Alfadas
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Erstellt: 05.11.07, 23:48 Betreff: Re: Hypfendór und die Erpé'Ler-Teil eins |
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TEIL II
Stolz blickte Rofél auf seine beiden Schützlinge. Er hatte sie gut ausgebildet - sie hatten ihm keine Schande bereitet. Nun waren Hypfendór und Legolól an diesem sonnigen Mittwoch gekommen, um sich ihre verdienten Belohnungen abzuholen: Sie sollten einen Orden und neue Rüstungen erhalten. Der eintausendreihundersiebenunddreißig Jahre alte Elf griff in die kleine Kiste, die die nackte Elfin neben ihm hielt und holte zwei Orden, die an Halsbändern baumelten, heraus. Das war normal: Die einst so stolzen Elfinnen waren nun fast ausschließlich dazu da, nackig herumzustehen. Wenn sie nicht standen, dann taten sie Dinge, derer Erwähnung diese Geschichte nicht würdig war. Die Schwierigkeit für Rofél bestand nun darin, sein Hüpfen mit dem Gehopse von Hypfendór und Legolól zu synchronisieren, um ihnen die Orden um den Hals legen zu können. Doch sowohl er als auch Hypfendór und Legolól waren keine Anfänger. Rofél sprach die bedeutungsgeschwängerten Worte: "Boah, krass, ey! Ihr habt echt gerockt! Ihr seid nun Feldkommandanten! Alda, Ihr habt krass viele Hordis gebasht! Nach unten offens Dreieck, nach unten offenes Dreieck!" Hypfendór antwortete voller Respekt seinem Lerhmeister: "Doppelpunkt Minus Klammer zu!" - und Legolól fügte hinzu: "Semikolon Minus Klammer zu!"
Lorella lächelte freundlich. Das tat sie immer. Damit ihre Mundwinkel sich nicht verkrampften, hatte sie sie - wie jeden Morgen - fein säuberlich mit Vaseline eingerieben. Andernfalls wären sie wahrscheinlich wegen des Dauergrinsen erstarrt und Lorella wäre verdurstet, da sie so nichts mehr hätte trinken können. Ihre wunderschönen Haare fielen über ihren narbenbedeckten Nacken. Lorella hatte sogar so viele Narben gesammelt, dass ihre Haut mittlerweile wieder aussah als hätte sie gar keine Narben. Zufrieden und fröhlich schaute sie auf die Ausgeburt des Nethers, die neben ihr wandelte. Ja, heute Nacht hatte sie großes getan. Sie würde mit Hilfe ihres neuen Dämons viele gute Taten begehen. Gut erinnerte sich Lorella an die angsterfüllten Augen des kleinen Mädchens, das sie heute Nacht aus seinem Elternhaus im Holzfällerlager von Elwynn entführt hatte. An die flehenden Tränen, die es vergossen hatte als Lorella den Dolch erhoben hatte, um es den dunklen Schattenmächten zu opfern. Nachdem Lorella die scharfe Klinge in die Brust des Mädchens hatte sausen lassen, saugte sie die Seele des Mädchens aus seinem sterbenden Körper. Mit Hilfe dieses frischen Seelensteines hatte Lorelle dann an einem dunklen und geheimen Ort die Zeremonie zur Beschwörung ihrer neuen Dämonin durchgeführt. Grinsend mußte Lorella an ihre Lehrmeister denken, die sich in dunklen Kellern versteckt hielten. Dabei hatten Hexenmeister doch so viel Gutes und müßten sich gar nicht verstecken: Sie konnten mit Hilfe der durch und durch guten Dämonen, die die gütige brennende Legion ihnen zur Verfügung stellten, Gutes vollbringen. Um all den Leuten Azeroths zu zeigen, wie gütig und gut Lorella war, hatte sie sich entschlossen, ihre neue Dämonin zunächst durch das volle Ironforge zu führen. Sie war sicher, dass die Besucher Ironforges großes Verständnis dafür hatten, wenn sie einen Dämon der Brennenden Legion spazierenführte. Nein, sie würden Lorella dafür sogar dankbar bewundern!
