NCIS-FF-Forum

 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge MembersMitglieder SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
ChatChat VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender BookmarksBookmarks

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Mrs. Mallard
Mitglied

Beiträge: 279


New PostErstellt: 19.03.09, 15:35     Betreff: Re: Ein Wintermärchen

Die 50 besten Spiele für...
Gibbs

Während Hollis mit der Agentin sprach, drückte Jethro Shania noch einmal fest an sich. Anschließend richtete er sich mühsam wieder auf, er merkte sehr deutlich, dass das Hocken seinem Knöchel trotz der Schiene nicht gut getan hatte.

"Dann komm," forderte er die Kleine auf und nahm ihre kleine Reisetasche an sich. "Ich glaube, wir sollten erst mal nach Hause fahren, da kannst du dich ein bisschen ausruhen, wenn du möchtest. Und etwas zu essen gibt es dort auch, wenn du später Hunger hast." Er wandte sich zu Hollis um und protestierte nicht, als sie ihm die Tasche grinsend aus der Hand nahm. Auf dem Weg zum Auto hielt die Kleine sich dicht zwischen ihnen und fasste ängstlich Hollis' Hand. Die andere Hand legte sie vorsichtig auf die des grauhaarigen Mannes, die die Krücke gefasst hielt.

Am Auto angekommen, verzog Jethro verärgert das Gesicht. "Ich werde Tobias fragen, ob er mir seinen Kindersitz leihen kann," raunte er in Hollis Ohr. "Bis dahin müssen wir hoffen, dass uns niemand anhält und ich nicht scharf bremsen muss. Wenigstens habe ich noch ein paar Decken im Kofferraum, das wird sicher auch schon ein bisschen helfen." Sie hatten Glück. Niemand hielt den blauen Sedan an, und Jethro fuhr so vorsichtig, als würde er eine Ladung roher Eier auf dem Dach balancieren. Dennoch dauerte es nicht lange, bis sie Gibbs' Haus erreicht hatten.

Zögernd stieg die Kleine aus dem Wagen und folgte Gibbs, während Hollis die Tasche aus dem Kofferraum nahm. "Hier wohnst du?" fragte sie vorsichtig. "Ja, und du jetzt auch erst einmal, bis deine Mutter wieder bei dir sein kann. Schau dich ruhig um - du musst keine Angst haben." Scheu blickte Shania ihn an und zog als erstes ihre abgetragenen Stiefel aus, die sie sorgfältig in die Ecke stellte. Auch die Jacke hängte sie ordentlich an den Haken, ehe sie zögernd einen Schritt in den Flur machte.

"Hier ist die Küche," erklärte Jethro freundlich und ging voraus, wähernd Hollis im Bad verschwand. "Wenn du irgendwann mal Hunger oder Durst hast, dann nimm dir etwas, okay?" Er bemerkte den sehnsüchtigen Blick, der auf ein paar Äpfel gefallen war. "Na los, greif zu," forderte er die Kleine lachend auf. "Es soll ja nichts schlecht werden, oder?" Das leuchtete der Kleinen ein, dennoch zögerte sie, ehe sie einen Apfel nahm und vorsichtig hineinbiss. Ihr Blick verriet dem erfahrenen Ermittler, dass sie mehr als einmal Ärger bekommen hatte, weil sie ihren Hunger gestillt hatte - und so wie er Ethan einschätzte, war er nicht zimperlich gewesen, weder mit Shania noch mit ihrer Mutter.

Gibbs ließ dem Mädchen Zeit, in der neuen Umgebung anzukommen. Er stellte die Kaffeemaschine an und stützte sich auf die Arbeitsplatte, während er auf das Getränk wartete. Sein Knöchel schmerzte gerade mal wieder wie die Hölle, und auch das morgendliche Putzen war wohl doch ein bisschen zu viel des Guten gewesen. Aber ein bisschen musste er noch durchhalten. "Willst du auch etwas trinken?" fragte er. Das dunkelhaarige Mädchen schüttelte den Kopf und schien sich regelrecht hinter dem Apfel verstecken zu wollen. "Wer wohnt noch hier?" fragte sie vorsichtig. "Niemand," antwortete Jethro. "Normalerweise wohne ich allein hier. Aber im Moment seid ihr beiden, also du und Hollis, bei mir zu Besuch. Wir sind also zu dritt." "Das ist aber ein großes Haus, wenn du hier ganz alleine wohnst!" staunte Shania. "Da hast du wohl recht," gab der Chefermittler zu. "Aber es ist ganz praktisch, wenn man Besuch bekommt." Er zwinkerte und verschwieg, dass er in den letzten Jahren nur selten Besuch bekommen hatte.

"Komm mal mit," schlug er Shania freundlich vor. "Ich glaube, ich zeige dir am Besten als erstes Mal dein Zimmer, dann weißt du, wo du ein bisschen Ruhe finden kannst. Einverstanden?" "Mein Zimmer?!" fragte Shania mit weit aufgerissenen Augen. "Ein ganzes Zimmer nur für mich?" So etwas hatte sie selbst in Mexiko nie gehabt. Jethro nickte, nahm ihre Tasche und stieg langsam nach oben. Er zögerte einen Moment, ehe er die Tür öffnete, doch das Staunen in Shanias Augen ließ ihn alle Bedenken vergessen.

