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Ohnesinn
Hier wird nicht gelöscht, es sei denn es wird gelöscht.
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Lensman
Administrator
Beiträge: 3339 Ort: Bochum
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Erstellt: 07.12.09, 17:18 Betreff: Re: Das Bedingungslose Grundeinkommen
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Die theoretischen Kosten belaufen sich auf 864 Milliarden Euro im Jahr. Tatsächlich sind sie aber deutlich geringer.
Im ÖD wird in allen Bereichen, die nach Umsetzung überflüssig würden, die Arbeitszeit mit Einführung halbiert. Dadurch ist deren BGE kostenneutral.
Bei Pensionären wird das BGE mit der Pension verrechnet, d.h. die Pension wird um 1000,- € gekürzt. Also auch hier Kostenneutralität.
Eine einzuführende Börsenumsatzsteuer von 1% würde zwischen 30 und 40 Milliarden pro Jahr bringen.
Die oben genannten eingesparten Sozialleistungen ergeben auch ein nettes Sümmchen.
Und der Rest wird durch eine Erhöhung der MWSt finanziert.
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Lensman
Administrator
Beiträge: 3339 Ort: Bochum
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Erstellt: 07.12.09, 17:22 Betreff: Re: Das Bedingungslose Grundeinkommen
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Ich möchte zu diesem Thema einen Beitrag einstellen, den vor einigen Monaten Tonga im CDU-Forum gepostet hat (ich denke, er würde seine Genehmigung geben). Ich finde ihn eindrucksvoll, lest ihn erst mal in Ruhe und lasst ihn sacken.
################################################ Fakt ist, daß wir weltweit immer weniger Arbeit zur Verfügung haben. Damit meine ich nicht die aktuelle Wirtschaftskrise (hier sind nur ein paar längst überfällige Blasen geplatzt), sondern die allgemeine Entwicklung durch Automatisierung, Effizienzsteigerung und Einsatz neuer oder verbesserter Technologien. Derzeit versucht unsere Regierung mehr oder weniger krampfhaft, das alte System aufrechtzuerhalten, indem künstlich Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten werden (siehe Opel oder irgendwelche "Beschäftigungsgesellschaften" nach Firmenpleiten; siehe aber auch das Moloch der "Arbeitslosenverwaltungs- und -fortbildungsindustrie").
Diese Politik ist langfristig nicht zielführend, da das bestehende System zu immer mehr Unzufriedenheit führt: Auf der einen Seite sind Leute, die -- nur um formal einen Job zu haben -- aus eigener Sicht sinnlose Tätigkeiten verrichten oder halbherzige "Fortbildungen" absolvieren müssen. Auf der anderen Seite sind Menschen, die -- aus Mangel an passenden Fachkräften -- immer mehr arbeiten müssen. Ein großer Teil unserer Gesellschaft ist im Grunde unproduktiv tätig und beschäftigt sich nur mit der Verwaltung der Arbeitslosen, der Bedürftigkeitsprüfung und der Verteilung von Mitteln. Total paradox und schizophren wird die Situation, wenn Mütter (oder Väter; häufig auch beide Elternteile) aus Geldmangel gezwungen sind, arbeiten zu gehen und dabei aus Zeitmangel ihre eigenen Kinder nicht mehr ausreichend erziehen können, welche darum wiederum in staatlichen Kinderbetreuungseinrichtungen untergebracht werden müssen. Das Zerbrechen der Familien erzeugt eine Situation, unter der alle leiden und die unserer Gesellschaft langfristig großen Schaden zufügen wird.
Die von den Gewerkschaften vorgeschlagenen Lösungen "Mindestlohn" oder "Senkung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich" sind sehr kurzsichtig und völlig kontraproduktiv, da sie die oben genannten Probleme sogar verschärfen: Bei den hierbei höheren Stundensätzen wandern Arbeitsplätze ins billigere Ausland ab oder werden automatisiert bzw. komplett gestrichen. Zudem kann man nicht alle über einen Kamm scheren, indem man die Arbeitszeiten branchenübergreifend senkt, da der Markt hierfür viel zu heterogen ist.
