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Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten
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Jimmy
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Erstellt: 04.03.06, 00:19 Betreff: Wir als Geldruckmaschinen - geht alle an ob von links bis rechts - besonders Demokraten |
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Verschwörungstheorien und Verschwörungstheoretiker werden allgemein belächelt. Kaum jemand, der sich mit ihren Theorien über geheime Zusammenhänge in Geschichte, Politik etc. wirklich auseinandersetzen will. Und das ist auch verständlich, denn wer einmal anfängt, sich mit diesen Büchern ernsthaft (!) auseinander zusetzen, riskiert, dass sein/ihr wohlgeordnetes Bild von dieser Welt zusammenbricht: Wer gibt schon gern die Glaubenskonzepte, mit denen man groß geworden ist, auf? Wer setzt sich schon gerne den Gefühlen der ohnmächtigen Wut und der Angst aus, die unweigerlich hochkommen, wenn man anfängt, das weltweite Spiel der Macht, Desinformation und Manipulation zu durchschauen? Hinter verschlossenen Türen "There`s someone in my head, but it`s not me."
(Pink Floyd, Dark Side of the Moon) Nichts ist so einfach wie Globalisierung. Der Begriff hat nicht von ungefähr den Touch des Pauschalen. Dies ist gewollt. Wenn immer in Gesprächen die Floskel "global betrachtet" gebraucht wird, ist damit das Allgemeine in Absehung von regionalen, kulturellen, soziologischen, individuellen Differenzen und Divergenzen gemeint. In der Tat betrachtet sich aus der Satellitenperspektive der "Globus" als runde hoffnungsblaue Einheit. Ein schöner Anblick, diese friedliche, blaue Murmel die aus der luftleeren Distanz betrachtet keinen Rückschluß zuläßt auf Probleme wie Kriege, Wirtschaftskrisen, Umweltverschmutzungen etc. Unterschiede sind lästig, konfliktträchtig und erzeugen Probleme. Was liegt näher als die Reduzierung von Differenzen? Alle Apologeten einer "Neuen Weltordnung" strukturieren die Welt ganz einfach, indem sie sie in ein Set binärer Oppositionen verwandeln. Die Religionen differenzieren in Gläubige und Ungläubige, der Sozialismus ins Proletariat und den Klassenfeind, der Kapitalismus in wohlhabend und arm, der Computer in "0" und "1". So gesehen ist Globalisierung die simpelste Sache der Welt - man braucht nur Unterschiede zu ignorieren, Traditionen, Kulturen und Geschichte zu nivellieren, Differenz als Redundanz zu definieren. Dann ist Globalisierung nur rein geographisch ein "großes" Projekt und ansonsten der Inbegriff des Banalen - der Banalität des Schreckens, end-solutions for a small planet. Das Projekt "Weltordnung" ist überhaupt nichts neues - ob Christentum, Islam, das "Römische Reich", das "3. Reich", die Internationale, aber auch Geheimorganisationen wie die `Illuminaten´; ihnen allen ging es um die Uniformität der Welt, die nur noch den Gegensatz derjenigen zuließ, die die Wahrheit gepachtet haben, und derjenigen, die sie leugnen und die es gleichzuschalten oder auszumerzen galt. Dem Thema angemessen sind einfache Redewendungen: die Weltordnung, gleich ob neu oder alt, bedarf der Formatierung. So chaotisch politische und wirtschaftliche Prozesse auch sein mögen, entscheidend ist, in welchem Phasenraum (Monitor) sie sich nach welchen Regeln (Formatierungsmerkmalen) ereignen. Daß "Chaos" organisiert ist, weiß man, seit Mandelbrod seine fraktalen Strukturen in ästhetisch wirkungsvoller Weise graphisch dargestellt hat. Seitdem ist Chaos ein bunter Wandbehang für Computer-Freaks und Esoteriker. Doch genau wie im Falle des computergenerierten Chaos, sei es deterministisch, sensibel oder selbstidentisch, ist das chaotische Weltgeschehen formatierbar. Man weist ihm Orte und Spielräume zu, steckt ihm Rahmen, und betont gerade im Falle fraktaler Strukturen das Ähnliche stärker als das Verschiedene, was die Angelegenheit vereinfacht. Das klingt komplex und ist ganz simpel: Bill Gates und Microsoft machen vor wie es geht. Jeder User, der auf die Microsoft Betriebssysteme zurückgreift, wird unterschiedliche Informationen abfragen und unterschiedliche Informationen eingeben. Der Datenfluß, der Datentransfer, wird immer "chaotisch" bleiben - panta rheum. Doch zugleich bleibt er - wie jede Sprache - geregelt. Die