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bjk
Beiträge: 7353
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Erstellt: 31.07.06, 15:03 Betreff: Re: Mahnwache wegen des Qana-Massakers durch die Mörder-IDF heute in Berlin |
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kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2006/07-31/045.php
Wie lange noch?
Wer bedient eigentlich die Gefahrenmeßmaschinen der Welt?
Eduardo Galeano (IPS)
Ein Land bombardiert zwei Länder. Die Straffreiheit, mit der dies geschieht, würde Verwunderung hervorrufen, wenn sie nicht schon zur Gewohnheit geworden wäre. Einige verschüchterte Proteste sprechen von Fehlern, die gemacht worden seien. Wie lange noch wird der Horror »Irrtum« genannt? Dieses Gemetzel von Zivilisten entfesselte sich an der Entführung eines Soldaten. Seit wann kann die Entführung eines israelischen Soldaten die Entführung der palästinensischen Souveränität rechtfertigen? Seit wann kann die Entführung von zwei israelischen Soldaten die Entführung des ganzen Libanon rechtfertigen?
Hisbollah existierte noch nicht, als Israel den Libanon durch die vorangegangenen Invasionen verwüstete. Wie lange noch sollen wir die Geschichte vom angegriffenen Aggressor glauben, der Terrorismus ausübt, weil er sich im Recht fühlt, sich gegen Terrorismus zu verteidigen?
Die Folterungen in Abu Ghraib, die weltweit ein gewisses Unwohlsein zur Folge hatten, sind nichts Neues für uns in Lateinamerika. Unsere Militärs haben diese Verhörtechniken in der »Escuela de las Américas« gelernt. Inzwischen hat die sogenannte Schule Amerikas zwar ihren Namen verloren, aber nicht ihre Methoden. Wie lange noch werden wir akzeptieren, daß man die Folter rechtfertigt, so wie es der Oberste Gerichtshof von Israel getan hat, im Dienste der Verteidigung des Vaterlandes?
Israel hat sechsundvierzig Empfehlungen der Generalversammlung und anderer Organisationen der Vereinten Nationen ignoriert. Die Vereinten Nationen empfehlen, beschließen aber nichts. Wenn die UNO etwas beschließen will, wird das vom Weißen Haus mit dem Vetorecht verhindert. Washington hat im Weltsicherheitsrat vierzig Resolutionen, die Israel verurteilten, mit dem Veto zu Fall gebracht. Wie lange noch agieren die Vereinten Nationen, als würden sie Vereinigte Staaten von Amerika heißen?
Seit die Palästinenser aus ihren Häusern und von ihren Ländereien verjagt worden sind, ist viel Blut geflossen. Wie lange noch soll das Blut fließen, damit Gewalt das rechtfertigt, was das Gesetz verbietet? Die Geschichte wiederholt sich, Tag für Tag, Jahr für Jahr und es stirbt ein Israeli für zehn Araber.
Der Iran entwickelt die Nuklearenergie. Wie lange glauben wir noch, daß so etwas als Beweis ausreicht, um das Land als eine Gefahr für die Menschheit anzusehen? Offenbar stört es die sogenannte internationale Gemeinschaft überhaupt nicht, daß Israel zweihundertfünfzig Atombomben besitzt, obwohl es ein Land ist, das offenbar kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht. Wer bedient eigentlich die Gefahrenmeßmaschine der Welt? Hieß das Land, das die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hat, Iran?
Im Globalisierungszeitalter ist das Recht, Druck auszuüben, stärker, als die Ausdrucksfreiheit. Um die illegale Besetzung von Palästina zu rechtfertigen, wird der Krieg »Frieden« genannt. Die Israelis sind Patrioten und die Palästinenser sind Terroristen, und Terroristen lassen die Weltalarmglocken läuten. Wie lange noch werden die Kommunikationsmedien kommunikationsscheu sein?
Dieses Gemetzel ist nicht das erste und wird auch nicht – so fürchte ich– das letzte sein. Warum findet es im Stillen statt? Hat es dieser Welt die Sprache verschlagen?
Die Bombardements töten Kinder. Wie lange noch werden wir, die Kritiker der Verbrechen des Staatsterrorismus, Antisemiten sein? Sind die Juden, die darüber entsetzt sind, was da in ihrem Namen getan wird, auch Antisemiten?
Die Terroristen sehen sich alle ähnlich. Da gibt es seit den Zeiten des Kalten Krieges gegen den kommunistischen Totalitarismus Staatsterroristen, als respektable Machtpolitiker und private Terroristen als losgelassene Verrückte oder organisierte Verrückte. Alle berufen sich auf Gott, ob er nun Gott, Allah oder Jehova heißt. Wie lange noch übersehen wir, daß alle Terrorismen das Menschenleben verachten und daß sie sich gegenseitig ernähren? Ist es denn nicht offensichtlich genug, daß in diesem Krieg zwischen Israel und Hisbollah die Toten Zivilisten sind, Libanesen, Palästinenser, Israelis? Ist es denn nicht offensichtlich genug, daß die Kriege in Afghanistan und Irak und die Invasionen von Gaza und Libanon Brutkästen des Hasses sind, die Fanatiker am laufenden Band produzieren?
Wir Menschen sind die einzige tierische Spezies, die auf die gegenseitige Ausrottung spezialisiert ist. Wir spenden 2,5 Milliarden US-Dollar täglich für Rüstungszwecke. Das Elend und der Krieg sind Töchter und Söhne des gleichen Vaters – wie ein grausamer Gott frißt er die Toten und die Lebenden. Wie lange noch lassen wir es zu, daß diese Welt, im Liebestanz mit dem Tod, unsere einzig mögliche Welt bleibt?
* Eduardo Galeano ist uruguayischer Schriftsteller und Journalist. Der vorliegende Text ist eine gekürzte Fassung. Galeano ist Autor von »Die offenen Adern Lateinamerikas« und »Erinnerungen an das Feuer«.
Mensch bleiben muß der Mensch ... von Tegtmeier
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