Auf den Netz-Seiten von indymedia stand Anfang März ein „Erlebnisbericht" von Bernd Kudanek über den Verlauf der ersten Monatlichen Montagsdemo (MOMO) am 28. Februar 2005, der uns sehr verärgert hat und diese Initiative ins politische Zwielicht stellt. Deshalb dazu einige Klarstellungen:
1. In dem Artikel wird der Eindruck erweckt, daß die Organisation dieser Demo im wesentlichen in der Hand zweier Personen, nämlich von Rainer Wahls und Roland Klautke, gelegen hätte.
2. Die beiden eben genannten werden als Funktionäre denunziert, die die Demonstration für sich instrumentalisieren wollten: „... persönliches Desaster ihrer politischen Ambitionen" ... „... gute Projekte, die oft an persönlichen Funktionärsambitionen und menschlicher Unzulänglichkeit scheitern", „Roland Klautke tat, was er immer tat, nämlich wichtig dreinzuschauen." „... - ob der gute Rainer wohl Provision für jeden Kirchbesucher vom dortigen Pfarrer erhält?" usw.
3. Die MOMO-Initiative stellt den Versuch eines von verschiedenen Spektren getragenen politischen Neuanfangs dar. Wir empfinden es als großen Widerspruch, daß einerseits mehr Menschen denn je unter dem Sozialabbau leiden und Hartz jeden Tag Medien-Thema ist, daß sich dagegen aber öffentlich so wenig Protest zeigt. Deshalb wollen wir ohne Überlastung der Beteiligten in den Stadtteilen gegen den Sozialabbau mobilisieren und protestieren. Mit pfiffigen Ideen wie dem Warenkorb der Erwerbslosenini Neukölln (ERWIN), oder dem Münchhausen-Preis für Thierse. Mit widerspenstiger Kultur und verknüpft mit Veranstaltungen. In Kooperation mit den Inis im Stadtteil, GewerkschafterInnen und anderen sozialen Initiativen, wie der „Kampagne gegen Hartz" und dem „Ein-Euro-JobberInnen-Plenum, in denen viele aus dem MOMO-Kreis auch mitarbeiten.
Bei allen Unzulänglichkeiten war der 28.2.2005 dazu ein Auftakt. So wurde z.B. großer Wert auf die Einbeziehung der ehemaligen DDR-Opposition gelegt - siehe den Redebeitrag von Bernd Gehrke auf der Demonstration oder die Teilnahme von Reinhard Schult an der Diskussionsveranstaltung in der Gethsemanekirche.
Hinrich Garms, Willi Hajek, Renate Hürtgen, Petra Leischen, Reinhard Schult, Andrea Schulteisz und Gerald Wolf.
ooch, das tut mir aber leid, daß ich Euch so arg auf die Zehen gelatscht bin, - - - hach, ich bin ganz zerknirscht
Aber ehrlich, ich wußte gar nicht, daß die MOMO, den Namen finde ich übrigens immer noch albern, so viele "Eltern" hat, die sich aber offensichtlich vor allem in ihrer Käseglocken-Befindlichkeit angekratzt fühlen. Schließlich steht in der Schilderung meiner Eindrücke noch sehr viel mehr als nur der doch sehr milde Spott an Rainer Wahl und Roland Klautke. Aber wenn das eigene und das Gruppen-Ego angekratzt scheinen, fällt selbst humanistisch hochgebildeten Feingeistern schwer, die Contenance zu wahren - vor allem, wenn so ein Frechling bjk keinerlei Respekt vor diesen zeigt.
Wie abgehoben die MOMO-Eltern sind, durfte ich am 23. Februar im "Haus der Demokratie" beim Plenum erfahren. Nachdem meine Kritik wegen der zu großen Kirchenbezogenheit und am m. E. nostalgierenden Versuch, an die DDR-Bürgerrechtler anzuknüpfen, von den Hauptrednern der wenigen Anwesenden, z.B. ein Hinrich Garms war nicht anwesend, barsch abgebügelt wurde, zog die Moderatorin den "selbstkritischen" Schluß, die Demo am 28. Februar sei vor allem deswegen so miserabel besucht worden, weil sie als MOMO-Eltern Sinn und Zweck der MOMO nicht richtig "rübergebracht" hätten.
