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Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...

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zystein


New PostErstellt: 07.12.06, 19:20  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

Oooh, was es doch auch für tolle Leute im Spalter-Provinznest Hannover gibt!
Den kannte ich noch nicht.
(Siehste, bjk, Hannover besteht/bestand nicht nur aus blöd blöder Schröder...)

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bjk

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New PostErstellt: 07.12.06, 19:36  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: zystein
    (Siehste, bjk, Hannover besteht/bestand nicht nur aus blöd blöder Schröder...)
... wie wahr, es gibt ja dort auch einen zystein

Gruß aus Berlin
bjk
ALG II-Unterschichtler



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bjk

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New PostErstellt: 08.12.06, 16:05  Betreff:  Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen




kopiert aus: http://www.sopos.org/aufsaetze/3c5184a5b868f/1.phtml


Gottes Wort ist ewig und unabänderlich

Offener Brief des US-Bürgers Jake an Dr. Laura



Der folgende Text kursiert seit einiger Zeit im Internet. Er stammt aus den USA, wo die bekannte Radio-Moderatorin Laura Schlessinger Leuten, die in ihrer Sendung anrufen, Ratschläge erteilt. Dabei sagte sie, daß Homosexualität unter keinen Umständen befürwortet werden kann, da diese nach Leviticus 18:22 ein Greuel wäre.


Liebe Dr. Laura,

vielen Dank, daß Sie sich so aufopfernd bemühen, den Menschen die Gesetze Gottes näher zu bringen. Ich habe einiges durch Ihre Sendung gelernt und versuche das Wissen mit so vielen anderen wie nur möglich zu teilen. Wenn etwa jemand versucht, seinen homosexuellen Lebenswandel zu verteidigen, erinnere ich ihn einfach an das Buch Mose 3, Leviticus 18:22, wo klargestellt wird, daß es sich dabei um ein Greuel handelt. Ende der Debatte.

Ich benötige allerdings ein paar Ratschläge von Ihnen im Hinblick auf einige der speziellen Gesetze und wie sie zu befolgen sind:

1. Wenn ich am Altar einen Stier als Brandopfer darbiete, weiß ich, daß dies für den Herrn einen lieblichen Geruch erzeugt (Lev. 1:9). Das Problem sind meine Nachbarn. Sie behaupten, der Geruch sei nicht lieblich für sie. Soll ich sie niederstrecken?
2. Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es in Exodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?
3. Ich weiß, daß ich mit keiner Frau in Kontakt treten darf, wenn sie sich im Zustand ihrer menstrualen Unreinheit befindet (Lev. 15:19-24). Das Problem ist, wie kann ich das wissen? Ich hab versucht zu fragen, aber die meisten Frauen reagieren darauf pikiert.
4. Lev. 25:44 stellt fest, daß ich Sklaven besitzen darf, sowohl männliche als auch weibliche, wenn ich sie von benachbarten Nationen erwerbe. Einer meiner Freunde meint, daß würde auf Mexikaner zutreffen, aber nicht auf Kanadier. Können Sie das klären? Warum darf ich keine Kanadier besitzen?
5. Ich habe einen Nachbarn, der stets am Samstag arbeitet. Exodus 35:2 stellt deutlich fest, daß er getötet werden muß. Allerdings: Bin ich moralisch verpflichtet, ihn eigenhändig zu töten?
6. Ein Freund von mir meint, obwohl das Essen von Schalentieren, wie Muscheln oder Hummer, ein Greuel darstellt (Lev. 11:10), sei es ein geringeres Greuel als Homosexualität. Ich stimme dem nicht zu. Könnten Sie das klarstellen?
7. In Lev. 21:20 wird dargelegt, daß ich mich dem Altar Gottes nicht nähern darf, wenn meine Augen von einer Krankheit befallen sind. Ich muß zugeben, daß ich Lesebrillen trage. Muß meine Sehkraft perfekt sein oder gibt's hier ein wenig Spielraum?
8. Die meisten meiner männlichen Freunde lassen sich ihre Haupt- und Barthaare schneiden, inklusive der Haare ihrer Schläfen, obwohl das eindeutig durch Lev. 19:27 verboten wird. Wie sollen sie sterben?
9. Ich weiß aus Lev. 11:7-8, daß das Berühren der Haut eines toten Schweines mich unrein macht. Darf ich aber dennoch Fußball spielen, wenn ich dabei Handschuhe anziehe?
10. Mein Onkel hat einen Bauernhof. Er verstößt gegen Lev. 19:19, weil er zwei verschiedene Saaten auf ein und demselben Feld anpflanzt. Darüberhinaus trägt seine Frau Kleider, die aus zwei verschiedenen Stoffen gemacht sind (Baumwolle/Polyester). Er flucht und lästert außerdem recht oft. Ist es wirklich notwendig, daß wir den ganzen Aufwand betreiben, das komplette Dorf zusammenzuholen, um sie zu steinigen (Lev. 24:10-16)? Genügt es nicht, wenn wir sie in einer kleinen, familiären Zeremonie verbrennen, wie man es ja auch mit Leuten macht, die mit ihren Schwiegermüttern schlafen? (Lev. 20:14)

Ich weiß, daß Sie sich mit diesen Dingen ausführlich beschäftigt haben, daher bin ich auch zuversichtlich, das Sie uns behilflich sein können.

Und vielen Dank nochmals dafür, daß Sie uns daran erinnern, daß Gottes Wort ewig und unabänderlich ist.

Ihr ergebener Jünger und bewundernder Fan

Jake





[editiert: 08.08.11, 09:29 von bjk]
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Han

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New PostErstellt: 15.12.06, 17:07  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

Ironisches zum Thema:

http://www.thebricktestament.com/


[editiert: 15.12.06, 17:08 von Han]
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Han

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New PostErstellt: 18.12.06, 15:31  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ... o.T.  drucken  weiterempfehlen



[editiert: 18.12.06, 15:32 von Han]



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bjk

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New PostErstellt: 12.01.07, 23:29  Betreff: Massenmörderfreundin will Gottesbezug in der EU-Verfassung  drucken  weiterempfehlen

ist sie wie ihr Freund, der Massenmörder Bloody-Bush, hat sie auch den Heiligen (Wein)Geist intus und ist besoffen, äh, beseelt von selbigem?





kopiert aus: http://www.taz.de/pt/2007/01/13/a0142.1/text


Europa ohne Gott

Angela Merkel will die EU-Verfassung - mit Gottesbezug. Das ist absurd. Es schließt Millionen Nicht- und Andersgläubige aus und ignoriert die Gräuel des Christentums



Wie gut, dass wir eine gute Verfassung haben, unser Grundgesetz. In welcher Verfassung sich ein Land befindet - das allerdings sagt der nach aller Sitte, Vernunft und juristischer Contenance erarbeitete Text nicht aus. Allenfalls, in welcher Verfassung es sich befinden sollte.

Was dem vorgestellten Ideal entsprechen und was den Freiheitsgraden unterworfen werden soll, darum streiten sich die Parteien seit Jahr und Tag - wie an den Wortmeldungen zur künftigen Verfassung der Europäischen Union neuerlich zu erleben.

Derzeit scheiden sich die Geister, neben der Forderung nach sozialer Ausgewogenheit, an der Frage: Soll in die Präambel ein Bezug auf das Christentum aufgenommen werden oder nicht? Dass der Papst und die christlichen Kirchen mit Vehemenz dafür sprechen, versteht sich von selbst. Aber Politiker kraft ihrer Staatsfunktion?

Die Bundeskanzlerin Merkel drängt zu jeder passenden Gelegenheit darauf, Gott in die Verfassung hineinzuschreiben. Zum Katholikentag in Saarbrücken, als sie Benedikt XVI. in dessen Sommerresidenz Castel Gandolfo ihre Aufwartung machte, und beim Papstbesuch in München: Stets sinnt Frau Merkel auf eine religiöse Grundierung der EU-Verfassung, und es ist zu befürchten, dass sich dieser Glaubensdrang nun in der deutschen Ratspräsidentschaft verstärken wird.

Warum das Beharren auf einen Gottesbezug? "Weil das Christentum wesentlich unsere europäische Geschichte geprägt hat", sagt Merkel. Das bestreitet ja niemand. Aber eine Verfassung ist kein Geschichtskommentar, sondern ein Verhaltenskodex. Und wenn schon Geschichte, neuere Geschichte, die den in der Verfassung zu legitimierenden Europagedanken vorherbestimmen soll, dann wäre zumindest auch an die Aufklärung zu denken sowie an die von der Französischen Revolution deklarierten Menschenrechte. Der Entwurf des EU-Vertragswerks kommt dem entgegen. Da ist die Rede vom "kulturellen, religiösen und humanistischen Erbe Europas, aus dem sich die unverletzlichen und unveräußerlichen Rechte des Menschen sowie Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit als universelle Werte entwickelt haben".

