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Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten
PLATTFORM FÜR LINKE GEGENÖFFENTLICHKEITEN
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 13.11.03, 09:30 Betreff: Re: Hallo, Kücken!
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Hallo Steffi,
auch ich möchte was zu Deiner Weihnachts-Wunschliste beisteuern:
Staatlichkeit und Anarchie von Michael Bakunin, Karin Kramer Verlag Berlin - hab's vor gut zwei Wochen von Baba geschenkt bekommen und bin mit dem Lesen (und dem Verstehen) noch lange nicht fertig
Stupid White Men von Michael Moore, Piper Verlag GmbH - durchwachsen
Irak - Chronik eines gewollten Krieges von Hans Sponeck, Verlag Kiepenheuer und Witsch Köln - heute aktueller denn je
und tausend andere könnt' ich Dir noch nennen
Gruß bjk
Reife ist schärfer zu trennen und inniger zu verbinden
[editiert: 13.11.03, 09:31 von bjk]
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Watcher
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Erstellt: 11.11.03, 15:41 Betreff: Na, wie wär's denn damit:
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hallo Entlein, hier meine Empfehlung:
1. Operation 9/11 - Angriff auf den Globus von Gerhard Wisnewski, Knaur Taschenbuch Verlag
2. Wer weint schon um Abdul und Tanaya? von Jürgen Todenhöfer, Verlag Herder Freiburg im Breisgau
3. Die stumpfe Ecke - Alltag in Deutschland, 25 Porträts und ein Interview von Alexander Osang im Ch. Links Verlag, Berlin
4. Ankunft in der neuen Mitte - Reportagen und Porträts von Alexander Osang im Ch. Links Verlag, Berlin
5. 89 Heldengeschichten von Alexander Osang im Ch. Links Verlag, Berlin
eines ist so gut und spannend zu lesen wie das andere! Viel Vergnügen!
Watcher
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Clarissas Entenküken
Beiträge: 14
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Erstellt: 11.11.03, 12:59 Betreff: Re: Hallo, Kücken!
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und das ganz ohne jemals Marx, Engels und so weiter gelesen zu haben. Apropro Bücher: Lustige und informative Ideen was ich mir an Bücher zu Weihnachten wünschen könnt? Das "kommunistische Manifest" ist schon auf der Wunschliste. Also bitte: Mehr davon?
(Familie wird sich freuen...*g*)
Steffi
P.S.: Mensch kann es mit dem loben auch übertreiben...
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 10.11.03, 15:33 Betreff: "... die einen mit zunehmenden Jahren ..."
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>> "die einen mit zunehmenden Jahren unweigerlich "realistisch" werden lassen ..."
Den Begriff "realistisch" meine ich in diesem Zusammenhang keineswegs positiv! Denn Steffi spricht mit ihrer Vorstellung von Sozialismus nur all die hohen Ideale aus, die eigentlich die sozialistische Idee überhaupt erst befördert haben.
bjk
Reife ist schärfer zu trennen und inniger zu verbinden
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 10.11.03, 15:15 Betreff: So isse, die Steffi :-))))))))
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Tja, frisch und frei von der Leber weg und noch weitgehend ohne die auferlegten Zwänge, die einen mit zunehmenden Jahren unweigerlich "realistisch" werden lassen - so isse, die Steffi so ham wa, Baba un icke, se in Berlin kenn'njelernt.
Bloß det "Rauchen" könnt' se blei'm lassen aba sonst könnt' se 'ne echte Berlina Jöre sein!
Vergnügte Grüße nach Rheinland-Pfalz bjk
Reife ist schärfer zu trennen und inniger zu verbinden
[editiert: 10.11.03, 15:15 von bjk]
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Clarissas Entenküken
Beiträge: 14
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Erstellt: 10.11.03, 14:11 Betreff: Re: Hallo, Kücken!
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Oje,
ich habe keine Lust die Taten der DDR zu rechtfertigen, könnte ich auch nicht und finde ich auch nicht notwenig. Wenn ich mir einen sozialistischen Staat wünsche, dann braucht dieser keine Vorbilder, sondern Menschen die dasselbe wollen. Sozialismus kann nicht erzwungen werden. Wir haben das Glück in der deutschen Sprache zwischen überreden und überzeugen differenzieren zu können. Nicht zum Beispiel wie die Römer die nur "persuadere" kannten. Da ist es kein Wunder das sie Länder eroberten und dann Freiheiten gaben (was heute immer noch als fortschrittliche Eroberung tituliert wird). So kann mensch es nicht machen.
