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Die Frage aller Fragen ist die Frage nach Gott, dem Etre supreme - "Der Atheismus ist weder sozial noch republikanisch"
"Alle Phantasien verschwinden angesichts der Wahrheit,
jeder Irrwitz fällt angesichts der Vernunft."
Der Unbestechliche
„Der eigene Wille macht den Menschen nicht frei.
Nur die Wahrheit macht ihn frei!“
Wahlspruch von Papst Johannes Paul II.
"Die Wahrheit ist mit Blut und Leben zu verteidigen."
Martin Luther
"In unserer Zeit bedarf der Mensch
einer geistigen und sittlichen Umkehr."
Einer geistigen und moralischen Erneuerung.
Papst Benedikt XVI.
in seiner Osterbotschaft in Rom
Ostersonntag, 4. 4. 2010
Ohne Gott, ohne den Glauben an einen Gott, dem Etre supreme, zerstört sich der Mensch! Der Atheismus, der nihilistische Materialismus, ist der Feind aller Freiheit und Gerechtigkeit und der höheren ideellen menschlichen Möglichkeit schlechthin. Das Sichselbst in der Gemeinschaft und die Freiheit des nicht >wovon< sondern des >wozu<, findet der Mensch nur im Idealismus, nicht im rein materialistischen Denken und Philosophie. Weil eben der Glaube an einen Gott nicht "Opium des Volkes" (Karl Marx und seine linken Konsorten, Kumpane und Spießgesellen bis auf den heutigen Tag!) ist - sondern die Frage aller Fragen. Der methaphysische Sinn des Lebens, der Glaube an und die Suche nach der Urwesenheit die hinter allem steht, muß den Menschen, die davon abgewichen sind, wieder nahegebracht werden.
Der Sinn des Lebens liegt im Dienst am Großen und Ganzen und am Ewigen. Damit das Ganze etwas auf sich hat! Und das Ewige ist der Glaube an einen Gott. Anders: "Um des Vergänglichen willen gelebt zu haben verlohnt nicht. Lebenswert ist nur der Dienst um das Ewige und um das Ganze." (Prof. Dr. Karl Haushofer) Um das Ewige = Gott/Etre supreme und um das Ganze = das Große und Ganze, das Allgemeinwohl. Folglich Idealismus mit seinem Gottesbezug statt vor allem linker Atheismus, Nihilismus und Wertezersetzung ohne Ende! Das letzte große Geheimnis ist das Göttliche!
Die Krise Deutschlands und die Krise Europas ist vor allem eine Krise des Glaubens! Und die Krise des Glaubens wird von der nihilistisch-materialistischen Denkweise hervorgebracht. Anders: Die Unfähigkeit den Glauben zu erneuern, ist die größte Gefahr für Europa. Im übrigen braucht der Glaube unabdingbar der >Institution< [etwa das Papsttum = ununterbrochen von Petrus bis Benedikt XVI., nahezu 2000 Jahre bis auf den heutigen Tag: über 260 Päpste in Folge], will sich nicht alles ins X-Beliebige auflösen.
Bevor die menschliche Erklärungsstruktur das Etre supreme oder Gott nicht höher fassen kann [wenn es der Unbestechliche nicht bereits vollbrachte, zumindest in zentralen Wegweisungen: die wir gebührend realisieren müssen, denn "der Geist weht wo er will" (FJS), siehe weiter unten, und wir vielleicht Friedrich Nietzsche doch noch bei der Frage aller Fragen zu berücksichtigen gezwungen sein werden, und wir vielleicht letztlich die "offenkundige" Kontraproduktivität von Mythen und Dogmen im geistigen Rüstzeug oder Zuschnitt/Verschnitt des äußerst fragwürdigen "modernen" Zeitgeist-Menschen erkennen müssen], und Seine Exzellenz Kardinal Franz König, Wien, erklärte am 28. 7. 1995: "Auch Theologie bleibt letztlich immer nur eine menschliche Erklärungsstruktur für das letzte große Geheimnis des Göttlichen", bleibt für mich bislang die römisch-katholische Kirche die höchste Form der Erklärung des Göttlichen. Gar keine Frage! Die römisch-katholische Kirche, und gerade heute unter unserem deutschen Papst, Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. (der schon immer äußerst verehrenswerte, liebenswerte und vorbildhafte Prof. Dr. Joseph Ratzinger, zuletzt Erzbischof von München und Freising bevor er Bischof von Rom und folglich Papst wurde), steht für eine 2000-jährige christlich-abendländische TRADITION und Entwicklung (der Glaube unserer Väter und Vorfahren, Generation um Generation), die wir unter allen Umständen (im oben genannten Sinne!) bewahren und verteidigen müssen.