Warum trotzdem das Insistieren auf die "christlichen Wurzeln des Abendlandes"? Es besteht der Verdacht, dass die Präambel des deutschen Grundgesetzes auf europäische Verhältnisse übertragen werden soll. Darin steht, das Volk habe sich dieses Grundgesetz gegeben "im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott".

Eine absurde Festschreibung, der nur ein Teil des Volkes, jener religiösen Gemüts, folgen kann. Ein nichtreligiöser Mensch, ein Atheist empfindet keine und hat auch keine Verantwortung vor Gott. Das heißt, vorsätzlich der Präambel in ihrem Wortsinn kann ein Atheist gar nicht auf das Grundgesetz verpflichtet werden. Auch nicht ein Muslim. Denn mit dem Gott ist der christliche Gott gemeint. Streng genommen ist für diese Bürger das Grundgesetz nichtig.

Diese Präambel steht in klarem Widerspruch zum Verfassungsgrundsatz der Trennung von Staat und Kirche, wie sie 1919 vollzogen und als Artikel 140 ins Grundgesetz übernommen worden ist. Nun sagen nicht nur orthodoxe Konservative, sondern auch der ehemalige Bundestagspräsident Thierse (SPD): Religion ist keine Privatsache. Was dann? Doch eine Staatsangelegenheit? Das Christentum nicht de jure, aber de facto doch eine Staatsreligion? (Was sich laut Grundgesetz verbietet!)

Denkt man an die Privilegien, die kirchliche Gemeinschaften hierzulande genießen, könnte man zu dieser Ansicht gelangen. Die Kirchensteuer wird erst einmal vom Staat bevormundend eingezogen (und er trägt die Kosten dafür). Mit Steuergeldern auch von Konfessionslosen werden theologische Fakultäten unterhalten; allein in Bayern sind es acht mit traumhaft vielen Professoren. Die karitativen Unternehmungen, die sich die Kirche zugute hält, werden etwa zu 80 Prozent vom Staat bezahlt - um nur ein Beispiel zu nennen.

Der Humanwissenschaftler Markus Meßling spricht von einer "finanziellen Verwebung des Staates mit der Kirche", und der Spiegel widmete eine seiner Titelgeschichten dem immer noch währenden Bündnis von "Thron und Altar". In Deutschland wurde die Trennung von Kirche und Staat nie konsequent vollzogen. Die Buhlschaft umeinander hat zu vielen faulen Kompromissen geführt.

Indes sollten vor allem die Protestanten unter den Aposteln einer Rechristianisierung der Politik die Worte eines ihrer herausragenden Religionsphilosophen bedenken. Friedrich Schleiermacher, emphatisch gläubiger Priester und Staatstheoretiker, der doch unzweifelhaft auch zu den "christlichen Wurzeln" gehört, trat für die saubere Trennung von Kirche und Staat ein - und zwar aus Gründen der Glaubensreinheit. Religion und Spekulation (womit Philosophie gemeint ist) "sind bestimmt, aus dem Dominium des Staates entlassen zu werden in das Gebiet der Einzelnen als solcher", schrieb er in seiner Staatslehre. "Ob sie sich dann organisieren oder nicht, geht den Staat nicht an; ob, wenn sie es tun, er davon Notiz nimmt oder nicht, hängt von den Umständen ab."

Angela Merkel im Verein mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Karl Lehmann und dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Wolfgang Huber begründen ihr Ansinnen nach einer auf das Christentum bezogenen EU-Verfassung damit, dass Moral und Ethik vornehmlich durch Religion vermittelt werde. Das genau ist die päpstliche Doktrin, der zufolge die "Letztbegründung" aller ethischen Werte bei Gott liege. Und da Politik, in verantwortlicher Weise betrieben, der ethischen Klärung bedürfe, kann Bischof Huber fordern: "Ohne Gott ist kein Staat zu machen."

Was soll das heißen? Kann ein konfessionell ungebundener Mensch kein verantwortungsbewusster Staatsbürger sein? Soll er von der Politik ausgeschlossen werden? Ist er zu weniger Anstand, Menschenachtung und Mitgefühl fähig, weil er Freidenker ist oder sich von allein humanistischen Maximen leiten lässt?

Die Berufung auf ethische Werte der Religion ist gewiss in freundlicher Absicht gemeint und kann für den Einzelnen eine Hilfe sein; dagegen ist gar nichts einzuwenden. Aber in Gottes Namen sind keineswegs nur freundliche Dinge geschehen. Das christliche Europa hat die furchtbarsten Gräuel über die Menschheit gebracht - von den Kreuzzügen über Kolonialismus bis zu Weltkriegen und Völkermord. Das gehört auch zu der angeblich in christlichen Wurzeln schlummernden "europäischen Identität". Sie als nur positive Identität auszugeben, weil sie als eine "göttlich" beschworen wird, beruht auf einem Gespinst von Lügen.

Erinnern wir uns besser eines Satzes von Ludwig Feuerbach, dem bis in unsere Tage bedeutendsten Religionskritiker: "Ein Staat, der den Glauben zu einer indirekten Steuer macht, gebietet direkt die Heuchelei."

JENS GRANDT





[editiert: 08.08.11, 09:30 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 08.06.07, 09:44  Betreff: Re: Aber die Kirche tut doch so viel Gutes ... ... ...  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://de.indymedia.org/2007/06/182759.shtml?c=on#comments2



Kirche für 25,- € am Tag - Kirchentag Köln

Tomas M. Santillan 07.06.2007 16:28



Beim Eintrittspreis kennt die Kirche keine Gnade.
Soziale Ausgrenzung auf dem Kirchentag


Köln im Zeichen des Kirchentags: Etwa 400.000 Menschen haben am Mittwoch und Donnerstag das 31. Treffen der deutschen Protestanten die kostenlosen und offen Veranstaltungen in der Domstadt besucht. Doch bei den geschlossen Aktivitäten sieht das schon ganz anders aus. Mit 79,- € für eine Dauerkarte und Tagespreisen von 25,- € normalen Eintritt an der Tageskasse kennt die Kirche keine Gnade.

Da bleiben die Veranstaltungen in den kölner Messehallen wohl eher den wohlhabenden Gläubigen vorenthalten. Hartz-IV Empfänger können das wohl nicht mal eben aus der Haushaltskasse zahlen und auch diejenigen, die schon immer brav 7% Kirchsteuer auf Ihren monatlichen Lohn zahlen, stehen verblüfft an der Kasse.

Die hohen Eintritte sind umso verblüffender, da 50% der Kosten für den Kirchentag durch staatliche Zuschüsse finanziert werden. Die evangelische Kirchen selbst tragen nur ca. 20% Kosten.

Da bleiben nur die kostenlosen offenen Aussenveranstaltungen und der übliche Kommerz auf der sogenannten "Kulturmeile" am Rheinufer. Hier muss man die Kultur zwischen Wurstbratbuden, Kneipen und übblichen Kommerz mit der Lupe suchen und ohne die öffentlich finanzierten Bühnen des WDR würde die Kultur in Mayonnaise versinken.

Mail: Homepage: http://www.koeln-online.de


...........................................................................................................




... wenn Kirchen - egal welcher Glaubensrichtung - keinen anderen Status haben als Karnickelzüchtervereine oder Initiativen wie "Rettet die Gartenzwerge", dann bringe ich Toleranz auf im Sinne von "jedem Tierchen sein Pläsierchen" - aber sooo

bjk
ALG II-Unterschichtler



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!



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bjk

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New PostErstellt: 20.10.07, 08:04  Betreff:  Kannibalenmahl: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt ... ... ..."  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=3583&Itemid=250



Satire: „Oblade Melanie" soll Kirchen wieder füllen
von Claude Michael Jung , 19.10.2007


Schokolade soll Kannibalenmahl abrunden


Schon den alten Römern waren die Christen nicht geheuer. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag." Mit diesen Worten aus dem Johannesevangelium (Joh 6,54) haben Jesus und Johannes ganz schön für Verwirrung unter den Menschen gesorgt. Im Imperium romanum galten die Christen deswegen lange Zeit als Kannibalen. Den Häuptling hinterrücks abmurksen hat durchaus heute noch Tradition, aber ihn auch noch aufessen, das käme nicht einmal einem Sozialdemokraten in den Sinn. Kurt Beck oder Münte mit Klößen und Rotkohl, einfach zum kotzen.