Das das Gro aller PolitikerInnen zuerst einmal Geld scheffelt und sich so eine Sonderstellung in der Bevölkerung schafft ist falsch und wird wohl als einiziges von der "Bild" richtig erkannt. War auch in der DDR und UdSSR falsch, und bleibt auch falsch wenn es weniger war.
Ich kann keinen Sozialismus brauchen wenn Menschen trotzdem noch besser verdienen oder leben im gleichen Staat. Das wiederspricht dem Recht auf Gleichwertigkeit (und hier untrerscheide ich mich zu den KommunistInnen und dem neuen Parteiprogramm, denn ich kenne den Unterschied zwischen Gleichheit und Gleichwertigkeit).
Ob ich mich ernsthaft unterdrückt fühle? In der Schule versucht mensch meinen Verstand zu zerpflücken, auf der Straße disst das Volk wegen meiner Kleidung (was es zweifelos gelernt hat, und nicht angeboren ist), und wenn ich meinen Joint rauche kommen die Bullen gerannt. Wenn ich arbeiten gehe bekomme ich einen Minimallohn oder keinen. Warum ist meine Arbeit weniger wert als andere? Ich gehe trotzdem schaffen, weil ich mich der Unterdrückung beuge. Die wenigsten der Regeln die ich breche schaden dem Allgemeinwohl, höchstens der kleinen Elite. Trotzdem gibt es jedemenge Möglichkeiten mich zu bestrafen. Wenn ich mich nicht anpasse, bekomme ich kein Abitur, was heißt ich darf nicht weiter lernen (auch aus finanziellen Gründen, mesch bekommt keine BaFöG für ein reines Luststudium als Gasthörerin). Soviel dazu aus meiner Perspektive. Mir würde bestimmt noch mehr einfallen wenn ich mich noch ein wenig damit beschäftigen würde...denk doch einmal selbst nach.
Zu dem Punkt "unschuldig" fühlen...Das war nur als Wortspiel und Witz gemeint...Schuld-Unschuld-Alter....ach egal, aber darüber regt euch nun wirklich nicht auf.
Hoffe hab alles, geh jetzt schnell rauchen und hetz dann zu Deutsch
Plimbim
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Gast
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Erstellt: 10.11.03, 10:34 Betreff: Re: Hallo, Kücken!
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Der Beitrag von Baba Yaga ist wirklich toll – wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast von einem erheiternden Beitrag sprechen.
Zitat Baba: “Was klar ist und auch für viele Menschen in diesem Staate immer klarer wird, ist die Tatsache, dass Kapitalismus nur als Form eines Unterdrückungssystems funktionieren kann.“
Mal ehrlich, wirst Du in der Bundesrepublik unterdrückt? – Wahrscheinlich nicht. Schließlich handelt es sich hier um auch nicht um den Kapitalismus, wie er in der ehemaligen DDR gerne als staatsfeindliches Wirtschaftsbild gezeichnet wurde, sondern um die soziale Marktwirtschaft. Man mag sicherlich darüber streiten, ob alles was im Moment abläuft wirklich noch „sozial“ ist. Ich bin auch davon überzeugt, dass es hier erheblichen Verbesserungsbedarf gibt. Aber mit Unterdrückung hat das nichts zu tun. Wer das behauptet betet leider nur die alten Litaneien aus dem sozialistischen Klassenkampf herunter, ohne begriffen zu haben, wo er gelandet ist.
Zitat Baba: “Nirgends wo bereichern sich jene an der Quelle und an der Macht unverschämter, zügel- und hemmungsloser als in diesem System! […]Ich habe immer schon lachen müssen, mit welch perfider und volksverdummenden Beschuldigungen die oberste Führungsriege bedacht wurde. Ich weiß zwar nicht welchen "Wein die gesoffen haben", aber sieht man sich die angebliche "Vollversorgung" und "die Prachtwohnsitze" der so genannten DDR-Parteibonzen an und vergleicht das damit, was sich hier Parteisoldaten bereits auf der Kommunalebene alles erraffen, dann wird hier "in Sekt gebadet"!