Die aktuelle Hetze gegen die römisch-katholische Kirche muß ganz entschieden, geschlossen und entschlossen zurückgewiesen werden, weil dies auch nur einem Komplott des linken Atheismus, der unser Unglück ist, entsprechen kann. Und noch vor der diesjährigen Osterbotschaft am 4. 4. 2010 auf dem Petersplatz in Rom, und dies war erstmalig, kam es, unmittelbar bevor der Papst sprach, zu einer Erklärung, einer Ansprache an den Papst, nämlich durch den Dekan der Kardinäle, Angelo Kardinal Sodano, wo dieser auf Grund der Mißbrauchsvorwürfe und -fälle: Sexual-Verbrecher in Reihen der Kirche (die wir alle verurteilen und zutiefst sanktioniert werden müssen, gar keine Frage), sich gegen die unsägliche pauschale Hetze gegen die römisch-katholische Kirche wandte, als ein "unbedeutendes Geschwätz von dem sich das Volk Gottes nicht beeinflussen lassen werde". Daß die Kirche sich durch die Missbrauchsfälle in der Kirche nicht irritieren lassen werde. In den Osterpredigten deutscher Bischöfe wies etwa der Erzbischof für München und Freising, Seine Exzellenz Reinhard Marx, bezüglich des Missbrauchsskandals in der Kirche darauf hin: "Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr neuer Teig seid." Und der Augsburger Bischof, Seine Exzellenz Walter Mixa, erklärte klar und eindeutig: "Es ist Buße zu tun, denn Menschen sind beschädigt worden. Man hat ihnen Böses angetan." Und weiterhin erklärte Seine Exzellenz Bischof Mixa in der "Bild am Sonntag" (4. 4. 2010): "Zu den Vorwürfen, die aktuell gegen mich erhoben werden, habe ich ein reines Herz. Ich habe zu keiner Zeit körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form angewandt." Besonders die Vorwürfe gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa sind ein ganz besonders infames und diabolisches Machwerk des linken Atheismus. Auch und vor allem ausgehend von dem Krebsgeschwür aller Wertezersetzung in unserer heutigen Zeit, der 68er linken und linksextremistischen APO-Kulturrevolution, mit der Zerstörung aller tragenden und jahrhundertelang sich bewährt habenden Normen und Werte, Traditionen und (preußischen) Tugenden, dem Geschichtsbewußtsein und der Liebe zum Vaterland.
In seiner Osterbotschaft vom 4. 4. 2010, der Ostermesse mit dem Segen "Urbi et Orbi", wies unser, der deutsche Papst Benedikt der XVI. darauf hin: Die Menschheit steht in einer tiefen Krise die einer tiefen Veränderung bedarf." Und: "In unserer Zeit bedarf der Mensch einer geistigen und sittlichen Umkehr." Einer geistigen und moralischen Erneuerung. Der linke nihilistische Atheismus ist die große Gefahr und unser Unglück! Der linke Atheismus in seinem nihilistischen materialistischen Denken. Die Linken, denen jahrhundertelang überkommene und sich bewährt habende Traditionen, Normen, Werte und (preußische) Tugenden, nichts oder nicht viel sagen. Und der daraus resultierenden Zersetzung und des unsäglichen Werteverlustes. So gibt es tatsächlich ein "linkes" und ein "rechtes" Welt- und Menschenbild sowie politisches Bewußtsein, "zweierlei Weltgefühl, wie es verschiedener nicht gedacht werden kann" (Armin Mohler).
Der Unbestechliche, der dem Atheismus zu seinen Lebzeiten ein Ende bereitete, überaus treffend: "Der Atheismus ist weder sozial noch republikanisch". Und für Maximilien Robespierre, der Unbestechliche, war >republikanisch< immer ein Synonym für >demokratisch<.
