Wo bleiben die Kinder? / Besorgniserregende Fakten zum Nachwuchsmangel in Deutschland
Hamburg (ots) - Von einem flächendeckenden Angebot an Kinderbetreuung ist Deutschland weit entfernt: In einem Viertel aller 440 deutschen Kreise und kreisfreien Städte stehen für 100 Kinder unter sechs Jahren weniger als 50 Krippen- und Kindergartenplätze zur Verfügung, meldet die Zeitschrift GEO. Schlusslicht ist das nordrhein-westfälische Hamm mit nur 41 Plätzen je 100 Kindern.
Insgesamt, so heißt es in dem Bericht weiter, gibt es bundesweit nur 11 Kreise, in denen für mindestens 90 Prozent aller Kinder Betreuungsplätze vorhanden sind. Einzig im thüringischen Gera liegt die Versorgung bei 100 Prozent. Trotz der aktuellen Debatte über Nachwuchsmangel fehlt damit in weiten Teilen der Bundesrepublik eine zentrale Voraussetzung zur Vereinbarkeit von Kindern und Beruf.
Im einem aktuellen Schwerpunkt zur demographischen Entwicklung Deutschlands analysiert GEO unter anderem die Fakten zur Kinderarmut. Mit nur knapp 1,4 Kindern pro Frau zählt die Geburtenrate hierzulande zu den niedrigsten der Welt. Seit 1972 ist jede nachfolgende Generation um ein Drittel kleiner als die vorhergehende. Rund 40 Prozent aller Akademikerinnen, aber auch 30 Prozent aller Frauen ohne Bildungsabschluss bleiben kinderlos. Meist ohne Kinder sind auch Männer, die wenig verdienen oder arbeitslos sind: vier von fünf Männern im Alter zwischen 45 und 50 Jahren. Der Heidelberger Soziologe Thomas Klein macht für den Nachwuchsmangel neben wirtschaftlichen Faktoren und fehlenden Kinderbetreuungsangeboten die immer brüchigeren Beziehungen verantwortlich: Durch Krisen und Trennungen der Erwachsenen summierten sich die Zeiten, in denen der Kinderwunsch keine Rolle spiele. Dagegen habe ein Paar, das schon seit acht Jahren zusammen ist, statistisch mit der selben Wahrscheinlichkeit Kinder wie die Eltern- oder Großelterngeneration. Auch in Paarberatungsstellen müsse daher zukünftig investiert werden.