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Kratzer
New PostErstellt: 16.06.10, 13:25     Betreff: Re: Verfahren wegen Tragens illegaler Handschuhe

Hi,

Danke, meine Hüfte geht schon wieder, das ist auch nur eine kleine Blessur (ich würde mich damit aber mit Sicherheit bei den 13 "leicht verletzten" Bullen einreihen können). Etwas womit man rechnen kann und muss, wenn man in einer Kette stehen bleibt.

Ich möchte noch einmal betonen, daß es sich bei diesen ganzen Begrifflichkeiten wie "Schwarzer block", "Autonome", etc. erstmal nur um relativ leere Worthülsen mit ordentlich negativer Konnotation handelt (das wird natürlich entsprechend genutzt). Was aber den Bullen eigentlich auf den Senkel geht, ist die praktische Anwendung gewisser (defensiver) Praktiken, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben - es ist nur zu verständlich, daß Vermummung wieder en Vogue ist, wenn jeder Greiftrupp einen BeDo-Bullen dabei hat. Die Identifikation fällt um einiges schwerer, wenn man sich an so einen schwarzen Dresscode hält. Daß Transpis zusammenkegnotet werden, in Ketten gegangen wird erschwert das herausziehen oder eine Schneise in die Demonstration zu schlagen natürlich ungemein. Daß es so etwas wie "den Schwarzen Block" gibt, ist mittlerweile Mumpitz (ich will nicht in Abrede stellen, daß es so etwas mal gab - spontan muss ich an Göttingen denken) - gewisse Praktiken zum Selbstschutz auf Demos werden von weiten Teilen der Bewegung mal mehr, mal weniger konsequent praktiziert - und das ist auch gut so.

Ich selber halte nicht sonderlich viel von Wurfgeschossen jedweder Art, weil die Gefahr für Verletzungen innerhalb der eigenen Reihen oftmals viel zu hoch ist. Ein offensives Herausdrängen von Bullen aus der Demonstration stellt für mich jedoch ein vollkommen legitimes Mittel dar. Je nachdem, wie sich die Bullen verhalten, muss sich so eine Demonstration nunmal anpassen - ein Spalier stellt für mich z.B. schon eine deutliche Provokation dar, die natürlich damit beantwortet werden kann, die Reihen geschlossener zu halten und die Transparente als Abfilmschutz zu benutzen.

Letztlich obliegt es natürlich jedem einzelnen, zu schauen wo a) die eigenen Grenzen sind und b) wie verantwortlich man mit den Menschen um einen herum umgeht, wenn man den Bullen offensiv gegenübertritt. Das ist vollkommen situationsabhängig, aber die Debatte darüber, was geht und was nicht geht, muss man ständig weiterführen (die Strategie der Bullen ändert sich ja auch zusehends).

Ich empfehle den interessierten LeserInnen wärmstens die Lektüre "Polizeibericht Berlin 2009", eventuell noch erhältlich in linken Buchläden (oder auch in Auszügen bei Indymedia). Letztlich kochen die auch nur mit Wasser, ein wenig mehr Selbstbewußtsein und vor allem auch die Fähigkeit, Situationen gut und richtig einschätzen zu können, um gezielt,sinnhaft und trotzdem verantwortlich agieren zu können - das wär das, was ich mir von uns allen (mich eingeschlossen) wünsche.

Zuguterletzt noch der Aufruf, an der Demonstration gegen Bullengewalt am Samstag, 19.06., 16h Hermannplatz teilzunehmen. Es geht dort nicht explizit um die letzten brutalen Einsätze (man denke ja auch an den mediaspree-Aktionstag) - aber mit Sicherheit wird ganz interessant zu beobachten sein, wie sich die Polizei gerade nach den jüngsten Vorfällen hier verhält.

http://kop-berlin.de/de/2010/06/demoaufruf-nicht-freund-und-helfer-sondern-richter-und-henker/

Venceremos!
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