Hast Du Dir die Siedlung in Wandlitz einmal angeschaut? Im Vergleich zum Standard handelte es sich durchaus um gehobenen Wohnkomfort. Und die Vollversorgung mit Produkten des – kapitalistischen – Westens war auch nicht jedermann zugänglich und gehörte dort doch zum normalen Alltag. Was es in der DDR nicht gab, wurde eben im Westen eingekauft.
Hierzu nur ein Beispiel: In der DDR war das Schauen von Westfernsehen verboten. Dennoch erhielt Herr Schalk-Golodkowski den Auftrag aus Wandlitz, den Empfang von Westfernsehen zu verbessern. Er ließ aufgrund der Beschwerde eine neue Satellitenanlage installieren, um den Auftraggeber, ein hochrangiges Mitglied der DDR-Führung, zufrieden zu stellen. Natürlich wurde hierfür keine Rechnung gestellt – die Kosten trug letztendlich die Staatskasse. Jetzt frage ich, wussten die Beteiligten nicht, dass Westfernsehenschauen verboten war? Oder hielten sie sich nicht daran, weil es ja ausreichte, wenn das Volk dies Verbot befolgte? Im ersten Fall wäre es ganz schön dumm – im zweiten Fall ganz schön dreist, weil es zeigt, dass es letztendlich nur um ein Ziel ging: Die eigene Bevölkerung möglichst von freien Medien fern- und damit dumm zu halten.
Was „erraffen“ sich hier eigentlich Parteisoldaten auf kommunaler Ebene? Ich glaube nicht, dass da so viel zusammenkommt, dass es auch nur ansatzweise als Gegenvergleich ausreicht. Aber wer weiß, vielleicht läuft es in Deinem Umfeld
Zitat Baba: “Sie träumten von bunten "Freiheiten" eines unerschöpflich scheinenden und barrierelosen Schlaraffenlandes, bevor sie erkennen konnten, was der Sozialismus ihnen an Sorglos-Freiheiten vorher garantiert hatte.“
Welche „Sorglos-Freiheiten“ gab es denn im real existierenden Sozialismus? Es gab keine Arbeitslosigkeit, zumindest offiziell nicht. Jeder hatte einen Arbeitsplatz, wenn auch nicht immer Arbeit. Es gab kein Berufsverbot, zumindest nicht offiziell. Regimekritische Menschen durften trotzdem mitunter ihren Beruf nicht mehr ausüben. Die Kinderbetreuung war „vorbildlich“. Zwar gab es auch Wartelisten, aber grundsätzlich wurde eine Rundumversorgung angestrebt. Aber warum denn? – Um die Kinder von anderen Einflusspersonen abzukoppeln und den Staat als einzige Erziehungsquelle zu etablieren. Damit hatte der Staat die Möglichkeit, die Kinder in seinem Sinne zu erziehen. Gehörte die Wohnungsversorgung zu den „Sorglos-Freiheiten“? Wenn man das Prinzip Wohnung auf Zuweisung toll findet, vielleicht. Ich glaube, das Prinzip in der Marktwirtschaft lässt da dem Einzelnen mehr Freiheiten. Die Reisefreiheit gehörte wohl nicht zu den zitierten „Sorglos-Freiheiten“. Vieles von dem, was wir heute als „Normal“ nutzen, gab es in der DDR nicht oder nur eingeschränkt, oder nur für Privilegierte (z.B. Versorgung mit Medikamenten, die es in der DDR nicht gab und für ausgewählte Personen aus anderen Ländern beschafft wurden). Welche „Sorglos-Freiheiten“ haben die DDR-Bürger also 1989/90 aufgegeben?
Zitat Baba: “Es gehörte zur Feindstrategie des Westen, den Sozialismus auszubluten, durch Bedrohungsszenarien eine schließlich unbezahlbare Hochrüstung zu erzwingen, anderseits mit Boykotten von Waren die Handels- und Absatzmöglichkeiten einzuschränken, um im Gegenzug mit Medienpower die Unzufriedenheit der DDR-Bevölkerung zu stimulieren.“
Musste die Unzufriedenheit der Bevölkerung wirklich über die Westmedien stimuliert werden? Wer sich mit leerem Einkaufsnetz vor der Kaufhalle stehend fragt, ob er schon einkaufen war oder noch rein muss, dessen Unzufriedenheit braucht nicht mehr stimuliert zu werden. Diese Unzufriedenheit war hausgemacht. Wenn der Satz „Ham wa nich – kriegen wir auch so schnell nich wieder“ zum Standard gehört, wird es schwer, Zufriedenheit zu erzeugen.
