Damien
Draußen ist es noch dunkel als das leise piepen des Weckers mich weckt. Blind taste ich nach dem Störenfried und verfluche die extrem kleinen Tasten, die ich nur mühsam mit meinen doch etwas zu großen Fingern bedienen kann. Der Blick über die Kante des Nachttisches hinaus aus dem Fenster zeigt mir neben den spärlichen Lichtverhältnissen auch noch große Tropfen auf der Scheibe und das Geräusch der Autoreifen auf nassen Asphalt dringt zu mir durch die abgekippten ins Zimmer. Nein, dieser Tagesbeginn ist nicht wirklich zum Aufstehen geeignet. Dennoch muss ich raus, ich habe Frühschicht im Campus Café unweit der Columbia University und einige der über 20.000 Studenten pflegen noch einen Kaffee zu trinken, ehe die Vorlesungen beginnen.
Leise stöhnend und über meine eigene Trägheit den Kopf schüttelnd arbeite ich mich aus den Laken und reiße das Fenster ganz auf um die kühle Morgenluft hineinzulassen. Erst danach ziehe ich mich mit einigen frischen Sachen in das wärmere Bad zurück und kurble meinen Kreislauf an.
Keine dreiviertel Stunde später, stelle ich leise klappernd meine Kaffeetasse in die Spüle und lasse sie bis zum Rand mit Wasser vollaufen. Leise durch den still und verlassen daliegenden Flur schleichend, da ich Skin noch schlafend in seinem Zimmer vermute, verriegele ich mein Fenster nahe meine Bettes und verlasse dann ebenso leise die Wohnung.
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Nach dem ersten Auflauf am frühen Morgen beruhigt sich das Geschäft und nur noch kleinere Trauben mit Studenten kommen zwischen ihren Vorlesungen oder in ihren Freistunden ins Café und brüten über Büchern. Vor allem die Mediziner, Rechtswissenschaftler und Wirtschaftswissenschafter trifft an eher selten ohne Buch und Unterlagen an, so dass es teils einem Puzzlespiel gleich die bestellten Getränke oder Zwischenmahlzeiten auf dem Tisch zu positionieren. Da sind mir die Architekturstudenten oder die stets diskutierenden jungen Leute aus dem Bereich Journalismus doch wesentlich lieber mit denen ich, sollte nicht allzu viel Betrieb im Café sein, auch gerne einige Worte wechsele.
Kira, meine Kollegin, heranwinkend erläutere ich ihr, dass ich in der Mittagspause kurz den Laden verlasse und sie heute allein im Aufenthaltraum bei ihrem Milchkaffee sitzen muss, während die Spätschicht draußen unsere Arbeit übernimmt. Zwar ist Kira nicht begeistert, denn auch wir pflegen rege Unterhaltungen in den Pausen zu führen, aber dann nickt sie: "Ich komme schon klar, aber lass dir nicht einfallen zu spät wieder zum Dienst zu erscheinen… so wichtig kann keine Frau sein, dass du einfach die hübschen Studentinnen draußen im Café links liegen lässt."
Sie ist wahrlich unverbesserlich, seit sie weiß, dass ich Single bin versucht sie ständig mich unter die Haube zu bringen, selbst ein einem Ausflug in der Mittagspause vermutet sie ein Date, das meine Einsamkeit vertreiben könnte. Ihre Erwartungen mit einem Lachen abtuend wende ich mich wieder den Gästen zu… nur noch eine knappe Stunde bis zur Pause.
..ooO The stripes on a tiger’s face are like fingerprints; no two are exactly alike. Ooo..