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Interview mit Miroslav Klose und Lukas Podolski

Miroslav Klose und Lukas Podolski können sich freuen. Die beiden Stürmer der deutschen Nationalmannschaft werden in den WM-Bilanzen 2006 als Torschützenkönig und bester Nachwuchsspieler des Turniers geführt. Zwei persönliche Auszeichnungen, die in der internationalen Fußball-Welt einen hohen Stellenwert haben. Harald Stenger, DFB-Direktor Kommunikation, unterhielt sich mit dem deutschen Torjäger-Duo über die Ehrungen und die WM.

Lukas, wie hast Du erfahren, dass Du von der Technischen Kommission des Fußball-Weltverbandes (FIFA) zum besten Nachwuchsspieler des Turniers gewählt wurdest?

Lukas Podolski: Zwei Tage vor unserem Spiel um Platz drei kam Manager Oliver Bierhoff abends in Berlin in unserem Hotel auf mich zu und teilte mir die Nachricht mit. Der hatte wiederum kurz vorher einen Anruf von Wolfgang Niersbach erhalten. Von wem er das wusste, weiß ich nicht. Die FIFA wird ihn informiert haben. Am anderen Tag fuhr ich dann mittags direkt nach unserem Training zu einer Pressekonferenz ins Berliner Olympiastadion und da ging die Ehrung schnell über die Bühne. Ich durfte mir lobende Worte über mich anhören, bekam eine Trophäe überreicht und habe mich bedankt. Das war’s. Natürlich habe ich mich da-rüber gefreut, obwohl ich gern am 9. Juli einen anderen Pokal in den Händen gehalten hätte.

Miro, Du denkst genauso, obwohl der Titel des WM-Torschützenkönigs Deine Popularität sicherlich zusätzlich steigern wird.

Miroslav Klose: Sicher ist so etwas eine tolle Sache und gehört zu den Höhepunkten im Fußball-Leben. Trotzdem kann ich auch weiterhin nur das wiederholen, was ich zuvor schon mehrfach betont habe: Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte weniger Treffer oder gar kein Tor geschossen, dafür wäre unser Team aber Weltmeister geworden. Unabhängig davon freue ich mich jetzt darüber, bei der FIFA World Cup Player Gala am 18. Dezember in Zürich die Auszeichnung im Empfang nehmen zu können. Es wird bestimmt ein schönes Fest mit interessanten Gästen und in angenehmer Atmosphäre.

Du hast wie bereits bei der WM 2002 in Japan und Südkorea wieder fünf Treffer erzielt. Wie groß ist die Freude, dass Du Deine Bestmarke erneut erreichen konntest?

Miroslav Klose: Es ist ein gutes Gefühl – mehr nicht. Zumal es für jeden von uns bei dieser WM wirklich jede Sekunde klar war, dass der Erfolg der Mannschaft über allem steht. Nach der unglücklichen Halbfinal-Niederlage in Dortmund gegen Italien sind daher Spieler, Trainer und genauso die Betreuer erst mal einige Stunden in ein tiefes Loch gefallen, wir haben irgendwie nur Leere gespürt. Die Enttäuschung hat sich nur langsam gelegt, so begeistert wir zuvor in allen Stadien und danach in Stuttgart beim „kleinen Finale“ gegen Portugal oder in Berlin bei der Party vor dem Brandenburger Tor gefeiert wurden.

Für Dich, Lukas, war es die erste WM-Teilnahme. Wie hast Du das Turnier erlebt?

Lukas Podolski: Es war für mich als jüngerer Spieler genauso schwer wie für die erfahrenen Kollegen, das Scheitern im Halbfinale zu verkraften. Wir alle haben zwei Jahre konsequent und intensiv auf ein Ziel hingearbeitet. Da kannst Du es nicht so einfach und schnell abhaken, wenn der große Traum jäh platzt. Mit Beginn der neuen Länderspiel-Saison muss jedoch alles, was mit der WM zusammenhängt, aus unseren Köpfen raus sein. Für mich waren die vergangenen Wochen ein großartiges Erlebnis, in denen ich auch viel gelernt habe. Nun beginnt ein neuer Abschnitt. Und das gleich doppelt. Mein Wechsel zu den Bayern ist eine interessante Herausforderung und in der Nationalmannschaft müssen wir uns in der EM-Qualifikation beweisen. Da zählt bei den Gegnern und unseren tollen Fans nicht mehr, was wir bei der WM gebracht haben. Das Turnier ist für mich Ansporn, weiter hart zu arbeiten und mich zu verbessern.

Miro, drei Tage nach dem WM-Finale hat Jürgen Klinsmann seinen Rückzug als Bundestrainer verkündet und Joachim Löw tritt seine Nachfolge an. Wie bewertest Du das?

Miroslav Klose: Wir bedauern, dass Jürgen Klinsmann den mit dem Ende der WM ausgelaufenen Vertrag nicht mehr verlängert hat und müssen seine Beweggründe akzeptieren. Gleichzeitig freuen wir uns auf die Fortsetzung der sehr guten Zusammenarbeit mit Joachim Löw. Er war für uns seit dem Sommer 2004 ein wichtiger Ansprechpartner in allen sportlichen Fragen und hat uns allen viele neue Impulse vermittelt. Er ist ein Top-Trainer, der absolut zu unserem Team passt, denn er stellt stets die sachliche Arbeit in den Vordergrund und ist kein Showman.

Lukas, war es für Dich ein Vorteil, dass Jürgen Klinsmann ein ehemaliger Weltklasse-Stürmer ist?

Lukas Podolski: Selbstverständlich. Er konnte mir viele wertvolle Tipps geben, ich hatte großes Vertrauen zu ihm. Wann immer er sich mit mir unterhalten hat, für mein Selbstvertrauen war das enorm positiv. Es war eine tolle Zeit mit ihm, aber auch Joachim Löw ist ein Trainer, der taktisch und spielerisch viele gute Ratschläge gibt.

Mit welchen Erwartungen gehst Du in die neue Bundesliga-Saison?

Lukas Podolski: Erst einmal will ich einen guten Start bei den Bayern hinlegen. Besonders fiebere ich der Champions League entgegen, das wird eine ganz neue Erfahrung für mich sein. Ein großes Ziel ist außerdem, erstmals Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger zu werden. Trotz der tollen WM gibt es keinen Grund zur Überheblichkeit, ich werde weiterhin rund um die Uhr nur für den Fußball leben.

Und was hast Du Dir mit Werder Bremen vorgenommen, Miro?

Miroslav Klose: Ich will wie in der Nationalmannschaft genauso im Verein alles dafür tun, dass wir unseren Anhängern möglichst attraktiven und offensiven Fußball bieten. Es wäre super, wenn wir in der Champions League eine noch bessere Rolle spielen könnten als bisher. In der Bundesliga gibt es im Titelkampf viele ambitionierte Klubs. Das wird bestimmt sehr spannend – über den sportlichen Ehrgeiz hinaus wird es ganz wichtig sein, dass in der kommenden Spielzeit weiterhin möglichst viel vom Schwung und der Begeisterung der WM zu spüren sein wird.

Quelle : dfb.de