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Autor |
Beitrag |
bjk
Beiträge: 7353
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Erstellt: 06.09.05, 10:49 Betreff: Polit-Satire im ND von Ernst Röhl - wie immer: einfach köstlich! |
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Flattersatz aktuell:
Vorfahrt für Sprechblasen
Von Ernst Röhl ND-Foto: B. Lange
Wähler, du bist und bleibst ein schwankendes Element und weißt trotz TV-Duells noch immer nicht, wen du wählen sollst. Nicht mal Eendschies Bruder Marcus (48) weiß es, wie »Bild« resigniert berichtet. Um unsere Demokratie zu stärken, habe ich deshalb dem Arbeitgeberlager meinen Vorschlag für eine radikale Wahlreform unterbreitet. Bei künftigen Wahlen sollten nicht mehr irgendwelche hergelaufenen Parteien die Regierung stellen, sondern Leute, die von der Sache was verstehen. Ich schlage vor: Den Finanzminister wählt die Deutsche Bank, den Wirtschaftsminister wählt VW, den Gesundheitsminister Sanofi-Aventis, den Verteidigungsminister die Rüstungsindustrie und den Kanzler stellt wie bisher der Bundesverband der Deutschen Industrie.
Eine Zurückweisung meiner Reformidee kann ich mir nicht vorstellen; denn Deutschland braucht den Wechsel. Für diesmal ist es leider schon zu spät. Darum, Wähler, rufe ich dir zu: Entscheide dich endlich! Geh einfach mal raus mit dem Hund und wirf einen Blick auf die Poster, die an den Laternen hängen! Pappköppe schauen dich an. Zwar sind sie stumm, doch scheint ihr Blick zu flehen: Lieber Wähler, bitte, mach am 18. September dein wertes Kreuz bei meinem werten Namen! Dann hab ich für vier Jahre ausgesorgt, weil ich die gesetzlichen Diäten kriege – monatlich 7000 Euro Aufwandsentschädigung plus 3500 Euro Kostenpauschale, von den geldwerten Liebesgaben der Lobbyisten ganz zu schweigen. Mach dein Kreuz! Jetzt!!!
Das sind doch Argumente, Mensch. Angela Merkel und ihr Impotenzteam nennen dir, Wähler, tausend gute Gründe, die Christdemokraten zu wählen, zum Beispiel: Gemeinsam für Deutschland, Deutschlands Chancen nutzen, ganz Berlin für Günter Nooke, mehr Wachstum – mehr Arbeit … Auch: Vorfahrt für Arbeit! Und: Zukunft für Familien! Beides gilt auch in weiteren Kombinationen: Vorfahrt für Familien! Zukunft für Arbeit! Oder auch: Arbeit für Familien! Vorfahrt für Zukunft! Zukunft für Vorfahrt!
Wer voll verkabelten Analphabeten sinnlose Sprüche offeriert, muss aufpassen, dass diese auch wirklich völlig frei sind von vernünftigen Inhalten. Schritte in die richtige Richtung müssen es sein und Nägel mit Köpfen. Speziell solche Infos braucht der mündige Bürger; denn nur ein solcherart unterrichteter Bürger kann demokratischer Mitgestalter sein. Nicht von ungefähr hat die Spitzenkandidatin deshalb ihre Pappkoppplakate mit einer hochtönenden Blablablase ergänzen lassen: Gut für die Menschen… Kurze Frage mit der Bitte um eine einleuchtende Antwort: Was eigentlich mag so gut sein für die Menschen? Rente mit 90? Niedrigsteuern für Millionäre? Runter mit den Niedriglöhnen? Ein dreifach Hoch dem DAX? Steigende Strom-, Gas-, Wasser-, Bahn-, Benzin- und sonstige Preise? Wir werden es erfahren. Nach der Wahl. Wenn der Wähler verstummt ist. Der Sinn jeder Wahl besteht ja bekanntlich darin, dass der Wähler seine Stimme den repräsentativen Demokraten gibt und dann für vier Jahre die Schnauze hält.
Höhepunkt des organisierten Versprechens sind die monumentalen Fotoporträts des scheidenden Großkanzlers, für die sich die Verkehrspolizei interessieren sollte, weil sie Kraftfahrern verkehrsgefährdend die Sicht rauben. Der Kanzler, ganz Friedensnobelpreisträger, ballt seine Kanzlerfaust, müsste aber redlicherweise den Stinkefinger erheben zum Text seines Plakats: Wer Gerechtigkeit will, muss das Soziale sichern. Oral alles super, Kanzler! Auch der Schnappschuss ist top.
Allerdings will uns scheinen, dass der Gerd auf dem Bild reichlich nervös wirkt. Und das kann auch gar nicht anders sein. Denn im Parlament bereiten sich große Dinge vor. Highlights ohne Ende. Filmreife Events. Nicht Deutschland allein, nein, auch ganz Hollywood ist aus dem Häuschen. Waaahnsinn – der Deutsche Bundestag kriegt den Oskar!
[editiert: 05.09.06, 12:46 von bjk]
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