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Baba Yaga
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Erstellt: 29.11.04, 12:36 Betreff: Re: Auch Olaf Henkel setzte sich schon mit "Armut" auseinander! |
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Auch Olaf Henkel setzte sich schon "eingehend" mit dem Begriff und der Situation der "Armut" auseinander!
Warum wohl? Armut kann zur Bedrohung von Reichtum und deren Eignern werden! Vor solchen Besitzängsten scheint auch er nicht gefeit zu sein.
Übrigens, die christlichen Kirchen kennen die latent drohende Gefahr für Reichtum und Reiche, sonst hätten sie nicht Jahrhunderte lang verkünden lassen, "seelig die Armen im Geiste" oder "Reichtum mache nicht glücklich" und "Reiche seien wegen ihrer ständigen Angst um den Erhalt ihres Reichtums zu bedauern"!
Da die Überzeugungskraft der Kirchen bei den Massen verblaßt, hat sich Prof. Olaf Henkel daran gemacht, zeitgemäß und "theoretisch-sachlich" für Aufklärung zum Thema Armut zu sorgen. Daß er dabei Anleihen bei Friedr.von Hayek macht, einem anachronistischen Vertreter des Raubtier-Kapitalismus des letzten Jahrhunderts, - er verweist zwar nicht explizit darauf, lugt jedoch wortwörtlich aus seinem Pampflet heraus -, erklärt die Richtung und sein Anliegen!
Hier seine "Abhandlung", die man gelesen haben und noch mehr in Erinnerung behalten sollte, wenn er als "gefragter Experte" von den Medien zur Schau gestellt wird:
8 Arten von Armut
[Fettdruck und Vergrößerungen zur Heraushebung durch Baba Yaga]
Nimmt die Armut zu?
Wie sinnvoll ist die relative Armutsdefinition?
Der Vorwurf der "Zwei-Drittel-Gesellschaft"
8 Arten von Armut Im Mai 2001 hat die Bundesregierung ihren Armutsbericht veröffentlicht, der ihr als Grundlage ihrer Sozialpolitik dienen soll. Da die politischen Erfordernisse sich ständig ändern, hat die Bundesregierung vorsorglich 8 Arten von Armut entdeckt. So hat man in jeder Situation genügend Arme als politische Manövriermasse.
Als arm gilt, wer im Vergleich zu einem "mittleren Einkommen" erheblich "weniger verdient". Diese Begriffe kann man nun, je nach politischer Absicht, ganz unterschiedlich definieren. Der Armutsbericht tut das, indem er:
Das Durchschnittseinkommen einerseits als arithmetisches Mittel berechnet, andererseits als Median (wodurch extrem hohe oder niedrige Einkommen weniger Gewicht haben). Als Armutsgrenze entweder 50% oder 60% des Durchschnittseinkommens ansieht. [Kein Schreibfehler - Original-Satzbau des Autors] Bei der Gewichtung von Haushaltsmitgliedern unterschiedliche Verfahren anwendet. [Kein Schreibfehler - Konstrukt des Autors]
Die "Faktorierung" von Familienmitgliedern ist notwendig, da je nach Haushaltsgröße ein unterschiedliches Einkommen je Kopf erforderlich ist, um den gleichen Lebensstandard zu erreichen. Beispiel: [Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] ein Zweipersonenhaushalt braucht nicht das doppelte Einkommen eines Einpersonenhaushalts, um das gleiche Versorgungsniveau zu erreichen. Um diesen Sachverhalt zu berücksichtigen, werden Äquivalenzgewichte für verschiedene Haushaltsgrößen festgelegt. Der Armutsbericht benutzt sowohl die alte als auch die neue OECD-Äquivalenzskala. Da diese Skalen sich stark unterscheiden, ergeben sich auch stark voneinander abweichende Ergebnisse. Beispiel:[Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] bei einem Haushaltseinkommen von 4.000 DM beträgt das Äquivalenzeinkommen pro Person nach der alten Skala 1.481 DM, nach der neuen 1.905 DM.
Die obigen Berechnungsmethoden ergeben 8 unterschiedliche Definitionen von Armut. Hier ist für jedes politische Bedürfnis etwas dabei: [Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] je nach Berechnungsmethode waren 1998 laut Armutsbericht 6% bis 20% der Menschen in den neuen Bundesländern "arm", in den alten Bundesländern reicht die Spanne von 3% bis 12%.
Als unterste Armutsgrenze gibt der Bericht für 1998 in den alten Bundesländern ein Einkommen von 1.462 DM pro Kopf und Monat an. Eine Familie mit 2 Erwachsenen und 4 Kindern wird als arm betrachtet - niedrigste Definition -, wenn ihr Nettoeinkommen weniger als 5.409 DM im Monat beträgt. Ein weiteres Haushaltsmitglied erhöht die Armutsgrenze für diese Familie auf 6.433 DM.
Eine Familie mit 2 Kindern ist nach Meinung der Bundesregierung arm, wenn sie ein Nettoeinkommen von weniger als 3.948 DM hat. Ein ledige Mutter mit Kind gilt als arm, wenn sie netto weniger als 2.193 DM an Einkommen bezieht.
Nimmt die Armut zu? Die Bundesregierung behauptet in ihrem Bericht, daß die Armutsquote von Jahr zu Jahr steigt. Diese Aussage ist nur haltbar, wenn man statistische Kunstgriffe benutzt. Da die Berechnung der "Armut" haushaltsbezogen erfolgt, muß jede Änderung in der Zahl und Zusammensetzung der Haushalte Auswirkungen auf die Zahl der Armen haben.