Die Behauptung, der Westen habe die Absatzmöglichkeiten eingeschränkt, zeugt von absolutem Unwissen. Mehrere Versandhäuser des Westens haben Waren aus der ehemaligen DDR bezogen. In der Porzellanherstellung wurde die Ware mit der Qualität „1. Wahl“ in den Westen geliefert, die „2. Wahl“ wurde u.a. in die UdSSR geliefert und der Rest verblieb für die eigene Bevölkerung. Über das Handelsimperium von Schalk-Golodkowski wurde ein reger Handel mit aller Welt betrieben. Wenn es Einschränkungen gab, lagen die wohl auch an der Produktqualität – ein Trabant war wirklich im Westen kaum zu verkaufen …
Die Bedrohungsszenarien sind übrigens nicht ausschließlich vom Westen aufgebaut worden und hatten keinesfalls nur für den Sozialismus Folgen. Auch im Westen wurde viel Geld in die Hochrüstung gesteckt. Dabei musste jeder Staat für sich entscheiden, wie viel Finanzmittel er investieren will. Es sollte hier also nicht von irgendwelchen nebulösen „Feindstrategien“ gejammert werden.
Zitat Baba: “Die DDR und auch andere "Ostblockstaaten" mit mehr oder weniger starker Intensität, installierten Überwachungs- und Bespitzelungssysteme, welche mit Gewalt und Repressalien versuchten, Sozialismus als Staatsdoktrin zu praktizieren und zu erhalten. Das ist unentschuldbar, aber begründbar, - den Jahrzehnte langen Konkurrenzdruck, die Manipulationsstrategien, die Blockaden und Bedrohungsrituale des Westens habe ich bereits oben erwähnt.“
Es ist schon ein starkes Stück, dass die Tötung und Unterdrückung von Landsleuten begründbar ist. Den Westen mit „Manipulationsstrategien“ mehr oder weniger direkt für die Unterdrückung verantwortlich zu machen, ist schon fast ein Stück aus dem Tollhaus. Wenn das System so toll gewesen ist, hätte es doch allen angeblichen Manipulationen widerstehen können – die Repression wäre damit vollkommen überflüssig gewesen.
Zitat Baba: “Ob der soziale Druck im Kessel Deutschland/Europa so hoch anschwellen wird, dass sozialistische Grundsätze und Prinzipien in der Politik durchgesetzt werden müssen, das wage ich nicht zu beurteilen. Feststeht jedenfalls, dass viele Menschen in Ost und West zu vergleichen beginnen und der Todgesagte zu atmen beginnt, - auch als Attac, PDS, und in Großdemos, wie am Samstag letzte Woche in Berlin!“
Baba hat hier sogar ein wenig Recht – ich befürchte aber anders, als eigentlich beabsichtigt. Wir nähern uns in der Marktwirtschaft immer mehr sozialistischen Verhältnissen. Wer sich das Angebot in einigen Kaufhäusern anschaut, fühlt sich immer mehr an frühere Zeiten in der DDR erinnert. Vieles gibt es nicht – und wenn doch, ist es teuer und schlecht. Auch wenn das jetzt ein wenig übertrieben ist, ist die Grundtendenz nicht zu verkennen. Noch kann man es aushalten, weil die Einschränkungen noch nicht so groß sind – aber ich befürchte, es wird noch schlimmer kommen.
Zitat Baba: „Das „in der DDR verschwundene volkseigene Vermögen“, das hat die Treuhand, das hat Kohl und seine Regierung und das hat auch Schröder vergaunert! […] Sie haben aus einem Industrie- und Kulturland, aus einem Sozialstaat, der diese Bezeichnung eher verdiente, als die kalte, neoliberale Marktwirtschaft heute, ein Bettelvolk gemacht, für dessen Überleben Jahr für Jahr Abermilliarden € Abgaben und Steuergelder verschlingt. Das ist die Folge der Zerstörung der gesamten industriellen Basis in Ostdeutschland innerhalb von drei Jahren (1900-1993).“
Baba meint sicherlich die „Zerstörung“ zwischen 1990 und 1993 – trotzdem ist sein Versehen bei der Jahresangabe schon interessant. Der Niedergang der DDR-Wirtschaft begann zwar nicht schon 1900 – aber auch keinesfalls erst 1990. Wer sich anschaut, mit welcher staatlichen Unterstützung die marode DDR-Wirtschaft in einigen Bereichen am Laufen gehalten wurde, kann verstehen, dass das Prinzip nicht länger gut gehen konnte. Wirtschaftsbetriebe sind dafür da, Einnahmen zu erzielen. Wenn nach 1990 weniger Arbeiter und Angestellte weitaus mehr Einnahmen erzielen als die Massen an Arbeitern und Angestellten in Zeiten der DDR-Wirtschaft, ist das doch bezeichnend. Nicht jeder Staat, der Fabriken betreibt, ist auch ein Industrieland.