Überhaupt hat der Run auf den Leib Christi in den letzten 35 Jahren stark nachgelassen. Die Kirchen bleiben sogar an Sonntagen meist leer und die Heizung jubelt nur noch für die Mäuse unter dem Altar. Gerüchte verdichten sich, wonach in einigen Großstadtkirchen die Orgeln unter Naturschutz gestellt werden mussten, da in den Orgelpfeifen seltene Fledermauspopulationen nisten. Ganze Gotteshäuser stehen zum Verkauf und könnten schon in wenigen Jahren als Moscheen oder heidnische Tempel, eine nichtgewollte Wiederauferstehung feiern.

„Schluß damit", fordert Schwester Melanie vom „Orden der ewigen Jungfrauen". Zwar möchte Schwester Melanie nicht in der heiligen Messe auf den Leib Christi verzichten, schmecken soll er aber wenigstens. In der Küche ihres Klosters hat sie in nächtelangen Selbstversuchen eine wunderbare Zartbittercreme mit Mandeln und Nüssen kreiert. „Eine Messerspitze davon auf den Leib des Herrn gestrichen und die Kirchen werden sich wieder füllen, wie zu Zeiten des Hunnensturms auf Europa" sagt die bescheidene Ordensfrau. Auch ihre Mitschwester Nixnutzia, sowie die Oberin des Klosters, Schwester Vagina, sind von der Zartbittercreme auf der „Oblade Melanie" hin und her gerissen.

Sogar Bruder Johannes, er ist vom „Orden der raufenden Brüder Christi" ist begeistert von der „Oblade Melanie". Bruder Johannes, der alte Bedenkenträger ist aber der festen Meinung, der Leib Christi müsse sich den Geschmacksnerven der Gläubigen in den einzelnen Regionen anpassen. So schlägt Bruder Johannes vor, den Hessen die Oblade mit Leberwurst zu bestreichen, den Bayern gar eine Weißwurst oder einen Radi dazu zu reichen und den Saarländern ihre Oblade einfach in deren flüssiges Lieblingsgewürz „Maggi" zu tunken. Für die Berliner soll es ne Bockwurst dazu geben und für den Rest der Republik tut es einfach Ketchup oder Mayonaise.

Bruder Johannes geht aber noch einen Schritt weiter. Er will die gottlosen Ossis wieder in den Schoß der heiligen katholischen Kirche zurückholen. Bruder Johannes weis genau, die Ossis lasen sich nicht so einfach mit der Schoko-Oblade von Schwester Melanie oder mit einem billigen Wurstaufstrich auf dem Leib Christi über den Altar ziehen. Deswegen hat Bruder Johannes einige Paletten Rotwein vom Berg Golgata, in der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche von seinem Getränkemarkt nebenan geordert. Das Blut Christi will Bruder Johannes von seinem Bischof Albrecht Wixer segnen lassen und in den ungläubigen Osten verfrachten, damit der ganze atheistische Landstrich endlich katholisch wird.

Unterdessen soll die „Stiftung Warentest" der „Oblade Melanie" insgesamt ein GUT aufgedrückt haben. Allerdings wurde der Kaloriengehalt als durchweg „übermäßig" bis „maßlos" bemängelt. Dem Rotwein vom Berg Golgata, in der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche, bescheinigten die trinkenden Warentester allerdings ein MANGELHAFT was die Qualität und den Geschmack anbelangt. Dr. Henry Kluckermann, der den Rotwein vom Berg Golgata in der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche, tagelang ausgiebig in selbstloser Art und Weise getestet hat, sagte gegenüber unserer Redaktion: „Mit dem Zeug kann man Tote wieder auferwecken und selbst den Dalai Lama freiwillig ins chinesische Exil treiben". Weiter ist Dr. Henry Kluckermann der felsenfesten Überzeugung, das nur wenige Liter des Gottessaftes vom Berg Golgata, in der praktischen 1,5 Liter PET-Pulle, genügt hätten, um Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, genannt Stalin, zum fanatischen Kleriker mit Aufstiegschancen bis nach ganz oben zu machen.

Bei dem Gedanken an einen Papst Stalin I., der genau wie Paul VI., genannt Pillen-Paul, die verruchte Verhütungspastille verboten hätte und die lüsternen Nutznießerinnen noch obendrein nach Sibirien zur Einkehr verbannt hätte, beginnt der Vatikan in seinen Grundfesten zu wackeln. Schwester Melanie vom „Orden der ewigen Jungfrauen" und Bruder Johannes vom „Orden der raufenden Brüder Christi" wollen jedenfalls den Pontifex maximus schon kommende Woche in ihre Christianisierungs-Offensive einweihen. Ob Papst Benedikt XVI. nach einem Schluck aus der praktischen 1,5 Liter PET-Flasche der Christianisierungs-Offensive von Schwester Melanie und Bruder Johannes zustimmen wird, darüber wird im Vatikan zur Zeit wild in alle Richtungen spekuliert.

Au, den 19.Oktober 2007




Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


[editiert: 21.10.07, 09:39 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 21.10.07, 10:00  Betreff:  Erzreaktionärer klerikaler Größenwahn + nazistisches Gedankengut = Kirchenpolitik  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2007/10-20/029.php



Hannibal ante portas

Joseph Ratzinger, der Papst aus Karthago

Von Hans Heinz Holz
 
Benedikt XVI.
spricht gern von seinen geistigen Wurzeln. Nein, nicht von Kardinal Faulhaber und von dem zwieschlächtigen Verhältnis von katholischer Jugend und Hitlerjugend.
Viel Früheres hat er im Sinn: die Kirchenväter. Unter ihnen liegt ihm besonders Cyprian am Herzen, der Bischof von Karthago (200–258). Angesichts der aggressiven kirchenpolitischen Aktionen der letzten Monate lohnt es sich zu fragen, wer denn da sein geistiger Gewährsmann ist.

Die katholische Kirche steckt in einer Krise. Seit langem schon. Die Arbeiterpriester in Frankreich, die Befreiungstheologen in Lateinamerika, in ihrem Glaubensverständnis von der sozialen Frage erschüttert, rüttelten an der Hierarchie und drängten auf ein neues Gesellschaftsverständnis; die Allianz von Kirche und herrschender Klasse sollte aufgebrochen werden. Der Impuls wurde durch disziplinäre Maßnahmen erstickt.

Die Kompromisse der Kirche mit dem Faschismus – die durch Konkordate abgesicherte Unterstützung der Mussolini, Hitler, Franco, der offene Faschismus der Kardinäle in Osteuropa, Stepanic in Jugoslawien, Mindszenty in Ungarn – konnten verschleiert werden, weil es auch tapfere Antifaschisten im Katholizismus gab, wie zum Beispiel den in Auschwitz ermordeten Pater Maximilian Kolbe; sie waren die Alibifiguren, hinter denen sich eine profaschistische Kurienpolitik verstecken konnte.

Der Einbruch einer theologisch unzulänglichen Liberalität, für die im deutschen Sprachraum die zwei publizistisch wirksamen, aber theoretisch schwachen Dissidenten Hans Küng und Eugen Drewermann stehen, ist dem Kirchenregiment unangenehm, weil sie die Gläubigen der organisatorischen Disziplin entfremdet. Dem allerdings war durch viel propagandistischen Aufwand entgegenzuwirken.

Jetzt kommen noch die persönlichen Skandale hinzu, nicht neu, aber zum erstenmal mit großer Öffentlichkeitswahrnehmung und juristischen Folgen: Sex und Mißbrauchsaffären von Österreich bis Kalifornien, nun sogar, vom Spiegel genüßlich ausgebreitet, im Bistum Regensburg. Die Verquickung kirchlicher Instanzen mit Geheimdiensten, der Missionen mit der CIA, des polnischen Episkopats mit dem Geheimdienst der Volksdemokratie – immer mit der jeweils herrschenden Macht. Die Glaubwürdigkeit der Kirche ist erschüttert, ihre Geschlossenheit bedroht.

Bislang haben die Päpste darauf kirchenpolitisch reagiert. Pius XII. (Pacelli) mit der Unterstützung extrem reaktionärer imperialistischer Regime in aller Welt und einem militanten Antikommunismus, der bis zur Legitimation eines möglichen Atomkriegs ging; Johannes XXIII. (Roncalli) mit der Scheinmodernisierung und Liberalisierung des 2. Vaticanum (1962–65), die wirklich nur scheinbar und an der Oberfläche einen Wandel vortäuschte; seine Nachfolger mit schrittweiser Restauration, die im 2. Vaticanum schon angelegt war. Zuletzt Johannes Paul II. (Wojtyla), hinter dem schon Joseph Ratzinger die Fäden zog.