Und ohne Ideale und Werte, Traditionen, Normen, (preußischen) Tugenden, vor allem den Glauben an einen Gott, dem Etre supreme, ohne Vaterlandsliebe, ist der Mensch nichts weiter wie allenfalls ein intelligenter Aff´. Karl Jaspers treffend: "Der Verlust der Religion verwandelt alles. Es erlischt die Autorität wie die Ausnahme. Es gibt keine Unbedingtheit mehr, wenn der Schluss gezogen wird: nichts ist wahr, alles ist erlaubt." Und was wäre gegen Sören Kierkegaard einzuwenden, wenn er feststellt: "Die Unendlichkeit und das Ewige ist das einzig Gewisse."
Oder was wäre gegen den großen, von mir geliebten Friedrich Hölderlin einzuwenden, wenn er feststellt: "Die Linien des Lebens sind verschieden / Wie Wege sind, und wie der Berge Grenzen. / Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen."
Und vor allem, so Voltaire treffend: "Der Atheismus und der Fanatismus sind zwei Ungeheuer, die eine Gesellschaft verschlingen und zerreißen können!"
Eine Fortführung der Aufklärung ist von unabdingbarer Notwendigkeit. Eine Fortführung um der Wiederaneignung der jahrhundertelang gültigen und sich bewährt habenden Traditionen (und die europäisch christlich-abendländische Tradition gehört unabdingbar dazu!), Normen, Werte, (preußische) Tugenden, den Glauben an einen Gott, an ein Etre supreme, wiederzufinden. Werte sind Wertsetzungen. Und wir sind auch zu Wertbehauptungen verpflichtet!
Der Glaube an Gott und die primäre politische Frage, nämlich die soziale Frage, hängen untrennbar zusammen. [Die soziale, die demokratische und die national-kulturelle Frage der auch nationalen Selbstbewahrung und Selbstbehauptung, müssen eine unauflöslich verkettete Einheit in jeder sozial-verantwortbaren Politik darstellen!] Warum? „Wenn die Gerechtigkeit fehlt, was sind dann die Reiche anderes als große Räuberbanden?“ So Augustinus (354 - 439), Bischof von Hippo, der bedeutendste Kirchenlehrer der abendländisch-christlichen Kirche überhaupt.
Oder:
"Ein Kapitalismus ohne Menschlichkeit,
Solidarität und Gerechtigkeit
hat keine Moral und keine Zukunft."
Seine Exzellenz Reinhard Marx,
Erzbischof von München und Freising
[Zitat auf der 1. Buchumschlagsseite seines neuen Buches: >>Das Kapital - Ein Plädoyer für den Menschen<<, München 2008]
Oder, bezüglich der sozialen Frage:
"Im Gefolge des Wandels der Daseinsbedingungen haben sich unversehens Vorstellungen in die menschliche Gesellschaft eingeschlichen, wonach der Profit der eigentliche Motor des wirtschaftlichen Fortschritts, der Wettbewerb das oberste Gesetz der Wirtschaft, das Eigentum an den Produktionsmitteln ein absolutes Recht, ohne Schranken, ohne entsprechende Verpflichtungen der Gesellschaft gegenüber, darstellt ... Man kann diesen Mißbrauch nicht scharf genug verurteilen. Noch einmal sei feierlich daran erinnert, daß die Wirtschaft im Dienst des Menschen steht ...".
Papst Paul VI.
Enzyklika Populorum Progressio,
1967
Nochmals: Ohne Gott, ohne den Glauben an einen Gott (Etre supreme) zerstört sich der Mensch! Er kann so über keinen ausreichenden inneren Wertekosmos und kein ausreichendes inneres Humanum verfügen; über keinen letztlich tragenden Lebenssinn. Alles Denken und alle sozial-verantwortbare Politik muß letztlich auf die ethische und die religiöse Frage nach dem höchsten Sinn und der Menschlichkeit hinauslaufen. (Und dabei nicht verharrend im Fanatismus der puren Gesinnungsethik sondern in der Verantwortungsethik, nicht im Fanatismus des puren Gesinnungspazifismus sondern im Verantwortungspazifismus!) Dem Dienst am Humanum. Unsere Pflicht und Schuldigkeit: ein Humanum auch in uns zu tragen! Jede historische Epoche ist eine abgeschlossene Epoche vor Gott.
