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Jahrzehnte danach
Von Helmut Müller, Wien
Es ist wie es ist: Die Wirtschaft ist an billigen, flexiblen Arbeitskräften, woher immer sie auch kommen, interessiert, börsennotierte Unternehmen und Manager dürfen schon wieder jubilieren, das gemeine Volk weniger, indes linke und liberale Phantasten weiterhin Krethi und Plethi aus aller Welt herangekarrt wissen wollen. Selbstverständlich auch das zu Lasten einheimischer Familien. Als ob diese nicht schon genug benachteiligt wären.
Jetzt fordern, ganz im Sinne der internationalen Abzocker, Wachstums- wie auch ideologisch Verblendete mehr Geld (daß ausgerechnet fürsorglichen Müttern weggenommen werden soll) für Kindergärten, in die vermehrt schlechte Sitten und neue Krankheiten eingeschleppt werden und in die nun auch unter dreijährige Kinder verfrachtet werden sollen. Obwohl man weiß, daß Kleinkinder zu einer gesunden Entwicklung Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit benötigen. Damit werden immerhin ein gesundes Selbstwertgefühl und kreative Intelligenz gefördert! Doch es soll nicht sein, was für Wachstumsfetischisten und ideologisch Verbohrte nicht sein darf. Es lebe das Ego! Es lebe die Ignoranz!
Das mindergeistige Unterfutter liefert der linksliberale “Mainstream“: Wer will denn schon in den besten Jahren als „Gebärmaschine“ und Putzfrau bemitleidet werden? Hausfrau und Mutter - überholt und viel zu teuer! Neben medialen Einpeitschern geben auch auf Augenhöhe mit dem Zeitgeist befindliche Politikerinnen die Marschrichtung vor: Selbstverwirklichung bis zum 38. Lebensjahr, dann eventuell schnell ein Kind, aber höchstens zwei (mehr gehen sich ohnehin nicht mehr aus) und schnellstens zurück in die Tretmühle. Es lebe der spätkapitalistische Irrsinn! Und der politische Unverstand!
Gut sechs Jahrzehnte nach Ende des durch Verschulden der Weltkrieg I-Sieger verursachten, durch Torheiten der NS-Führung ermöglichten und von Neid und starken antideutschen Ressentiments gespeisten Zweiten Weltkrieges steht der Zeitgeist Kopf. Und mit ihm Werte, Anschauungen, Wirklichkeiten und vor allem auch deutsche Politik, die zwischen peinlicher Unterwerfung und neudeutscher Überheblichkeit dilettiert. Was andere Generationen gedacht, gemacht oder für gut befunden, wird auf die gutmenschliche Anklagebank geschleppt, ins Groteske verzerrt oder verleumdet. Deutschlands und Österreichs von einem antifaschistischen Grund“nonsens“ beflügelte so genannte zivile Gesellschaften marschieren da im Gleichschritt. Und das schon länger als sieben Jahre.
Mittlerweile stellt sich ja die Frage, wer von den beiden unter keinen Umständen von jener Ewiggestrigkeit lassen will, jene, die Hitler verteufeln und dabei an ihm kleben oder jene, die ihn verteidigen und dabei kritischer werden. In ersterem Fall ein besonders schwerwiegendes psychiatrisches Problem, ist es doch normalerweise so, daß man dem, das man verabscheut, irgendwann doch aus dem Wege geht. Wenn es aber angeraten scheint, die NS-Verbrechen als Kronzeugen für die eigene angeblich saubere moralische oder politische Weste aufzurufen, wird auch solches verständlich.
Ich bin ja nicht nur deshalb seit langem der Meinung, daß jene, die sich heute besonders eifrig als Antifaschisten oder Gutmenschen aufführen, auch in jedem totalitären System ihre Betätigungsnische als gut bezahlte Schreibknechte oder Staatskünstler, Claqueure oder beamtete Mitläufer gefunden hätten. Verfolgungen, Ausgrenzungen, Diffamierungen und Diskriminierungen sind heute sogar schon politische Realität, werden aber eben von derselben bevorzugt behandelten Gutmensch-Schickeria ignoriert oder auch schon gutgeheißen.
Insofern scheint die Vorhersage des linken Schriftstellers Ignacio Silone (1900-1978) eingetroffen zu sein, daß der neue Faschismus im Kleid des Antifaschismus daherkommen werde. An dienstbaren Geistern mangelt es ja gerade nicht.