"Lass nach Wenn gehen, Legolól!" sagte Hypfendór hüpfend. "Dort können wir unsere neuen Errungenschaften vorführen und anderen so Mut machen! Außerdem können sie uns für unsere Leistungen bewundern." Legolól nickte begeistert: "Nach unten offenes Dreieck, nach unten offenes Dreieck!" Legolól liebte die Stadt der Zwergen. Er hatte zwar nie verstanden, warum die Zwerge ihre Stadt "Wenn" genannt hatten, aber eigentlich war ihm das auch egal. Wenn hatte alles, was eine Stadt brauchte: Hohe Decken, an denen man sich nicht den Kopf stoßen konnte, wenn man umherhopste. Ein Auktionshaus, in dem die naturverbundenen Nachtelfen, die bis zu ihrem Bündnis mit der Allianz gar kein Geld kannten, Geschäfte machen konnten. Legolól dachte voller Freude an all die Äpíx - das waren mächtige Gegenstände - die er dort im Autionshaus kaufen konnte. Auch konnte er sich noch gut an seinen ersten Gedanken erinnern als er das erste mal ins Auktionshaus kam. Damals hatte er nur "Ah!" gedacht. Und Legolól war gewöhnt, das Wort für etwas zu verwenden, das er zuerst als Bezeichnung für eine Sache kennengelernt hatte. Das war schon damals so gewesen, als er noch ein kleines Kind gewesen war. Immer, wenn er als kleines Kind seine Hose vollgemacht hatte, hatte er seiner Mutter verkündet: "Kácká!" Und das tat Legolól auch heute noch, wenn er etwas lustig fand. Sein Freund Hypfendór sprang gerade auf den Greifen und rief Legolól noch zu: "Wir sehn uns in Wenn!" Legolól antwortete: "Kácká, nach unten offenes Dreieck, nach unten offenes Dreieck!"
"Halt! Was ist denn das?" Ganloth deutete auf die Dämonin, die neben der Menschenfrau ging. Die Dämonin war gekleidet wie eine gewöhnliche Elfin, die er immer in Goldshire sah: Lacklederstiefel, ein kleiner Bikini und eine Peitsche. "Beim Barte meiner Ahnen! Weib, was hat diese Ausgeburt des Nethers hier in den altehrwürdigen Hallen Ironforges zu suchen? Reicht es nicht, dass die Legion Verderbnis über Lordaeron gebracht hat? Dass nun so viele als wandelnde Tode ihr Dasein fristen müssen? Müsst Ihr nun Eure verdammten Dämonen hier auch noch spazierenführen?" Lorella verstand nicht, warum der Zwerg sich über etwas alltägliches so aufregte. Er war wohl einer der eifrigen Paladine. Sie seufzte innerlich. Die meisten Paladine waren ja nett und freundlich. Sie hatte schon mit einigen in Tavernen gesessen, während ihre Dämonen auf dem Tisch Platz genommen hatten. Stets hatte sie dort wunderbar mit ihnen über Schattenmagie, Seelendiebstahl und den Nether reden können. Eben all die guten Dinge, zu denen ein Hexer Verbindung hatte. Und stets hatten die Paladine dafür tiefstes Verständnis erbracht. Dieser hier war aber einfach nervig. "Was willste? Die Wachen tun doch nix! Und außerdem hat hier sonst niemand was dagegen!" Neben Ganloth tönte plötzlich eine weitere Stimme. "Da hat se recht. Jetzt hör auf, die gute Frau anzumachen!" Ganloth sah in das Gesicht eines jungen Menschenmannes. Er trug ein glänzendes Kettenhemd und einen großen Hammer auf dem Rücken. Der Mann verbeugte sich vor der Menschenhexerin. "Hi, mein Name ist Darkpaladin. Ich bin ein Paladin des Lichts! Darf ich Euch auf ein kühles Bier entführen?" Lorella lächelte noch etwas mehr als sie es ohnehin schon den ganzen Tag getan hatte: "Klar, gerne!" Dann sah sie überlegen auf den Zwergen herab, der rot anlief: "Und Du halt ma die Luft an. Ich bin nicht so wie die anderen Hexer. Ich bin ne Gute!" Dann wandte sie sich ab, hakte sich bei Darkpaladin ein und ging mit ihm in Richtung einer Taverne, deren Tische groß genug waren, damit sich ein Sukkubus der Länge nach darauf legen konnte. Schließlich mußte die Dämonin ihre Reize zur Gelung bringen - und das ging nunmal am besten liegend.