Schade, daß mir erst daheim eingefallen ist, was ich daraufhin hätte sofort erwidern sollen, nämlich daß ja Lügenkanzler Schröder auch immer behauptet, Hartz IV wäre nicht richtig "rübergebracht" worden!
Tja, wer aber als Hartz-Betroffene/r ebenfalls das verdummende Kürzel MAE, also Beschäftigung mit Mehraufwandsentschädigung, aus dem Hause Clement immer wieder verwendet, wie im Plenum geschehen, statt klar und deutlich nur von Ein-Euro-(Zwangsarbeit-)Jobs zu reden, dem entgeht sicherlich auch die Pointe bezüglich des obigen Begriffs "rübergebracht".
und heute geht's wieder zur allwöchentlichen Alex-Montagsdemo da werden sich bei indymedia und anderswo wieder viele die Mäuler zerreißen, daß bjk dort nicht nur mit teilnimmt sondern auch noch ab und an "Propaganda"-Berichte schreibt
Tja, wenn die elitäre Westberliner Linke und eine in der BRD angekommene PDS samt Gewerkschaftsfunktionären mit SPD-Parteibüchern sich im Oktober 2004 von den Montagsdemos ziemlich jämmerlich verabschiedet haben ... ... ...
Also heute sind wir wieder um 18 Uhr auf dem Alex!
bjk
PS.: heute vormittag schrieb ich bei indy "... daß ihr die Tiraden eines 33sd in der Rubrik "Ergänzungen" stehen laßt und die sachliche Erwiderung von Alex dagegen in die Schmuddel-Grauzone verschoben habt." - Daraufhin ist der Beitrag von Alex wieder aus der Grauzone nach oben in Ergänzungen gerutscht na also, die indy-Mod's sind doch nicht lernresistent, anders als manche 33er-Zeitgenossen
Erstellt: 14.03.05, 07:53 Betreff: Re: Fotobericht vom Berliner Protestkorsodruckenweiterempfehlen
positiv anzumerken ist, daß die rbb-Abendschau tatsächlich am Samstag von unserem Hartz-IV-Protestkorso ausführlich berichtet hat, sogar ziemlich objektiv und mit zahlreichen Interviews - auch die TeilnehmerInnenzahl wurde korrekt benannt.
Ach ja, für uns LohnsklavInnen, die wir wie berichtet mühevoll Schröder samt Staatskarosse aus dem Dreck ziehen sollten, es aber "nur" bis zur Bismarckstraße schafften, gab's immerhin einen symbolische Euro, siehe Fotoanhang.
Erstellt: 12.03.05, 18:42 Betreff: Fotobericht vom heutigen Hartz-IV-Protestkorso in Berlindruckenweiterempfehlen
Kurz nach 11 Uhr war ich am Treffpunkt der Fußgängerabteilung unseres Protestkorsos am Wittenbergplatz vor dem KaDeWe - so an die 200 DemonstratInnen waren schon versammelt, riefen Parolen, lauschten den RednerInnen am Offenen Mikro und ließen sich nicht vom naßkalten Wetter und den unangenehmen Windböen beeindrucken.
Wir warteten auf den Autokorso, der schon längst vom Strausberger Platz gestartet ist. Es war zu hören, cirka 40 bis 50 PKW sollen sich formiert haben. Das war doch schon was!
Die Veranstalter hatten sich für uns Fußvolk eine tolle Idee ausgedacht: Gerhard Schröder war mitten unter uns auf dem Tauentzien mit seiner Staatskarre steckengeblieben. Doch wozu gab's uns Ein-Euro-Lohnsklaven?! Also wurden sechs "freiwillige" Ein-Euro-JobberInnen ausgesucht, darunter auch ich, die sich das Abschleppseil schnappen und die Staatskarre wieder aus dem Dreck ziehen sollten. - Vom Wittenbergplatz bis zum U-Bahnhof Bismarckstraße!
