Schüßler Mineralstoffe

samara · Mitglied Beiträge: 96 Ort: Kärnten

Hallo ihr Lieben!

Wie ist eure Meinung dazu, dass man laut dem Buch "Schüßler-Salze typgerecht" einem bestimmten Typ zugeordnet werden kann?

Laut dem Fragebogen in dem Buch und auch der näheren Beschreibung des Typs bin ich ein absoluter Silicea-Typ. Würd jetzt gerne eure Meinung dazu erfahren.

Danke schon mal und liebe Grüße, Samara

quarz · Mitglied Beiträge: 756

Hallo Samara!

HISTORISCHER ÜBERBLICK:

Der Begriff Konstitution dient seit langer Zeit verschiedenen Heilweisen als Ansatzpunkt für langfristige Strategien und Behandlungsformen. Das Bestreben, Konstitutions-Typen zu beschreiben, folgt dem weit verbreiteten Bedürfnis, Menschen in Gruppen zu unterteilen, sie in vorgefertigte Schubladen zu stecken und ihnen ein Etikett anzukleben. Ist dies doch wesentlich bequemer, als jeden Menschen als einmaliges Individuum zu sehen und ihn entsprechend zu behandeln.
Beispiel: "Die unter Bach-Blüten-Anhängern verbreitete Neigung, Menschen in Bach-Blüten-Typen einzuteilen, ist kontraproduktiv, da man so diesen Zustand festschreibt."
Bereits Dr. Schüßler legte größten Wert auf das Individualisieren - das genaue Gegenteil von einer schematischen Einteilung in Konstitutions-Typen.
Hickethier, der die Antlitzdiagnostik entwickelt hat, wetterte heftig dagegen: "Mit dem neuerlich auftretenden Begriffe 'Konstitutionsmittel' hat man Verwirrung in das Schrifttum gebracht. Jeder Mangel betrifft die Konstitution. Die Konstitution ist kein feststehender Wert, sie ändert sich im Kampfe mit den täglichen Einflüssen."
Joachim Broy: "Die biochemischen Konstitutionen gehen am Wesen der Biochemie vorbei und widersprechen ihrem Konzept."
Und selbst der Autor des Buches "Schüßler-Salze typgerecht" schrieb noch drei Jahre vor Erscheinen des genannte Buches: "Der Biochemie Schüßlers widerspricht der Gedanke eines Konstitutionsmittels deshalb, weil das passende Salz den aktuellen pathophysiologischen und physiologischen Merkmalen angepasst wird. Besteht der pathologische Zustand nicht mehr, weil das Salz korrekt gewählt und dosiert wurde, ist auch die konstitutionelle Störung nicht mehr vorhanden und damit die für ein Mittel typische Konstitution."
Wie nun der Sinneswandel zu Stande kam, konnte ich aus dem Buch nicht ersehen.
Der Begriff Konstitution ist etwas Künstliches, ein Gedankenkonstrukt, ein Arbeitsterminus für eine medizinische Fiktion.

HALTEN WIR UNS AN TATSACHEN!

Zweifelsfrei vorhanden sind "Symptome" (Krankheiten, körperliche und seelische Beschwerden, Zeichen, Merkmale, Modalitäten), die ein bestimmter Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt als Folge von Mineralstoffmängeln hat. Um von diesen Symptomen auf die benötigten Funktionsmittel zu schließen, gibt es mehrere Möglichkeiten, unter anderem:

man kann die "Charakteristik" (Wirkungsweise) der einzelnen Funktionsmittel gründlich studieren
man kann Symptomen-Verzeichnisse nach zutreffenden Symptomen durchsuchen
mit Hilfe der Antlitzdiagnostik, deren Verwendung der Autor ausdrücklich empfiehlt ("Mit Hilfe eines Spiegels können Sie Ihre Antlitzzeichen selbst erkennen."), lassen sich - bei Bedarf auch mehrmals täglich - die im Augenblick wichtigen Funktionsmittel feststellen. Das ist sogar ohne Krankheiten und Beschwerden möglich, womit die Antlitzdiagnostik ideal geeignet ist zur Gesundheits-Vorsorge.

Hat man mit einer der genannten oder einer anderen Methode seine wichtigen Funktionsmittel gefunden, ist man bereits am Ziel. Ohne dass man den Begriff Konstitution bemühen muß.

WAS NÜTZT MIR DIE KONSTITUTION?

Im Buch wird folgende Vorgangsweise empfohlen, um seinen Konstitutions-Typ zu bestimmen:
Man notiere alle seine "Auffälligkeiten": antlitzdiagnostische Zeichen (Spiegel), körperliche Merkmale und Symptome, seelische Merkmale. Dann kreuze man im "Ermittlungsbogen" alle zutreffenden Merkmale an. Jedem der etwa 100 Symptome dieses Ermittlungsbogens ist jeweils ein Funktionsmittel zugeordnet. Von jenem Mittel, das man im Ermittlungsbogen am häufigsten angekreuzt hat, lese man die Charakteristik (Beschreibung). Finden sich einige zuvor notierte Auffälligkeiten in der Charakteristik wieder, verkörpert man den Konstitutionstyp dieses Salzes.
Aus den vielen hundert möglichen körperlichen und seelischen Merkmalen sowie Antlitzzeichen je Funktionsmittel sind jedoch nur wenige (für Magnesium phos. beispielsweise nur sechs) für den Ermittlungsbogen ausgewählt. Damit ist es weitgehend dem Zufall überlassen, ob die Auffälligkeiten einer bestimmten Person im Ermittlungsbogen abgefragt werden.
Das Ergebnis einer solchen Überprüfung wäre wesentlich verlässlicher, würde die Ermittlung der nötigen Salze mit Hilfe der Charakteristiken oder aus Symptomenverzeichnissen erfolgen. Der dafür nötige Zeitaufwand wäre wohl nur unwesentlich größer, was aber angesichts der langen Zeit, für die die ermittelte Konstitution gelten sollte, durchaus zu rechtfertigen wäre.
Der Bedarf eines Menschen an Funktionsmitteln bleibt sicher nicht für alle Ewigkeit gleich, er kann sich sogar innerhalb weniger Stunden ändern, was mit Hilfe der Antlitzdiagnostik jederzeit leicht festgestellt werden kann. Gibt es eine bessere Therapie, als jene Mittel zu nehmen, die man im Moment braucht? Die Beachtung einer Konstitution ist dafür völlig unnötig. Außerdem ist die Biochemie eine Basistherapie, die unmittelbar an den Bausteinen des Lebens - den Zellen - wirkt.
Welchen Nutzen bringt es also, den Konstitutionstyp zu ermitteln?
Die Verwendung der Konstitution erscheint nicht nur nutzlos, sondern sogar nachteilig, denn sie verleitet dazu,

