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Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 19.02.09, 07:49 Betreff: Re: Petition über ein bedingungsloses Grundeinkommen
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Zitat: Riker
darüber darfst du jetzt meditieren |
Lieber Uli,
hab jetzt leider keine Zeit zum Meditieren, habe - wie eigentlich immer - viel zu viel (positiven Streß) um die Ohren.
Deshalb kopiere ich nur mal schnell einen Beitrag aus http://www.scharf-links.de von Edith Barthelmus-Scholich zum Theme Petition bedingungsloses Grundeinkommen.
Gruß Bernd
kopiert aus: http://www.scharf-links.de/48.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=4047&tx_ttnews[backPid]=56&cHash=ff8897fe25
Beginn einer Massenbewegung?
Fast 53.000 Menschen unterzeichnen Online-Petition für ein Bedingungsloses Grundeinkommen
Von Edith Bartelmus-Scholich
- Heute um Mitternacht lief die Online-Petition der Greifswalderin Susanne Wiest für ein Bedingungsloses Grundeinkommen aus. Schon einige Stunden vorher war die notwendige Zahl der 50.000 Unterschriften erreicht worden. Schließlich hatten 52.976 Menschen unterzeichnet. In dem angeschlossenen Forum zur Petition wurde rege diskutiert. 4.278 Diskussionsbeiträge eröffnen Einblick in die Wünsche und Vorstellungen der UnterzeichnerInnen. Gleichzeitig vernetzen sich die DiskutantInnen. Es ist die Rede davon, gemeinsam zur öffentlichen Anhörung im Bundestag zu fahren. Die Formierung einer Massenbewegung liegt in der Luft.
Susanne Wiest hatte die Petition ohne organisatorischen Hintergrund allein gestartet. Götz Werner rief erst zur Unterzeichnung auf, als bereits 30.000 Unterschriften eingegangen waren. Der Andrang auf die Petition wurde jeden Tag größer. Schließlich unterzeichneten stündlich mehr als 500 Menschen, der Server kam an seine Grenzen und brach an einem Tag sogar zusammen.
Dabei hatte nur ein Teil der VerfechterInnen eines BGE sich an der Mobilisierung für die Petition beteiligt. Viele darunter die meisten politisch links eingestellten, BefürworterInnen beteiligten sich nicht. Sie störten sich zu Recht daran, dass Wiest die Finanzierung des Grundeinkommens aus einer hohen Verbrauchssteuer unter Wegfall aller anderen Steuern vorsieht. Dieses von Götz Werner entworfene Refinanzierungsmodell bürdet die Kosten des BGE sehr überwiegend den "kleinen Verdienern" auf. Diejenigen hingegen, die über hohe Einkommen und Vermögen verfügen würden stark entlastet. Auch zieht die Finanzierung des BGE aus einer hohen Verbrauchssteuer durch Druck auf die Löhne eine Spirale der Verarmung breiter Schichten nach sich. Ohne einen ausreichend hohen Mindestlohn und eine Arbeitzeitverkürzung wird Arbeit nach Einführung des BGE nämlich nicht teuerer sondern billiger.
Nichtsdestoweniger zeigt der Erfolg der Petition von Susanne Wiest, dass sie ein gesellschaftliches Bedürfnis aufgegriffen hat. Ein Bedingungsloses Grundeinkommen ist für viele Menschen eine konkrete Utopie. Es ist eine Utopie, für die sich Menschen noch bewegen werden. Sie besticht durch Humanismus. Es ist zudem, die aus der Fortentwicklung der Produktivkräfte resultierende politische Antwort.
Beim Bedingungslosen Grundeinkommen geht es zum Einen um das bedingungslose Ja zu einer menschenwürdigen Existenz für jeden Menschen. Unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg und von der Erfüllung gesellschaftlicher Normen soll jeder Mensch ein Auskommen haben, das gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Niemand soll sich mehr Sorgen machen müssen, ob das Geld morgen noch für drei Mahlzeiten, eine warme Wohnung und gemeinsame Unternehmungen mit anderen Menschen reicht. Niemand soll in die Rolle eines Bittstellers gegenüber seinen Mitmenschen und der Gesellschaft gezwungen werden. Niemand soll länger von Bürokratien schikaniert und entmündigt werden. Das BGE ist hier die Antwort auf das Armutsregime von Hartz IV. Jeder der Millionen ALG II-Bezieher würde ein bedingungsloses Grundeinkommen als Erleichterung auffassen, selbst wenn es niedrig wäre, denn mit dem BGE wären doch wenigstens Entmündigung und Entwürdigung durch die ARGE vorbei.
Darüber hinaus geht es den Befürwortern des BGE um eine neue Qualität der Arbeit. Die gesellschaftliche und ökonomische Anerkennung der Tatsache, dass die Produktion gesellschaftlich aber arbeitsteilig ist und, dass in dieser Arbeitsteilung der größte Teil der geleisteten Arbeit, als unverzichtbare Basis für den kleineren Teil, trotzdem nicht entlohnt wird, ist überfällig. Die nicht marktförmig zugerichtete Arbeit steht seit der Einführung der Lohnarbeit gesellschaftlich und ökonomisch im Abseits. Entlohnt wird die Arbeit, die dem Anspruch des Kapitals genügt, anerkannt wird die Position, die der Einzelne in der kapitalistischen Wertschöpfungskette einnimmt. Die Lohnabhängigen denken dabei in Kategorien, die das Kapital vorgibt. Mit dieser Perversion muss Schluss gemacht werden. Die nicht marktförmige Arbeit, die unbezahlten 75% der Arbeit, verlangen mit dem BGE ihr Recht am gemeinsam geschaffenen Reichtum.
Beim gegenwärtigen Stand der Produktionskräfte kann es nicht als Fortschritt bezeichnet werden, die Menschen in fremdbestimmte, abhängige Arbeit zu zwingen. Die meisten Arbeitsplätze können heute mit gutem Erfolg nur noch von Menschen besetzt werden, die "ihre ganze Persönlichkeit einbringen". Unter dem Paradigma der Profitmaximierung bedeutet das mehr als je zuvor, die ganze Persönlichkeit des Arbeitenden für das Kapital zuzurichten. Die Verinnerlichung der die kapitalistische Wirtschaft vorantreibenden Gesetzmäßigkeiten stellt die eigentliche Anforderung dar, die der Neoliberalismus an jeden Lohnabhängigen stellt und die in "Trainings" erwerbslos Gewordenen nahe gebracht werden soll. Millionen Menschen können oder wollen dieser Anforderung ein aktiver Systembestandteil zu werden nicht nachkommen - und dass ist gut so.
Andererseits sind die Produktivkräfte so weit entwickelt, dass sie das System fremdbestimmter, abhängiger Arbeit sprengen können. Selbstorganisierte, selbstmotivierte Arbeit ist schon mehr als eine Nische, auch wenn sie heute noch unter dem Diktat der Profitmaximierung steht. Die Arbeit hat sich schon von fast allem emanzipiert - nur noch nicht von dem Zwang sich zu verkaufen. Ein Bedingungsloses Grundeinkommen würde hier eine Bresche schlagen für gesellschaftlich nützliche, nicht marktförmige Arbeit. Die Zeit für diesen Schritt ist gekommen.
Es ist daher die Aufgabe linker, emanzipatorischer Politik die Konzepte zu entwickeln und die Bewegungen zu stärken, die die Arbeit befreien werden, nicht jedoch in den vom Kapital entworfenen und beherrschten Schemata zu verharren.
Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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Riker
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Erstellt: 16.02.09, 19:18 Betreff: Re: Petition über ein bedingungsloses Grundeinkommen
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Hi Bernd,
Zitat:
... also, Freund Riker, bring mal Argumente, warum ein bedingungsloses Grundeinkommen für Dich ein Grimmsches Märchen und keine ernstzunehmende Vision ist |
mein lieber bernd. du solltest doch wissen dass ich ein star treck fan bin und science fiction märchen und visionen mag
und wenn irgendwann der warpantrieb entdeckt ist, wir menschen über eine grenzenlose energiequelle verfügen, geld keine rolle mehr spielt - ja dann heißt es es war einmal der kapitalismus
dass problem ist es, dass wir menschen anscheinend determinierenden bedingungen unterliegen. falls ich mir irre kannst du mich ja gerne aufklären...
bedingungslose liebe soll auch was schönes sein, so sie keine singleveranstaltung ist. also generell gesehen hab ich nichts gegen die bedingungslosigkeit an sich...aber seit wann glaubt die linke an die bedingungslosigkeit - das ist übrigens ein synonym für nirvana - mein ich jetzt ganz ernst! wie gesagt, wenn du "bedingungslosigkeit" auseinanderklamüserst, wird dir klar sein, daß die mit einer materialistischen dialektik nicht konform geht, denn beim materialismus da brauchts die bedingung des dings unabdingbar... darüber darfst du jetzt meditieren
aber die thesen auf der gelinkten seite - sehr naiv aber irgendwie süß
gruß
uli
don't worry be happy
[editiert: 16.02.09, 19:21 von Riker]
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 15.02.09, 10:35 Betreff: Re: Petition über ein bedingungsloses Grundeinkommen
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Zitat: Riker
das erinnert mich sehr an ein Märchen von Gebrüder Grimm:
Tischlein deck dich
:D
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... auch Spötter müssen sterben oder anders herum: lustig gemeinte Sprüche ersetzen keine Argumente
... bei den bisher im Umlauf befindlichen sogenannten bedingungslosen Grundeinkommensmodellen scheint zwar auch mir noch eine Menge doch ziemlich unausgegoren zu sein, z. B. die typisch neoliberale vollkommene Privatisierung bzw. Zerschlagung der sozialen Sicherungssysteme, also des solidarischen Prinzips und anderes mehr
... andererseits scheint das Modell Schweiz dort ganz gut zu funktionieren
... und es stimmt ja, schon bisher werden zig Millionen Steuergelder für soziale Belange ausgegeben, die beim Wegfall dieser Verpflichtungen in das Grundeinkommen fließen könnten
... also, Freund Riker, bring mal Argumente, warum ein bedingungsloses Grundeinkommen für Dich ein Grimmsches Märchen und keine ernstzunehmende Vision ist
Gruß bjk
Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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Riker
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Erstellt: 14.02.09, 14:17 Betreff: Re: Petition über ein bedingungsloses Grundeinkommen
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das erinnert mich sehr an ein Märchen von Gebrüder Grimm:
Tischlein deck dich
don't worry be happy
[editiert: 14.02.09, 14:18 von Riker]
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Franky341
Beiträge: 1
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