Schnittstellen, an denen der Datentransfer stattfindet, sind definiert. Der Raum, in dem die Informationen für die User dargestellt werden, ist positioniert und klar begrenzt: der Bildschirm. Derjenige, der die Rahmen und Regelungen vorgibt, herrscht über das Chaos. Über jeden User sammelt er Informationen, mit jeder Operation, die der User vornimmt, verrät er etwas über sich. Der "Master of the Universe" herrscht durch panoptischen Überblick: er läßt dem Datenfluß seinen Lauf, aber in den von ihm vorgegebenen Kanälen. Er baut und koordiniert die Datenautobahnen und legt ihre Kreuzungen und Ziele fest. Das ist Macht - die panoptische Macht, die Foucault beschrieben hat, die Macht, die ausgeübt wird durch das "Alles-Sehen-Können". Es ist egal ob Bill Gates alles sieht, ob er überhaupt hinsieht. Wichtig ist, daß er es könnte, daß jeder weiß, daß er es könnte und niemand weiß, ob und wann er wen beobachtet. Damit avanciert Gates zum Swantewit der Informationsgesellschaft. Doch Gates hat Ärger. Denn sein Imperium, seine "Domain" ist die Information. Die Organisation der Informationskanäle, das Regelwerk der hardware- und software Nutzung gestattet jedem User gleichfalls freien Zugriff auf Informationen. Das Internet bleibt subversiv. Jeder heavy user unterläuft durch die hohe Frequenz der Zugriffe im Verein mit anderen heavy users das Bemühen, die Surfer in ihrer virtuellen Bewegungsfreiheit einzuschränken. Es ist kein Zufall, daß Bill Gates Schwierigkeiten mit dem amerikanischen Kartellamt hat, die Banken und Versicherungen bei ihren Fusionen anscheinend nicht haben. Bei freiem Zugang der Subjekte (im Sinne von "Herrschaft Unterworfenen") auf Informationen, verliert Macht ihren metaphysischen, ihren unbedingten Charakter. Zumindest die Götter der Weltreligionen mit imperialistischen Tendenzen üben ihre Macht durch Willkür aus. Gerade, daß der Mensch außerstande ist, die in göttlicher Gewalt ausgeführten Entscheidungen rational zu hinterfragen, hinterläßt ihn in Ohnmacht und erzeugt ein Gefühl, ausgeliefert zu sein. Basis von Glaube und Demut ist Unwissen - und deshalb ist Unwissen von Herrschenden gewollt. Den Willen zur Erkenntnis, zur Durchdringung von Prozessen, die Herrschaft ausüben, soll der Mensch bezahlen, indem er ausgestoßen und verlassen ist, dem Zorn Gottes obendrein in ohnmächtiger Einsamkeit ausgesetzt. Keine Herrschaft ohne Geheimhaltung. Die Partei beschließt und ordnet an, doch die Prozesse, die den Beschlüssen vorausgehen, bleiben intern. Geschäftsgeheimnisse unterliegen rechtlichem Schutz. Die Koalitionsverhandlungen der gewählten Volksvertreter finden hinter verschlossenen Türen statt (denn es gibt Dinge, die zu wichtig sind, um sie dem Volk mitzuteilen, dem die Herrschenden, wenn es kritisch fragt, antworten: `wenn Sie wüßten, was wir wüßten, würden Sie uns recht geben´). Wie Spekulationen gegen die Währung Volkswirtschaften angreifen, vor allem: warum diese Spekulationen stattfinden, wer sie mit welchem Interesse tätigt, bleibt den meisten ebenso verborgen, wie der Zusammenhang von "hedge fonds" und Massenarbeitslosigkeit. Statt aufklärend über Hintergründe wirtschaftlicher Prozesse zu informieren, zieht die Berichterstattung sich auf die gefällige Präsentation von Flußdiagrammen zurück. Kurz vorm Wetterbericht gehts um das Befinden des Dax, um Erektion oder Erschlaffung des Dow Jones Indexes, des Nikkei. Fällt er oder steigt er? Wird es heiter oder wolkig? Ist mit Niederschlag oder Hochdruck zu rechnen, mit Depression oder Euphorie? Verdächtig ähnlich sind die Begriffe der Börse, der Wirtschaft, und des Wetterberichtes. In der Wahrnehmung - nicht im Bewußtsein - der Betrachter, entsteht der Eindruck, daß die Entwicklung der Wirtschaft und des Klimas den eigenen Gemütszustand vorgeben, ihn `formatieren´. Die Flußdiagramme der Börsenberichte fungieren als auf den Bildschirm projiziertes EEG und EKG des Betrachters, die ihm seine Befindlichkeit vorgeben - je höher der Stand, desto sonniger ´s Gemüt. Dies ist paradox genug: für das Gros der Betrachter bedeutet eine Börsen-Baisse eher eine Bedrohung, denn kaum etwas freut den Aktienmarkt und die Investoren mehr als Fusionen, die unweigerlich eine Tsunami-Welle von Rationalisierungen in Gang setzen. Die Shareholder wissen das, und