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Kinder zum Olymp, gesehen bei 3sat/Kulturzeit.de

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Kleiner Leipziger
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Beiträge: 5
Ort: Leipzig

New PostErstellt: 03.04.04, 11:38  Betreff: Kinder zum Olymp, gesehen bei 3sat/Kulturzeit.de  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Kinder zum Olymp
Neue Wege aus der Bildungsmisere

"Kinder zum Olymp" ist eine Initiative der Kulturstiftung der Länder, mit der Wege zur Kultur für Kinder und Jugendliche aufgezeigt werden sollen. Auf dem zweitägigen Kongress in Leipzig diskutieren Kulturfunktionäre und Kulturschaffende darüber, wie diese Wege aussehen können.




Kinder zum Olymp
"Kinder zum Olymp" - ein Aufruf zu mehr Kultur für Kinder und Jugendliche: Ist das die Rettung aus der Bildungsmisere? Das Zauberwort heißt "ästhetische Bildung": Utopie oder tatsächlich erreichbar in einem Land, das dabei ist seine ästhetische Bildung dem wirtschaftlichen Leistungsgedanken zu opfern.

"Ästhetische Bildung gilt als Freizeitverschwendung einer ältlichen Elite", sagt Kulturstaatsministerin Christina Weiss. "Und man muss es so sagen, es gibt in Deutschland kein zweites Defizit, dass so gelassen akzeptiert wird, wie dieses." Umdenken, Grenzen überschreiten, Kultur wagen - nur so kann der Gipfel des Olymps erklommen werden. Weiss kritisiert deshalb den zum Allgemeingut gewordenen Verzicht auf die bewusste Überwindung der eigenen Wahrnehmungsgrenze. Tanz, Musik, Kunst fördert Kreativität, schult die Sinne, steigert Motivation zum Lernen. Das ist nichts Neues - trotzdem wird Kultur immer noch als Luxus verstanden, als ein Exklusivangebot, das die Erwachsenen für sich formulieren und den Kindern weitergeben.

Gemeinsame Erfahrungen schaffen


"Ich glaube, man muss es genau umgekehrt machen", meint Peter Mussbach, Intendant der Staatsoper Unter den Linden. "Man muss von den Kindern, von ihren Bedürfnissen und ihren Eigenheiten ausgehen - und das ist ja auch immer für uns als so genannte Künstler eine großartige Erfahrung, dass wir nicht mit unseren Vorstellungen von dem, was Kunst sein soll, an sie herantreten, sondern mit ihnen grundlegend in Erfahrung bringen können, was 'sich ausdrücken' heißt."

Es gibt sie, die Projekte, die sich ästhetische Bildung auf die Fahnen geschrieben haben. In einem Buch hat die Kulturstiftung der Länder 85 zusammengestellt. "L’art pour l’art" ist eines davon: Kinder entdecken experimentelle Musik und komponieren selbst. Die Idee dazu hatten Musiker aus Winsen an der Luhe in Norddeutschland vor fünf Jahren. "Unsere Erfahrung ist, dass die Kinder kräftiger werden, dass sie sehr an Selbstbewusstsein gewinnen - nicht im Sinne von ich bin die größte, sondern im Sinne ich kann eine Entscheidung treffen, sie ist gültig", beschreibt Astrid Schmeling von "L’art pour l’art". Wenn ein Musikstück herausgekommen ist, wenn es notiert ist, können die Kinder es nachvollziehen, es spielen. Dann merken sie, so Schmeling, dass die Entscheidung, die sie getroffen haben, Wirklichkeit geworden, und sie etwas Neues in die Welt gesetzt haben."

Selbstbewusstsein durch Komponieren


Mit Komponieren zu mehr Selbstbewusstsein, mit ästhetischer Bildung Werte vermitteln: Die Kinderkomponistenklasse von "L'art pour l’art" ist zukunftsweisend. Am Donnerstag gab es für diese Leistung den erstmals ausgeschriebenen "Zukunftspreis Jugendkultur". Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau überreichte sechs Projekten Preise in Höhe von insgesamt 100.000 Euro, vergeben von der pwc-Stiftung Jugend-Bildung-Kultur.

Ist ästhetische Bildung etwa auf dem Vormarsch? Die Realität spricht eine andere Sprache: Kürzungen des Musik- und Kunstunterrichts, große Klassen, überforderte Lehrer, kein Geld für Arbeitsgruppen außerhalb des Lehrplans. Ästhetische Bildung kann sich also nur der leisten, der auf privater Basis agiert. Im derzeitigen Wirrwarr zwischen Steuerreform und Gesundheitswesen bleibt das politische Bewusstsein für künstlerische Erziehung auf der Strecke. "Aber wir müssen auch die Finanzpolitiker dafür interessieren", meint Karin von Welck von der Kulturstiftung der Länder. "Aber wenn wir es schaffen, dass die Lobby so groß wird, wie wir das erhoffen, dann können auch die Finanzpolitiker nicht vorbeigehen."

Börse für Ideenaustausch


Nicht alle Projekte müssen am Geld scheitern. In den Diskussionsforen auf dem Kongress "Kinder zum Olymp" waren zum Beispiel die Pläne für die Einführung der Ganztagsschulen umstritten. Die Teilnehmer warnten davor, unter Ganztagsschule einfach eine Verlängerung der Unterrichtszeit zu verstehen. Ihre Einführung wirft vielmehr die Frage nach einer grundlegenden Reform des Schulsystems auf, die ästhetische Bildung integrieren muss. Doch ist allein Reden bereits der Keim des Handelns? "Ja, es hat zumindest einen Impuls gegeben", sagt zumindest Peter Mussbach.

"Kinder zum Olymp" ist eine Börse für Ideentausch, ein Netzwerk für Kulturschaffende, Politiker und Künstler. Es ist der Versuch, der ästhetischen Bildung ein größeren Platz im Bewusstsein der Gesellschaft einzuräumen. Dahinter steckt ein aufklärerisches Postulat. Kinder müssen Kultur trainieren in einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Sinn und Unsinn verwischen, denn das wusste schon Friedrich Schiller: "Es gibt keinen anderen Weg, den sinnlichen Menschen vernünftig zu machen, als dass man denselben zuvor ästhetisch macht."


Karin von Welck und Margarete Schweizer (Hg.)
Kinder zum Olymp
Wienand Verlag 2004
ISBN 3879098298
€ 14,80

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