VäterForum startet Erfahrungswerkstatt / EKO will weniger Rollenschubladen in Kitas
Mehr selbstbewusste Väter und Erzieher braucht Offenbach - da sind sich das VäterForum und der Eigenbetrieb Kindertagesstätten einig. Mit unterschiedlichen Projekten setzen sie sich für mehr Gleichberechtigung von Männern bei der Erziehung ein.
VON NADJA ERB
Offenbach · 13. September · hna · In der Krabbelgruppe sind sie allein unter Müttern, zu Hause stören sie die eingespielten Rituale zwischen Partnerin und Nachwuchs und der Arbeitgeber begegnet ihrem Wunsch nach einer Teilzeitstelle mit Verständnislosigkeit - Männer, die ihren Kindern mehr als Ernährer sein wollen, haben es nicht leicht. Das weiß auch Guido Francescon vom Offenbacher Verein VäterForum, und hat darum für alle Väter, die Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren wollen, die Erfahrungswerkstatt "Ich bin gerne Vater!" ins Leben gerufen.
In regelmäßigen Treffen sollen sich die Teilnehmer nicht nur untereinander über ihre Probleme austauschen können. Sie sollen sich auch darüber bewusst werden, welche Kompetenzen ein größeres Engagement in der Familie für sie mit sich bringt. "Vätern fehlt oft die soziale Rückendeckung, von der Öffentlichkeit, aber gerade auch von anderen Männern", sagt Francescon. Deshalb soll die Gruppe auch das Selbstbewusstsein des Einzelnen in seiner Vaterrolle stärken.
Ob ein Teilzeitjob in Frage kommt, wie man aktiver Vater sein kann und trotzdem noch Zeit für seine Hobbys hat - zu diesen Fragen kann auch der Frankfurter Familientherapeut Johannes Strohmeier praktische Tipps und Ratschläge geben. Er soll die Gruppe beratend begleiten. Gerade der Wunsch nach professioneller Unterstützung bei manchen Vätern sei Anlass für die Gründung der Gruppe gewesen, so Francescon. Die offenen Vätertreffs, die sein Verein einmal monatlich veranstaltet, hätten einigen Männern als Austauschplattform nicht ausgereicht. Sie hätten nach einer kontinuierlichen Arbeit in einer festen Gruppe verlangt, so Francescon. Die Ergebnisse der Gruppenabende sollen in einer Dokumentation festgehalten werden.
Vier Teilnehmer für die Erfahrungswerkstatt hat das VäterForum schon, maximal zehn sollen es werden. Finanzielle Unterstützung in Höhe von gut 6000 Euro erhält der Verein für diese Veranstaltung von der Hessenstiftung "Familie hat Zukunft".
Unter 300 Erzieherinnen elf Männer
Zu wenig männliche Erzieher - das ist auch ein Problem in Offenbachs Kindertagesstätten. Unter rund 300 Erzieherinnen sind derzeit gerade mal elf Männer. Welche Auswirkungen diese "Feminisierung von Erziehung" auf die Kinder habe, solle nun eine Arbeitsgruppe von Mitarbeitern klären, sagt Rosi Fein, stellvertretende Leiterin des Eigenbetriebs Kindertagesstätten. Zwölf Mitarbeiter, sechs Männer und sechs Frauen, sollen sich nun einmal monatlich zusammensetzen und Grundlagen entwickeln, wie eine Erziehung der Kinder ohne Rollenschubladen möglich sein könnte. "Es geht vor allem darum, die Erzieherinnen für diese Problematik zu sensibilisieren", so Fein. Ein Schwerpunkt des Gesprächs soll der Umgang mit den Rollenmustern anderer Kulturen sein.
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