auf umfassendere Analysen zu verzichten
in alle Zukunft mit einer Fixierung auf das Etikett zu leben, statt den sich vielleicht täglich ändernden Bedarf an Funktionsmitteln zu beachten.

Weitere Einwände:
Abgesehen von den genannten grundsätzlichen Einwänden gegen eine biochemische Konstitutions-Therapie ist noch zu beachten, dass die Zuordnung eines einzelnen Menschen zu einem Typ häufig nicht eindeutig ist. Gehört man einer Mischkonstitution an, sind ohnehin mehrere Salze zu nehmen; der Autor schränkt auf maximal drei Salze ein, während nach den Erfahrungen der ältesten, in direkter Nachfolge zu Hickethier stehenden Schule für Antlitzdiagnostik nahezu jeder Mensch einen Bedarf an mindestens vier Funktionsmitteln hat, in vielen Fällen auch mehr.
Zur "Treffsicherheit" von Typbestimmungen (ganz allgemein): kürzlich erzählte mir eine Bekannte, sie sei kurz hintereinander zu drei verschiedenen Farbberatungen gegangen; nach Stunden langer Analyse (und entsprechendem Honorar) sei sie dann jedes Mal einem anderen Farbtyp zugeordnet worden …
Das im Buch empfohlene Verfahren wird zu häufig eine Natrium-chloratum-Konstitution ergeben, denn für dieses Salz gibt es im Ermittlungsbogen 13 Fragen, für Magnesium phos. hingegen nur 6.
Die Abbildungen im Buch, welche die einzelnen Typen verdeutlichen sollen, sind völlig ungenügend zur Beschreibung und erst recht zum Erlernen der antlitzdiagnostischen Anzeichen.

Viele Grüße
quarz

Helfried · Mitglied Beiträge: 1088

Hallo Quarz

Du hast wiedereinmal eine sehr treffende und Aufschlussreiche Erklärung zu diesem Thema gegeben.
Es ist sicher auch nötig deine Schlussfolge mehrmals zu lesen um auch alles so zu verstehen wie es von dir in Betracht gezogen wird.

Ich stimme deiner Sichtweise zu diesem Thema voll und ganz zu.

liebe Grüße Helfried

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Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatio.
(William Shakespeare)

Simone · Mitglied Beiträge: 369

Hallo Quarz,
herzlichen Dank für Deine Einschätzung. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, das Buch zu kaufen - das Geld werde ich nun sparen.

Liebe Grüße, Simone

samara · Mitglied Beiträge: 96 Ort: Kärnten

Ich hab mir fast gedacht, dass die Antwort so ausfallen wird. Es hat für mich irgendwie gar nicht zusammen gepasst, dass man nur einem bestimmten Typ zugeordnet werden kann.

Das Buch insgesamt war ein totaler Fehlkauf. Ich schau zwar immer mal wieder rein aber wirklich hilfreich ist es auch nicht.

Aber wär doch super, wenn jeder nur das eine Salz nehmen müsste, das seinem Typ entspricht ;) Aber wär irgendwie zu einfach das ganze.

Danke für die ausführliche Antwort und liebe Grüße,
Samara

*sandra* · Mitglied Beiträge: 624

Ich kann mich Euch allen nur anschließen. Auch ich habe mir vor längerem das Buch mal gekauft und war total enttäuscht über diese Fehlinvestition. Damit konnte ich überhaupt gar nichts anfangen... und es stimmt voll und ganz, was Quarz geschrieben hat. Als ich und mehrere Bekannte probehalber diesen "Test" gemacht haben, sollten wir alle Natrium chloratum-Typen sein, wobei nur einer das Zeichen klar und deutlich im Gesicht stehen hatte. Also Finger weg von diesem Buch, ärgere mich sehr über das rausgeschmissene Geld. Unter anderem ein tolles Buch zur Antlitzanalyse ist das Buch von Feichtinger und Niedan. Die Fotos sind super. Auch als Laie kann man viel lernen und erkennen. Demnächst soll davon ja auch eine neue Auflage erscheinen.

Liebe Grüße
Sandra

gertraud.s. · Moderatorin des Forums Mitglied Beiträge: 6010

Ich kenne dieses Buch nicht, aber alleine der Titel lässt mich erschaudern.
Es ist schon alles gesagt worden.

lg, Gertraud

Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. Arthur Schopenhauer

samara · Mitglied Beiträge: 96 Ort: Kärnten

Falls das Buch jemand haben will - ich geb es gerne her!!! ;)

Wunder mich über mich selbst, dass ich nicht im Buchladen stutzig geworden bin. Bin ja sonst so kritisch ;)