Reaktionäres Konzept

Jetzt haben wir, was es seit dem 1. Vaticanum nicht mehr gab: einen Papst, der eine kirchenpolitische Strategie auf eine durchdachte theologische Systematik aufbaut. Ratzinger hat ein Konzept. Die auf seine leutselige Art hereinfallen, schließen die Augen vor der Härte und Rückschrittlichkeit dieses Konzepts.

In einem Kommentar zu den fünf Regensburger Reden Papst Benedikts vom September 2006 schrieb ich: »Von diesem Papst ist noch einiges zu erwarten. Das Dossier Ratzinger ist noch nicht geschlossen.«1 Das war nicht schwer vorherzusagen. Verblüffend ist nur, wie schnell der oberste Feldherr der ecclesia militans seine Attacken aufeinander folgen läßt. Es lohnt sich schon, seinen Verlautbarungen auf der Spur zu bleiben, mit denen er eine generalstabsmäßig geplante Offensive gegen jede Modernisierung der alleinseligmachenden Kirche in einer pluralen Welt einleitet. Und es unterscheidet ihn von seinen Vorgängern, daß er seinem reaktionären kirchenpolitischen Programm aus subtiler Vertrautheit mit der Dogmengeschichte eine schwer anzufechtende theologische Grundlage zu geben vermag, von der aus er seine innerkirchlichen Kritiker in Schach hält und die externe Diskussion in die von ihm gewünschten Bahnen lenkt, das heißt: ablenkt.

Es ist erstaunlich, wie bereitwillig und naiv die protestantischen und säkularen Partner des ökumenischen Gesprächs sich auf diese Vorgabe einlassen. Gerade hat der Herder-Verlag, ein knappes Jahr nach dem Regensburger Eklat, einen Sammelband mit Reaktionen darauf veröffentlicht, der unter dem Titel »Die Religionen und die Vernunft« ein Reihe von Stimmen, kritische und zustimmende, zusammenführt.2

Die Neue Zürcher Zeitung (14.8.2007) konstatiert, es habe »eine lebhafte Diskussion eingesetzt, die vor allem um die Forderung nach einer neuen Synthese von Glaube und Vernunft zentriert ist. So ist man dem Vogelfänger auf den Leim gegangen! Es geht ihm ja gar nicht um die Synthese von Glaube und Vernunft, sondern um die Unterordnung der Vernunft unter den Glauben. »Das Festhalten am universalen Wahrheitsanspruch des Glaubens« sei »die Voraussetzung dafür, mit einer klar konturierten Position den Dialog zu suchen«, schrieben zwei Freiburger Theologen schon 2005 in einer Analyse der vom Pontifikat Benedikts zu erwartenden Position.3 Der universale Wahrheitsanspruch des Glaubens schließt aber eben die Intervention der kritischen Vernunft aus.

Wirkliche Kritik kann man von einem Buch des katholischen Herder-Verlags (wie liberal dieser auch zuweilen ist) nicht verlangen. So versuchen alle Gesprächspartner, sich auf Ratzinger einzulassen. Von Jürgen Habermas darf man annehmen, daß er von den patristischen und scholastischen Voraussetzungen, die in Ratzingers Kundgaben eingehen, zu wenig weiß, um die Fallgruben zu erkennen, die der Papst im Gesprächsfeld versteckt hat. Und wenn Habermas sich jetzt in einem Kongreßvortrag in Rom gleichsam als Überpapst geriert und dekretiert, »daß wir in dieser postsäkularen Welt nicht einfach weiter so tun können, als ob es Gott nicht gäbe«, dann darf man das schon als einen Punktsieg Ratzingers buchen; allerdings weiß Habermas nicht, wovon er redet, wenn er dem Papst bei anderer Gelegenheit das Stichwort liefert, die »Ideen von Freiheit und solidarischem Zusammenleben seien unmittelbar ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeit und der christlichen Liebesethik«. Wo Habermas im Alten Testament Gerechtigkeit finden will, ist mir rätselhaft; sein Inhalt ist doch der Eifer Gottes für das von ihm vorgezogene auserwählte Volk, mit dem er einen Bund schließt, in dessen Namen auch größte Ungerechtigkeit gegen Nachbarvölker gerechtfertigt wird. Und daß im Neuen Testament Jesu Liebesbotschaft oft genug in »Drohreden« (der evangelische Theologe Rudolf Bultmann) umschlägt gegen jene, die ihm den Glauben an seine Gottessohnschaft verweigern, scheint dem flüchtigen Bibelleser auch entgangen zu sein.

Lassen wir es dabei bewenden! Dagegen hätte Kurt Flasch, einer der besten Kenner der christlichen Philosophie des Mittelalters, das Zeug dazu gehabt, zur Gegenoffensive übergehen zu können; auch er hat die Chance zu einer wirklichen Auseinandersetzung verschenkt. Daß die katholischen Kritiker Ratzingers zurückhaltender sind, versteht sich; allerdings spürt man bei den Äußerungen von Kardinal Walter Kaspar, dem Präsidenten des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, das Unbehagen an der retrograden Tendenz der Papstreden. Daß indessen der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, ernstlich glaubt, mit diesem Oberhaupt der katholischen Kirche in einen Diskurs eintreten zu können, ist unverständlich, wenn nicht duckmäuserisch. Benedikts Rigorismus ist ja gerade die Verweigerung des Diskurses. Die Protestanten erhielten auch sofort eine Ohrfeige, als der Papst ihnen absprach, eine kirchliche Gemeinschaft in der Christenheit zu sein, und sie sozusagen zu religiösen Freibeutern degradierte. Nun werden sie, friedlich unterwürfig, auch die andere Wange zum Backenstreich hinhalten.


Ausgrenzungspolitik

Ein halbes Jahrtausend zuvor hat Luther die päpstliche Bannbulle und die Schriften des kanonischen Rechts feierlich in Wittenberg verbrannt und das damit begründet, der Papst nehme es sich, das Bibelwort Matthäus 16,19 von der Schlüsselgewalt Petri bewußt mißdeutend, heraus, »die ganze Christenheit mit seinen mutwilligen Gesetzen zu beschweren«. Wo ist Luthers Aufbegehren gegen den römischen Machtanspruch geblieben? »Dadurch ist die römische Kirche, die vor Zeiten die allerheiligste war, nun eine Mordgrube, schlimmer als alle Mordgruben, ein Bubenhaus, schlimmer als alle Bubenhäuser, ein Haupt und Reich aller Sünde, des Todes und der Verdammnis geworden. (...) Es ist aus mit dem römischen Stuhl, Gottes Zorn hat ihn überfallen ohne Aufhören.«

Nicht nur die Protestanten schließt Benedikt aus der Gemeinschaft der Christenheit aus (obwohl diese doch längst Luthers Streitbarkeit abgelegt haben). »Schnittmengen der Gemeinsamkeit sind wohl in der Sicht des Papstes im katholisch-evangelischen Verhältnis gegenwärtig nicht vorhanden, (...) und je mehr sich die kontroverstheologische Diskussion auf die zentralen Fragen des Kirchenverständnisses zubewegt, desto geringer werden die Aussichten auf eine rasche Einigung«, konstatierte nüchtern schon vor zwei Jahren der frühere bayerische Kultusminister und Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken, Hans Maier. Überhaupt haben für Ratzinger Menschen, die sich aus dem durch die katholische Kirche gestifteten »Zusammenhang der sittlichen Ordnung der Menschen verabschieden«, ihr Menschsein verloren, und ihre Wissenschaft werde »pathologisch und lebensgefährlich«.4 Man muß solche Aussagen, die dicht an die Ideologie vom »Unmenschen« oder »Untermenschen« herankommen, wenn sie auch diese Vokabeln klug vermeiden, im Kontext von Ratzingers theologischem Konzept lesen. »Ohne Kirche kein angemessener Zugang zu Jesus Christus, ohne Jesus Christus kein angemessener Zugang zur Wahrheit des lebendigen Gottes – so ließe sich der Grundakkord der Theologie des neuen Papstes zusammenfassen«, resümieren die beiden schon zitierten Freiburger Theologen.