Die Lösung ist natürlich ein höherer Anteil an Teilzeitarbeit und eine insgesamte Flexibilisierung des gesamten Arbeitsmarktes. Da jedoch der Lebensunterhalt gesichert werden muß, ist derzeit kaum jemand bereit, sich mit einer Teilzeitstelle zufriedenzugeben. Das führt zu einer Arbeitsverteilung "ganz oder gar nichts", mit anderen Worten zu einer immer größeren Öffnung der sozialen Schere. Kurzarbeit wird immer mehr zum Thema; jedoch ist dieses Modell viel zu bürokratisch und auch nur für kurze, begrenzte Zeiträume und einzelne Firmen gedacht. Neue Arbeitsplätze sind in nennenswerter Zahl auch kaum in Sicht; vielmehr werden Versuche der Einführung von neuen Technologien oder sonstigen Änderungen in der Verteilung der Pfründe sogar häufig von Lobbyverbänden torpediert. Beispiele hierfür sind z.B. die völlige Öffnung des Schienennetzes für private Personenbeförderungs- oder Logistikunternehmen oder auch die Errichtung eines neuen Magnetbahnnetzes (über das ich an dieser Stelle aber nicht weiter diskutieren möchte); auch die Einführung eines Mindestlohns für Postzusteller, das nur dazu führen sollte, neue Anbieter aus dem Markt zu verdrängen, gehört hierzu.
Die Lösung für diesen gordischen Knoten ist eben genau das (bedingungslose!) Grundeinkommen für alle. Denn nur dieses wird der Tatsache gerecht, daß es immer weniger Arbeit zu verteilen gibt. Auf diese Weise können die Menschen selbst entscheiden, wieviel sie arbeiten: Wer wenig oder gar nicht arbeitet (wobei letzteres ein Extrem darstellt, das vermutlich kaum auftreten wird) erhält wenig Geld; wer viel arbeitet, erhält viel. Gleichzeitig würde das Problem der "Rente mit 67" gelöst, denn langfristig würden Rente und Grundeinkommen ja ein- und dasselbe. Jeder kann arbeiten, solange er will oder kann, ohne durch die Beendigung der Arbeit seine Existenzsicherung aufzugeben; man kann theoretisch auch eine Pause einlegen und in einem späteren Lebensabschnitt wieder zu arbeiten beginnen.
Das Grundeinkommen hätte auch einen äußerst positiven Effekt für Firmengründer: Die Gefahr, sein Geld bei einer Existenzgründung in den Sand zu setzen und dann vor dem Nichts zu stehen, wäre durch das BGE quasi Null, was in Folge zu einer starken Zunahme von Existenzgründungen bzw. von Selbständigkeit führen dürfte. (Ein wichtiger Punkt hier wäre aber noch die längst überfällige Aufhebung der kostenpflichtigen Kammer-Zwangsmitgliedschaft, das ich als überholtes Erbe der mittelalterlichen Ständegesellschaft betrachte).
Die Mütter (oder Väter), die sich endlich wieder um ihre Sprößlinge kümmern könnten, ohne Gefahr zu laufen, damit ins soziale Abseits zu gelangen oder nicht mehr in den Beruf zurückzufinden, hatte ich ja schon in einem früheren Beitrag erwähnt.
Auch ist eine große Zunahme von ehrenamtlichen Tätigkeiten zu erwarten. Denn da die Menschen grundsätzlich (wenngleich auf niedrigem Niveau) finanziell abgesichert sind, ist es nicht mehr grundsätzlich notwendig, sich nur nach einer Arbeit umzusehen, die die Existenz sichert, sondern der Lohn spielt durch die Absicherung des BGE nun eine sekundäre Rolle.
Das aus volkswirtschaftlicher Sicht wichtigste Argument ist aber meines Erachtens, daß das bedingungslose Grundeinkommen dazu führen würde, daß es fortan nicht mehr notwendig wäre, unproduktive Arbeitsplätze künstlich aufrechtzuerhalten, sondern daß diese abgebaut werden könnten. Andersherum würden aber nun auch sehr gering entlohnte Tätigkeiten wieder interessant, da ja der Lebensunterhalt bereits gedeckt ist, was wiederum dazu führt, daß teilweise Arbeitsplätze, die in der Vergangenheit aus Gründen der hohen Lohnkosten ins Ausland abgewandert sind, wieder nach Deutschland zurückkommen könnten.
