97 Prozent aller drei- bis sechsjährigen Kinder gehen in den Kindergarten. Derzeit finden in Halle alle einen Platz – nur in der Innenstadt gibt’s Wartezeiten. Wer will, kann einzelne Stunden dazukaufen (4 Euro). Was den Eltern schwer auf der Seele liegt, ist das neue Kinderförderungsgesetz. Es sieht vor, dass Mädchen und Jungen, deren Eltern arbeitslos werden, nur noch fünf Stunden betreut werden dürfen. Mitunter reicht die Zeit nicht einmal, dass sie weiter am Mittagessen teilnehmen können. „Ich fühle mich diskriminiert und als Arbeitslose in die zweite Klasse versetzt“, sagt Annett Zwirnmann (37), Mutter von Christin (4) und Georg (6). Sie hat zurzeit keinen Job.
„Alle reden davon, wie wichtig die Frühförderung ist. Für meine Kinder sind die sozialen Kontakte enorm wichtig.“ In manchen Kitas hört man zu gewissen Zeiten kein Kinderlachen mehr. Bibliothekarin Ines Heintze (36), Mutter von Levin (3): „Durch das neue Gesetz sind nachmittags kaum noch Kinder da. Wenn ich Levin gegen vier Uhr abhole, sitzt er oft allein im Spielzimmer.“ (U. Freitag)
Fakten Halle
In der Stadt gibt es 11 393 Plätze in Krippe, Kita und Hort. Die Stadt stellt 5005 Plätze, freie Träger weitere 6388 Einkommensabhängige Gebühren werden seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes nicht mehr erhoben, deshalb zahlen Gutverdiener jetzt deutlich weniger.