Die Greifen von Hypfendór und Legolól kamen in Wenn an. Behende glitten die beiden von den Rücken der Tiere und begannen sogleich, ihren S'Kîll - ihr Können - unter Beweis zu stellen: Sie hopsten wie wild los. Jemand, der nicht hopste, war schwach. Meistens waren die, die nicht professionell herumhopsten, sogar verachtenswerte Erpé'Ler. Legolól und Hypfendór verachteten diese Rasse, denn sie waren verrückt. Sie meinten, diese Welt sei ihr Leben. Sie führten dort tatsächlich ihr richtiges Leben! Hypfendór und Legolól hatten zum Glück rechtzeitig erkannt, dass diese Welt nur ein Spaß war. Selbst der Tod war nicht ernst - denn man konnte ja vom Friedhof aus laufen, wenn man gestorben war. Nun würden die Bewohner Wenns sehen, welche Heldentaten die beiden schon vollbracht hatten. Sie richteten ihre Orden und nickten einander zu. "Lass Ah gehen", schlug Hypfendór vor. "Kácká, nach unten offenes Dreieck, nach unten offenes Dreieck!" erwiderte Legolól. Die beiden machten sich hopsenderweise Richtung Auktionshaus auf.
Lorella genoss es, begehrt zu werden. Sie war wunderschön, und das wusste sie auch. Sie war sogar so wunderschön, dass jeder Mann sich nach ihr verzehren mußte. Sie strahlte eine Aura der freundlichen Schönheit aus, die jedem, der sie betrachtete, sofort das Herz erwärmte. Sicherheitshalber hatte Lorella aber immer eine Bedienungsanleitung für sich selbst dabei, in der genau stand, wie andere - solche, die das vielleicht nicht sofort bemerkt hatten - darauf hinwies, wie sie sich Lorella gegenüber zu verhalten hatten. Und doch - obowhl Lorella wunderschön und begehrenswert war, war sie doch nur durchschnittlich, denn fast jede Frau war wunderschön. Sie lächelte ihren Begleiter an - er hatte breite Schultern, ein markantes Gesicht und wunderschöne, dunkle Augen. Man sah ihm an, dass er seine Familie an die Geißel verloren hatte und dass er auf einem Rachefeldzug gegen die Untoten war. Lorellas Sukkubus pitschte Darkpaladin in den Po. Hocherfreut lächelte dieser daraufhin: "Wir könnten auch direkt nach Goldshire ins Gebüsch gehen!"
Hypfendór und Legolól waren kurz vor dem Auktionshaus. Plötzlich rempelte Legolól etwas hartes an. Er war gegen eine Frau gehopst. Wie hatte ihm nur dieser unverzeihbare Fehler passieren können? "Aus dem Weg!" raunte er. "Ihr wagt es, Elf?!" Lorella war erzürnt. Dieser hüpfende Idiot hatte sie doch tatsächlich über den Haufen gehopst! "Dafür sterbt Ihr, Elf!" Ja, Lorella war heute richtig gut gelaunt. Sie lächelte noch immer freundlich. "Wie Du meinst, lól! Lass Duell machen!" antwortete Legolól selbstsicher. Lorella grinste freundlich. "Wie Du meinst!"
