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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 16.10.04, 22:52 Betreff: Re: Internationaler schwerer Angriff auf die Pressefreiheit
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Die indymedia-Server sind wieder zurückgegeben worden aber bis die Fotos wieder im Netz erscheinen können, dauert's noch eine Weile. Mehr unter: http://de.indymedia.org/2004/10/96313.shtml
Indymedia Pressemitteilung (14.10.2004)
von (((i))) (translated by alster) - 16.10.2004 00:53
*Neuigkeiten von Indymedia*
Zur sofortigen Veröffentlichung Oktober 14, 2004
*Indymedias Hardware wurde zurückgegeben, doch viele Fragen bleiben offen*
Am Mittwoch, dem 13. Oktober, tauchte Indymedias zuvor beschlagnahmte Hardware auf mysteriöse Weise wieder auf die gleiche Weise auf, in der sie zuvor verschwand -- ohne Angabe jeglicher Informationen darüber, wer sie beschlagnahmt hatte, warum, oder auf wessen Befehl. Ein Angestellter bei Rackspace, dem in den USA ansässigen Web-Hosting-Unternehmen, das am 7. Oktober Indymedias Festplatten an die US-Regierung übergab, informierte in einer E-Mail einen Indymedia-Aktivisten über die Rückgabe der Datenträger und dass "der gerichtlichen Anordnung entsprochen wird." Er versprach weiterhin: "Ich werde jegliche Informationen weiterleiten, sobald diese verfügbar werden, sofern ich die Erlaubnis dazu habe."
Heute, am 14. Oktober, erfuhr das Indypendent Media Center (IMC) Italien, dass eine in Bologna laufende Untersuchung der Auslöser für die Beschlagnahmung der Festplatten in Großbritannien gewesen sein könnte.
Marina Plazzi, eine in Bologna tätige Stattsanwältin, die das "informelle Anarchistenbündnis" untersucht, soll Berichten zufolge einen Request for Information (RFI) an die U.S.-Behörden abgesetzt haben. Dieser betrifft Veröffentlichungen auf italy.indymedia.org, einer der insgesamt 20 auf dem betroffenen Server in Großbritannien gehosteten Sites. Anschließend sollen die U.S.-Behörden in übereifriger Ausführung des RFI einen Befehl zur Beschlagnahmung der der Datenträger erlassen haben.
Unabhängig von diesen neuen Informationen und der Rückgabe der Hardware bleiben viele Fragen offen.
"Der Umstand, dass die behördlichen Maßnahmen sich in nebulöse Mysterien hüllen, wirft Indymedia in die kafkaeske Position der Unkenntnis der Urheber der Anschuldigungen und der Natur ihrer Ansprüche", äusserte sich David Dadge, Redakteur des International Press Institute.
Indymedia-Aktivisten rufen nun dazu auf, als Zeichend er Unterstützung die Solidaritätserklärung unter http://solidarity.indymedia.org.uk/ zu unterzeichnen und damit die Beschlagnahme der Festplatten als inakzeptablen Angriff auf die Pressefreiheit, auf die Meinungsfreiheit und die Privatsphäre zu verurteilen. Sie fordern die vollständige Offenlegung der Namen der von Organisationen und Personen, die an der Beschlagnahmung involviert waren, die Übermittlung einer Kopie der gerichtlichen Anordnung, sowie eine unabhängige Untersuchung möglicher Verstösse im Ablauf des gesamten Vorgangs.
"Wir sind ernsthaft besorgt über den Einsatz international kooperierender Netzwerke zur Verschleierung legaler Prozesse, der Unterwanderung von Zivilrechten und der Aushöhlung der Rechte auf ungehinderte Kommunikation", so ein Indymedia-Aktivist heute.
Zahlreiche Organisationen bekundeten bereits ihre Solidarität mit Indymedia. "Ich würde das als ein Indiz für den Erfolg des Indymedia-Netzwerks bewerten" äusserte sich Peter Phillips, Ph.D., Leiter von "Project Censored". "Informationsfreiheit ist eine radikaler Begriff, wenn er in einer angemessenen Weise angewendet wird, und und radikale Ideen werden von transnational agierenden Unternehmereliten wann immer möglich unterdrückt werden."
Weitere Informationen erhalten Sie auf www.indymedia.org sowie per E-Mail an [email protected].
