erstickungstod. Demnach muß der "Zauberer" genau im richtigen Zeitpunkt dafür sorgen, das die zombiefizierte Person das Gegengift erhalten und das Grab verlassen kann. Dies sind aber bislang nur unbewiesene Theorien und Dr. Davis konnte keinen endgültigen Beweis erbringen.
So bleibt das wahre Rätsel um die lebenden Toten bis heute noch ungeklärt und es werden immer wieder neue Zombies durch die Macht der Zauberer erschaffen. Sei es nun durch die magische Kraft der Medizinmänner, welche Tote zum Leben erwecken, oder durch die Wirkung einer verabreichten Droge, welche den Scheintod hervorruft...