Hypfendórs Herz raste vor Entzücken. Es war besser gekommen als er und Legolól es sich hätten erträumen können. Eine idiotische Erpé'Lerin war ihnen in die Arme gelaufen und würde nun Staub fressen. Kurze Zeit nachdem sie sie getroffen hatten, fanden sich der edle Paladin Darkpaladin, die freundliche Hexerin Lorella und die beiden ruhmreichen Elfen auf dem Duellplatz vor Wenn ein. Ein paar Tote lagen dort auf dem Boden rum, andere stöhnten verblutend und hauchten gerade ihr Leben aus. Es war normal, dass sich vor den Toren Wenns die Mitglieder der stolzen Allianz gegenseitig mit tötlichen Zaubern, scharfen Waffen und dem besten Kriegsgerät gegenseitig umbrachten, um ihren S'Kîll zu erhöhen. Hypfendór machte all seine Zauber bereit. Nun würde die Hexerin sterben.
Ehe er die heiligen Zauber der Elune loslassen konnte, spürte er plötzlich einen stechenden Schmerz in der Brust. Diese verdammte Hexerin hatte irgendetwas mit ihm gemacht. Er keuchte kurz. Davon würde er sich aber nicht unterkriegen lassen - er schmetterte den ersten, dann den zweiten und den dritten Zauber auf die Menschenfrau, während ihre dämonische Dienerin versuchte, mit ihrer Peitsche seinen heiligen Schild zu durchbrechen. Plötzlich regnete es Feuer vom Himmel herab. Dieses Feuer war aber anders als das angenehme Feuer, das manche Zauberer von der Decke des Auktionshauses zur Erwärmung und Freude der Anwesenden regnen ließen. Dieses Feuer verbrannte seine Haut. Fraß sich durch seine Muskeln. Ihm wurde übel. Keuchend bereitete er einen heiligen Zauber der Elune vor. Doch er merkte plötzlich, wie seine Magie ihn verließ. Eine weibliche Stimme unglaublicher Reinheit ertönte plötzlich in seinem Kopf: "Nein. Du hast mich lange genug mißbraucht. Dir stehe ich nicht mehr bei!" Dann merkte, wie ein weiterer dunkler Zauber der Hexerin seine Brust traf. Er fraß sich durch seine Haut. Sein Fleisch. Durchbrach seine Rippen und erreichte schließlich sein Herz. Hypfendór sackte zusammen. Plötzlich stand er in einer wunderschönen mondbeschienen Landschaft. Alles schimmerte bläulich...
Legolól konnte es nicht fassen. Was hatte Hypfendór da angestellt? Er hatte gegen eine schwächliche Frau verloren. Hatte sich niedermachen lassen. Er flüsterte seinem Freund magisch zu: "Ey, kommste vom Friedhof? Die machen wir fertig!" Freudig erwartete er Hypfendórs Kácká. Doch es kam kein Kácká aus Hypfendórs Mund. Diesmal nicht. Legolól runzelte verstört die Stirn. Der Tod war doch nur ein Spaß! Duelle waren nur ein Spaß. Das ganze Leben hier war ein Spiel! Er wendete sich der Menschenfrau zu, die ihm freundlich und gütig zulächelte.
Lorella war erfüllt von gütiger Wärme. Sie hatte einmal mehr gutes vollbracht. Ja, sie war durch und durch eine gute Vertreterin der dunklen Künste. Ihre närrischen Lehrmeister, die in Katakomben versteckt lebten, würden zufrieden sein. Vielleicht würden auch sie erkennen, dass es viel klüger war, die Dämonen offen zu zeigen. Sie war sich sicher, dass ihre Lehrmeister, die stets darauf bestanden, dass es geschickter wäre, aus dem Dunklen und Verborgenen heraus zu agieren, nicht recht hatten. Lächelnd wendete sie sich Darkpaladin zu: "Habt Ihr vielleicht Lust, mit mir in der Kathedrale von Stormwind ein Gebet zu sprechen? Meine Dämonin möchte einmal den Erzbischof kennenlernen. Ich bin sicher, er wird sich sehr freuen!" Darkpaladin antwortete: "Kácká."
Legolól stürmte zu seinem toten Freund. Was war hier los? Wie konnte all das geschehen? Wie konnte das Spiel ihnen solch einen Streich spielen? Dann hörte Legolól plötzlich die wohlbekannte Stimme seines Freundes Hypfendór im Kopf: "Sry, hatte Disconnect. Bin gleich da!" Legolól antwortete mit entsprechender Kácká.
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