Sie sehen: Es handelt sich um sehr dynamische Änderungen im System, deren Auswirkungen man kaum in allen Fein- und Einzelheiten abschätzen kann. Was aber mit Sicherheit eintreten wird, ist eine Steigerung der Zufriedenheit und des sozialen Friedens im Land.
Darum bin ich für ein bedingungsloses Grundeinkommen und setze meine Hoffnung auf die neue Regierung, den Grundstein hierfür zu legen. ################################################
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Brief33
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Beiträge: 386 Ort: Schafflund
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Erstellt: 07.12.09, 17:41 Betreff: Re: Das Bedingungslose Grundeinkommen
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Jau!!!! Klasse Beitrag, und ich gebe ihm vollkommen Recht! Nur eine Komponente wurde nicht ausreichend bedacht! Die Komponente Mensch! Mensch als Arbeitgeber Mensch als Arbeitnehmer, und Mensch der das BGE auch erwirtschaften muss!
Und des Zwanges Geld zu vermehren! Wobei wir beim Einwurf von Wolf im anderen Thread sind! Dass dann Menschen für nen Hungerlohn arbeiten weil ja BGE gezahlt wird! Die Blühenden Landschaften sehe ich so nicht! Es wären schon einige Regeln nötig!!!!
Die Regeln betreffen denn aber doch eher den Arbeitgeber! Im Gegensatz zu Tonga bin ich eher der Meinung dass Mindestlöhne so unbedingt in allen Bereichen eingeführt werden müssen! Gruß Frank
Keiner hat den Brief gelesen, den er schrieb bevor er sprang.
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Lensman
Administrator
Beiträge: 3339 Ort: Bochum
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Erstellt: 09.12.09, 14:58 Betreff: Re: Das Bedingungslose Grundeinkommen
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Ich habe im Archiv eine interessante Meldung gefunden, die Frank damals eingestellt hatte. Sie bestätigt im Grunde, was ich zur MWSt schrieb.
Höhere Steuern bringen neue Jobs
Die Finanzierung von Sozialleistungen über eine höhere Mehrwert- und Einkommensteuer könnte 700 000 neue Jobs bringen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Deutsche Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) angefertigt hat und die der „Financial Times Deutschland“ vorliegt. Bislang waren die meisten Ökonomen davon ausgegangen, eine Steuerfinanzierung der Sozialsysteme bringe wesentlich geringere Vorteile. Oppositionspolitiker wiesen die Ergebnisse der Studie am Montag in Berlin zurück.
In dem Gutachten wird simuliert, wie eine Senkung der Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherungsbeiträge über Steuererhöhungen finanziert werden könnte. Dabei untersuchen die Volkswirte eine Erhöhung sowohl der Mehrwertsteuer als auch der Einkommenssteuer sowie eine Kombination aus beiden zur Gegenfinanzierung. Eine Reform würde der Simulation zufolge das Wirtschaftswachstum in Deutschland um insgesamt 1,4 Prozentpunkte erhöhen. Die Beschäftigung würde um 1,9 Prozent steigen.
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Brief33
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Beiträge: 386 Ort: Schafflund
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Erstellt: 09.12.09, 20:00 Betreff: Re: Das Bedingungslose Grundeinkommen
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Zitat: Lensman
Ich habe im Archiv eine interessante Meldung gefunden, die Frank damals eingestellt hatte. Sie bestätigt im Grunde, was ich zur MWSt schrieb. |
Hast Du mal geschaut, ich hab bestimmt 10 Themen wieder hoch geholt die wir vielleicht aus dem Archiv wieder hier nach vorn holen sollten weil es Tehemen sind die nun alle wieder ihre Berechtigung haben! Gruß Frank
Keiner hat den Brief gelesen, den er schrieb bevor er sprang.
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W. Zimmermann
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Beiträge: 1137
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Erstellt: 10.12.09, 03:49 Betreff: Re: Das Bedingungslose Grundeinkommen
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Interessant von Frank!
Die Niederlande haben genau das Anfang der 90er Jahre gemacht und nach kurzer Zeit die Arbeitslosigkeit senken können. Ich will damit nicht sagen, dass man D mit NL vergleichen kann, weil vor allem die Sicherung der Altersrente in NL grundlegend anders ist als in D. Auch heute noch haben die NL die niedrigste Arbeitslosenrate in der EU. Aber das hat auch noch andere Gründe.
Wolf Z.
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