Same procedure as last year? Same procedure as every year!
Amüsiert bis gelangweilt nehmen wir Jahr um Jahr die Staatsaffäre um den/die AnmelderIn der Revolutionären 1.-Mai-Demo zur Kenntnis.
Als erstes fordert uns die Polizei zur Anmeldung der Demo auf. Nachdem wir dem „gehorsamst“ nachgekommen sind, wird der Name des Anmelders per gezielter Indiskretion der bürgerlichen Presse zugespielt. Anschließend erhebt sich ein allgemeines Wehklagen in dieser, welches zeitnah auch die etablierten Parteien erfasst. In der Hoffnung, dem politischen Gegner angesichts der bevorstehenden Berliner Wahlen ein paar Prozentpunkte (hinter dem Komma) abnehmen zu können, überschlagen sich in diesem Jahr die Stellungnahmen von Politikern aller Parteien und steigern sich im Laufe des April zu einer allgemeinen inszenierten Hysterie. Was, der hat die „Chaotendemo“ angemeldet? Unerhört! Es folgt eine Distanzierungswelle, dann der 1. Mai, und danach wird wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben.
Wir wollen dazu mal was festhalten:
Wer will hier eigentlich was? Wir haben unsere Demo angemeldet, damit ist der Fall für uns erst mal erledigt. Wir brauchen keine „Führer“, die offenbar schon. Wenn Polizei, Politiker und bürgerliche Presse nichts Besseres zu tun haben, als den Anmelder unserer Demo Jahr für Jahr durch den Fleischwolf zu drehen, ist das erst mal deren Problem und nicht unseres. Dass unser Anmelder dabei nicht mitspielen mochte, können wir verstehen. Wir hoffen und glauben, dass er keinen großen Schaden genommen hat.
Diese – Jahr um Jahr wiederkehrende – Politposse interessiert uns nicht. Liebe Berliner Provinzpolitiker: Eure Wahlen – bei denen mensch gar keine Wahl hat – gehen uns schon lange am Arsch vorbei. Wir sind uns sicher, dass ihr in eurer Gier nach Geld, Macht, Einfluss und Pöstchen (nach der Wahl) auch ohne eine Diskussion um den 1.-Mai-Anmelder im Großen und Ganzen auf eure Kosten kommen werdet. Wie lange noch, wird sich zeigen. Für die, die zu früh losgelaufen sind und denen am Ende die Puste ausgeht, wird sich irgendwo schon noch was finden lassen. Was uns betrifft:
Uns reicht es nicht, alle vier Jahre ein Kreuzchen machen zu dürfen. Und wir glauben, dass die Zahl derer, die das genauso sehen wie wir, kontinuierlich zunimmt.
Das durch die Diskussion um die Person des Anmelders unserer Demo inszenierte Theater soll einzig und allein von einem ablenken:
Dass viele tausend Menschen jedes Jahr am 1. Mai in Berlin gegen Armut, Diskriminierung, Verdrängung, Krieg, Militarismus und Unterdrückung auf die Straße gehen – ob mit Anmelder oder ohne.
Und das wird auch dieses Jahr wieder so sein. Wir sehen uns auf der Straße!
Am 1. Mai 2011, 18.00 Uhr, Kottbusser Tor.
PS: Falls es in dieser Stadt doch noch jemanden gibt der die Versammlungsfreiheit verteidigen will indem er sich als Versammlungsleiter bzw. Ansprechpartner am 1. Mai für die Polizei zur Verfügung stellt, kann er sich gerne unter melden.