Zitat Baba: “Der letzte Rest des Staatsvermögens, die Schulden der ehemaligen DDR-Gläubiger, wird heute noch nach und nach als Besuchsmitbringsel verschleudert, - so z.B. die umgerechnet 8 Milliarden € der Sowjetunion, welche Schröder nach und nach Putin als Morgengabe überreicht!
Hier stimme ich Baba ausdrücklich zu. Altschulden einfach so zu erlassen, kann man sich vielleicht leisten, wenn man selber genug Geld hat. Dies ist aber nicht der Fall – Großzügigkeit ist damit hier nicht angebracht.
Zitat Baba: „Die SED-Gelder waren Parteivermögen. Sie wurden zum Großteil dem Haushalt der BRD überstellt, dazu hat es akribischgenaue Überprüfungen der Treuhänder, Währungsspezialisten, Wiedervereinigungsforscher und Aufbauhelfer gegeben.“
Hier irrt Baba aber gang gewaltig. Nicht alle SED-Gelder waren Parteivermögen. Oder wie ist es zu erklären, dass die PDS als Nachfolgeorganisation der SED Teile des Parteivermögens abgeben musste – andere Teile aber nicht abzugeben brauchte. Hier wurde sehr wohl zwischen Parteivermögen und volkseigenem Vermögen unterschieden.
Zitat: „Dass NUK das eine vom anderen nicht trennen kann, ist nicht sein eigenes Verschulden. Mit ganzen Medienschlachten und Kampagnen wurde dafür gesorgt, dass der Eindruck im unbedarften Teil des Volkes entstanden ist, die PDS, aus welcher man die "Nachfolgepartei der SED" machte, habe das gesamte Staatsvermögen (Geld, Devisen, Grundstücke, Industriebetriebe, Landwirtschaft, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Kindergärten und und und) der ehemaligen DDR in ein dunkles Loch sausen lassen! Dieser Unsinn pflanzt sich fort, wie man erkennen kann, auch noch 13 Jahre nach dem skandalösesten Wirtschaftskrimi der letzten 500 Jahre!“
Danke, dass Baba mich so einfach in den „unbedarften Teil des Volkes“ eingruppiert. Wer hier unbedarft ist, will ich da mal lieber nicht näher nachfragen. Aber ich glaube, dass Baba in weiten Teilen seiner Aussagen einem gut ausgeklügelten System der Desinformation aufgesessen ist. Kein Mensch behauptet, dass das gesamte Staatsvermögen in ein schwarzes Loch gesaust sei. Die Frage ist nur, wie dieses Staatsvermögen übergeben worden ist. In welchem Zustand waren 1990 denn Grundstücke, Industriebetriebe, Landwirtschaft, Schulen, Krankenhäuser, Kindergärten, …? Wer sich die Bilder von 1989/90 anschaut, sieht eindeutig, wohin der Sozialismus und die SED die DDR in rund 40 Jahren gebracht hat. Wer sich die Bilder heute anschaut, sieht, was man in relativ kurzer Zeit in der sozialen Marktwirtschaft aus diesem Erbe machen konnte. Jeder sollte selbst entscheiden, welches Bild er besser findet.
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Baba Yaga
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Erstellt: 07.11.03, 19:12 Betreff: DDR-Vermögen und die Liquidatoren desselben!
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Hallo Steffi! Hallo NUK!
Ich werde mich mal in Euren Disput einklinken, und versuchen, mit verschiedenen Klischees aufzuräumen.
Zitat: NUK auch die Alt-Genossen waren mal jung - und auch da haben sie es nicht geschafft, einen funktionierenden Sozialismus einzuführen.