Da mußte sogar das ARD-Kamerateam schmunzeln. Bin gespannt, was heute abend in der rbb-Abendschau zu sehen sein wird. Endlich ging's dann los, viele von uns waren mittlerweile schon fast zu Eiszapfen gefroren. Wir Lohnsklaven wurden von Schröder angetrieben, legten uns ordentlich ins Zeug und da wurde uns schnell warm. Weil einer den Anfang machen mußte und ich auch mein Demoplakat gut sichtbar hochhalten sollte, zog ich ganz vorne sozusagen als Leithammel. Was tut mensch nicht alles, um den vermurksten Staat wieder flott zu kriegen.
Leider kam ich deshalb nicht so oft zum Fotografieren, außerdem trieb uns Gerhard Schröder jedesmal an, wenn's ihm zu langsam ging trotzdem sind mir einige Schnappschüsse gelungen:
Dateianlagen:
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Erstellt: 03.03.05, 16:42 Betreff: Offener Brief an "Neues Deutschland" wegen "MOMO"-Bericterstattungdruckenweiterempfehlen
Offener Brief an „Neues Deutschland“
Ressort Inland (Berlin)
Sehr geehrte Frau Oertel, sehr geehrte Frau Noelte,
mit großem Bedauern mußte ich bisher zur Kenntnis nehmen, daß eine Berichterstattung durch die Medien, also auch durch „Neues Deutschland“, über Anti-Hartz-Montagsdemos hier in Berlin schon seit Monaten so gut wie nie stattgefunden hat. Die wöchentlichen Alex-Montagsdemos mit regelmäßig mehreren hundert Hartz-IV-Betroffenen wurden und werden seit Jahr und Tag konsequent totgeschwiegen, leider auch vom ND obwohl sicher nicht nur die üblichen Pressemitteilungen der Veranstalter sondern auch ebenso sicher viele entsprechende Leserbriefe den ND erreicht haben.
Es liegt natürlich im freien Ermessen einer jeden Redaktion, Pressemitteilungen und auch Leserbriefe zu veröffentlichen. Es liegt auch im freien Ermessen einer jeden Redaktion, den Nachrichtenwert regionaler Ereignisse wie z.B. Montagsdemos für belanglos zu erklären und der Leserschaft jede Berichterstattung vorzuenthalten. Bei Blättern insbesondere der Springerpresse wird mensch auch nichts anderes erwarten. Bei einer linken sozialistischen Tageszeitung, auch wenn sie von der PDS gesponsort wird, weckt solches Totschweigen ungute Erinnerungen an ein einstiges SED-Leib-und-Magenblatt. Doch wie gesagt, es liegt im Ermessen einer jeden Redaktion ... ... ...
Wenn dann aber plötzlich am Montag, dem 28. Februar im Berlin-Teil unter „Ausblick“ gemeldet wird: „Die Montagsdemo gegen Hartz IV >MOMO – immer Monatlich Montags< beginnt um 18 Uhr am S-Bahnhof Prenzlauer Allee und führt zur Gethsemanekirche, wo eine Veranstaltung mit Informationen, Diskussion und Kultur geplant ist.“ - dann riecht diese Terminlancierung verdächtig nach Protektion.
Und wenn dann am Dienstag ebenfalls im Berlin-Teil ein großformatiges Foto mit attac-Flagge im Hintergund und folgendem Text erscheint: „Montags wieder Demo. Die Gegner von Hartz IV haben ihre Montagsproteste fortgesetzt. ... „ dann empfinde ich diese Sätze nicht nur als Beleidigung der vielen Hundert Alex-Montagsdemo-TeilnehmerInnen sondern wegen der Formulierungen „wieder“ und „fortgesetzt“ sogar nahe einer bewußten Falschmeldung.