Was Ratzinger sagt, sind keine dahingeredeten Worte, die man einfach wieder zurücknehmen könnte. Ein Papst will doch wohl ernst genommen werden. Also nehmen wir seine »Ausrutscher« ernst! Es ist wohlüberlegt, wenn er die 2. Koran-Sure falsch zitiert; es ist wohlüberlegt, wenn er dem nicht-katholischen »Ungläubigen« eine Perversion der Humanität vorwirft; es ist wohlüberlegt, wenn er den in der Öffentlichkeit und im Bewußtsein der Gläubigen doch wenig präsenten Kirchenvater Cyprian (Bischof von Karthago 200–258) als Kronzeugen rechter katholischer Gesinnung bemüht. Den Insidern sagt das, wohin der Papst steuert. Was er damit meint, belegt die Ansprache, die Benedikt am 6. Juni 2007 vor etwa 50000 Zuhörern anläßlich der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom gehalten hat.5 Sie widmete sich Cyprian (auf den auch schon im Jesus-Buch des Papstes6 immer wieder hingewiesen wird).

Werfen wir einen Blick auf Werk und Wirken Cyprians, um das ideologische Gewebe zu entwirren, in dem sich der Unkundige verfangen soll. In der überwiegenden Mehrheit seiner Schriften und Briefe tritt uns Cyprian als ein theoretisch nicht sonderlich reflektierter Seelsorger entgegen – ein Mahnprediger, der seine Gemeinde zu rechtem Lebenswandel, zu Gehorsam gegen die Oberen und zu fragloser Gläubigkeit anhält; das sind Ziele, die auch Ratzinger immer wieder an ihm hervorhebt, vor allem in seinem Jesus-Buch, in dem er von Cyprians Auslegung des Vaterunser reichlich Gebrauch macht. In der Ansprache auf dem Petersplatz sagt er von ihm: »Er war streng, aber nicht unbeugsam, sehr menschlich und vom echten Geist des Evangeliums durchdrungen, unerschütterlich bei der Bekämpfung der verdorbenen Sitten und der Sünden, immer mit seinem pastoralen Dienst verbunden. Er neigte wenig zur theologischen Spekulation und schrieb vor allem für den Aufbau der Gemeinde und für das gute Verhalten der Gläubigen.« Kann es das sein, weswegen Ratzinger den Cyprian allen anderen Kirchenvätern vorzieht? Will er, seit Jahrzehnten ein versierter Kirchenpolitiker, sich in der Orientierung an einem Vorbild zum besorgten Vater der Christengemeinde stilisieren? Das möchte wohl zur Verrätselung des Papstnamens gehören, die darauf angelegt ist, bei dem Namen Benedikt eher an den Gründer des Benediktinerordens zu denken als an den Kirchenorganisator des 14. Jahrhunderts.7

Nicht gefehlt, der Satz über den Aufbau der Gemeinde und das gute Verhalten der Gläubigen geht nahtlos über in das eigentliche Thema Benedikts: »In der Tat, die Kirche ist das Thema, das ihm am meisten am Herzen liegt; er erklärt kraftvoll, daß die Kirche eine einzige ist, die auf Petrus gründet.« Darauf kommt es Ratzinger an, darum liegt ihm Cyprian besonders nahe.

Denn Cyprian war es, der überhaupt erst in seiner Schrift »Die Einheit der katholischen Kirche« die Lehre von der Kirche begründete. Bis ins 3. Jahrhundert bildete die Christenheit im Römischen Reich einen lockeren Verband von lokalen Gemeinden mit Bischöfen eigener Kompetenz. In Einzelheiten des Glaubens und des Kultus unterschieden sich die Ortsgemeinden oft recht stark voneinander. Die Mission des Paulus hatte zwar ein Band spiritueller Gemeinsamkeit geschaffen, aber noch keine Organisationsform. Doch ließen die rasche Ausbreitung des Christentums in weiten Teilen des Reiches und die Selbstbehauptung gegen heidnische Kritik und staatliche Verfolgung das Bedürfnis nach einem engeren Zusammenhalt entstehen. In diese Situation hinein schrieb Cyprian sein Programm einer Einheitskirche.

Er legte seine Argumentation in drei Denkschritten an. Nachdem er die Gefahr der Spaltung der Christenheit beschworen hat, entwickelt er die Idee der Einheit des Christentums in der Form der Kirche mit hierarchischem Aufbau. Sodann schließt er alle von der einen Kirche Entfernten und die in den Verfolgungen abtrünnig Gewordenen von dem Genuß der Heilsbotschaft und der Erlösung aus und verstärkt den Bannstrahl noch durch harte Drohreden. Der Schluß klingt dann in der Ermahnung zu rechtem Tun und der Lobpreisung der Gerechten aus, die sich in der Einheit der Kirche sammeln und diese verteidigen. Der »Zorn Gottes dagegen wird die anderen treffen, mit schweren Strafen, die über die Ungläubigen kommen werden« und mit »ewigen Qualen, die für die Treulosen festgesetzt sind.

Das klingt nicht gerade menschlich und vom echten Geist der Evangelien durchdrungen; eher schon nach der inquisitorischen Erbitterung, mit der Ratzinger als Leiter der Glaubenskongregation die progressiven Priester und Bischöfe Lateinamerikas bekämpfte und maßregelte. In Cyprian fand der bayerische Eiferer einen Gesinnungsverwandten mit kanonischer Autorität, auf den er sich theologisch korrekt berufen konnte. Natürlich zitiert Benedikt den markigen Satz Cyprians: »Gott kann der nicht mehr zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat.« Diesem geht bei Cyprian voran: »Jeder, der sich von der Kirche trennt, (...) ist ein Fremder, er ist ein Unheiliger, er ist ein Feind.« Das muß man mitlesen, wenn man Benedikts Predigt liest. Und danach heißt es: »Wer außerhalb der Kirche sammelt, der zerstreut die Kirche Christi (...) Wer an dieser Einheit nicht festhält, der hält nicht fest an Gottes Gesetz.« Und einige Kapitel später werden die geächtet, die »unter Mißachtung der göttlichen Überlieferung neuen Lehren sich zuwenden und Schulen rein menschlicher Erfindung begründen«. Wen wundert's da, daß die Protestanten verstoßen werden. Ausdrücklich gebietet ja Cyprian: »Zurückziehen muß man sich von den Sündern oder vielmehr sich vor ihnen fliehen«. Herr Huber mag sich's ins Stammbuch. schreiben!


Die Kirche hat das Sagen

Genug der Blütenlese! Nur eines ist noch hinzuzufügen: Vom Kirchenvater lernt der Heilige Vater, wer das Sagen hat: »Der Vorrang wird dem Petrus zugewiesen. Auf einen baut er die Kirche, und ihm übergibt er seine Schafe zur Weide. Wer den Stuhl Petri verläßt, auf den die Kirche gegründet ist, ist der noch überzeugt, innerhalb der Kirche zu stehen?« Das ist ganz nach dem Sinne Ratzingers: der Bischof von Rom, in der Nachfolge Petri, ist der unanfechtbare Selbstherrscher aller Christen und befindet darüber, wer zu seinen Schafen gehört. Noch einmal Cyprian (nach Johannes 15,14): »Wenn ihr tut, was ich euch gebiete, so nenne ich euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde.«

Zu Anfang des Ratzingerschen Pontifikats haben die zwei Freiburger katholischen Theologen darauf aufmerksam gemacht, daß im Zentrum seines Interesses seit seiner Dissertation über Augustinus immer die Lehre von der Kirche gestanden habe; nicht der jenseitige Gott (für ihn, wie für den Protestanten Karl Barth ein »ganz Anderes«, das sich unserem Vorstellen und Begreifen entzieht), auch nicht Christus als Gottessohn und gottgleich, sondern dieser in seiner Gestalt als Mensch, der stellvertretend für alle Menschen die Sünden am Kreuz abbüßt, ist der Bezugspunkt. Alle Menschen – darum geht es. Sie treten die »Nachfolge Christi« in der Kirche an, die Kirche ist der »Leib des Herrn«, das heißt seine weltliche Existenzform, und darum wird in der Zugehörigkeit zur Kirche der Mensch erst wirklich zum Menschen. Die Teilnahme am kirchlichen Ritual, der Eucharistie, verbindet den Gläubigen mit der Göttlichkeit des Menschen Jesus. Der Vollstrecker des Rituals und Verwalter der göttlichen Gnade ist der Priester, der seine Autorität vom Bischof erhält, und vermittelt durch diesen in letzter Instanz vom Papst, dem Bischof von Rom und als solcher Nachfolger des Apostelfürsten Petrus. Eine strenge Pyramide von einer ersten Spitze herab bis zur Basis des Fußvolks. Ratzingers Christusglaube realisiert sich in dem organisationssoziologisch autoritären Modell einer strengen Hierarchie. Diese Sicht habe er, schrieben die Freiburger Theologen, in die nachkonziliare Diskussion eingebracht, »auch um einer einseitigen Sicht der Kirche als ›Volk Gottes‹ und damit verbundenen Demokratisierungsforderungen gegenzusteuern.«

Nun sehen wir also, warum ihm Cyprian – wie Ratzinger selbst sagt – unter den Kirchenvätern der liebste ist. Der ebenso frömmelnde wie disziplinarisch strenge Bischof von Karthago hat als erster das Prinzip der einheitlichen Welt-Kirche unter der Weisungsbefugnis des Bischofs von Rom, des Papstes, in die Gemeinschaft der Christen eingeführt und damit die institutionelle Entwicklung des Katholizismus vorgezeichnet.

Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen. Ratzinger sagt's auf die feine Art mit der Gelehrsamkeit des Dogmatikers und Historikers. In Köln hat er den Mann fürs Grobe. Wo Ratzinger den Nicht-Katholiken die Humanität abspricht und sie »pathologisch« nennt, sagt sein Kardinal Meisner im Klartext »entartet«. Er sagt auch »Pervertierung« – und wiederholt dieses Wort in seiner Rechtfertigung, obwohl er wie jeder wissen kann, daß das nur das latinisierende Fremdwort für dieselbe Sache ist. Und damit jeder weiß, aus welcher Ecke des Reichs der Dunkelmänner er kommt, spielt er auch noch auf Hans Sedlmayrs »Verlust der Mitte« (1948) an, jene polemische Kampfschrift gegen alles Moderne in der Kunst, was sich seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat. Meisner betont den »Zusammenhang von Kultur und Kult«, und man muß schon lächeln, wenn gerade ein katholischer Kirchenfürst die »Ritualisierung des Kults« als Indiz der Entartung nimmt. Wo wäre der Kult ritualisierter als im katholischen Gottesdienst?


Klerikale Offensive

Das Kölner Kunstintermezzo ist kein Zwischenfall und noch weniger ein Mißverständnis, wie die Verteidiger des Kardinals zu seiner Entlastung behaupten. Es ist Teil einer Strategie des Vatikans, die Kirche auf den vormodernen Stand der Gegenreformation zurückzuführen. Selbst in der einer reaktionären Ideologie doch nicht abholden Welt nennt der Journalist Alan Posener das Kind beim Namen: »Hier spricht eine selbstbewußte katholische Kirche, die sich anschickt, eine Roll-Back-Strategie gegen die Moderne zu entwickeln. Papst Benedikt XVI. selbst erklärt, es dürfe keinen Widerspruch zwischen Vernunft und Glauben geben – also habe die Vernunft sich der Leitung des Glaubens zu unterwerfen. Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, erklärt dem »Evolutionismus« den Kampf und propagiert die Theorie von »Intelligent Design«. Der Chefhistoriker des Vatikans, Walter Brandmüller, findet das Urteil gegen Galilei in Ordnung und verteidigt die Inquisition als »rationale Veranstaltung«. (Die Welt v. 16.9.2007) Schlagendere Belegstücke für eine generalstabsmäßig geplante Offensive kann man kaum finden. Ratzinger liefert dafür die dogmengeschichtliche Munition, mit der die Bataillonskommandeure in die Schützengräben gehen. Es ist aus dem Geiste Cyprians gesprochen, wenn Meisner den Kirchenvater Irenäus auf den Kopf stellt; dieser sagte: »Die Herrlichkeit Gottes ist der lebendige Mensch«. Meisner meint dagegen: »Und wir können es umgekehrt sagen: ›Der lebendige Gott ist die Herrlichkeit des Menschen‹«. Für ihn lebt der lebendige Gott in der Kirche und als Kirche. Was sie wirkt, ist das Werk Gottes – oder lateinisch: Opus Dei.




1 Hans Heinz Holz, Marxistische Blätter, Heft 6/2006, S. 72 ff.
2 Knut Wenzel (Hg.), Die Religionen und die Vernunft, Freiburg/Br. 2007
3 Helmut Hoping/Jan Heiner Tück, »Der Wahrheitsanspruch des Glaubens«, in: Neue Zürcher Zeitung v. 22.4.2005
4 Joseph Ratzinger, Werte in Zeiten des Umbruchs, Freiburg/Br. 2005
5 Benedikt XVI., Cyprian-Rede, www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/audiences/2007/documents/hf_ben-xvi_aud_20070606_ge.html
6 Joseph Ratzinger – Benedikt XVI, Jesus von Nazareth, Freiburg/Br. 2007
7 Vgl. Hans Heinz Holz, »Der Name der Rose«, in: jW v. 13./14.8.2005



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


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New PostErstellt: 20.07.08, 16:01  Betreff:  Kreuz und Hakenkreuz  drucken  weiterempfehlen

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Kreuz und Hakenkreuz

Vor 75 Jahren wurde das Reichskonkordat geschlossen


Von Kurt Pätzold


Am 20. Juli 1933 unterzeichneten im Vatikan der Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli – vordem mehrere Jahre Nuntius in Deutschland, ab 1939 Papst Pius XII. – und der deutsche Vizekanzler Franz von Papen, Hitlers Stellvertreter in dessen Eigenschaft als Regierungschef, ein Abkommen: das sogenannte Reichskonkordat, mit dem die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich auf eine vertragliche Basis gestellt wurden. Am 10. September erfolgte der Austausch der Ratifikationsurkunden, und der Vertrag trat in Kraft. Zwei Tage später wurde ein Reichsgesetz beschlossen, das den Innenminister ermächtigte, das Weitere zu regeln. Seit dem Ende des Kaiserreichs 1918 hatte die päpstliche Diplomatie versucht, mit den Regierungen der Weimarer Republik zu einer derartigen Abmachung zu gelangen, war dabei jedoch nicht an ihr Ziel gekommen. Jedoch hatten die Landesregierungen von Bayern (1924), von Preußen (1929) und von Baden (1932) mit dem Vatikan vertraglich geregelt, welche Rechte und Pflichten die jeweiligen Seiten gelten ließen und übernahmen.

Das aufgewertete Regime

Keine Frage, daß das Bekanntwerden dieses Schritts der katholischen Kirche, gegangen in einem Augenblick, da dem neuen Regime in Deutschland in vielen Staaten und namentlich in denen seiner unmittelbaren Nachbarn Mißtrauen und Ablehnung entgegenschlug, weithin Aufsehen erregte. Das sollte er nach den Interessen der Hitler-Regierung auch, die schon kurz nach ihrem Antritt die Chance gesucht hatte, Reputation auf jede denkbare Weise zu gewinnen. Es lag in dieser Absicht, daß Hitler in seiner Regierungserklärung am 23. März in der Kroll-Oper u. a. versicherte, daß das Christentum das »unerschütterliche Fundament des sittlichen und moralischen Lebens unseres Volkes« bleiben werde. Zwei Tage zuvor, am »Tag von Potsdam«, hatten sich die Abgeordneten, je nach ihrem Bekenntnis vor dem Weg in die Garnisonkirche zu Gottesdiensten in eine der beiden christlichen Kirchen begeben und dort für ihr Ja zum Begräbnis der Weimarer Republik den Segen empfangen.

Keine Frage, Ansehen und Geltung der neuen Machthaber waren dadurch erheblich gehoben, daß der Vatikan mit seiner hohen Autorität ihnen bescheinigte, verläßliche Partner eines Abkommens zu sein, das den Schutz des Glaubens und die Bewegungsfreiheit der Kirche garantierte und gleichzeitig die Pflichten der Geistlichen gegenüber dem Staat fixierte. Ganz überraschend war diese Verständigung nicht gekommen. Schon am 12. April 1933 hatte Papst Pius XI. Vizekanzler Papen und mit diesem Hermann Göring, den Reichsminister und Mann auf dem Platz zwei in der Führerhierarchie der NSDAP, in Privatau­dienz empfangen. Zu derlei Beziehungen verstand sich bis dahin kein Staatsmann einer bedeutenden europäischen Macht.