Wir stehen Ihnen auch telefonisch zur Vefügung: Tomasso at +39 3383903806 (Italy) Hep Sano at +1-415-867-9472 (San Francisco) David Meieran at +1-412-996-4986 (Pittsburgh)
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Macht Stimmzettel zu Denkzetteln! Bei Unschlüssigkeit nicht das "kleinere Übel" oder gar nicht wählen sondern ungültig wählen!
[editiert: 16.10.04, 22:53 von bjk]
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 13.10.04, 11:45 Betreff: Re: Internationaler schwerer Angriff auf die Pressefreiheit
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Hier nochmals ein Hinweis, wie der Bild-Ordner "Demo-Fotos" zu öffnen ist. Mein Beitrag vom vergangenen Freitag im Subforum "Innenpolitik" im Thread "Montags-Demo in Berlin", Seite 11:
>> "weil indymedia z.Zt. große Serverprobleme hat, erscheinen meine Demo-Fotos auch hier in den jeweiligen Forumsbeiträgen u.U. nicht, deshalb habe ich im Button "Dateien" ganz oben links den Bild-Ordner Demo-Fotos eingerichtet, aus Zeitgründen zunächst noch ohne Text. Kleiner Tip: zuerst bitte unbedingt wegen der Reihenfolge unter "Sortieren nach" auf "Dateiname" klicken und dann auf "Dia-Show für alle Bilder" drücken und einfach schauen " <<
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Macht Stimmzettel zu Denkzetteln! Bei Unschlüssigkeit nicht das "kleinere Übel" oder gar nicht wählen sondern ungültig wählen!
[editiert: 13.10.04, 11:49 von bjk]
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 13.10.04, 11:37 Betreff: Re: Internationaler schwerer Angriff auf die Pressefreiheit
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Liebe Baba,
meine Demo-Fotos habe ich deshalb bisher immer zuerst bei indymedia veröffentlicht, weil es dort möglich ist bzw. war, an einen Beitrag bis zu 20 Fotos anzuhängen. Das heißt, die Fotos sind also von meiner Festplatte direkt auf den Server von indymedia geladen worden.
Und nachdem mein indy-Beitrag samt Fotos im Netz war habe ich dann alles von dort in unser Forum kopieren können, die Fotos sämtlich mit der carookee-[img]-Funktion. All diese Fotos befanden sich also nicht auf dem carookee-Server und deshalb sind durch den Diebstahl der IMC-Server in London auch sämtliche URL's der Fotos nicht mehr gültig und demnach sind hier im Forum leider alle diese Fotos wech - wenigstens vorübergehend, bis ich sie wieder eingepflegt habe.
Nur deshalb sind wir von der internationalen Polizeiterror-Aktion indirekt mitbetroffen.
Nun bietet carookee schon seit einiger Zeit auch die Möglichkeit, mittels des Button "Dateien" ganz oben rechts die Möglichkeit, separate Ordner für Fotosequenzen einzurichten. Meine sämtlichen Fotos von der Großdemo am 2. Oktober in Berlin habe ich dort im Ordner "Demo-Fotos abgelegt, auch die restlichen Fotos werde ich nach und nach dort abspeichern. Denn dann kann ich von dort beliebig viele Fotos hier in meine Forumsbeiträge anhängen und brauche nicht mehr den indymedia-Umweg, der ja nunmehr sehr unsicher geworden ist. Vor der Polizeiterror-Aktion war die indymedia-"Methode" für mich bequemer aber über carookee-Dateien ist diese Bequemlichkeit ja jetzt ebenso gewährleistet.
Trotzdem bleibt es ein Riesenskandal, daß dieser von den USA ausgehende Polizeiterror in allen Vasallenstaaten anscheinend unter Umgehung des nationalen sowieso und des internationalen Rechts möglich ist! Und es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis Innenkriegsminister Otto Schily auch seinem Duzfreund Ashcroft erlauben wird, auch in der BRD das FBI ganz offiziell Amtshandlungen vornehmen zu lassen! Mit mir waren vorgestern auf der Montagsdemo fast alle der gleichen Meinung.
Übrigens werde ich noch heute eine Zusammenfassung der Demos vom 3. und 4. Oktober sowie von der vorgestrigen Montagsdemo hier ins Forum einstellen.
Gruß bjk 
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Macht Stimmzettel zu Denkzetteln! Bei Unschlüssigkeit nicht das "kleinere Übel" oder gar nicht wählen sondern ungültig wählen!