Die Anzahl der Haushalte ist in den alten Bundesländern von 23,5 Millionen in 1973 auf 30,6 Millionen in 1998 gestiegen. Während früher alleinstehende Mütter oft im Haushalt ihrer Eltern lebten - und dadurch als Mitglied eines größeren Haushalts nicht unter die Armutsgrenze fielen - gründen heute Alleinerziehende zunehmend eigene Haushalte. Die Zahl dieser Haushalte stieg von 1,4 Millionen in 1973 auf 1,7 Millionen in 1998. Dem entsprechend stieg auch die Zahl der "Armen".
Auch die Verdoppelung der Studentenzahlen im letzten Vierteljahrhundert ließ die Armutsquote steigen. Viele Studenten haben eigene Haushalte. Da ihr Einkommen relativ gering ist: 1.300 DM/1.030 DM in alten/neuen Bundesländern, erhöhen sie die Zahl der "Armen", obwohl diese Studenten nach ihrem Studium zu den "Besserverdienenden" gehören werden.
Tatsächlich ist die Zahl der "Armen" gesunken. Während 1985 noch 11,2% der Bevölkerung weniger als 50% des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens bezogen, betrug 1998 dieser Anteil 9,5%. Seit 1973 haben alle Einkommensgruppen einen realen (preisbereinigten) Einkommensanstieg erfahren. Die unterste Einkommensgruppe konnte in diesem Zeitraum ihr durchschnittliches Nettoeinkommen um real 20% steigern.
[size=15]Wie sinnvoll ist die relative Armutsdefinition?[/size]
Machen wir 2 gegensätzliche Annahmen: [Hier übernimmt er Hayek, ohne Zitathinweis]
Bill Gates entschließt sich, seine Firma nach Deutschland zu verlegen, z. B. in eine Freihandelszone auf Helgoland, alles andere bleibt gleich. Das Durchschnittseinkommen würde steigen und damit auch die Zahl der "Armen".
Ein Politbüro grüner Sozialisten übernimmt in Deutschland die Macht und zwingt dem Land seine Vorstellungen auf, wodurch das Durchschnittseinkommen auf 10% des heutigen Standes sinkt. Wenn nun eine egalitäre Politik die Beseitigung der Einkommensunterschiede durchsetzt, hätten wir keine "Armen" mehr, da alle gleich wenig verdienen.
Die Armuts-Definition der Bundesregierung führt zu paradoxen Ergebnissen. Warum macht sich die politische Klasse einen derart absurden Armutsbegriff zu eigen? Es gibt nur ein Motiv, das dieses willkürliche Vorgehen erklären kann:[Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] dem betreuenden Staat dürfen die "Armen" nicht ausgehen. Die Existenz riesiger Sozialbürokratien und -budgets muß gerechtfertigt werden. Es erstaunt nicht, daß die beiden Staatskirchen, die ebenfalls beachtliche steuerfinanzierte Sozialapparate unterhalten, diesem Armutsbegriff zustimmen.
Für die Liberalen ist Armut dann gegeben, wenn eine existentielle Notlage vorliegt, wie z. B. ein Mangel an Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Dann ist Hilfe zur Selbsthilfe erforderlich, zuerst und vor allem private freiwillige Hilfe und, falls notwendig, auch subsidiäre staatliche Hilfe.
Der Vorwurf der "Zwei-Drittel-Gesellschaft"
Die Sozialisten aller Spielarten, insbesonders auch jene in den staatlich privilegierten Kirchen, erheben gerne die moralinsaure Anklage gegen den Kapitalismus, daß in ihm ein Drittel der Bevölkerung vom Wohlstand ausgegrenzt sei.
Tatsächlich stellt sich die Einkommensverteilung in Deutschland wie folgt dar: [Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] ein Drittel der Bevölkerung verfügt über weniger als 75% des Durchschnittseinkommens, die Hälfte bezieht ein Einkommen zwischen 75% und 125% des Durchschnittseinkommens, ein Sechstel hat ein Einkommen, das über 125% des Durchschnitts liegt. Die Sozialisten beklagen nun den "prekären Wohlstand" oder gar die "Armut" des unteren Drittels der Einkommensbezieher.
Bei einer unvoreingenommenen Betrachtung muß man allerdings feststellen, daß der hierbei benutzte relative Armutsbegriff irreführend ist.
In einem Entwicklungsland mit einem Durchschnittseinkommen von 100 DM/Monat wären 75% davon wirklich mit Armut gleichzusetzen. In Deutschland hingegen betrug 1998 das durchschnittlich verfügbare Einkommen eines Haushalts 5.020 DM pro Monat. Wenn sich das Durchschnittseinkommen verdoppeln oder verdreifachen würde, wären dann diejenigen immer noch arm, die weniger als 75% davon verdienten? Außerdem muß in diesem Zusammenhang die Frage nach der Selbstverantwortlichkeit gestellt werden. Wer gehört zu dem Zehntel der Bevölkerung, das weniger als 50% des Durchschnittseinkommens bezieht? Einen wesentlichen Teil dieser Gruppe stellen ledige Mütter und Alkohol- und Drogensüchtige. Wenn jemand für sich Entscheidungsfreiheit beansprucht, dann muß er auch selbst für die Folgen seines Handelns einstehen. -------------------------------------------------------------------------------------
Danke, Olaf Henkel, für die uneigennützige und überzeugende Aufklärung!!!!
Baba Yaga
(Gehe jetzt zur ver.di-Besprechung wg. HartzIV und werde dort die Kopien zur Armutsdefinition von Henkel verteilen)
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