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Autor |
Beitrag |
zarathustra
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Erstellt: 14.01.09, 00:42 Betreff: Re: Anarchismus ist nicht "links" !!! |
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@vivi
ich finde du betreibst hier eine Erbsenzählerische Prinzipienreiterer. Klar ist der Ursprung der Bezeichnung auf die Sitzverteilung im Parlamant zurückzuführen, aber in der Umgangssprache werden die Worte anders gebraucht. Faschismus ist da einfach so ziemlich die reaktionärste Form und Links als Gegensatz ist eben die revolutionärste Form. Deswegen störe ich mich auch sehr an dieser Gleichmacherei von wegen Links und- Rechtsfaschisten. Es kann überhaupt keine Linksfaschisten geben, weil "Links" allgemein für eine freie Gesellschaftsordnung steht, während "Rechts" das genaue Gegenteil bedeutet. Das was, als Linksfaschist bezeichnet wird kommt genauso gut ohne den ersten Teil im Wort "Links" aus, weil es eben nichts mehr mit "links" zu tun hat, wenn man von Faschismus spricht. Wenn dich meine Wortwahl stört, dann nimm halt "emanzipatorisch" als Grundlage, dann hast du eben "Links" als das radikalste emanzipatorische Denken und Rechts als das radikalste unemanzipatorischste Denken.
Zurück zum Thema. Da sich die linke als emanzipatorisch gebärdet und dies als ihr Hauptanliegen bezeichnet ist folgerichtig ein Kommunist im marxschen Sinne durchaus ein Stück weit emanzipatorisch, aber der Anarchist ist dabei der "linkeste" Rand, weil er quasi für das Höchstmaß an Emanzipation steht. Deswegen finde ich, kann man uns anarchos durchaus als links bezeichnen... (Es ist ja wohl klar, dass die Demokratie noch weniger emanzipiert ist als der Kommunismus, auch wenns bei der direkten Demokratie schon schwierig wird, ne grenze zu ziehen...)
Ich finde du machst es dir auch etwas zu einfach, wenn du Kommunismus und Faschismus als pure Konsequenzen des Kapitalismus darstellst. Kurz gesagt, das ist strukturalistisch und überholt! Faschismus wird in erster Linie von Staaten verstärkt bzw produziert, die vormachen, dass es weniger um Machtausübung geht, sondern um die Ausübung von Herrschaft, die sich im speziellen Fall des Faschismus moralisch auf gewisse Ressentiments gründet. Staaten hat es aber auch vor dem Kapitalismus schon gegeben, Ressentiments und Herrschaft erst recht. (Vom Antisemitismus brauch ich da wohl gar nicht erst anzufangen, der hat seine Wurzeln ja fast noch tiefer in der Geschichte...)
Und zu guter Letzt verstehe ich auch nicht so ganz, wieso du so betonst, mit was der Anarchismus alles nichts zu tun hat: "...dass Anarchismus nichts mit der roten Armee, nichts mit Marx oder Lenin, nicht mit Heydrich und Adolf Hitler, Stalin, Mao, Enslin, der MLPD, den Nationalen Autonomen oder dem KDS zu tun hat - desweiteren nichts mit "Politik" - auch nicht mit Einwanderungspolitik, Ausländerproblematik oder etwas ähnlichem, denn diese Fragen nach Politik und Ausländern würden in einer freiheitlichen Gesellschaft gar nicht aufkommen!" Das erweckt den Eindruck, als würdest du all diese Theman als unwichtig beiseite wischen. Ich hoffe ich irre mich da in meiner (zugegeben) etwas provokanten Auslegung, klingt jedenfalls ignorant gegenüber den Herrschaftsverhältnissen, denen Ausländer ausgesetzt sind. Nur um der negativen Antwort vorrauszueilen:
All diese Sachen haben zwar direkt nichts mit einem anarchistischem Weltbild zu tun, aber als in einer solchen Welt lebender Anarchist, musst du dich trotzdem mit ihnen rumschlagen, weil sie alles andere als emanzipatorisch sind, bzw. weil Leute wie Marx, oder Adorno oder Focault Analysen vorgelegt haben, um die du nicht herum kommst, wenn du nach einer positiven Veränderung strebst (das setze ich mal vorraus). Und wenn du schon so ein konkretes Bild von einer freiheitlichen Gesellschaft vor Augen hast, gilt es dann nicht erst recht überall dort zu intervenieren, wo diese Vorstellung mit Füßen getreten wird, also auch bei der "Ausländerproblematik"?
Du scheinst gewisse Gesellschaftsanalysen (Nietzsche, Marx, Adorno und die ganzen Poststrukturalisten) nicht zu kennen, was dein Statement von der "kapitalistischen Heuchelei" recht deutlich zeigt. Das passt nur allzu gut ins strukturalistische Denkmuster: da ist man immer blind für die eigene Verflechtung in die analysierten Strukturen und so kommt man folgerichtig zu dem Schluss man selbst wäre frei von "kapitalistischer Heuchelei". Dummerweise bist du genauso gefangen und geprägt in bzw. von diesem kapitalistischen System, wie jeder andere auch und wenn du von dem einzig "menschenwürdigen Weltbild" sprichst, baut dein Lebensstandart genauso auf dem Kapitalismus auf, wie der eines jeden anderen Menschens, der in diesem Land lebt. Du oder ich, wir sind einfach keinen deut besser, als die, die wir kritisieren. Oder anders Ausgedrück, wenn man in einem System lebt, das aus rationalen Gründen Widersprüche produziert, kann niemand in diesem System widerspruchsfrei denken, sprich jeder wird auf seine Art zum kapitalistischen Heuchler!
[editiert: 14.01.09, 04:44 von zarathustra]
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