Hellmut Diwald, als der bedeutendste Historiker Nachkriegsdeutschlands [Diwald: "Ohne Geschichtsbewußtsein gibt es weder eine soziokulturelle noch eine politische Selbstbehauptung." Oder: "Die Geschichte der Deutschen wurde (nach dem 8. Mai 1945; RJE) nicht sachbezogen inspiziert und interpretiert, sondern (nur noch; RJE) moralisch disqualifiziert."], schrieb unter anderem als "überzeugter Katholik" die beiden Werke zu Martin Luther (Biographie und Lebensbilder). Und - wie auch anders? - es wurden wiederum Bestseller. Die Luther-Bücher Diwalds, so Dr. Alfred Schickel (Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt), "wollten deutlich machen, welchen kirchlich-religiösen Impuls Deutschland Europa und der Welt gegeben hat; sozusagen überzeugender Kontrast zur niederdrückenden Behauptung,
`Der Tod´ sei `ein Meister aus Deutschland´."
Wir haben lernen müssen: Der Abfall der Politik vom christlichen Sittengesetz, so auch Franz Josef Strauß (FJS), führte und führt in den Totalitarismus. Bahnen wir - unter anderem - einer neuen sittlich-religiösen Methaphysik den Weg.
In dem von Hellmut Diwald herausgegebenen >>Handbuch zur Deutschen Nation<< (4 Bände, Tübingen-Zürich-Paris 1992) schrieb ich unter anderem in meinem Beitrag: "Aufbruch und Möglichkeit zum Sieg der Freiheit aller Völker und Volksgruppen - Die Folgen der nationalen Revolution im Osten" mit Bezug auf Hellmut Diwald folgendes:
>>In einem seiner neuesten Beiträge: "Im Fadenkreuz von Geschichte und Wissenschaft, Glaube und Vernunft" fragt Hellmut Diwald: "Wo aber sind die Fortschritte in der Sphäre dessen, was den Menschen wirklich zum Menschen macht?". Und an anderer Stelle in diesem Beitrag schreibt er: "Aus wissenschaftlichen Wahrheiten lassen sich keine Imperative des Glaubens ableiten. Und die Imperative des Glaubens haben sich nicht vor der Instanz der menschlichen Vernunft zu verantworten, heute so wenig wie im kommenden Jahrtausend. ... Wer heute versucht, Glaube und Vernunft gegeneinander abzuschwächen, muß zugestehen, daß der moderne Mensch so bemüht wie noch nie zu lernen versucht, seinem Leben einen Sinngehalt ohne den Glauben an Transzendenz, den Glauben an einen persönlichen Gott, zu geben, und daß er dabei keinen Schritt vorangekommen ist. ... Allerdings bricht sich auch ein unausrottbares Bedürfnis des Menschen Bahn: Er will mehr als
`vernünftige´ Erklärungen und sogenannte unumstößliche Tatsachen. Er besitzt einen unermeßlichen Hunger nach all dem, was in den Sammelbegriff der Werte gehört, die aber nicht von der Vernunft leben oder auf ihr gründen."
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ZENTRALES ZUM ETRE SUPREME [wenn es der Unbestechliche nicht bereits vollbrachte, zumindest in zentralen Wegweisungen: die wir gebührend realisieren müssen, denn "der Geist weht wo er will" (FJS), siehe weiter unten, und wir vielleicht Friedrich Nietzsche doch noch bei der Frage aller Fragen zu berücksichtigen gezwungen sein werden, und wir vielleicht letztlich die "offenkundige" Kontraproduktivität von Mythen und Dogmen im geistigen Rüstzeug oder Zuschnitt/Verschnitt des äußerst fragwürdigen "modernen" Zeitgeist-Menschen erkennen müssen]:
Einer der wichtigsten Reden des Unbestechlichen, Maximilien Robespierre, gehalten im Nationalkonvent, als "Bericht an den National-Konvent im Namen des öffentlichen Wohlausschußes" (des öffentlichen Wohlfahrtsausschußes), auf Befehl des Konvents gedruckt, hielt er am 18. Floreal des Jahres II, 7. Mai 1794. Sie trägt die Original-Überschrift: "Über die Beziehung der Ideen der Religion und Moral mit den republikanischen Grundsätzen und über die National-Feste." [Über die Beziehungen der religiösen und moralischen Vorstellungen zu den republikanischen Grundsätzen und über die nationalen Feiertage.]