[editiert: 13.10.04, 11:38 von bjk]
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Baba Yaga
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Erstellt: 13.10.04, 10:54 Betreff: Wie kommen FBI oder andere dazu Dein Forum zu zensieren?
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Die Bilder, welche Du einstelltest, nachdem Du sie bei indymedia gepostet hattest und die Fotos, welche Du von dort kopiertest, weil explizit darauf kein copyright war, können doch ohne Deine Einwilligung nicht von Deinem Forum gelöscht werden!
Was sagt carookee dazu?
Gruß Baba Yaga
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 13.10.04, 07:27 Betreff: Re: Internationaler schwerer Angriff auf die Pressefreiheit
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hier auch die Meldung von indymedia Deutschland
kopiert aus: http://de.indymedia.org/2004/10/96036.shtml
FBI beschlagnahmt Festplatten von IMC-Server
von (übersetzt v. yetzt) - von www.indymedia.org - update 10.10. - 08.10.2004 11:08
Am Donnerstag forderte das FBI den Hostingprovider Rackspace auf, Festplatten der Indymedia-Server in Großbritannien und San Antonio (Texas) auszuhändigen. Rackspace, auf deren Servern mehr als 20 IMCs gehostet wurden, fügte sich dieser Anordnung und händigte die Festplatten aus, was dazu führte, dass einige Indymedia Webseiten vom Netz genommen oder in ihrer Funktionalität beeinträchtigt wurden. (weiterlesen) http://www.indymedia.org/en/2004/10/112014.shtml
Der Grund für die gerichtliche Anordnung oder wer momentan im Besitz der Festplatten ist, bleibt für Indymedia unklar. Einer italienischen Nachrichtenagentur, sowie einem AFP-Interview http://story.news.yahoo.com/news?tmpl=story&cid=1509&ncid=738&e=6&u=/afp/20041008/tc_afp/us_internet_justice mit FBI-Sprecher Joe Parris zufolge, handelte das FBI auf Verlangen aus Italien und der Schweiz. Am Freitag erklärte Rackspace, daß sie die Server in Folge einer Anordnung unter dem Mutual Legal Assistance Treaty (MLAT) http://www.oas.org/juridico/MLA/en/can/en_can_prost.en.html ausgehändigt hätten. Das MLAT ermöglicht Verfahren, in welchen sich Länder gegenseitig Unterstützung bei internationalem Terrorismus, Entführung und Geldwäsche zukommen lassen. Das Gericht verbietet Rackspace, weitere Äusserungen dazu abzugeben.
(Artikel/Presseerklärung dazu: Italien und die Schweiz verlangten Beschlagnahmung von Indymedia Servern) http://www.indymedia.org/en/2004/10/112052.shtml
Aidan White, Generalsekretär der International Federation of Journalists (IFJ) sagte. "Wir wurden Zeugen einer intolerierbaren und agressiven internationalen Polizeioperation gegen ein Netzwerk spezialisiert in unabhängigem Journalismus. Der Weg wie dies getan wurde, riecht eher nach einer Einschüchterung von legitimer journalistischer Recherche als nach Verbrechensverfolgung." (IFJ-Statement) http://www.ifj.org/default.asp?Index=2734&Language=EN
Update Sonntag: "Die Staatsanwältin von Bologna, Marina Plazzi, erklärte unterdessen, daß sie wegen der möglichen »Unterstützung des Terrorismus« gegen Indymedia ermittle. [...] Deutlich weniger zurückhaltend geben sich die parlamentarischen Vertreter der italienischen Regierungsparteien. Mario Landolfi, Sprecher der postfaschistischen Aleanza Nazionale (AN), erklärte am Samstag, die Beschlagnahme der Computer diene »der Durchsetzung des Rechts«. Bereits im November hatten 17 Abgeordnete von AN, darunter die Enkelin von Benito Mussolini, in einer gemeinsamen Erklärung die Schließung von Indymedia gefordert."
aus einem Artikel in der Jungen Welt http://www.jungewelt.de/2004/10-11/006.php vom Montag: Spur der Zensoren führt nach Rom und Zürich
Artikel erschienen u.a. bei: slashdot.org | heise.de | golem.de | netzeitung | guardian | zmag.org | weitere
- Sonderseite http://indymedia.org/en/static/fbi - Indymedia-Erklärung von Dienstag http://de.indymedia.org/2004/10/96175.shtml
Zur gleichen Zeit wurde ein weiterer Server entfernt, auf dem BLAG (eine Linux Distribution), Radiostreams für verschiedene Radiostationen und diversen Kleinkram liefen.