Das hat mit "jung" und "alt" nix zu tun, wie Steffi schon richtig meinte. Was klar ist und auch für viele Menschen in diesem Staate immer klarer wird, ist die Tatsache, dass Kapitalismus nur als Form eines Unterdrückungssystems funktionieren kann. Ich wundere mich schon lange, dass die Unfreiheit in den wesentlichen Segmenten des Lebens immer mehr zunimmt und trotzdem die Schmerzgrenze anscheinend noch nicht erreicht wurde. Es liegt wohl daran, dass nach dem Todschreien des Sozialismus die meisten Menschen anderer Perspektiven und Alternativen beraubt sind.
Zitat:NUK
So gut wie die Theorie des Sozialismus auch sein mag, das Problem ist immer, dass die, die ihn umsetzen, die Theorie vergessen und sich mit Privilegien ausstatten, die sie weit vom Volk, das sie mit dem Sozialismus beglücken wollen, entfernt.
Nein, daran liegt es nicht. Würde es daran liegen, müsste man den Kapitalismus - neudeutsch: die Marktwirtschaft - zum Teufel jagen, mitsamt der Lobbyisten- und Politbagage! Nirgends wo bereichern sich jene an der Quelle und an der Macht unverschämter, zügel- und hemmungsloser als in diesem System!
Zitat:NUK Wer sich Wandlitz und die Hintergründe der Vollversorgung der DDR-Führung anschaut, sieht wie hier Wasser gepredigt und Wein gesoffen wurde Warum das Volk das so lange mitgemacht hat, weiss ich nicht wirklich - vielleicht lag es daran, dass die meisten diesen Zustand der Privilegien nicht kannten und an das Ziel des Sozialismus glaubten.
Ich habe immer schon lachen müssen, mit welch perfider und volksverdummenden Beschuldigungen die oberste Führungsriege bedacht wurde. Ich weiß zwar nicht welchen "Wein die gesoffen haben", aber sieht man sich die angebliche "Vollversorgung" und "die Prachtwohnsitze" der so genannten DDR-Parteibonzen an und vergleicht das damit, was sich hier Parteisoldaten bereits auf der Kommunalebene alles erraffen, dann wird hier "in Sekt gebadet"!
Viele Menschen der DDR und des gesamten Ostblockes haben sicher sehr lange an den Sozialismus geglaubt, sogar noch dann, als die Mauer niedergerissen wurde. Aber sie haben sich von der usamerikanischen Wohlstandspropaganda täuschen lassen. Sie träumten von bunten "Freiheiten" eines unerschöpflich scheinenden und barrierelosen Schlaraffenlandes, bevor sie erkennen konnten, was der Sozialismus ihnen an Sorglos-Freiheiten vorher garantiert hatte. Es gehörte zur Feindstrategie des Westen, den Sozialismus auszubluten, durch Bedrohungsszenarien eine schließlich unbezahlbare Hochrüstung zu erzwingen, anderseits mit Boykotten von Waren die Handels- und Absatzmöglichkeiten einzuschränken, um im Gegenzug mit Medienpower die Unzufriedenheit der DDR-Bevölkerung zu stimulieren. Nicht grundlos machte der Kalauer im Westen die Runde, die neue Freiheit der Ossis, definiere sich über Marlborough, Video und GTI
Zitat:NUK Zum nicht zu unterschätzenden Teil lag es sicherlich auch an der ausgeklügelten Diktatur, die lange oppositionelle Bestrebungen ein Umsteuern verhindert hat.
Das ist schon richtig! Die DDR und auch andere "Ostblockstaaten" mit mehr oder weniger starker Intensität, installierten Überwachungs- und Bespitzelungssysteme, welche mit Gewalt und Repressalien versuchten, Sozialismus als Staatsdoktrin zu praktizieren und zu erhalten. Das ist unentschuldbar, aber begründbar, - den Jahrzehnte langen Konkurrenzdruck, die Manipulationsstrategien, die Blockaden und Bedrohungsrituale des Westens habe ich bereits oben erwähnt.
Der Sozialismus selbst hat diese Verbrechen nicht verursacht, auch wenn sie "in seinem Namen" geschehen sind. Es lag vielmehr an dem Umstand, dass die Sowjetunion den Sozialismus in ihren Satellitenstaaten einfach "errichtete" und er nicht aus einem "Bedarf" heraus, sich als allgemein gewünschte Staatsform innerhalb der Bevölkerung entwickeln konnte.
