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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 29.12.04, 18:35     Betreff:  Re: Seeben im Indischen Ozean - Krokodilstränen von Politik und Wirtschaft



hier zunächst ein nachdenkenswerter anti-mainstream-Kommentar aus indymedia, der leider von der offenbar auf den Mainstream schielenden Moderation ins Grau der unerwünschten Ergänzungsantworten verschoben wurde

Denn der indymedia-Eingangsartikel und die voyeuristischen Sensationsfotos von Jens Steiner sind in der Tat unerträglich widerlich, schlimmer noch als es "ärgerlich, die 2." angeprangert hat!



ärgerlich, die 2.
muss immer noch nicht sein 28.12.2004 18:28

So langsam finde ich den Sensationsjournalismus dieses Jens Steiner unerträglich. So grausam die Ereignisse auch sind und so sehr dies auch in linken Kreisen Betroffenheit hervorruft. Und obwohl viele von uns FreundInnen und Bekannte in und aus den betroffenen Regionen haben. Irgendwie sollte sich doch die Berichterstattung eines linken Projekts von den bürgerlichen Medien abheben. Indymedia schaue ich mir jedenfalls nicht an um die gleichen Meldungen wie im Fernsehen zu sehen.
Mir ist es unter anderem scheißegal ob die versammelte Politmafia von Fischer bis Putin zwischen den von ihnen inszenierten Kriegen ob der Naturgewalten betroffen sind. Mir wird auch ganz komisch, wenn ich erfahre das Militärärzte unterwegs sind und Australien ein internationales Frühwarnsystem finanziell unterstützen möchte. Und wenn die wirtschaftlichen Auswirkungen dahingehend betrachtet werden, wer wie hohe Börsenverluste oder -gewinne zu verzeichnen hat, und ob die Rückversicherer hohe Zahlungen leisten müssen, dann krieg ich ob der eurozentristischen Betrachtungsweise einen dicken Hals. Wenn nun schließlich, wie in seinen Artikeln, links zu den Seiten der Bundesregierung und zum THW (einer Organisation - in den USA würde es heute heißen: des Heimatschutzes) gelegt werden und der Autor sich einer Sprache bedient, die ich eher aus Werbebroschüren der Bundewehr kenne ("Die Schnell-Einsatz-Einheit-Wasserversorgung-Ausland (SEEWA) des THW ist eine Spezialeinheit der Bundesanstalt. Sie kann innerhalb kürzester Zeit zu einem humanitären Soforthilfeeinsatz aufbrechen."), dann krieg ich eiunfach nur das Kotzen.
Mike Davis hat uns in seinem letzten Buch (Die Geburt der Dritten Welt; Assoziation A) gezeigt, wie wir uns aus linksradikaler Perspektive mit sogenannten Naturkatastrophen auseinandersetzen können. Warum sterben v.a. die armen Menschen? Was passiert mit den Flüchtlingsströmen? Wer eignet sich das verlassene LAnd an? Was macht das indonesische Militär in Aceh? Was passiert mit den Tamilen? (gerade von letzteren politischen Kreisen in der BRD wird schon bezweifelt das die humanitäre Hilfe in den tamilischen Regionen ankommen wird)
Wir wissen ja doch, dass der Kampf um Land in Indien bspw. immer noch aktuell ist: Werden die Regime die Katastrophe dazu benutzen die Vertreibung und Enteignung zu beschleunigen? Und schließlich: Wen wir die Bilder von Militärs sehen, die angebliche Plünderungen bei der Wasser- und Nahrungsmittelvergabe verhindern sollen, so sollten wir dem gegenüber sehr vorsichtig sein. In den ersten Stunden der Katastrophe waren die Betroffenen in aller Regel ohne staatliche Unterstützung und haben sich, wie fast immer in ihrem Leben, selbst geholfen. Warum glauben wir den immer so gerne, dass diese Menschen sofort übereinander herfallen, wenn sie nicht von Bewaffneten in Schach gehalten werden. Und diese Bewaffneten sind in der Regel ja zudem die alltäglichen Peiniger der Menschen. Und jetzt sind sie wohl Friedensengel?
Last but not least heißt es also zu schauen, wie die Menschen den Kampf um ihr Überleben führen. Und eins habe ich - und sicherlich nicht nur ich - in den ganzen Jahren meines politischen Lebens nur zu gut erfahren: Solidarität der Metropolen mit den trikontinentalen Kämpfen um Leben und Überleben ist kein paternalistischer Akt im Konzert mit der Bundesregierung und ihren Agentien. Solidarität mit den Kämpfen im Trikont heißt zuallererst zu schauen was die Menschen dort selbst machen und zu überlegen, wie wir sie darin unterstützen können.
HIerzu hätte ich gerne Infos von Menschen aus der Region, oder von Menschen, die sich in der Region besser auskennen.
Das Geseiere von Jens Steiner geht mir jedenfalls auf die Nerven. Und mehr noch: Wieder kommt jemand mit humanitären Einsätzen und überschreitet alte Grenzen: Und wieder scheint ein Teil der alten Linken nicht in der Lage dies zu reflektieren.


[editiert: 29.12.04, 18:37 von bjk]
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