Mrs. Mallard
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Erstellt: 18.04.09, 22:26 Betreff: Re: Ein Wintermärchen |
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Gibbs
Der Silberfuchs lag lange einfach nur reglos da, nachdem Hollis den Raum verlassen hatte. Sein Kopf war wie leergefegt, und er hatte das Gefühl, keinen einzigen Gedanken fassen zu können. Er war Hollis mehr als dankbar, dass sie ihn allein gelassen hatte, das sie ihm die Ruhe ließ, die er brauchte. Shannons Bild geisterte immer wieder durch seinen Kopf, bleich und fremd und doch vertraut. Mit aller Macht hielt er sich am letzten Satz des Berichts fest. Allerdings ist aufgrund der Schwere der Verletzungen von einem sofortigen Bewusstseinsverlust auszugehen. Auch Shannon hatte nicht gelitten. Und er war sicher, dass ihre letzten Gedanken ihm und Kelly gegolten hatten.
Vollkommen erschöpft fiel er schließlich in einen leichten Schlaf. Sofort konnte er sie sehen: Shannon am Lagerfeuer, Kelly beim Angeln, ihre leuchtenden Augen beim Ausritt am Strand. Er hörte das Knistern der Flammen im abendlichen Lagerfeuer und roch den würzigen Duft der gegrillten Fische. Er kannte diesen Traum, er hatte ihn unzählige Male durchlebt. Doch zum ersten Mal seit ihrem Tod tauchten keine Gewitterwolken am Horizont auf. Keine Flutwelle kam aus dem Meer, kein Erdrutsch und kein Wirbelsturm, kein tremor und keine Abgründe, die sich unvermittelt auftaten. Es blieb friedlich, und er genoss den letzten Abend im Kreis seiner Familie. Sie hatten tatsächlich noch einmal gecampt und gegrillt, ehe er am nächsten Morgen in aller Frühe ins Camp zurückgekehrt war, um zum Einsatz nach Kuwait aufzubrechen.
Der Ermitler schreckte hoch, als eine heftige Windböe die Fenster des Schlafzimmers erzittern ließ. Das Bett neben ihm war noch immer leer, und er fühlte sich unglaublich einsam und verlassen. Steif und müde schob er die Beine aus dem Bett und humpelte vorsichtig auf einem Bein ins Wohnzimmer. Hollis saß auf dem Sofa, die aufgeschlagene Akte auf ihrem Schoß. Ihr Kopf war auf die Brust gesunken, und ihre Augenlider und die unruhig zuckende Hand verrieten, das sie schlief. Langsam humpelte JEthro hinter sie und legte ihr sanft eine HAnd auf die Schulter.
Gleichzeitig fiel sein Blick fast automatisch auf die Akte und auf Kellys bleiches GEsicht. Unwillkürlich verkrampfte er sich und umfasste Hollis Schulter fester als beabsichtigt. Sie schreckte hoch, und Jethro löste sich von dem schaurigen Bild. "Es ist spät," flüsterte er heiser. Seine Stimme schien verschwunden zu sein, doch die blonde Frau verstand ihn dennoch. Auch sie hatte offensichtlich nicht allzu gut geträumt und brauchte einen Moment, um in die Gegenwart zurückzukehren. "Ich glaube, wir können beide ein bisschen Wärme gebrauchen," brachte Jethro und ließ sich kraftlos neben ihr auf das Sofa fallen.
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