Da die Zwangsanordnung an Rackspace und nicht an Indymedia gerichtet war, kennt Indymedia den Grund für diese Maßnahmen nicht. Im Gespräch mit Indymedia-Mitarbeitern gab Rackspace an, dass "sie Indymedia nicht über die Anordnung informieren dürfen". Auch andere Internetdienstleister haben in ähnlichen Situationen schon Knebelanweisungen bekommen, dass Sie die Betroffenen nicht über das Geschehende auf dem Laufenden halten dürfen.
Für Indymedia ist unklar, wie und warum ein Server, der sich ausserhalb des Territoriums der USA befindet, von einer US Behörde beschlagnahmt werden kann.
Die letzten Monate haben einige Angriffe der US Regierung auf unabhängige Medienstrukturen mit sich gebracht. Im August versuchte der Geheimdienst mittels einer Zwangsmaßnahme die Arbeit des New Yorker IMC vor dem Republikanischen Parteitag zu unterbinden, in dem dieser versucht hatte, einen US- und einen Niederländischen Internetdienstleister zur herausgabe von Server-Logdateien zu zwingen. Letzten Monat ließ die Kommunikationsbehörde FCC Radiostationen in den ganzen USA schließen. Vor zwei Wochen forderte das FBI Indymedia auf, ein Foto, das schweizer Zivilpolizisten zeigte, von der Seite des IMC Nantes (Frankreich) zu entfernen und später wurde zwei IMC Mitarbeiter in Seattle wegen der selben angelegenheit vom FBI besucht. Auf der anderen Seite waren Indymedia und andere Unabhängige Medienstrukturen erfolgreiche mit Siegen gegen beispielsweise Diebold und den Pat riot Act. Jetzt jedenfalls haben die US-Behörden IMCs auf der ganzen Welt abgeschaltet.
Die Liste der betroffenen IMCs beinhaltet Ambazonia (Süd-Kamerun), Uruguay, Andorra, Polen, West Massachusetts, Nizza, Nantes, Lilles, Marseille (all France), Euskal Herria (Baskenland), Liege, Ost und West Fandern, Antwerpen (all Belgium), Belgrad, Portugal, Prag, Galizien, Italien, Brazilien, Vereinigtes Königreich, Ein Teil der deutschen Indymedia Seite und die globale Indymedia Radio Seite.
Weitere Features: bei Indymedia-Global | Indymedia-NewYork | Indymedia-Chicago | Indymedia-Barcelona | Indymedia-UK | Indymedia-Perth | Indymedia-Melbourne | Indymedia-Athen
Anschrift:: http://www.indymedia.org/en/2004/10/112014.shtml
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Macht Stimmzettel zu Denkzetteln! Bei Unschlüssigkeit nicht das "kleinere Übel" oder gar nicht wählen sondern ungültig wählen!
[editiert: 13.10.04, 07:28 von bjk]
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bjk
Beiträge: 7353 Ort: Berlin
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Erstellt: 13.10.04, 07:09 Betreff: Internationaler schwerer Angriff auf die Pressefreiheit
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Liebe community, liebe Leserschaft,
die meisten werden schon bemerkt haben, daß hier im Forum seit ein paar Tagen viele Fotos, insbesondere die von den Demos, fehlen. Viele von Euch werden auch wissen, daß in London vom us-amerikanischen FBI einige Server von Rackspace, die unter anderem die weltweite Alternativ-Nachrichten-Plattform hosten, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion beschlagnahmt wurden. Auf diesen beschlagnahmten Servern befanden sich sämtliche Fotos von indymedia Deutschland.
Der Einfachheit halber hatte ich meine Demofotos erst auf indymedia veröffentlicht und dann hierher kopiert. Das ist der Grund, weshalb jetzt auch hier im Forum viele Fotas fehlen. Die meisten Demofotos sind aber nicht verloren, weil ich meine eigenen gesondert gespeichert habe und sie nach und nach hier wieder einpflegen werde.