Später, als der Zwang zur Rechtfertigung dieses Abkommens entstanden war, ist erklärt worden, es sei aus Sorge um die Zukunft der Kirche und die Glaubensfreiheit ihrer Anhänger geschehen. Doch ließ das nur fragen, was die Obrigkeit in Rom und ihre Berater in Deutschland von der Führungsgruppe eigentlich hielt, die in Berlin an das Staatsruder gelangt war. Daß der Heilige Stuhl über sie, ihre Ideologie und Praktiken unzureichend informiert gewesen sei, ließ sich zwar sagen und schreiben, aber schwer glaubwürdig machen. Die Kunde von den Verfolgungen, den Konzentrationslagern (offiziell befanden sich 27000 Menschen zum Zeitpunkt des Abkommens in ihnen), den Drangsalierungen der Juden, den Fluchten der Nazigegner ins rettende Ausland, den Bücherverbrennungen war fraglos auch in die abgeschiedenen Gemächer des Vatikans und zu dessen Deutschland-Experten gedrungen. Und die Bischöfe von Breslau bis Trier konnten die Reden Görings, gespickt mit brutalen Drohungen gegen alle Widersacher, ebensowenig überhört haben, wie ihnen die Praxis der durch sie angefeuerten Sturmabteilungen entgangen sein konnte, jene blutigen Orgien, die sich nicht wie später »im Osten«, sondern unfern ihrer Bischofssitze zutrugen.

Von aktuellem Schwergewicht war der Vertrag im Reichsinnern mit seiner Wirkung auf das nach Millionen zählende treukatholische Volk. Das hatte bislang und noch im März 1933 ohne schwerwiegende Einbußen die Parteien gewählt, die ihnen auch von ihren Priestern als die allein akzeptablen und unterstützungswürdigen bezeichnet worden waren, das Zentrum und seine bayerische, sich als Volkspartei bezeichnende Schwester. Die beiden Organisationen des politischen Katholizismus, die in der Republik wiederholt Reichskanzler gestellt hatten, zuletzt den inzwischen ebenfalls außer Landes geflohenen Heinrich Brüning, und an der Mehrzahl ihrer Regierungen beteiligt gewesen waren, hatten sich wenige Tage vor der Unterzeichnung des Konkordats selbst aufgelöst und sich ruhmlos auch dadurch aus deutscher Geschichte verabschiedet, daß sie – in Übereinstimmung mit dem Text des Konkordats – ihre Anhänger dazu aufriefen, sich hinter die »nationale Regierung« zu stellen.

»Gebt dem Führer ...«

- Nun waren die deutschen Katholiken also mehrfach und eben auch durch den Papst, dessen Platz damals Pius XI. besetzte, zur Befolgung des Grundsatzes gedrängt: »Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist« (Matthäus 22,21), mithin zu striktem Gehorsam gegenüber der staatlichen Obrigkeit verpflichtet. Katholiken, wenn sie sich nicht schon durch vorherige Winke ihrer Bischöfe oder eigene Entschlüsse dazu gefunden hatten, zum Kreuz auch das Hakenkreuz zu akzeptieren, wurden in die Reihen der rasch wachsenden Gefolgschaft des Regimes beordert. Was von ihnen erwartet wurde, ließ sich unmißverständlich im Artikel 16 des Vertrages lesen, der den Text für den Treueid enthielt, den Bischöfe »in die Hand des Reichsstatthalters bzw. des Reichspräsidenten« zu leisten hatten, bevor sie von ihrer Diözese Besitz ergriffen: »Vor Gott und auf die heiligen Evangelien schwöre und verspreche ich, so wie es einem Bischof geziemt, dem Deutschen Reich und dem Lande (...) Treue. Ich schwöre und verspreche, die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen. In der pflichtmäßigen Sorge um das Wohl und das Interesse des deutschen Staatswesens werde ich in Ausübung des mir übertragenen geistlichen Amtes jeden Schaden zu verhüten trachten, der es bedrohen könnte.«

Damit war eine Norm für das Verhältnis der Katholiken zur sich etablierenden Diktatur formuliert. Zu deren Einhaltung sollten die jüngsten Gläubigen bei Zeiten erzogen werden, wie Artikel 21 bestimmte, der vom Religionsunterricht an den allgemeinbildenden Schulen handelte: »Im Religionsunterricht wird die Erziehung zu vaterländischem, staatsbürgerlichem und sozialem Pflichtbewußtsein aus dem Geiste des christlichen Glaubens (...) mit besonderem Nachdruck gepflegt werden, ebenso wie es im gesamten übrigen Unterricht geschieht.« Nebenbei war in diesem Text den Machthabern um Hitler ein Dienst dadurch erwiesen, daß ihnen attestiert wurde, ihr Regiment sei »verfassungsmäßig gebildet« worden, und damit eines ihrer Trugbilder gestützt, auf daß sie bei allem Gerede von der »nationalsozialistischen Revolution« doch und namentlich für ihre Auslandspropaganda Wert legten. Diese Deutung, die sich in mancher Geschichtsliteratur bis heute finden läßt, verficht den grotesken Standpunkt, daß die Übergabe der Macht an eine Politikergruppe, die erklärtermaßen die existierende Verfassung beseitigen will, mit eben dieser Verfassung vereinbar wäre.

Es konnte kein Zweifel sein, daß die Machthaber die neue Situation unverzüglich und weidlich ausbeuten würden. Das geschah beispielsweise im November 1933, als nachträglich zur Zustimmung zum schon erfolgten Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund und der Wahl eines neuen Reichstags gerufen wurde. Prompt plakatierte die NSDAP im »Traditionsgau« München-Oberbayern, einer Gegend des Reiches mit nahezu ausschließlich katholischer Bevölkerung, einen Text mit der Frage: Warum ein Christ Hitler wählen müsse und begründete das mit den Verweisen auf die Zusicherungen des Konkordats. Opposition oder gar der Schritt in den antinazistischen Widerstand bedeuteten eine Verletzung der Forderung nach Staatstreue und Unfolgsamkeit auch gegenüber der kirchlichen Obrigkeit.

Eine Wende mit Folgen

Die nun bezogene Haltung des Vatikans und der deutschen Bischöfe war eine Kehrtwende. Denn wenn Führer des politischen Katholizismus, Priester und höhere Autoritäten der Kirche, die selbst nichts weniger als eine demokratische Einrichtung darstellt, an manchen Seiten dieses »Nationalsozialismus« auch Gefallen gefunden hatten, in erster Linie an dessen Frontstellung gegen den »gottlosen Bolschewismus« und gegen alle Richtungen der emanzipatorischen Arbeiterbewegung, so lagen zwischen beiden doch Differenzen ernster Natur genug. Indessen: Frühere Warnungen und Abmahnungen, ja an die Gläubigen gerichtete Verbote der Kirchenführer, sich von der NSDAP und ihren Gliederungen fernzuhalten, waren widerrufen oder außer Kraft gesetzt.

Das höchste Gremium der Kirche in Deutschland, die Fuldaer Bischofskonferenz, hatte diesen Wandel eingeleitet und nach einer telegrafischen Verständigung zwischen ihren Angehörigen, deren Zeugnisse sich im Archiv ihres Vorsitzenden, des Kardinals und Breslauer Erzbischofs Adolf Bertram befinden, die dem Kirchenvolk bis dahin auferlegten Verbote zurückgenommen. Das war am 28. März 1933 geschehen, fünf Tage nach der Annahme des Ermächtigungsgesetzes im Reichstag, das mit den Stimmen der katholischen Zentrumspartei und ihrer bayerischen Schwester die notwendige Zweidrittelmehrheit erhalten hatte, die anders nicht zu erreichen gewesen wäre. Katholiken war von da an nicht mehr untersagt, sich einer der Organisationen der NSDAP anzuschließen, ausgenommen, was dem veröffentlichten Text bei aller Umschreibung unschwer entnehmen ließ, der Schutzstaffel (SS), die wegen des in ihr gepflegten Rassedünkels ausgenommen wurde. Diese Entscheidung machte nun auch für den kirchentreuen Volksteil den Weg frei, sich in die Reihen derer zu begeben, die wegen ihres frühen und berechnenden Hineindrängens in die Naziorganisationen als »Märzgefallene« bezeichnet wurden.

Gemiedene Fragen

Heftig ist unter Geschichtsschreibern, deren Gegenstand die Geschichte der katholischen Kirche und des politischen Katholizismus bildet, darüber gestritten worden, ob die Zustimmung zur Liquidierung der Republik – denn das war Kern und Ziel dieser die Verfassung von 1919 auf den Müllhaufen der Geschichte befördernden Ermächtigung – durch die katholischen Abgeordneten nicht wie eine Planierraupe den Weg zum Reichskonkordat freigemacht habe oder eben die für dessen Abschluß zu entrichtende Anzahlung darstellte. Über diesen an den Akten nicht zu entscheidenden Streit und die Erörterung der Frage, wie diese Abmachung zustande gekommen sei, ist die Debatte darüber in den Hintergrund gelenkt worden, wie sich der Vatikan überhaupt darauf einlassen konnte, der sich im Prozeß ihrer Etablierung befindlichen Nazimacht derart Verfestigungshilfe zu leisten und das allein aufgrund von deren doch eher zu bezweifelnden Versprechungen.