Und wenn dann am Mittwoch auf Seite 2 ein gleich dreispaltiger Artikel zu lesen war, der durchaus objektiv die Demo mit kläglichen 50 TeilnehmerInnen und die Veranstaltung in der Gethsemanekirche zum Thema hatte, wiederum aber mit keinem Sterbenswörtchen von der unbeirrt wöchentlich stattfindenden Alex-Montagsdemo berichtete, verstärkt sich selbst bei der arglosesten Leserschaft der Eindruck, die ND-Redaktion protegiert eindeutig exakt diejenigen Demo-Veranstalter, die in 2004 die sogenannten Rathaus-Demos erst mitgetragen, dann im Oktober mit fadenscheiniger Begründung aufgekündigt und uns Hartz-IV-Betroffene aus welchen Gründen auch immer im Stich gelassen haben.
Und als Gipfel eines offenkundig tendenziösen Journalismus lese ich in der heutigen ND-Ausgabe auf Seite 1 unter Standpunkt: „Anfang der Woche kamen zur jetzt monatlich stattfindenden Montagsdemo in Berlin 50 Menschen in die Berliner Gethsemanekirche. Ganze 50 von 331 000 Arbeitslosen. ...“
Sehr geehrte Frau Oertel, das schrieb nicht irgendeine Praktikantin oder Freie Journalistin, NEIN, das schrieben Sie als verantwortliche Redakteurin für Inland (Politik, Wirtschaft & Soziales) von „Neues Deutschland“! - Die nicht näher informierte Leserschaft muß zu dem Schluß gelangen, ja, ihr wird förmlich suggeriert, Montagsdemos fänden in Berlin nur noch monatlich statt.
Verstehen Sie dies unter sorgfältig recherchiertem Journalismus, indem nicht einmal andeutungsweise die allwöchentlichen Alex-Montagsdemos mit ihren regelmäßig mehreren Hundert TeilnehmerInnen erwähnt werden?! - An die allen Insidern hinreichend „bekannten“ Veranstalter der „MOMO“ wird mensch realistischerweise solche menschlich-persönliche Größe nicht voraussetzen. Sie haben dies ja auch gestern abend bei ihrer Plenums-Versammlung im „Haus der Demokratie“ in der Greifswalderstraße wieder einmal mehr unter Beweis gestellt, doch dies ist ein anderes Thema.
Sehr geehrte Frau Oertel, seien Sie wenigstens jetzt so fair, und veröffentlichen in „Neues Deutschland“ die nächste Großveranstaltung des „Berliner Bündnis Montagsdemo gegen Agenda 2010 und weiteren Sozialkahlschlag“, den Alex-Demo-Veranstaltern, am übernächsten Sonnabend, den 12. März, dann wird nämlich ein Protestkorso mit Kraftfahrzeugen, Radfahrern, Inline-Skatern und Fußgänger von der Karl-Marx-Allee bis zur Bismarckstraße stattfinden.Alle notwendigen Informationen erhalten Sie über Fred Schirrmacher unter 030 – 855 41 65 oder sicher werden Sie auch noch entsprechende Pressemitteilungen erhalten bzw. schon erhalten haben.
Abschließend möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf meinen MOMO-Demobericht lenken, den ich am Dienstag u.a. auch in indymedia veröffentlicht hatte, hier die URL http://www.de.indymedia.org/2005/03/108198.shtml
ich war also da - hmm - und mit mir waren auch ein paar unentwegte Hartz-Betroffene da - und mit uns waren noch ein paar Initiatoren da - und dann waren noch zwei, drei Pressefotografen da.
Der Reihe nach: erwartungsvoll stieg ich also am S-Bahnhof Prenzlauer Allee kurz vor 18 Uhr aus, lauschte, ob schon der Lauti im Einsatz war, - konnte aber nix hören, auch MitdemonstrantInnen waren nicht im Zug und auch nicht hier unten im Bahnhof zu sehen.
Na ja, vielleicht waren ja auch schon alle oben, also beeilte ich mich, stieg die Treppen aufwärts, war endlich oben auf der Prenzlauer Allee - sah nach links, sah nach rechts, sah nach vorne - - - sah aber nirgends eine Demo oder einen Lauti oder eine Menschenansammlung und kam mir recht verloren vor.
