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bjk
Beiträge: 7353
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Erstellt: 01.12.08, 18:59 Betreff: Re: 40 Jahre israelische Besatzung in der Westbank - und die Welt sieht weiter zu! |
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Am Samstag, den 29.11.08, war der Internationaler Solidaritätstag mit dem Palästinensischen Volk. In Berlin wurde hierzu von den Verbänden und Vereinen der arabischen Gemeinden in Deutschland Nakba Komitee 60 in Deutschland ab 14 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor aufgerufen.
Ebenfalls am Samstag fand zur gleichen Zeit in Kreuzberg eine Demo gegen die steigenden Mieten statt. Weil ich nun wußte, daß auf dieser Demo kompetente BerichterstatterInnen dabei sein und ihre Demo-Eindrücke veröffentlichen würden - geschehen unter http://de.indymedia.org/2008/11/234300.shtml - entschied ich mich für die Palästina-Soli-Kundgebung am Brandenburger Tor.
Hier der Aufruf:
WIR BRAUCHEN IHRE STIMME FÜR DEN FRIEDEN Solidarität mit Gaza .... Freiheit und Frieden für Gaza
Liebe Mitbürger,
Wir stehen vor einer einzigartigen Erfahrung in der Geschichte. Es ist die Geschichte eines Volkes, welches von einer der gefährlichsten Militärmächte der Welt und unterstützt von der stärksten Macht der Geschichte und vom Schweigen vom Rest der Welt, versucht wird vertrieben zu werden.
Erheben Sie Ihre Stimme zur Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten!
Verbände und Vereine der arabischen Gemeinden in Deutschland Nakba Komitee 60 in Deutschland
V.i.S.d.P Nabil Rachid, 10585 Berlin
Links: http://pgmmenschenrechte.jeeran.com/palestine.html http://www.ism-germany.net/2008/11/27/29-11-internationaler-solidarittstag-mit-dem-palstinensischen-volk-2 http://www.juedische-stimme.de/index.htm www.freegaza.org
Gegen 14 Uhr traf ich am Pariser Platz ein. Es hatten sich an diesem trüben, diesigen Novembernachmittag bereits gut 150 TeilnehmerInnen versammelt. Später werden gut 250 Personen zusammengekommen sein. Schon von weitem waren die grün-rot-weißen palästinensischen Nationalflaggen zu sehen. Transpis und Plakate informierten mit beklemmender Eindringlichkeit über das tagtägliche, nun schon Jahrzehnte andauernde Unrecht und über die fortwährenden Menschenrechtsverbrechen der israelischen Besatzungsmacht am palästinensischen Volk. Eigentlich hatte ich gerade deswegen eine deutlich höhere Teilnehmerzahl erwartet und zwar sowohl von den betroffenen Palästinensern selbst aber auch von den deutschen Friedensorganisationen.
Zur Einstimmung wurde vom Lauti arabische Musik abgespielt, danach kamen Redebeiträge, zunächst auf arabisch und dann auch in deutsch. Darin wurde unter anderem die große Not und brutale Gewalt im Gazastreifen beschrieben, die durch die völkerrechtswidrige Willkür der israelischen Besatzungs-Soldateska an den PalästinenserInnen verübt wurde und noch immer wird. Leider spielen die EU, insbesondere die BRD, dabei eine einseitig parteiische und, vorsichtig ausgedrückt, sehr unrühmliche Rolle. Sie sind deswegen mitverantwortlich für die Völker- und Menschenrechts-Verbrechen in Nahost, insbesondere im größten Freiluftgefängnis der Welt, dem Gazastreifen!
Die Antwort der PalästinenserInnen ist auch das Motto der Kundgebung, nämlich SUMUD. - SUMUD ist ein arabisches Urwort aus dem Erleben der Wüste: einen langen Atem entwickeln, durchhalten. Nicht aufgeben im Angesicht überwältigender Gegenkräfte. PalästinenserInnen praktizieren dies seit 1967 im Sinne von aktivem oder passiven SUMUD. - Für Else und Ursula, die beiden "Großmütter gegen den Krieg", war dieses arabische Urwort zusammen mit den palästinensischen Nationalfarben DAS Motiv ihres selbstgefertigten Transpis (Fotos-Nr.: 31 + 37).