Anbei ein Telepolis-Beitrag über den skandalösen US-Terror gegen kritische Medien auch außerhalb der USA
bjk
kopiert aus: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/18534/1.html
Internationaler Schlag gegen Pressefreiheit
Harald Neuber 11.10.2004
Vier Staaten waren an einer Polizeiaktion gegen das unabhängige Nachrichtenportal Indymedia beteiligt - US-Bundesbehörde FBI verweist auf Rechtshilfeabkommen
Am kommenden Wochenende werden sich in London Globalisierungskritiker und soziale Organisationen aus aller Welt zum Europäischen Sozialforum http://www.fse-esf.org/de treffen. Am Rande soll unter anderem ein Forum über Informationsfreiheit in neuen Medien stattfinden. Zentrales Thema dabei ist laut Ankündigung die zunehmende staatliche Kontrolle von Internet und offenen Medien. "Regierungen stützen ihre Macht zunehmend auf die Kontrolle von Informationen", heißt es in der Einladung http://www.indymedia.org.uk/media/2004/09/297801.pdf . Auf dem Feld der Informationspolitik würden dabei "wichtige (politische) Auseinandersetzungen" ausgetragen. Die Debatte ist aktueller, als die Organisatoren gedacht haben mögen, denn am vergangenen Donnerstag wurde auf Order der US-Bundespolizei FBI ein zentraler Server des alternativen Nachrichtenportals Indymedia abgeschaltet http://www.heise.de/newsticker/meldung/51953 und konfisziert.
Gut zwanzig lokale Seiten des Nachrichtenportals Indymedia http://www.indymedia.org/ fielen damit weltweit aus. Die Informationen über den Hintergrund der Polizeiaktion sind auch mehrere Tage nach der Polizeiaktion noch unklar. Pressemeldungen zufolge reagierte das FBI auf ein Rechtshilfegesuch italienischer und schweizerischer Behörden. Dass der beschlagnahmte Server mit dem Internetanbieter Rackspace zwar von einem US-Unternehmen betrieben, aber in der Londoner Filiale beschlagnahmt wurde, steigert die politische Brisanz. Somit waren vier Staaten an einem empfindlichen Schlag gegen die internationale Pressefreiheit beteiligt.
Am Tag nach der internationalen Polizeiaktion erklärte http://technews.orb6.com/stories/afp/20041008/us_internet_justice.php ein FBI-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP lediglich: "Das ist keine FBI-Operation. Durch ein Rechtshilfeabkommen wurde die Maßnahme im Interesse eines Drittstaates durchgeführt."
Indizien für politische Hintergründe
Nach Angaben des FBI-Mannes gingen die Zugriffsgesuche von schweizerischen und italienischen Behörden aus. Die genaueren Hintergründe sind jedoch weiterhin unklar, weil keine der beteiligten Parteien zu der Aktion Stellung nehmen und dem Internetanbieter Rackspace http://www.rackspace.com/ weitere Stellungnahmen unter Strafandrohung verboten wurden. Ein ähnliches Vorgehen war schon in der Vergangenheit zu beobachten (FBI forderte von Indymedia alle Logfiles) http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/7502/1.html . Die Indizien weisen daher auf einen politischen Hintergrund hin.
Vor etwa zwei Wochen wurden verschiedenen Indymedia-Vertretungen aufgefordert, die Fotos http://www.andrew.cmu.edu/user/mtoups/nantes/copsinnantes.htm von zwei schweizerischen Zivilpolizisten aus dem Netz zu entfernen. Die Beamten waren während eines verdeckten Einsatzes während der Demonstrationen gegen den G-8-Gipfel in Davos im vergangenen Jahr gefilmt worden. Das Indymedia-Zentrum in der französischen Stadt Nantes veröffentlichte die Bilder als Reaktion auf ähnliches Vorgehen der Polizei (Internetfahndung in der Schweiz) http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/15309/1.html . In diesem Zusammenhang wurden auch die Indymedia-Mitarbeiter im US-amerikanischen Seattle vom FBI besucht - zunächst jedoch ohne Konsequenzen. Indymedia geht bislang davon aus, dass sich die Zugriffsgesuche der italienischen und schweizerischen Behörden auf diesen Fall stützen. Dabei hätte es keinen Anlass mehr gegeben: "Die Fotos der Zivilpolizisten waren schon nach den ersten Anfragen aus dem Netz genommen worden." Alexander Fenner, Mitglied des "Technik-Kollektivs" von Indymedia gegenüber Telepolis
Auf eine politische Motivation weist auch die Häufung von polizeilichen Angriffen gegen Indymedia und andere unabhängige Medien hin. Schon kurz vor dem Parteitag der Republikaner http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/18134/1.html in New York Anfang September versuchte http://www.indymedia.org/en/2004/08/111732.shtml das FBI die Logfiles (und damit die Nutzerdaten) der Indymedia-Seiten von den entsprechenden Internetanbietern in den USA und den Niederlanden zu bekommen. Die Provider konnten sich damals jedoch erfolgreich wehren. Auch ein unabhängiger Radiosender http://www.indymedia.org/en/2004/09/111912.shtml in den USA, die Indymedia-Seite in Zypern http://www.indymedia.org/en/2004/07/111480.shtml und kritische http://www.indymedia.org/en/2003/10/109803.shtml Berichterstattung über e-voting zogen in den vergangenen Wochen die Aufmerksamkeit von US-Polizei und -Geheimdiensten auf sich. Indymedia glaubt daher nicht an einen Zufall, wenn wenige Tage vor Beginn des Europäischen Sozialforums mit der Beschlagnahmung des Servers in London auch die britische Seite abgeschaltet wird.