Doch halt, da verteilte jemand Prospekte, Demoprospekte! Von dem jungen Mann erfuhr ich, Sammelpunkt sei ein paar hundert Meter weiter rechts am Planetarium. Aufatmend machte ich mich dahin auf den Weg, wenn ich auch bei mir dachte, warum wurde dann als Treffpunkt der S-Bahnhof angegeben?! Den Planetariumsvorplatz konnte ich bald sehen, einen hellen Dreieinhalb-Tonner-Lieferwagen auch. Eine handvoll Menschen versteckten sich drumherum. Etwas weiter standen etliche der bekannten grünweißen Wannen mit gelangweilt blickenden ORK's.
Hmm, - tapfer mein Transpi hochhaltend ging ich trotzdem weiter, überquerte die Ampelkreuzung - und pirschte mich vorsichtig an den Lauti. Als erstes sah ich Rainer Wahls und Roland Klautke - hmm, na ja, - aber eigentlich interessierte mich mehr, wo der hartzkampagne-Block stand. Um vor mir selbst wenigstens den Schein zu wahren, tat ich recht angestrengt, sie zu entdecken immerhin waren wir rund um den Lauti bestimmt mindestens wenn nicht noch mehr, also um die 15 - 20 Leute.
Kurzes Shakehand, wobei jedem anzumerken war, wie glücklich mensch doch über jeden Kopf Verstärkung ist. So auch die beiden Pressefotografen, einer war Burkhard Lange von "Neues Deutschland", der sogleich erleichtert mein Transpi als interessantes Motiv erspäht hatte. Ich mußte mich und mein Transpi also in Position stellen und wurde aus allen möglichen Perspektiven bestimmt an die hundert Mal abgelichtet - aber in der heutigen Ausgabe des ND ist nur die einsame attac-Fahne im Hintergrund mit zwei, drei bedröppelten Demo-TeilnehmerInnen in Großaufnahme vom Bildredakteur für erscheinungswürdig befunden worden. Möglicherweise war ihm mein Transpi zu provokativ oder ich nicht fotogen genug.
Nach ein paar Ansprachen in der sibirischen Kälte, darunter auch Eva Willig von hartzkampagne, versuchte Rainer Wahls zu retten was zu retten ist und kündigte uns den Demostart an. Als Lekkerli, wie er wohl meinte, verhieß er uns mindestens fünfmal die geheizte Gethsemanekirche zur Abschlußkundgebung. Irgendwie glaubte ich mich dabei im verkehrten Film, schließlich wollte ich mich an einer gemeinsamen Protestdemo beteiligen und nicht an einem Kirchgang! - Na ja, kurz bevor es losging, gab uns Isabel Neuenfeldt eine gekonnte Vorstellung mit Gesang und Ziehharmonika. Bald darauf trappelten wir los und ich hörte bestimmt noch fünfmal Gethsemanekirche.
Mittlerweile waren wir immerhin schon fünfzig, sechzig eher grummelnde als engagierte DemonstrantInnen. Übrigens waren auch einige Alex-Demonstranten dabei unser Grummeln erreichte dann die Demoleitung und ich erfuhr, "man" wolle am kommenden Mittwoch ab 19 Uhr im "Haus der Demokratie" die Alex-Demoleitung einladen um auszuloten, ob nicht doch wieder gemeinsame Demos veranstaltet werden könnten. Denn insbesondere für Rainer Wahls und Roland Klautke, beide attac, muß die kümmerliche Demobeteiligung trotz bester Medienkontakte und entsprechender Vorankündigungen in Fernsehen und Zeitung ein Desaster ihrer persönlichen Ambitionen bedeutet haben. Sie ernteten eben, was sie im Oktober 2004 mit ihrer Montagsdemo-Absage gesät hatten - leider auf dem Rücken und zu Lasten von uns Hartz-IV-Betroffenen!