die Betroffenen freuen sich über den munteren Dax und das freundliche Klima. Gerne stellt man die Wirtschaft als etwas Homogenes dar, einen globalen Organismus, der Gemütsschwankungen ausgesetzt ist. Wenn man Herrn Henkel reden hört, "die rot-grüne Steuerreform sei schlecht für die Wirtschaft", bekommt man nachgerade Mitleid mit diesem Wesen, als wäre der Verlust von Millionen Arbeitsplätzen so etwas wie die tragische Verwundung eines zwar riesigen, aber hilflosen Tieres, und nicht eine kühl einkalkulierte Katastrophe. Dabei übersieht man, daß es "die" Wirtschaft nicht gibt - eine der banalsten, und gerade daher mit einem Schleier sanfter Rührseligkeit und Gefühligkeit überzogenen "harten Fakten", ist der, daß Wirtschaft aus Konkurrenten besteht. Die beleben zwar das Geschäft (da ist er wieder, der Animismus von Bilanzen und Milliardentransfers), aber letztlich sind sich die Konkurrenten nur in einem einig: ihre Konkurrenten loszuwerden. Jeder ist deshalb für den Wettbewerb, weil er meint, er sei derjenige, der sich zuletzt das Monopol erkämpft hat. Egal was geschieht, ob Weltkriege, Hungerskatastrophen, Umweltzerstörung etc. Alle Konzerne gehen davon aus, daß es einen Gewinner geben wird: jeder Konzern sieht sich als Gewinner, sieht sich in der finalen "pole position". Eine Lottospieler-Mentalität, passend zu den Zocker-Praktiken der Banken. Jeder "global player" spielt mit, denn wenn alle verlieren, bis auf einen, hat man die Chance, dieser eine zu sein. Rücksicht ist Fehl am Platze, geht es um dieses große Ziel. Und welches Ziel könnte reizvoller sein, als die Weltherrschaft? In der Zeichentrickserie "Pinky und der Brain" scheitert die Labormaus "Brain" bei ihrem Vorhaben oft genug an der Dummheit ihres Freundes Pinky und daran, daß sie die Alleinherrschaft auch alleine anstrebt. "Pinky und der Brain" sind einander unlösbar verbunden - eine nette Metapher für das Verhältnis von Macht, Intelligenz, Größenwahn und Raffgier einerseits und einer immerhin oft unkalkulierbaren Naivität, Trägheit und subversiven Tendenz der "common people" andererseits. Doch trotz der Gegensätze können (und wollen!) sie nicht ohneeinander, brauchen den Anderen, um sich selbst zu verorten. Spielberg, der die Serie produziert, kennt sich aus mit dem Kapitalismus. Seine Adressaten sind Kinder, aber die Serie ist ebenso lehrreich für Erwachsene, wie die Szenerie der freien Marktwirtschaft Entenhausens in den "Duck Tales". Stellt der Comic die Verbundenheit von Oppositionen wie reich und arm, raffiniert und stupide dar, suggerieren die Wirklichkeitsformate (Programme und Journaille) immer brachialer, daß Wirtschaft, Politik und Bevölkerung sozusagen losgelöst voneinander koexistieren und die Wirtschaft der Gott ist, den die Minderbegüterten und -bemittelten durch allerlei Opfer zu beruhigen haben, während die Politik sozusagen als Hoheprieser in Aufsichtsräten und Kuratorien hockt und die Notwendigkeit weiterer Opfer zu verkünden hat. Indes schlummert doch die größte Macht in der Masse der Menschen. Die Menschen sind Wähler und Käufer zugleich, sie könnten die Politik bestimmen, sie könnten die Wirtschaft regulieren, sie könnten sich weigern zu kaufen (der Wirtschaft alles ab-zukaufen), sie könnten die Hohepriester stürzen, statt sie zu wählen und um Hilfe anzuflehen. Dementsprechend wichtig ist es, sie nicht zu viel wissen zu lassen und wenn, dann nur das, was gewußt werden soll. Information ist nicht gleich Wissen, wer sich informiert, läßt sich üblicherweise informieren von denen, die die Informationen auswählen und zusammenstellen. Zwar wird jeder Rezipient die Informationen anders verarbeiten, aber - darauf setzen die Informanten - im Rahmen eines definierten Informationsspielraumes und nur in nicht signifikantem Maße darüberhinaus. "In-Formatierung" eben. Zudem ist der Rezipient in der Informationssgesellschaft ein zerstreuter, ein unterhaltener. Er wird so vielfältig/einfältig unterhalten, im Rahmen definierter Sende- und Programmformate, daß er im Idealfall nichts davon mitbekommt, daß er seinen Job verliert oder vorm Fernseher verhungert. Hauptsache, er nimmt bis zum Schluß die Angebote so weit an, so weit seine Mittel es erlauben. An brisantes Material g
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