Zweifel an rechtlicher Grundlage
Nach den vorliegenden Informationen über den jüngsten Angriff ist aber auch die juristische Basis für den Zugriff zweifelhaft. Nach Ansicht http://www.statewatch.org/news/2004/oct/04uk-usa-indymedia.htm von Tony Bunyan, dem Direktor der europäischen Bürgerrechtsorganisation Statewatch, hätte der Zugriff über "zentrale Behörden" beider Länder laufen müssen. Schließlich wurde dem Internetanbieter vom FBI erklärt, dass sich der Zugriff auf ein bilaterales Rechtshilfeabkommen (Mutual Legal Assistance Treaty, MLTA) stütze.
In den USA wäre nach dem derzeit gültigen http://www.statewatch.org/news/2004/oct/1995uk-usa.pdf Vertrag mit Großbritannien der Generalstaatsanwalt, in Großbritannien ein entsprechender Arbeitsstab im Innenministerium zuständig gewesen. Nach der Aussage des FBI-Sprechers Parris ist dieser Dienstweg geflissentlich umgangen worden. Bunyans Recherche zufolge hätte zudem der Antragsgrund, Belege für die Vorwürfe und eine präzise Beschreibung der zu beschlagnahmenden Gegenstände vorgelegt werden müssen. All dies ist (bislang) ebenfalls nicht geschehen.
Und schließlich hält das von Statewatch-Direktor zitierte Abkommen die Möglichkeit eines Einspruches des Vertragsstaates offen, sofern Verdacht "auf einen politischen Charakter" der Aktion besteht. Weil Rechtshilfeabkommen gemeinhin nur in schweren Kriminalfällen wie internationalen Terrorismus, Entführung oder Geldwäsche greifen, drängt sich dieser Eindruck zwar auf. Dass alle vier beteiligten Staaten die Maßstäbe im gegenseitigen Einverständnis offenbar erheblich gesenkt und sich des Rechtshilfeabkommens bedient haben, um gegen das Nachrichtenportal vorzugehen, weist auf die zunehmende Verschärfung des Konfliktes mit kritischen Medien hin.
Konsequenzen für die unabhängigen Medienzentren
Nach der Polizeiaktion seien die betroffenen Seiten zunächst auf andere Server umgelegt worden, erklärte Indymedia-Mitarbeiter Fenner gegenüber Telepolis. Eine politische Reaktion auf die zunehmenden Angriffe müsse aber noch beraten werden. "Seit geraumer Zeit speichern wir auch zum Schutz der Nutzer ohnehin keine Logfiles mehr", sagt Fenner. Mit Erfolg konnten bislang auch die Provider davon abgehalten werden. Doch es ist zweifelhaft, wie lange der status quo gehalten werden kann.
Als FBI-Agenten vor dem Parteitag der Republikaner gegen Indymedia vorgingen, seien die Provider in den USA und den Niederlanden massiv unter Druck gesetzt worden, den eigentlichen Servern eine Speichereinrichtung vorzuschalten, um die Zugriffsdaten abzugreifen. Damals haben sich die Firmen dagegen noch erfolgreich gewehrt. Bei dem jüngsten Zugriff ist die US-Bundespolizei so schnell vorgegangen, dass Rackspace nach eigenen Angaben keine Möglichkeiten hatte, gegen die Beschlagnahme des Servers überhaupt Einspruch zu erheben.
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[editiert: 13.10.04, 07:12 von bjk]
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