Deshalb kam bei mir auch keine Häme oder Schadenfreude auf sondern nur die nicht neue Erkenntnis, daß gute Projekte oft an persönlichen Funktionärsambitionen und menschlicher Unzulänglichkeit scheitern. Jedenfalls nahm ich mir vor, morgen Abend bei den Gesprächen im "Haus der Demokratie" dabei zu sein. Auch Ann von hartzkampagne nahm sich das vor, ebenso Jürgen, Ernst und andere - eigentlich fast alle Anwesenden.
Während wir in sibirischer Kälte durch die verschneiten Straßen stapften, konnte ich viele anregende Gespräche führen - und mit halbem Ohr vernahm ich immer wieder Rainer Wahls beschwörende Worte von der warmen Gethsemanekirche - ob der gute Rainer wohl Provision für jeden Kirchbesucher vom dortigen Pfarrer erhält? Roland Klautke tat, was er immer tat, nämlich wichtig dreinzuschauen. Bei einem Zwischenhalt irgendwo mitten im Prenzlauer Berg gab auch Paul der Geiger eine Probe seiner humorvoll-hintergründigen Sprechgesang-Vorstellung ab. Ihm schien die Kälte nix auszumachen.
Und bald darauf waren wir auch vor der von Rainer Wahl so oft beschworenenen Gethsemanekirche einem hochstilisierten Symbol der Bürgerechtler aus 1989, von denen übrigens viele jetzt Posten und Pöstchen ergattert haben und - die Kirchenoberen sind da unrühmliches Vorbild - an sich nicht mehr bis auf wenige Ausnahmen besonders viel gegen Agenda 2010 und Hartz IV haben. Kirchenfunktionäre wie Huber und Lehmann hoffen wohl, daß Not und Armut wegen des Sozialraubs ihnen wieder die verlorenen Schäfchen zutreiben würden, demütig, reuevoll und gefügig. So hätten sie's sicher gern.
Ann schmunzelte schon, weil sie wußte, nach der Abschlußrede vom Lauti würde ich keinen Schritt in die Gethsemane- oder sonsteine Kirche tun sondern mich sogleich heimwärts auf den Weg in Richtung S-Bahnhof Schönhauser Alleee machen. So war's dann auch - Punkt.
Über den Ausgang des Mittwochabend im "Haus der Demokratie" werde ich dann berichten.
hier noch einmal der Aufruf, diesmal von www.andersarbeiten.de , zur MOnatlichen MOntagsdemo heute in Prenzlauer Berg. Die andersarbeiten-Ini unterstützt ebenfalls die Aktion der MOMO-Gruppe um Rainer Wahl. Ich werde daran, wie schon gesagt, ebenfalls teilnehmen, auch wenn ich die Bezeichnung "MOMO" für ziemlich albern und absolut nicht kämpferisch halte. Auch finde ich sie nicht besonders intelligent oder "witzig", was ja wohl im Zusammenhang mit Momo von Michael Ende assoziiert werden soll. Ebenso finde ich den Spruch "Her mit dem schönen Leben" absolut konterkarierend und sogar dämlich, weil hier Munition geliefert wird, uns als notorische Faulenzer und Schmarotzer abzustempeln! Aber was "schluckt" mensch nicht alles um der gemeinsamen Sache wegen!
Außerdem widerspreche ich den Veranstaltern, die unten behaupten, die Montagsdemo hier in Berlin "wiederbeleben" zu wollen. Das ist Unfug! Denn wöchentliche Montagsdemos mit regelmäßig mehreren hundert TeilnehmerInnen finden seit Jahr und Tag auf dem Alex statt, da braucht also nix "wiederbelebt" zu werden! Man mag ja das dortige Bündnis Montagsdemo und seine Parolen etc. ablehnen aber das darf nicht dazu verführen, die Unwahrheit zu verbreiten bzw. zu assoziieren!
Der gemeinsame Gegner sind der Raubtierkapitalismus und die willfährige Politikerkaste! - NUR GEMEINSAM SIND WIR STARK! - Und deshalb nehme ich heute Abend an der Prenzlauer-Berg-Demo teil! Und die anderen Montage im Monat an der Alex-Demo!
