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soyfer

Beiträge: 205

New PostErstellt: 16.01.06, 15:48     Betreff: Re: SoldatenSindMörder versus RuhmUndEhreDerWaffenSS - Menschenwürde und freie Meinungsäußerung

Man müsste wohl definieren, was kriminelle Energie bedeutet. Denn ein Mörder, der aus Verzweiflung oder Mitleid und nicht Mord- oder Raubgier handelt, könnte sonst nicht als Mörder bezeichnet werden. Werden aber mehrere Motivationen als kriminelle Energie zugelassen, entsteht dadurch die Schwierigkeit, diese unterschiedlichen Motivationen wieder vom Soldaten zu trennen; und es stellt sich so zusätzlich doch eine moralische Frage, wenn man nicht einmal aus Gier oder anderen Motivationen tötet, sondern schlicht und - so ja unterstellt - emotionslos auf Befehl, ob es nicht etwas gibt, das unendlich mal schlimmer ist, als Mord, nämlich die gewissenlose Tötung "auf Befehl".
Wozu gibt es wohl im Militär den stupiden, geistestötenden, brutalen und sinnlosen Drill? Doch in erster Linie um seinen eigenen Lebensdrang und um das abzutöten, was man gemeinhin als Gewissen bezeichnet. Natürlich gibt es Abstufungen dieses unmenschlichen Drills. So sagte man in der russischen Armee zur Zeit Alexanders I., um einen brauchbaren Soldaten zu bekommen ziehe vier Rekruten ein drille sie bis drei tot sind und du hast ihn, den einen brauchbaren. Das trifft auf unsere hiesige BW sicher nicht mehr zu, aber das Prinzip ist dasselbe (ob mit oder ohne Auslandseinsätzen). Schinde sie, bis sie nicht mehr hinterfragen, sondern gehorchen. Somit sind Soldaten Opfer und potenzielle Täter gemeinsam. Ich habe den Soldatenberuf mal so definiert: Zum Töten erzogen, zum Sterben bestimmt. Und das in meiner etlich-monatigen Soldatenkariere zur Diskussion gestellt. Nun ja, bis auf ein dogmatisches: das stimmt nicht, weil es so nicht sein darf, gab es eigentlich kein Gegenargument.

Und um es anders zu formulieren: wenn jemand so sehr mit Leib und Seele Soldat ist, dass der Satz: "Soldaten sind Mörder" für ihn eine Ehrenbeleidigung ist, dann trifft der Satz (im Sinne Tucholskys) auf ihn ganz sicher auch persönlich zu. Ich z.B. war Soldat und bin daher sicher in irgendeiner Reserveform weiter Soldat. Aber ich fühle mich nicht beleidigt, sondern sage: das ist nicht schön, aber so ist das nun mal. Ob ich dann im Falle x zum Mörder werden muss oder andere Konsequenzen daraus ziehe, oder das Schicksal diesen Kelch an mir vorübergehen lässt, das wird die Zukunft weisen.

Der Spruch richtet sich natürlich auch an Individuen, denn den Militärdienst verweigern kann man nur persönlich. Er ist aber nicht als Beleidigung gedacht, sondern schlicht als Denkanstoß. Er richtet sich aber auch an das System Herrschaft (Staat), das Menschen benötigt, die diesen Beruf ausüben. Und da der Staat Menschen brauch, die das tun, muss man das unfassbare, das dieser Beruf mit sich bringt, schöngeredet werden, damit sich Menschen dafür finden. Wenn ich lerne, dass ich mit "meinem" Gewehr auf die linke Schulter zielen muss, um einen Menschen in den Kopf zu treffen (weil Gewehrläufe meist leicht verbogen sind), dann ist das ganz eindeutig "Töten lernen" in der simpelsten und in seiner ganzen unmenschlichen Form. Und wenn ich verpflichtet bin, dies "Wissen" AUF BEFEHL anzuwenden gegen andere Menschen, die den Interessen "meines" Staates einfach so im Wege stehen, dann mag es einen Unterschied zum Mord geben, ich sehe ihn aber leider nicht.

Schließlich, wenn ein Metzger Menschen töten würde, wäre er Mörder. Wenn der Soldatenberuf es nur mit sich brächte, Tiere zu töten, würde der Satz schon inhaltlich falsch sein.

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