Auszüge aus der Rede des Unbestechlichen:
"Die einzige Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft ist die Moral.
... Jede Einrichtung und jede Lehre, die tröstet und die Gemüter erhebt, muß begrüßt werden; lehnt aber alle ab, die sie erniedrigen oder korrumpieren wollen. Belebt und fördert alle großmütigen Gefühle und alle großen moralischen Gedanken, die man unterdrücken wollte; bringt durch den Reiz der Freundschaft und das Band der Tugend die Menschen einander wieder näher, die man voneinander trennen wollte. Wer hat dir denn die Aufgabe erteilt, dem Volk zu verkünden, es gäbe keine Gottheit, dir, der du dich für diese spröde Lehre begeisterst, der du dich aber nie für das Vaterland begeistert hast? Welchen Vorteil bringt es dir, den Menschen davon zu überzeugen, daß eine blinde Macht sein Schicksal lenkt und willkürlich das Verbrechen und die Tugend bestraft; daß seine Seele nur ein Hauch ist, der sich an den Toren des Grabes verflüchtigt?
... Die Vorstellung vom Höchsten Wesen und von der Unsterblichkeit der Seele ist eine ständige Ermahnung zur Gerechtigkeit: folglich ist sie gesellschaftsförderlich und republikanisch. Die Natur hat den Menschen mit dem Gefühl für Freude und Schmerz ausgestattet, das ihn veranlaßt, alle physischen Gegebenheiten zu meiden, die ihm schaden, und jene zu suchen, die ihm nützen. Es wäre ein Meisterwerk, wenn es der Gesellschaft gelänge, im Menschen einen raschen Instinkt für die Moral zu erwecken, der ihn ohne Zuhilfenahme des langsamen Verstandes dazu brächte, Gutes zu tun und Böses zu meiden. Denn der Verstand jedes Menschen, der durch die Leidenschaften verführt wird, ist oft nur ein Sophist, der deren Interessen vertritt, und die Selbstbeherrschung des Menschen kann immer durch seine Eigenliebe in Frage gestellt werden. Was nun aber diesen wertvollen Instinkt hervorruft oder ersetzt, was der unzulänglichen Selbstbeherrschung des Menschen zu Hilfe kommt, ist das religiöse Gefühl, das in die Seele die Vorstellung einpflanzt, eine höhere Macht als der Mensch werde die Regeln der Moral billigen. Deshalb kenne ich auch keinen Gesetzgeber, der jemals beabsichtigt hätte, den Atheismus zu nationalisieren. Ich weiß, daß die weisesten unter ihnen es sich gestattet haben, die Wahrheit mit einigen Phantasien zu vermischen, entweder um an die Vorstellungskraft der unwissenden Volksmassen zu appellieren oder um sie stärker an ihre Institutionen zu binden.
... Fanatiker, erhofft euch nichts von uns. Die Rückführung der Menschen zum Kult des Höchsten Wesens bedeutet einen tödlichen Streich für den Fanatismus. Alle Phantasien verschwinden angesichts der Wahrheit, jeder Irrwitz fällt angesichts der Vernunft.
... Der wahre Priester des Höchsten Wesens (supreme etre, Gott; RJE) ist die Natur; sein Tempel ist das Universum; sein Kult ist die Tugend; seine Feste sind die Freuden eines großen Volkes, das sich unter seinen Augen versammelt hat, um die holde Beziehung der Brüderlichkeit enger zu knüpfen und um ihm die Ehrerbietung empfindsamer und reiner Herzen entgegenzubringen.
Priester, womit habt ihr eure Mission gerechtfertigt? Wart ihr gerechter, bescheidener, wahrheitsliebender als die anderen Menschen? Habt ihr die Gleichheit geliebt, die Rechte des Volkes verteidigt, den Despotismus verabscheut und die Tyrannei beseitigt? Ihr habt zu den Königen gesagt: "Ihr seid das Abbild Gottes auf Erden; von ihm allein habt ihr eure Macht erhalten." Und die Könige haben euch geantwortet: "Ja, ihr seid wirklich die Gesandten Gottes; tun wir uns zusammen und teilen wir die Abgaben und die Anbetung der Sterblichen." Krone und Kirche haben sich verschworen, um den Himmel zu entehren und die Erde zu usurpieren.