Im Spätsommer 2002 präsentierte die Bundesregierung der Öffentlichkeit mit großem Getöse die Hartz-Pläne.
"Wer hier nicht mitmacht, der wird das Deutschland zu erklären haben" -
O-Ton VW-Manager Peter Hartz. Gebetsmühlenartig behaupteten die Verfechter dieser Reformen, die Arbeitslosigkeit bis Ende 2005 zu halbieren.
Eine Allparteien-Koalition setzte diese Pläne gegen Hunderttausend-fachen Protest im Eiltempo um.
W e r h a t w e m w a s z u e r k l ä r e n?
Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt heute bei 5 Millionen - offiziell. Das ist nicht überraschend, denn diese "Reform" bekämpft nicht die Ursachen von Erwerbslosigkeit, sondern die Erwerbslosen und Beschäftigten. Der Lebens-Alltag ist von Verarmung, vom Kampfs ums Überleben, von entwürdigenden Behandlungen auf den Arbeitsämtern, von noch größerer Sorge, seinen Job zu verlieren und in die soziale Rutsche abzugleiten, von drohendem Arbeitszwang, kurz von Zukunftsängsten geprägt.
Wir wollen uns damit nicht abfinden - und Sie?
Nach wie vor finden, vor allem im Osten, Montagsdemos statt, deren Teilnehmerzahlen z. T. wieder ansteigen. In Berlin gibt es zahlreiche Initiativen, die sich wehren. Wir wollen unsere Empörung bündeln und in die Stadtteile tragen. Ziel ist eine Wiederbelebung der Montagsdemos in neuen Formen: Monatlich, um eine Überforderung zu vermeiden, mit offenem Erfahrungsaustausch, verknüpft mit spannenden Veranstaltungen und widerspenstiger Kultur!
Es gibt Alternativen und es ist höchste Zeit, sie dem neoliberalen Popanz entgegenzuhalten, z.B.:
Bleiberecht in den Wohnungen! Bleiberecht für unsere ausländischen KollegInnen! Niemand darf abgeschoben werden, nur weil er/sie erwerbslos wird! Wirkliche Zuverdienstmöglichkeiten für Erwerbslose: 400 Euro anrechnungsfrei statt "Hamsterrad!" Ablehnungsrecht gegenüber den degradierenden Arbeitsangeboten, insbesondere Ein-Euro-Jobs! Mindestlohn von 10 Euro - statt 1 Euro-Dumping! Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich! 850 Euro Grundsicherung plus Warmmiete - die kapitalistische Gesellschaft ist reich genug, der Reichtum muß umverteilt werden!
Achtung: Verleihung des Münchhausen-Preises des Monats auf der r Demonstration an den Wolfgang Thierse. Und: Wir sind nicht be-liebich! Besuch beim PDS-Realo und Politkkünstler Stefan Liebich: "Wie man Hartz ablehnt und gleichzeitig umsetzt!"
P.S.: Am Ende der MoMo-Geschichte gehört die Lebenszeit wieder den Menschen!
Solidarisch gegen Agenda 2010!
Für die Veranstaltung angefragt sind Reinhard Schult (Ex-DDR-Opposition, "Ein-Euro-JoberInnen-Plenum", Willi Hajek (kritische GewerkschafterInnen)
Kontakt: 'MoMo-Gruppe' - c/o Haus der Demokratie, Greifswalder Straße 4, 10405 Berlin. Tel.: 420 230 10 v.i.S.d.P.: Rainer Wahls 28.02.2005, 18:00 Uhr S-Bahnhof Prenzlauer Berg
hier bei uns biste "bloß" unsere Forumshexe und trotzdem mindestens so anerkannt wie bei verdi oder der PDS oder zuvor bei den Grünen in Bayern auf jeden Fall biste hier in der community immer willkommen und hochangesehen bei mir sowieso und Dir ist auch verziehen, daß Du hier im Forum nicht mehr so oft präsent sein kannst,
tja, schöne Frauen und berühmte noch dazu muß mensch eben immer teilen