Warum und wie konnten die Vorbehalte und Ablehnungen, die auf seiten der Kirche mit guten Gründen gegen die deutsch-faschistische Ideologie existierten und sich in scharfen und verwirklichten Drohungen gegen Katholiken äußerten, die in den Reihen der NSDAP als Aktivisten hervortraten, so rasch aufgegeben werden? Selbst noch 1932 war von jenen Theoretikern und Ideologen der katholischen Kirche, die einem Regierungsbündnis von Zentrum und Nazipartei Raum zu schaffen trachteten, es als conditio sine qua non angesehen worden, daß sich Hitler samt seiner Mitführer von der Rassenideologie lossagte, die dem Anspruch der Kirche schroff widersprach, Hirte aller Menschen zu sein, die jedenfalls vor Gott gleich seien. Vergangen? Vergessen? Jedenfalls – vorüber.

Sich auf Tatbestände einzulassen, die diese Fragen hervorrufen, macht in Deutschland noch immer Schwierigkeiten, wo der selbstkritische Umgang mit der Geschichte zwar Tag für Tag gefordert wird, freilich immer mehr nur hin in eine politische Richtung und von einem Adressaten: der und den Linken. Am besten, man läßt sich auf die heiklen Fragen nicht ein, mögen sich auch die beiden Autoren eines 2000 in Bamberg erschienenen, den Zeitraum der Weimarer Republik und die Nazijahre umfassenden Schulgeschichtsbuchs gesagt haben. Und das an einem Orte, an dem seit 1818 ein Erzbistum existiert und an dem 2007 das tausendjährige Bestehen des Bischofssitzes gefeiert werden konnte. Kurzum, das Reichskonkordat hat es diesem Lehrbuch zufolge nicht gegeben und – mehr noch – während der meist Deutschlands »dunkle Jahre« genannten Nazizeit auch keine Kirchen, will man dafür nicht ersatzweise die Erwähnung zweier Ausnahmeerscheinungen, des Bischofs von Münster, Graf Galen, und des evangelischen Pastors Martin Niemöller, nehmen. So kann man lästige Fragen auch loswerden, solche zur Militärseelsorge beispielsweise oder zum »Kreuzzug gegen den Bolschewismus«, deren Beantwortung auch das meist geschönte Bild des Kirchenfürsten aus westfälischem Adelsgeschlecht ins vergangene Wirkliche stellen würde. Denn von Galen, der allein als Verteidiger allen menschlichen Lebens erinnert wird, hat mit Erklärungen von 1939 und 1941 geholfen, junge Deutsche zum Kriegs- und Frontdienst zu rufen, um »das Vaterland zu schirmen«, und namentlich ihrem Kampf gegen »die Pest des Bolschewismus« seinen Segen erteilt. Zudem hilft die Tabuisierung von Fragen womöglich, verkaufshindernde Einsprüche gegen Schulbuchtexte seitens staatlicher oder auch kirchlicher Behörden zu vermeiden. So genießt, wo von der Kirche insgesamt gehandelt wird, jenes Verfahren den Vorzug, daß Konflikte von Kirchenoberen mit der Macht hochgespielt und insbesondere die Einschränkungen der Aktionsräume der Kirchen und die Verfolgungen von Gläubigen dargestellt werden.

Gegensätze, Konflikte

In der Tat waren Verletzungen des Abkommens durch kirchenpolitische Maßnahmen der Machthaber und durch eigene Aktionen von Führern auf mittlerer Ebene und durch das nazistische Fußvolk namentlich im Vorkrieg eine Alltagserscheinung. Die traten deutlich hervor, denn in seinem 34 Artikel und dazu mehrere Erläuterungen umfassenden Text war keine Tätigkeit und Interessen der Kirche oder einer ihrer Einrichtungen betreffende Frage ausgelassen, seien es die Gottesdienste, der Religionsunterricht an den Schulen, die Ausbildung an den katholisch-theologischen Fakultäten, das Leben der Orden, das kirchliche Eigentum, die Existenz katholischer Verbände, die Finanzierung der Kirche durch Steuern usw. Streitfragen in der Auslegung des Fixierten waren da kaum möglich. Selbst für den gedachten und von den päpstlichen Autoren des Textes offenbar erwarteten Fall der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, eine eklatante Verletzung des Versailler Vertrages von 1919, war vorgesorgt. Ein geheimer Zusatz regelte, wie es dann um den Wehrdienst von Geistlichen und speziell unter den Bedingungen einer Mobilisierung stehen werde, wer von ihm ausgenommen sei und wer ihn als Sanitätssoldat abzuleisten habe.

Es gehört viel Glaubensfähigkeit dazu anzunehmen, daß im Vatikan nicht vorhergesehen wurde, daß sich die Machthaber dieses Nazireiches an die Bestimmungen des feierlich geschlossenen Abkommens nicht halten würden, sobald sie ihre Positionen im Inland wie auf internationalem Feld gefestigt hatten. Am frühesten standen sich die Vorsätze und Inhalte bei der Erziehung und Ausrichtung der Jugend gegenüber, worauf die NSDAP mit dem 1933 zum Reichsjugendführer ernannten Baldur von Schirach ungeteilten Anspruch erhob. Folglich wurde die Tätigkeit der kirchlichen Verbände unter den Angehörigen der jungen Generation, zu der bis dahin vielerlei gemeinschaftliche Unternehmen und Erlebnisse gehört hatten, darunter Sport- und andere gesellige Veranstaltungen wie Wanderfahrten und Zeltlager, zunehmend eingeschränkt und behindert.

Hitlers und seiner Mitführer Vorstellungen von der geistigen, physischen und emotionalen Verfassung namentlich des männlichen Teils der Jugend wichen von den Zielen der Kirche nicht nur ab, sondern waren diesen entgegengesetzt. Der Diktator wollte eine Jugend, die keine höhere Autorität anerkannte als die seine, die jedem seiner Befehle bedingungslos folgte, die ihr Gewissen an ihn, den Gewissenlosen, abgetreten hatte, die bereit war, die Lebensrechte aller und jeder, die ihr auf dem geplanten Eroberungszug begegnen würden, zu mißachten, und das ohne zu fürchten, dafür lebend oder tot je zur Verantwortung gezogen zu werden. Das vertrug sich mit den Dogmen der christlichen Morallehre nicht. Wer die vollkommen ernst nahm und jenen außergewöhnlichen Grad an Mut aufbrachte, der dazu notwendig war, ihnen gemäß zu handeln, zog nicht in diesen Krieg und endete unter dem Fallbeil.

Die katholische Kirche in Deutschland bekam ihre Märtyrer. Nur dürfte die Erinnerung an sie nicht dazu benutzt werden, die Vorgeschichte dieses Märtyrertums zu beschweigen. Sie begann nicht erst 1933, sondern schon vordem, mit der Herstellung der guten Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem an die Macht gelangten italienischen Faschismus. Sie wurden am 11. Februar 1929 in den Lateran-Verträgen fixiert, die zwischen dem Papst Pius XI. und dem italienischen König Viktor Emanuel III. durch dessen Bevollmächtigte, den Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri und den »Herrn Cavalliere Benito Mussolini«, abgeschlossen wurden. Mit ihnen war der seit 1870 existierende, als »römische Frage« umschriebene Streit zwischen Italien und dem Vatikan beigelegt worden. Indessen und anders als das Reichskonkordat vier Jahre später vermied dieser Vertrag zur Kennzeichnung der beiderseitigen Beziehungen jede überschwengliche Formulierung. Im Text von 1933 aber war in der Präambel die Absicht erklärt, »die zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu festigen und zu fördern«.

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zum Thema passender Link (Einschub von bjk):

hier klicken > Bayern kürzt Unterricht über NS-Zeit


Der neue bayerische Lehrplan für das Fach Geschichte sieht in den zwei Oberstufenjahren des Gymnasiums nur noch insgesamt sieben Schulstunden zur NS-Geschichte vor, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Auch die Weimarer Republik werde in dem Zeitraum nur noch in sieben Schulstunden behandelt. Für den Nahost-Konflikt seien hingegen 10 Stunden vorgeschrieben, für das "Leben in der entstehenden Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts" sogar 14 Stunden.
weiterlesen unter: http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Bayern-NS-Zeit;art123,2575528



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!

[editiert: 20.07.08, 16:13 von bjk]
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