Ob der soziale Druck im Kessel Deutschland/Europa so hoch anschwellen wird, dass sozialistische Grundsätze und Prinzipien in der Politik durchgesetzt werden müssen, das wage ich nicht zu beurteilen. Feststeht jedenfalls, dass viele Menschen in Ost und West zu vergleichen beginnen und der Todgesagte zu atmen beginnt, - auch als Attac, PDS, und in Großdemos, wie am Samstag letzte Woche in Berlin!
Zitat: NUK PS: Es ist schön, dass Du persönlich Dich unschuldig fühlst ...
Es ist nicht nur "schön", dass Steffi sich "unschuldig" fühlt, sie hat ein Recht darauf, mehr jedenfalls als jene Ossis, die den Rattenfängern des Kapitalismus nachgelaufen sind und das mit "Freiheit" und "Demokratie" verwechselt haben, - oder warum bleiben die heute von den "freien Wahlen" fern, wo sie doch niemand mehr zwingt an einer bestimmten Stelle ein Kreuzchen zu machen? Ja, diese "Freiheit" nicht zur Wahl zu gehen, die hat man hier schon. Das Angebot an Kandidaten dieser deutschen CDU-CSU-FDP-SPD-GRÜNEN Einheitspartei ist genauso beschränkt, wie das in der ehemaligen SED mit ihren Pfeifen. Es läuft nur auf ein Ziel hinaus: Umverteilung von unten nach oben!
Zitat:NUK Aber frag doch mal bei den Alt-Genossen nach, wo das in der DDR verschwundene volkseigene Vermögen hingekommen ist. Der entsprechende Bericht des Deutschen Bundestages weist auf mehr als 1.000 Seiten nach, dass die SED/PDS einen guten Teil davon illegal ins Ausland geschafft hat (siehe auch Berichterstattung in den Medien über angeblich unabhängige Firmen im Ausland). Wenn die PDS ernsthaft etwas für unsere Sozialsysteme tun will, kann sie ja diese Gelder an die entsprechenden Kassen überweisen.
Das „in der DDR verschwundene volkseigene Vermögen“, das hat die Treuhand, das hat Kohl und seine Regierung und das hat auch Schröder vergaunert! 13 Jahre nachdem umjubelten Hissen der überdimensionalen Einheitsflagge auf dem Brandenburger Tor und vor dem Berliner Reichstagsgebäude haben Politik und Freie Marktwirtschaft zu einer neuen und tiefen Spaltung zwischen Ost und West geführt. Sie haben aus einem Industrie- und Kulturland, aus einem Sozialstaat, der diese Bezeichnung eher verdiente, als die kalte, neoliberale Marktwirtschaft heute, ein Bettelvolk gemacht, für dessen Überleben Jahr für Jahr Abermilliarden € Abgaben und Steuergelder verschlingt. Das ist die Folge der Zerstörung der gesamten industriellen Basis in Ostdeutschland innerhalb von drei Jahren (1900-1993). Innerhalb dieses kurzen Zeitraumes stürzte das Volumen der industriellen Produktion des Landes, das 1989 den 16.Platz im Welthandel einnahm und mit 39% eine höhere Exportquote als die damalige BRD hatte, auf weniger als 1/3 der vorherigen Leistung. Liquidatoren waren die Treuhand, die mit der Aufgabe „zur Wahrung des Volkseigentums“ beauftragt war und daraus innerhalb kürzester Zeit die „Privatisierung des volkseigenen Vermögens“ betrieben hat. Aus der „Verwaltung des volkseigenen Vermögens“ wurde die Verschleuderung des gesamten Staatsvermögens, zu Nutzen und Frommen einer kleinen, kapitalistischen Minderheit, der Banken und globalvagabundierenden Konzerne. Der letzte Rest des Staatsvermögens, die Schulden der ehemaligen DDR-Gläubiger, wird heute noch nach und nach als Besuchsmitbringsel verschleudert, - so z.B. die umgerechnet 8 Milliarden € der Sowjetunion, welche Schröder nach und nach Putin als Morgengabe überreicht! Bis heute ist die Bundesregierung den Ostdeutschen eine Vermögensaufstellung ihres Staats- und Wirtschaftsvermögens schuldig geblieben.