Lassen wir die Priester und kommen wir zur Gottheit zurück. Binden wir die Moral an ewige und heilige Grundlagen; vermitteln wir dem Menschen die religiöse Achtung vor dem Menschen, das tiefe Gefühl für seine Pflichten, das die einzige Garantie für das gesellschaftliche Glück ausmacht.
... Richtet allgemeine und feierliche Feiertage für die gesamte Republik ein; richtet für jeden Ort besondere Festtage ein, an denen nicht gearbeitet wird und die das ersetzen sollen, was die Umstände zerstört haben.
... Hüten wir uns auch davor, daß uns der Erfolg trunken macht. Wir wollen mit uns erbarmungslos sein bei Rückschlägen und bescheiden in unseren Triumphen, und wir wollen durch Weisheit und Moral den Frieden und das Glück dauerhaft sichern. Das ist das eigentliche Ziel unserer Arbeit; das ist unsere heldenhafteste und schwerste Aufgabe. Wir schlagen euch folgenden Erlaß vor, womit wir glauben, dieses Ziel anzusteuern.
Art. 1 - Das französische Volk anerkennt die Existenz des Höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele.
Art. 2 - Es anerkennt, daß der Kult, des Höchsten Wesens würdig, die Erfüllung der Pflichten des Menschen ist.
Art. 3 - Es ist seine erste Pflicht, den Unglauben und die Tyrannei zu verabscheuen, Tyrannen und Verräter zu bestrafen, Unglücklichen zu helfen, Schwache zu achten, Unterdrückte zu verteidigen, den anderen alles erdenklich Gute zu tun und gegen niemanden ungerecht zu sein.
Art. 4 - Es werden Festtage eingerichtet, die den Menschen an die Gottheit und an seine eigene Würde erinnern sollen.
Art. 5 - Sie sollen ihre Namen nach den ruhmreichen Ereignissen unserer Revolution, den wertvollsten und nützlichsten Tugenden des Menschen und den größten Wohltaten der Natur erhalten.
Art. 6 - Jedes Jahr werden in der französischen Republik der 14. Juli 1789, der 10. August 1792, der 21. Januar 1793 und der 31. Mai 1793 als Festtage gefeiert.
Art. 7 - Die Tage des Decadi werden folgenden Festen geweiht: Dem Höchsten Wesen und der Natur. Der Menschheit. Dem französischen Volk. Den Wohltätern der Menschheit. Den Märtyrern der Freiheit. Der Freiheit und der Gleichheit. Der Republik. Der Freiheit der Welt. Der Liebe zum Vaterland. Dem Haß gegen Tyrannen und Verräter. Der Wahrheit. Der Gerechtigkeit. Der Sittsamkeit. Dem Ruhm und der Unsterblichkeit. Der Freundschaft. Der Fruchtbarkeit. Dem Mut. Dem guten Glauben. Der Uneigennützigkeit. Dem Stoizismus. Der Liebe. Der ehelichen Treue. Der väterlichen Liebe. Der mütterlichen Zärtlichkeit. Der kindlichen Liebe. Der Kindheit. Der Jugend. Dem Erwachsenenalter. Dem Alter. Dem Unglück. Der Landwirtschaft. Dem Handel. Unseren Vorfahren. Der Nachkommenschaft. Dem Glück.
Art. 8 - Es ist Aufgabe des Wohlfahrtsausschusses und des Ausschusses für öffentliche Bildung, einen Organisationsplan für diese Feste zu erstellen.
Art. 9 - Der Nationalkonvent fordert alle Künstler, die würdig sind, der Menschheit zu dienen, zu der Ehre auf, für die Einrichtung dieser Feste Hymnen und staatsbürgerliche Gesänge zu schaffen und mit allen Mitteln zu ihrer Verschönerung und Nützlichkeit beizutragen.
Art. 10 - Der Wohlfahrtsausschuß wird dann die Werke auswählen, die ihm dazu am geeignetsten erscheinen, und ihre Verfasser belohnen.
Art. 11 - Die Kultfreiheit wird gemäß dem Erlaß vom 18. Frimaire aufrechterhalten.
