Auszug: Der PISA-Schock wirkt nach: Seit dem schlechten Abschneiden deutscher Schüler im internationalen Vergleich richten sich die Augen auch wieder stärker auf den Kindergarten, auf vorschulische Betreuung und Erziehung. Die Erwartungen an die Kindergärten steigen. Gleichzeitig kämpfen Länder und Gemeinden mit hohen Kosten für die Betreuung. Sie sind seit Einführung des Rechtsanspruchs (auf einen Platz für alle Kinder ab drei) deutlich gestiegen. Was allerdings sinkt, sind die Geburtenzahlen. Wir wollten von den Landesregierungen wissen, wie sie diesen unterschiedlichen Entwicklungen Rechnung tragen:
Besteht eine flächendeckende Versorgung mit Plätzen für Drei- bis Sechsjährige? Gibt es neue Finanzierungsmodelle? Werden die Öffnungszeiten flexibler, und wird es neue Betreuungsangebote geben (Kundenorientierung)?
Diese Fragen haben wir den zuständigen Länderministerien gestellt. 13 von 16 antworteten uns bisher. Hier ihre Statements, von der Redaktion zusammengefasst:
SACHSEN
Stichwort: Versorgung Sachsens Versorgungsgrad beträgt 95,2 Prozent für Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Damit die erforderlichen Plätze zur Verfügung stehen, stellt der zuständige örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe einen Bedarfsplan auf.
Stichwort: Finanzierung Keine neuen Modelle geplant
Stichwort: Kundenorientierung Wenn Bedürfnisse der Kinder und Erziehungsberechtigten es nötig machen, besteht die Möglichkeit, Kindergarten und Krippen über Mittag zu öffnen. Festgelegt werden die Öffnungszeiten unter anderen durch Elternbeirat und die Gemeinde. Seit In-Kraft-Treten des neuen Kindertagesstättengesetzes werden erstmals auch Einrichtungen ausserhalb des Bedarfsplanes durch das Land gefördert.
SACHSEN-ANHALT
Stichwort: Versorgung Sachsen-Anhalt garantiert als einziges Bundesland per Gesetz einen Rechtsanspruch auf Tagesbetreuung für Kinder von der Geburt an bis zum Abschluss der sechsten Schulklasse. In den Krippen und Kindergärten wird eine Ganztagesbetreuung mit mindestens zehn Stunden am Tag umgesetzt. Knapp 105.000 Kinder haben zum Stichtag 1.1.02 eine Tagesstätte besucht. Im Krippen- und Kindergartenbereich sind es knapp 78.000 Kinder. Im Alter von 0 bis drei Jahren gehen 46 Prozent der Kleinkinder in eine Krippe. Die Nachfrage nach einem Kindergartenplatz liegt bei 90 Prozent.
Stichwort: Finanzierung Im Landesetat 2002 sind für Kinderbetreuung 169,24 Millionen Euro vorgesehen, der größte Einzelposten im Sozialetat. Ansonsten keine neuen Modelle geplant.
Stichwort: Kundenorientierung Das Sozialministerium strebt noch größere Flexibilität bei den Öffnungszeiten der Einrichtungen an. Die Ministerin appelliert dabei auch an die Mitarbeit der Eltern. Nur so könne der tatsächliche Bedarf vor Ort ermittelt werden.
THÜRINGEN
Stichwort: Versorgung In Thüringen sind Ganztagsplätze für Drei- bis Sechsjährige die Regel. Der Freistaat legte 1994 den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab zweieinhalb Jahren fest 71 703 Zweieinhalbjährige nehmen diesen Service gegenwärtig in Anspruch. Dies entspricht 94 Prozent in dieser Altersgruppe. Mehr Plätze wären vorhanden. Seit 1997 besteht ein Rechtsanspruch auf einen Hortplatz bis zum Abschluss der Grundschule. Bundesweit einmalig dabei: das vielfältige Angebot der Hortplätze in Kinderhorten kommunaler und freier Träger, sowie in Schulhorten. 65 Prozent der Kinder bis elf Jahren nutzen dieses Angebot.
Stichwort: Finanzierung Keine neuen Modell geplant.
Stichwort: Kundenorientierung Oberstes Ziel: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf dadurch zu gewährleisten, dass Kindern von der Geburt bis ins elfte Lebensjahr die passende Betreuung geboten wird