Die SED-Gelder waren Parteivermögen. Sie wurden zum Großteil dem Haushalt der BRD überstellt, dazu hat es akribischgenaue Überprüfungen der Treuhänder, Währungsspezialisten, Wiedervereinigungsforscher und Aufbauhelfer gegeben. Dass NUK das eine vom anderen nicht trennen kann, ist nicht sein eigenes Verschulden. Mit ganzen Medienschlachten und Kampagnen wurde dafür gesorgt, dass der Eindruck im unbedarften Teil des Volkes entstanden ist, die PDS habe das gesamte Staatsvermögen der ehemaligen DDR in ein dunkles Loch sausen lassen!
Dass NUK das eine vom anderen nicht trennen kann, ist nicht sein eigenes Verschulden. Mit ganzen Medienschlachten und Kampagnen wurde dafür gesorgt, dass der Eindruck im unbedarften Teil des Volkes entstanden ist, die PDS, aus welcher man die "Nachfolgepartei der SED" machte, habe das gesamte Staatsvermögen (Geld, Devisen, Grundstücke, Industriebetriebe, Landwirtschaft, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Kindergärten und und und) der ehemaligen DDR in ein dunkles Loch sausen lassen! Dieser Unsinn pflanzt sich fort, wie man erkennen kann, auch noch 13 Jahre nach dem skandalösesten Wirtschaftskrimi der letzten 500 Jahre!
Baba Yaga
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Clarissas Entenküken
Beiträge: 14
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Erstellt: 07.11.03, 10:08 Betreff: Re: Hallo, Kücken!
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Hallo Nuk,
ganz im Ernst ich weiß nicht wo das Geld ist, und auch ich fände es gut wenn das Geld sinnvol genutzt würde. Ob aber die jetzige Regierung das Geld sinnvoll nutzen würde, glaub ich weniger.
Außerdem hate ich gesagt das es nicht prinzipiell am Alter leigt, sondern an der Einstellung. Es gibt einen Spruch: "Sozialismus können Drachen nur im vollen Schafstall machen." Der hat mich immer gestörrt, weil Sozialismus bis jetzt offensichtlich nur Drachen gemacht haben. Und ich glaube das Drachen in der Politik wohl für jede Staatsform schlecht sind. Also weniger Drachen, mehr Feen (ich mag nicht Engel sagen).
ÜberzeugungstäterInnen in der Politik in der richtigen Staatsform! (Eine Sozialisten in der Politik bringts nicht in einem kapitalistischen System, und umgekehrt) Das würde vielleicht auch deine Hoffnung stärken.
Alles Liebe Steffi
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NUK
Beiträge: 14
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Erstellt: 07.11.03, 08:09 Betreff: Re: Hallo, Kücken!
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Hallo Steffi,
auch die Alt-Genossen waren mal jung - und auch da haben sie es nicht geschafft, einen funktionierenden Sozialismus einzuführen.
So gut wie die Theorie des Sozialismus auch sein mag, das Problem ist immer, dass die, die ihn umsetzen, die Theorie vergessen und sich mit Privilegien ausstatten, die sie weit vom Volk, das sie mit dem Sozialismus beglücken wollen, entfernt. Wer sich Wandlitz und die Hintergründe der Vollversorgung der DDR-Führung anschaut, sieht wie hier Wasser gepredigt und Wein gesoffen wurde. Warum das Volk das so lange mitgemacht hat, weiss ich nicht wirklich - vielleicht lag es daran, dass die meisten diesen Zustand der Privilegien nicht kannten und an das Ziel des Sozialismus glaubten. Zum nicht zu unterschätzenden Teil lag es sicherlich auch an der ausgeklügelten Diktatur, die lange oppositionelle Bestrebungen ein Umsteuern verhindert hat.
PS: Es ist schön, dass Du persönlich Dich unschuldig fühlst ... Aber frag doch mal bei den Alt-Genossen nach, wo das in der DDR verschwundene volkseigene Vermögen hingekommen ist. Der entsprechende Bericht des Deutschen Bundestages weist auf mehr als 1.000 Seiten nach, dass die SED/PDS einen guten Teil davon illegal ins Ausland geschafft hat (siehe auch Berichterstattung in den Medien über angeblich unabhängige Firmen im Ausland). Wenn die PDS ernsthaft etwas für unsere Sozialsysteme tun will, kann sie ja diese Gelder an die entsprechenden Kassen überweisen.
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