Art. 12 - Jede Versammlung von Aristokraten und jede, die die öffentliche Ordnung stört, soll unterbunden werden.
Art. 13 - Sollte es zu Unruhen kommen, für die irgendein Kult Anlaß oder Ursache wäre, so werden diejenigen, die sie durch fanatische Predigten oder konterrevolutionäre Andeutungen schüren, oder jene, die sie durch ungerechtfertigte und unbegründete Gewalttaten heraufbeschwören, ebenfalls nach dem Gesetz streng verurteilt.
Art. 14 - Es wird ein besonderer Bericht über die einzelnen Bestimmungen des vorliegenden Erlasses erstellt.
Art. 15 - Am kommenden 20. Prairial wird ein nationales Fest zu Ehren des Höchsten Wesens gefeiert."
Soweit der Unbestechliche in seiner Rede vor dem Nationalkonvent am 18. Floreal, in der er sich gegen die "fanatischen Missionare des Atheismus" wandte. Nachtrag: In dieser Rede stellte Robespierre unter anderem auch fest: "Die Kunst des Regierens war bis in unsere Tage die Kunst, die Menschen zu täuschen und zu korrumpieren: sie darf aber nur die Kunst sein, sie aufzuklären und besser zu machen."
Und in der genannten Rede findet sich auch die Passage:
"Jede Einrichtung und jede Lehre, die die Seelen tröstet und erhebt, muß willkommen sein (...) Flößt die Idee seiner Nichtigkeit dem Menschen reinere und erhabenere Gefühle ein als die seiner Unsterblichkeit? (...) Tröstet es euch, die ihr am Sarg eines Sohnes oder einer Gattin weint, wenn jemand euch sagt, daß nicht mehr von ihnen bleibt als elender Staub? (...) und wären die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele nur ein Traum, sie wären noch immer die schönste aller Vorstellungen des menschlichen Geistes."
Georges Labica, einer der namhaftesten politischen Philosophen Frankreichs, in seinem Werk >>Robespierre: Une politique de la philosophie<<, Presses Uiversitaires de France 1990 (in deutscher Übersetzung: Georges Labica: Robespierre - Eine Politik der Philosophie, Argument-Verlag Hamburg 1994; ISBN 3-88619-221-0), überaus treffend:
Bei Maximilen Robespierre ist der Kult des Höchsten Wesens (Etre supreme) eine Bestätigung und Weiterführung seiner vorhergehenden Maximen seiner Politik der Philosophie. Sie erlangt hier "ihre Rationalität in ethisch-(politisch-) religiösen Sätzen."
Und an anderer Stelle schreibt Labica weiterhin treffend: "Das 15 Artikel umfassende Dekret, das er dem Konvent zur Ratifikation vorlegt, erscheint so als sein Testament als Staatsmann und gewissermaßen als eine Apotheose seines Denkens." [Das genannte Buch, ein TB, ist unabdingbar für die wirkliche Erkenntnis des Le Incorruptible, le plus eloquent par excellence und seiner ganzen >Politik der Philosophie<. Alleine in den französischen Parlamentsarchiven gibt es 1.235 (!) Ansprachen von Maximilien Robespierre. Die Gesamtheit der Interventionen Robespierres zur Religionsfrage findet sich in dem Zeitraum zwischen dem 10 November 1793 (Fest der Vernunft in Notre Dame) und dem 8. Juni 1794 (Fest des Höchsten Wesens, des Etre supreme).]
