Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender
Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten

PLATTFORM FÜR LINKE GEGENÖFFENTLICHKEITEN

Beiträge können nicht (mehr) eingestellt oder kommentiert werden!

 
Alles Nokia oder was!

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 25.01.08, 08:18  Betreff:  Alles Nokia oder was!  drucken  weiterempfehlen



Matthias Wedel bringt's auf den Punkt. Sein hintergründiger Spott in Sachen Nokia ist so ziemlich das Beste, was ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.

bjk
ALG II-Unterschichtler

-------------------------------------------------------------------------------------------


kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2008/01-25/048.php


Wedel: Was wäre, wenn ...

... die Finnen etwas anständiger wären?



Finnen und Finninnen sind wie Mika Häkkinen. Wenn man dem einen Karton in die Hand gibt und sagt, Mika, schaff den mal da und da hin, dann macht er das auf kürzestem Wege – durch den Gartenteich, übers Tulpenbeet und ein Jägerzäunchen. Jedenfalls im TV-Werbespot. Der Finne ist geradeaus, gemütlich, bärenstark, eine ehrliche Haut, sitzt im Dampfbad und ernährt sich von Hochprozentigem oder Walfischtran.

Besonders nette Exemplare lebten vor rund 150 Jahren in dem Örtchen Nokia. In den Kindertagen des Kapitalismus erfanden sie einen Kindergartenkapitalismus, an dem alle Dorfbewohner Spaß haben konnten. Sie tauschten untereinander Babykleidung, geschnittenes Brennholz, Sägeblätter oder Gutscheine für die Fußpflege. Dann stellten sie Gummistiefel her und gingen – auch das eigentlich ein Witz – an die Börse. Das Nest blühte auf und leistete sich eine kommunale Sauna und einen Busbahnhof. Und plötzlich war Nokia der größte Hersteller von Fernsprechgeräten, die ohne Strippe funktionieren.

Heute aber bringen die Finnen aus Nokia Schmerz und Trauer über die Arbeitswelt der Deutschen. Sie verhalten sich hundsföttisch gemein, wie man es ihnen nie zugetraut hätte. Der Finne tut etwas, was in Deutschland tabu ist, tabuer noch als Kinderschändung: Er will Gewinn machen. Pfui Teufel aber auch!

Das haben zahlreiche Politiker und Gewerkschafter klar erkannt. »Diese Profitmaximierung ist einfach unanständig«, maulen sie vor dem Bochumer Werktor in die Kameras. Hinzu komme – und das sei sozusagen für die Nokia-Arbeiter in all ihrem Unglück besonders erniedrigend – daß die finnische Bosheit nur über »dürftige« Argumente verfüge. Genau besehen nur über eins: Profit und Extraprofit.

Besonders überrascht, ja überrumpelt sind mehrere tausend bienenfleißige Bandarbeiterinnen und Bandarbeiter, Zulieferer, Busfahrer, Kneipenwirte und auch lokale Bestatter, die – zeitversetzt – Umsatzeinbußen fürchten. Selbst den Arbeitern in den umliegenden Opel-Werken fällt es wie Schuppen von den Augen. Sie alle hätten nicht für möglich gehalten, daß es noch Kapitalismus gibt. Im Vertrauen darauf, daß dieser sich auf Hartmut Mehdorn, Josef Ackermann und vergleichbare Typen beschränkt, haben sie sich Häuschen gekauft und Kredite aufgenommen. Ihren Kindern, sofern diese einen Funken Intelligenz zeigten, haben sie ein Universitätsstudium versprochen. Und nun kommt ihnen plötzlich Nokia mit seinem Gewinnstreben dazwischen!

Auch Michael Glos ist verwirrt und angeekelt. Seine Beamten haben jedoch ihren Ekel überwunden und Gespräche mit den widerlichen finnischen Ausbeutern aufgenommen, um deren dürftiges Argument zu zerschlagen. Über den Verlauf der Verhandlungen ist Stillschweigen vereinbart. Aber falls Nokia bis Ende der Woche anständig wird und auf den Kapitalismus verzichtet – wir werden es erfahren.

Hilfsweise hat Sozialdemokrat Struck sein Büro angewiesen, ihm ein anderes Handy zu beschaffen, und zwar eins, das in einem Konzern hergestellt wird, der für Profit nicht über Leichen geht. Er wird wohl zum Fenstnetztelefonierer regredieren. Die IG Metall hat einen »harten Kampf« angekündigt, über den man heute schon lachen darf. Auch die Kanzlerin war schon böse mit den Finnen und forderte im Telefonat mit der Nokia-Chefsekretärin, daß es künftig die deutschen Arbeiter nicht »aus heiterem Himmel« erfahren sollen, wenn sie gefeuert werden.

Einige Bochumer Nokia-Werker träumen indes jenen Traum, der einst in Nokia begann: Babyklamotten tauschen, Gutscheine für die Fußpflege, Gummistiefel und dann genossenschaftlich ein Handy zusammenschrauben, mit dem man auch einen Nagel in die Wand schlagen oder das man auch als Ventilator benutzen kann.



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden Website dieses Mitglieds aufrufen
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1 von 1
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Layout © subBlue design
. . . zum Politikmagazin auf diesen Button klicken >> bjk's Politikmagazin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .