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Aufgespießt: PDS-Veranstaltung zum 3.Oktober in Berlin

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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 06.10.03, 16:18  Betreff:  Re: Aufgespießt: PDS-Veranstaltung zum 3.Oktober in Berlin  drucken  weiterempfehlen



Der zweite Tag

Auch bis zum darauffolgenden Vormittag des 3. Oktober, dem „Tag der deutschen Einheit“, kümmerte sich geradezu ostentativ einheitsnegierend, deshalb auch EinheiZmarkt statt EinheiTSmarkt, niemand vom PDS-Gästekomitee um die Gäste insbesondere aus Wessi-Land zwecks Wegweisung und Programmführung und schon gar nicht, ob die Gäste gut untergebracht seien und erst recht stellte man auch keinen Shuttle oder ähnlich verweichlichenden Schnickschnack in Richtung Schloßplatz, dem Veranstaltungsort, zur Verfügung. Bei VIPs aus dem Wessi-Land setzt man offensichtlich von vorn herein praktische Intelligenz und großstädtischen Orientierungssinn voraus.

Nu ja, als ich Baba am späten Vormittag abholte, war nur ich es, der über die so profanen Dinge gemeckert hat. Sie selber war ob des zwar kargen aber hübschen Zimmers und ob des herberglichen Einheitsfrühstücks mit Ei höchst frohgemut und hoffnungsvoll, was ihr eigenes Einbringen in die erwarteten „Workshops“, einen stilgerechten russischen Begriff dafür hatten die GenossInnen wohl nicht gefunden, anging. Wir beide ließen uns auch durch meine quengelnde Nörgelei in unserer guten Laune überhaupt nicht beeindrucken.

Es versprach ein herrlicher sonniger Herbsttag zu werden. Wir fuhren mit der Straßenbahn, die im Ossi-Land ostblockgemäß Tram heißt, bis zum Hackeschen Markt, spazierten ganz gemütlich an den sehr schön restaurierten „Hackeschen Höfen“ vorbei in Richtung Spree, genossen vom Spreeufer den Blick auf die weltberühmte Museumsinsel, überquerten die Friedrichsbrücke, flanierten mit hunderten von Berlin-Touries am Berliner Dom und dem Lustgarten vorbei und trafen so gegen 13 Uhr auf dem Schloßplatz, auf dem PDS-EinheiZmarkt, ein - - - gespannt, ob wo politisches Einheizen draufstand auch wirklich welches drinnen war!

Vor allem ich kam voll auf meine Nörgel-Kosten! Ha, und wie!!! - - - Zunächst billiger fantasieloser Jahrmarkts-Trubel ohne Jubel, das erste Podium erwies sich als PDS-Losbude, eingerahmt von den üblichen Freß- und Sauf-Imbißständen, ProspektverteilerInnen und Obdachlosenzeitungsverkäufer entlang der eher unscheinbaren PDS-Landesverbands-Buden, nirgends ein Hinweis auf einen Treffpunkt der geladenen Gäste, jedenfalls bemerkten wir keinen und gelangten russischen Folkloreklängen folgend vor eine größere Podiumsbühne, auf der sich Susannah begleitet von klimpernden Zupfern und Akkorden ihrer Dreimann-Band redlich abmühte, mit Zigeunerweisen das sonst überwiegend scheintote SED-Gruftie-Kader-Publikum zu rythmischem Fingerschnipsen, knochkalkrieselndem angedeuteten Hopsern im Sitzen und selig verklärtem Gesichtsausdruck in parteikonforme Ekstase zu versetzen. Ach welch süße Erinnerung an die Moskau-Studienjahre der Jugendzeit mögen da bei manchen SED-Silberpappeln, Männlein wie Weiblein, wach geworden sein. Ein wohliges Grausen erfaßte mich, erlebte ich doch erstmals hautnah um mich herum den Eiseshauch grimmiger pflichtbewußter Apparatschiks und Politruks stalinschen Zuschnitts, wenn auch ehemaliger, ja, um uns herum auf den Bierzelt-Bänken hockte geradezu die Verkörperung von „Die Partei, die Partei hat immer recht!“

In meiner seelischen Not schilderte ich Baba ständig all diese Eindrücke, Hexen vertragen ja so einiges, und hoffte, mir so Erleichterung zu verschaffen. - - - Da wurde es einer vor uns sitzenden, sicher mindestens einmal den Moskauer Kreml und das Lenin-Mausoleum besucht habenden Person vom Typ kurzhaarige Hilde Benjamin, der berüchtigten Roten Hilde, wohl zuviel, sie drehte ihre Körpermassen resolut um und giftete mich mit messerscharfen Eisesblicken an, sie wolle in Ruhe die Musik von Susannah und ihrer Band hören - - - was sie nicht sagte, war wohl, ich solle mich zum Teufel scheren. Derart eingeschüchtert verstummte ich für etwa 30 Sekunden, denn bald darauf verschwand auch Susannah und ihr Russen-Trio und der beliebte Ex-DDR-Entertainer, Hanno Harnisch, verkündetete und leitete höchstselbst eine Talkrunde mit so weltbekannten PDS-Politikern wie Möchtegern-MP-Ramelow, Skandal-Holter und Stefan Liebich, dem jungen aber durchaus vielversprechendem Berliner PDS-Fraktions-Vorsitzenden.

Es war eine Blabla-Runde, aus der einzig Stefan Liebich sich ab und an positiv durch kluge prägnante Statements heraushob, doch leider vermochte auch er nicht, sich öffentlich dazu aufzuraffen, den unsäglichen SED-Silberpappel-BremserInnen endlich ein „Eure Zeit ist um“ zu sagen und meinetwegen auch noch ein versöhnliches „alles Gute“ zu wünschen! Jedenfalls kam auch bei ihm leider nur rüber, was und warum alles nicht ginge, wenn man in der Regierung sei. Schade drum, er ist doch eigentlich ein sehr hoffnungsvoller kompetenter junger Mann mit sehr viel politischem Potential.

Ach ja, ausgerechnet dem Thüringer MP-Kandidaten, Bodo Ramelow, blieb es ungewollt vorbehalten, die ganze Personalmisere der PDS deutlich zu machen. Ihm entschlüpfte sinngemäß der peinliche und entlarvende Satz, er würde seit seiner Ministerpräsidenten-Kandidatur für Thüringen an jedem Supermarkt, ein echter Ossi sagt übrigens Kaufhalle, mindestens dreimal „angequatscht“ werden. - - - Da bleibt ihm tatsächlich doch nur zu wünschen, daß die WählerInnen von ihm keinerlei Notiz nehmen sollten, damit er ja nicht in die Verlegenheit kommt, tatsächlich noch MP von Thüringen zu werden.

Nach den drei geplätteten Talkern talkte Benno Harnisch mit Yvonne Kaufmann und Luc Jochimsen. Zur Europa-Abgeordneten Kaufmann hat Baba heute schon eine Stellungnahme abgegeben, ich würde diese völlig deplazierte und überforderte Person nur noch derber abwatschen! Die Millionärin Luc Jochimsen war da wesentlich professioneller, kein Wunder, ist sie doch als ehemalige Chefin des Hessischen Rundfunks medienerfahren genug - - - und politisch kompetenter. Sie brachte es auf den Punkt und wünschte sich, daß die „Linken“ sich angesichts des weltweit geplanten sozialen Kahlschlags mindestens europaweit zusammenschließen sollten, statt sich gegenseitig zu beharken und somit bis zur Bedeutungslosigkeit selber zu schwächen! Schade, daß ein Benno Harmisch als politischer Talkmaster völlig überfordert war, da hätte man mehr draus machen können.

Aber unverzeihlich unprofessionell von den Veranstaltern war, nur Blabla vortragen zu lassen, Fragen oder Mittun aus dem Publikum oder wenigstens ausgesuchter VIPs wie zum Beispiel Baba Yaga und bjk, wurden nicht zugelassen! Hier wurde die beste Möglichkeit verschenkt, dem Wählervolk, dem Publikum auf’s Maul zu schauen, kein einziger der eh viel zu gering vertretenen PDS-Prominenz traute sich unter die Zuhörer und Zuschauer! Hatten sie Angst, sich unbequemen Fragen zu stellen? Dann hätten sie allerdings ihren Job verfehlt.

Nach Kaufmann und Jochimsen trällerte Silli mit ihren Lumpen Ostalgisches in Richtung SED-Silberpappeln und alberte die verzückten Grufties an. Auf dem Sonderparteitag am 5. Mai hatte Silli ein deutlich höheres Niveau und auch mir ein minutenlanges Klatschen abverlangt. Na ja, irgendwie paßte es dann auch als PDS-Opa, Norbert Bisky, mit seiner halbstündigen „Rede“ selbst die unentwegtesten SED-Grufties in den Schlaf lullte.

Baba und ich labten uns etwas abseits an einer köstlichen Erbsensuppe aus der Gulaschkanone, dann entdeckte Baba den Stand der PDS-Bayern und ich konnte sehen, wo ich mit meiner grantigen Stimmung blieb.

Am nachmittäglichen Horizont zogen Schauerwolken auf, viel früher als vom Wetterbericht angekündigt. Aber noch schien die Sonne und ich machte es mir bei Brezen und Bocksbeutel aus dem bayerischen PDS-Stand so bequem wie möglich - - - und lästerte innerlich immer mehr über die vielen verpaßten Chancen der unprofessionellen hausbackenen PDS-Veranstalter, die einen Organisations-Profi wie den aus der West-SPD übergetretenen Ex-Bundes-Geschäftsführer Hiksch vor einigen Wochen in ihrer einfältigen Ostalgie-Tumbheit geschaßt haben. Und Baba konnte sich einfach nicht vom Bayernstand losreißen ... ... ...

(Fortsetzung folgt)


bjk

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[editiert: 08.10.03, 12:13 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 06.10.03, 11:51  Betreff:  Aufgespießt: PDS-Veranstaltung zum 3.Oktober in Berlin  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen



Der erste Tag

Unsere streitbare Forumshexe, Baba Yaga, wird offensichtlich auch anderswo geschätzt, denn sie wurde – vor allem wohl wegen ihrer Verdienste nicht zuletzt um unser freies Politikforum – zum sogenannten Einheizmarkt am 3. Und 4. Oktober von der PDS-Geschäftsführung hier nach Berlin eingeladen.

Bei so viel Wertschätzung für unser Forum seitens der PDS-Granden war es für mich als Administrator Ehrensache, mich, ob sie wollten oder nicht, als (Zaun-)Gast der zweitägige Einheits-, äh, Einheiz-Veranstaltung den PDSlern aufzudrängen - - - und gemeinerweise nun anschließend zu verheizen, äh, zu kommentieren.

Erwartungsfroh traf also Baba schon am 2. Oktober so gegen Mittag am Berliner Ostbahnhof ein, wo ich sie eigenmächtig stellvertretend für das ausgebliebene PDS-Empfangskomitee ganz offiziell begrüßte - - - und gleichzeitig begrüßten wir uns als sehr gute Freunde, war ja doch schon fast ein halbes Jahr seit unserem letzten Treffen anläßlich eines Sonderparteitages der PDS ebenfalls hier in Berlin (darüber habe ich im Feuilleton berichtet) vergangen. Weil das PDS-Bahnhofskomitee offensichtlich verhindert war, übernahm ich die angenehme Aufgabe, unsere Forumshexe persönlich in den Szene-Kiez Prenzlauer Berg zu geleiten, denn dort hatte die Partei des demokratischen Sozialismus die VIP-Gästequartiere ausgesucht. Eine gehobene Jugendherberge mit durchaus modernem und positivem Flair, wie sich herausstellte - - - aber auch hier kein Partei-Einweisungskomitee - - - nicht mal ein Wegweiser oder Programmführer! Doch Baba hatte ja mich. Zunächst mußte sie aber an der Rezeption einen der „Herbergsväter und -mütter“, einem gepiercten ohrberingtem netten jungen Cleverle, solange nerven, bis er ihr aus dem PDS-Zimmerkontingent ein ansprechendes Einzelzimmer herauswuselte, denn die Ossi-Genossen hatten vor allem nur Mehrfachzimmer gebucht aber keinen Belegungsplan hinterlassen, es sollten sich wohl sozialistische Zufalls-Schlafgemeinschaften zusammenfinden. Na ja, wer schon aus seligen Kita-Tagen alles, auch das große und kleine „Geschäft“ Töpfchen an Töpfchen in Gemeinschaft getan, der findet sicher auch gemeinschaftliches Schlafen unter GenossInnen ganz heimelig, vor allem wenn sich neckischerweise noch keiner kennt.

Tja, seit die grauköpfige Apparatschik-Hinterlassenschaft aus seligen DDR-Zeiten und deren ostalgie-langweilige Nachwuchs-Politikaster erst kürzlich unter anderem den ihnen zu modern, zu rührig und deshalb nicht geheueren Wessi-Geschäftsführer Hiksch als Organisator geschaßt haben, seither mieft und müffelt sich die Partei des demokratischen Sozialismus unter Führung von Opa Bisky mutig und unbeirrt in Richtung „dauerhaft unbedeutend“. - - - Leider!!!

Doch Baba und ich ließen uns davon nicht verdrießen, hofften auf die nächsten beiden Tage mit viel Polit-Power und Aufbruchstimmung, wollten uns aktiv in erwartete Diskussionen einbringen - - - und machten uns einen wunderschönen Berlin-Abend im Nikolaiviertel. Auf dem Weg dorthin überquerten wir den Alex nahe der Weltzeituhr, als uns in der Dämmerung ein ohrenbetäubender Lärm erschreckte. Hunderte von Staren hatten sich eine kleine Baumgruppe mitten auf dem Alex als Schlafplatz ausgesucht und schnatterten sich noch gegenseitig wohl Gute-Nacht-Grüße zu. - - - So viel Lebendigkeit erhofften wir für morgen und übermorgen ebenfalls von den GenossInnen auf ihren Veranstaltungen und „stürzten“ uns vergnügt erst einmal ins großstädtische Gewühle mang die Touristen, die aber auch schon mal zahlreicher hier zugegen waren, vor dem Roten Rathaus und im Nikolaiviertel. Wie schon gesagt, es wurde ein wunderschöner Abend.

(Fortsetzung folgt)


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[editiert: 06.10.03, 13:05 von bjk]
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