Und Seite 80 schreibt Labicca: >>Entgegen den zu eiligen Versicherungen von Mathiez war er (Robespierre, der niemals Atheist war; RJE) bestimmten katholischen Dogmen gegenüber nicht gleichgültig, scheute er sich doch nicht, wie Guillemin (1987, 377f) hervorhebt, die "geroßartigen Dogmen" und "die erhabene Lehre" des "Mariensohnes" zu beschwören (Lettres a ses commettans, Nr. 8, 7. Dezember 1792) und Jesus vor der Konstituante "den wohltätigen Gott" zu nennen, "der sich den Menschen im Gewand der Armut gezeigt hat" (16. Juni 1790).<<
Und in seiner Rede vom 18. Floreal, vom 7. Mai 1794, stellte Robespierre fest: "Die Idee des Höchsten Wesens und der Unsterblichkeit der Seele ist eine ständige Mahnung an die Gerechtigkeit; sie ist also sozial und republikanisch." Sozial weshalb? Labicca erklärt es so: >>Die vorgebrachten Argumente liegen auf mehreren Ebenen (bei Robespierre). Philosophisch und moralisch führt die Feststellung, "Die Natur" habe dem Menschen keinen "raschen Instinkt" mitgegeben, "der ihn ohne die nachträgliche Hilfe der Überlegung veranlaßt, das Gute zu tun und das Schlechte zu meiden", auf den Gedanken, daß "das religiöse Gefühl" diesem Mangel abhilft.<< (In Anführungsstrichen die Aussagen von Robespierre.) Republikanisch weshalb? Der Atheismus ist die Antithese zur Tugend, er ist mithin antirepublikanisch. Und was sagt Robespierre u. a. zur Tugend? "Die wichtigste Triebkraft der Republiken ist die Tugend, wie der Autor von Der Geist der Gesetze bewiesen hat, das heißt die politische Tugend, die nichts anderes ist als die Liebe zu den Gesetzen und zum Vaterland; ihre eigene Verfassung verlangt, daß alle besonderen Interessen, alle persönlichen Bindungen unablässig vor dem Gemeinwohl zurücktreten." (21. April 1784) >>Denn die Tugend ist nicht nur moralisch (Oeuvres VII, 747), sie ist zutiefst politisch und republikanisch.<<. Und Robespierre weiterhin zur Tugend: Wenn "die erste Quelle der Unglücke eines Volkes die Laster ihrer Regierung sind" (memoires authentiques de Maximilien Robespierre, zit. n. Mazauric 1989a, 79), muß man die letztere ändern, damit "die Freiheit und das Glück von der Art der Regierung und vom Resultat der politischen Institutionen abhängen". (Le Defenseur de la Consitution, Juli-August 1792) Und: "Die Tugend ist nicht nur die Seele der Demokratie [Antoine de Saint-Just: >>... die Seele einer Verfassung<<]; sie kann auch nur in dieser Regierungsform bestehen." (5. Februar 1794)
Am 21. November 1793 hatte Robespierre erklärt: "Vielleicht wird man sagen, daß ich engstirnig bin, ein Mann von Vorurteilen, daß ich ein Fanatiker bin (...) Der Atheismus ist aristokratisch. Die Idee eines höheren Wesens, das über die unterdrückte Unschuld wacht und das triumphierende Verbrechen bestraft, ist ganz und gar popular."
In einem nach seiner Hinrichtung [die eher ein von ihm selbst zu verhindernder politischer Selbstmord war; der Unbestechliche: "Welcher Freund des Vaterlandes kann noch überleben wollen, wenn ihm nicht mehr erlaubt ist, ihm zu dienen und die unterdrückte Unschuld zu verteidigen." Oder: "...was kann man einem Mann vorwerfen, der im Recht ist und für sein Vaterland zu sterben weiß?"] aufgefundenen Rede-Entwurf von Mitte Januar 1794 hatte Robespierre geschrieben: "eine käufliche und der Tyrannei sich prostituierende Philosophie, welche die Altäre umstürzte ... und die Moral in einen Widerspruch zu sich selbst brachte, indem sie die Sache des Glaubens mit derjenigen der Despoten, die Katholiken mit den Verschwörern verwechselte. (...) das Verbrechen der Konspiration gegen den Staat reduzierte sich auf das Verbrechen, zur Messe zu gehen und wollte das Volk zwingen, in der Revolution nicht den Triumph der Tugend, sondern den des Atheismus zu sehen..." (Oeuvres X, 333f).
Den Triumph der nihilistischen Materialisten. Der Wertezersetzer und Wertezerstörer.
Rolf Josef Eibicht
München, Ostersonntag den 4. April 2010
PS
"Ich bin da, um das Verbrechen zu bekämpfen, nicht um es zu regieren. Noch ist die Zeit nicht gekommen, wo die rechtschaffenden Männer dem Vaterland ungestraft dienen können; solange die Horde der Spitzbuben herrscht, sind die Verteidiger der Freiheit nur Geächtete."
Maximilien Robespierre
am 8. Thermidor 1794
(Schlußsätze seiner letzten Rede)
"Der Mensch ist das
was er liebt."
Augustinus