Etwas abseits, vor dem Klotz des US-Botschaftsbunkers, prangerte ein Ehepaar die US-Justiz und US-Versicherungen an, die sich großes Unrecht im Zusammenhang mit ihrer Tochter Christine aufgebürdet haben sollen (Fotos-Nr.: 13 + 14). Näheres ist unter www.christines-schicksal.de nachzulesen. Die Mahnwache des Paares hatte aber nichts mit der Palästina-Soli-Kundgebung zu tun.
Auch wenn ich so meine Probleme mit dem Schwenken von Nationalflaggen, sogar eine BRD_Flagge war dabei, habe, weil solches Tun mehr oder weniger immer auch Nationalismus (neudeutsch: Patriotismus) assoziiert, so kann ich doch vor dem millionenfachen Apartheid-Unrecht in Nahost, der Gewalt, dem Töten und Morden von staatswegen, nicht meine Augen verschließen und mich achselzuckend abwenden. Es ist Menschenpflicht, zumindest solidarisch zu sein! - Rassistisch-bescheuerte Antideutsche waren auf dieser Kundgebung zum Glück nicht zugange.
Dafür hatten sich deren geistesverwandte und ebenso bekloppte Pendants, nämlich Neonazis der "Nationalen Front", zunächst unerkannt eingeschmuggelt. Ich hielt die sechs Bürschlein anfangs für Leute vom AK Nahost und fotografierte sie auch, als sie ein Transpi und Demo-Plakate der Palästinenser hielten. Mir fiel zwar auf, daß ihnen meine Knipserei unangenehm war, beachtete das aber nicht weiter. Vor dem Veröffentlichen der Bilder hätte ich ihre Gesichter eh unkenntlich gemacht. Als ich nahe bei ihnen vorbeiging, sahen sie wohl meinen schwarzroten Anarcho-Stern und das Antifa-Emblem.
Einige Minuten später hielt ich meine Knipse wieder in ihre Richtung, wollte aber ein anderes, entfernteres Motiv aufnehmen. Das wurde den Bürschlein dann offensichtlich zuviel. Sie gaben schnell die geliehenen Plakate und Transpi zurück. Ein Bübchen stellte sich aufreizend neben mich, stierte impertinent auf meinen linken Jackenkragen - und sagte nichts. Das war mir zu blöd und ich fragte ihn, ob was wäre. Mit schiefem Mund tippte er auf das Antifa-Emblem quetschte er heraus, ja, das da fände er scheiße. - Na gut, dachte ich erst einmal, das war schließlich sein Ding und ich wollte keinen Streit. Nichtsahnend fragte ich dennoch, was er denn für einer sei: "Nationale Front" trötete er mit stolzgeschwellter Hühnerbrust heraus.
Das war mir dann doch zuviel. Hinter mir standen die anderen fünf Bürschlein, sie dachten wohl, ich würde es nun mit der Angst bekommen. Pustekuchen, ich wurde laut und rief, Nazis hätten hier nichts zu suchen und sie sollten schleunigst verschwinden. Verlegen grinsend spurten sie auch gehorsamst, wie es sich für gut dressierte Bübchen, die so gerne National-Frontler spielen, schließlich auch gehört. Schnell machte ich noch ein paar Fotos fürs "Familienalbum" (Fotos-Nr.: 10, 11, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28), bevor der Neonazispuk in Richtung Unter den Linden verschwand.
Weil sich das alles am Rande etwas abseits der Kundgebung zutrug, bekam das von den PalästinenserInnen keine/r mit. Ich beließ es auch dabei, werde aber Herrn Nabil Rachid eine Mail schicken, damit er bei der nächsten Demo oder Kundgebung auf solche Gestalten ein Auge hat. Sie wären Wasser auf die Mühlen der Antideutschen und Israel-Bejubler.
Bernd Kudanek alias bjk
Fotoimpressionen
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13 - im Hintergrund das Gebäude des US-Botschaftsbunkers
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31 - Ursula
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Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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