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soyfer

Beiträge: 205

New PostErstellt: 14.02.06, 00:28     Betreff: Re: Juergen von Manger, Albert Einstein und Rabindranâth Thâkur

Ich will dir ja in deiner Analyse nicht widersprechen, dass starre Systeme die ganze Komplexität nicht begreifen können.

Aber zu deinem Beispiel möchte ich nur anmerken,
1. dass dein System auch mit zwei Komponenten wunderbar funktionieren könnte, nur dann noch weniger komplex wäre.
A: Ich fühle mich gesund
B: Ich sollte zum Arzt gehen.

  1. Ich fühle mich gesund, daher brauche ich nicht zum Arzt gehen.
  2. Ich fühle mich krank, daher sollte ich zum Arzt gehen.
Also hier gilt hier:
Wenn A, dann nicht B.
Wenn nicht A, dann B.

Oder:
A: Es ist Zeit für die Routineuntersuchung
B: Ich sollte zum Arzt gehen.

  1. Es ist Zeit für eine Gesundenuntersuchung, daher sollte ich zum Arzt gehen.
  2. Ich war vor kurzem bei der Gesundenuntersuchung, daher brauche ich nicht zum Arzt gehen.
Hier gilt also:
Wenn A, dann B.
Wenn nicht A, dann nicht B.

Das System mit den drei Komponenten macht das ganze zwar komplexer, ist aber hier nicht notwendig, weil bei dir A und B unabhängig voneinander zu C stehen.

Genauso könnte man vier oder fünf Komponenten einführen.

Aber was kommt hierbei heraus?
A: Ich fühle mich krank.
B: Ich kann arbeiten gehen.
C: Ich sollte zum Arzt gehen.
Hier wirken A und B in der Beurteilung von C seltsam konträr zueinander.

Um hier überhaupt irgendwelche Aussagen zu treffen benötigen wir konkretere Aussagen zur Krankheit, zum Arbeitsplatz, zu den Geldverhältnissen und auch dann ist das ganze eine Sollensangelegenheit.
Während wir in deinem Beispiel Fälle hatten, die auf alle Menschen unabhängig voneinander zutraf: Wenn A zutrifft/nicht zutrifft und/oder B zutrifft/nicht zutrifft dann sollte ich C machen /nicht machen.

Hier geht das nicht:
Wenn ich mich krank fühle, aber arbeiten gehen kann, jedoch der Arbeitsplatz gesichert ist, dann sollte ich zum Arzt gehen.
Fühle ich mich krank, kann zur Arbeit gehen, der ist zwar nicht gesichert, aber ich bin eh Millionär und arbeite am Spaß an der Freude, dann sollte ich auch zum Arzt gehen.
Aber: ich fühle mich zwar krank, brauche aber dringend meinen Arbeitsplatz, weil ich ein Haus gekauft habe, d.h. hochverschuldet bin, und eine Kündigungswelle steht vor der Betriebstür, so dass ich mir nicht leisten kann zu fehlen, daher werde ich auf jeden Fall zur Arbeit gehen können und nicht zum Arztgehen können.
Hier trifft nicht auf alle Menschen zu: Wenn A und B dann nicht C, oder so. Das ist alles durch die individuelle Realität geprägt. Hier kann die Form nicht einmal im Ansatz den Inhalt erfassen. Und das ist ein Fall, wo keine Mengen gebildet werden können, weil es auf jeden in seiner individuellen Situation trifft: du zystein + du zystein sind nicht 2 ihr zysteins, weil du singulär bist, so wie die Zwänge in der heutigen Welt auf jeden anders wirken und seine Probleme daher singulär sind.

Ich will gar nicht bestreiten, wie gesagt, dass das alles seinen Stellenwert hat, dass nicht auch Probleme gemeinsam sind (Bedrohung durch Entlassungen, Ausbeutung der Armen der Welt etc.) und dass hier gemeinsame Ansätze zur Beseitigung der Probleme angegangen werden können und sollen. Aber in diesem Verallgemeinernden dürfen die individuellen Situationen nicht übersehen werden. Geschieht dies, wird auch die Problemlösung unmenschlich.
Meine Kritik nun an Ines Bezeichnung basisdemokratischer Ideen als anarchistische ist, dass gerade die Zwänge es sind, die noch in gewissem Grade verallgemeinern und gemeinsame Lösungsansätze möglich sind. Aber in der Anarchie, wenn die Zwänge - zumindest tendenziell - sich auflösen, dann wird man in Bezug auf Menschen mit formalen Strukturen noch viel weniger arbeiten können, wie heute, weil des Individuum mehr in den Vordergrung tritt. Ein System, das das nicht leisten kann und/oder will, ist kein anarchistisches.

Die Form nun, du hast es selbst gesagt, verallgemeinert, weil es mit der Singularität nicht arbeiten kann. Also: eine Menge, die aus jedem einzelnen Wesen besteht, das, weil in seiner Singularität erfasst, nie mit anderen in einer Menge vorkommt oder nie Schnittmengen bildet, führt zu einem formalen System, das absolut aussagelos und damit sinnlos wird. Du hast auf einmal nahezu unendlich viele Gründe, warum jemand zum Arzt geht (und sei es die Ehefrau des Arztes, die ihn abholt, weil sie heute das Auto hatte). Du kommst zu der Aussage: Er/Sie geht zum Arzt, weil A und/oder B und/oder C und/oder .... zutrifft. Na toll. Irgendeinen Grund wird es schon haben, wenn jemand zum Arzt geht. Das hätte ich dann auch ohne komplizierte Theorie sagen können, nämlich durch einfaches logisches Denken.
Nur durch den singulären Fall kannst du klären, warum jemand nun zum Arzt ging. Erfährst du den singulären Grund, ist die Herleitung der unendlich vielen Gründe sinnlos, weil die Information die logische Aussagenherleitung nicht bedarf. Und erfährst du den Grund nicht, so ist alles soundso sinnlos, weil die Menge an Aussagen faktisch aussagelos ist.


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