"Wow!!!" entfuhr es der Kleinen, die es kaum zu wagen schien, das Zimmer auch nur zu betreten. "Hier soll ICH wohnen?!" Jethro lachte. "Gefällt es dir?" "Es ist wundervoll!!" Sie stürmte am Chefermittler vorbei und stürzte sich begeistert auf einen rosanen Gummihüpfball. Sie hopste einmal quer durchs Zimmer und quietschte vor Vergnügen. Jethro folgte ihr und begann, den Inhalt ihrer Tasche auszupacken. Das Kinderheim hatte die Kleidung bereits gewaschen, doch das täuschte nicht daüber hinweg, dass die meisten Sachen Löcher hatten. Vermutlich war es keine schlechte Idee, mit der Kleinen als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk erst einmal einkaufen zu gehen.

Als er die Kleidung langsam in den kleinen Schrank räumte, überfielen ihn die Erinnerungen wie ein Schock. Er hatte das Gefühl, als sei es erst gestern gewesen, dass er den Schrank ausgeräumt hatte. Als sei Kelly erst wenige Tage fort und nicht beinahe zwei Jahrzente. Langsam strich seine Hand über das kühle Holz. Er hatte diesen Schrank selbst gebaut, gemeinsam mit Shannon, während sie schwanger war. Als feststand, dass es ein Mädchen werden würde, hatten sie ihn gemeinsam in kräftigem Rosa gestrichen und liebevoll glitzernd verziert. Auf der linken Tür strahlte ein prächtiges kleines Einhorn, aus dessen Augen ihn Shannon zwinkernd anblickte. Sein Herz blieb beinahe stehen, als er die Ähnlichkeit bemerkte. Er erinnerte sich noch genau an den Nachmittag, an dem Shannon mit ihrer unverwechselbaren Art den Pinsel geschwungen hatte - doch erst jetzt erkannte er sie in dem Tier wieder.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schock, und er musste sich festhalten. Tränen schossen in seine Augen, er hörte ihr Lachen und glaubte, ihre Nähe spüren zu können. Es dauerte einen Moment, bis er realisierte, dass Shania nicht mehr hüpfte. Sie war stehen geblieben und sah ihn besorgt an. "Geht es dir gut?" fragte sie leise. Jethro nickte, unfähig, ein Wort zu sagen. Hollis stand mittlerweile ebenfalls im Türrahmen, sie hatte Shanias Frage gehört und wusste, dass er log. Doch sie schwieg und blickte den grauhaarigen Mann einfach nur ruhig an.

Der Silberfuchs ließ den Schrank los und drehte sich um. "Jethro?" fragte Shania leise. "Warum... warum hast du ein Kinderzimmer, wenn hier gar kein Kind wohnt? Hast du ein Kind? Wo ist es? Wie alt ist es? Und warum wohnt es nicht hier?" Der Chefermittler lehnte sich schwer gegen den Schrank und schloss die Augen. Er spürte Hollis Blick auf sich, die den Atem angehalten hatte und gespannt auf seine Reaktion wartete. Langsam steß er sich vom Schrank ab und humpelte zu dem kleinen Bett herüber. Er ließ sich auf die Matratze sinken und zog Shania neben sich. "Weißt du, in diesem Zimmer hat einmal ein kleines Mädchen gewohnt. Sie war genauso hübsch und bezaubernd wie du. Sie war meine Tochter." Shania spürte die Trauer des alten Mannes deutlich und nahm ihn tröstend in den Arm. "Wie hieß sie?" fragte sie leise. "Und was ist mit ihr passiert?" "Kelly," brachte der Chefermittler mit belegter Stimme hervor. "Sie hieß Kelly. Sie ist gestorben, als sie etwas älter war als du jetzt. Aber das ist schon lange her... viel länger, als du dir vorstellen kannst."

Shania nickte und zog Jethro noch fester an sich, ehe sie vorsichtig auf seinen Schoß kletterte und ihr Gesicht an seiner Schulter vergrub. "Mein Papa ist auch gestorben," flüsterte sie. "Als ich noch klein war. Aber ich hab geweint, als Mama gesagt hat, dass er nicht mehr wieder kommt. Und Mama hat auch geweint, jede Nacht. Hast du auch geweint?" Jethro hatte seine Arme fest um das kleine Mächen gelegt. "Ja..." flüsterte er heiser. "Das habe ich. Genau wie deine Mama. Jede Nacht." Er blickte zu Hollis herüber und störte sich nicht daran, dass sich erneut eine feuchte Spur über seine Wange zog.


[editiert: 19.03.09, 17:14 von Mrs. Mallard]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
Sortierung ändern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 266 von 567
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Layout © subBlue design