Scott Matthew „Seelen-Striptease“ ist das Wort an das man unweigerlich denken muss wenn man den Namen Scott Matthew hört. Man mag kaum glauben, dass der Mann mit der eindringlichen Stimme tatsächlich mal in einer Punk-Rock-Band namens Nicotine gespielt haben soll.
Nach einem abgebrochenen Studium und dem Spielen in etlichen, kurzlebigen Bands verschlägt es Matthew, geboren in Queensland, Australien, nach Sydney, wo er gleichzeitig zum Punk-Rock seine Liebe für Balladen und Akustik-Soloauftritte entdeckt. ***1997 zieht es ihm gemeinsam mit einem Freund nach New York wo er 2002 dem gemeinsamen Projekt Elva Snow mit Ex- Morrissey-Drummer Spencer Cobrin die Stimme leiht.***
Es folgen Soundtracks für die japanische Animationsserie „Ghost In The Shell“, doch die meiste Aufmerksamkeit erhielt er 2006, wo er mit „In The End“, „Surgery“, „Little Bird“ und „Upside Down“ John Cameron Mitchell`s Film „Shortbus“ nicht nur musikalisch, sondern auch mit einem Auftritt untermalt.
Diese und sieben andere Stücke schaffen es schließlich im März 2008 auf das selbstbetitelte Debüt des „quiet nois-maker“. Nichts für allzu zarte Gemüter, denn der Singer / Songwriter mit den traurigen Augen und dem Bart geht an die Substanz und knallt einem die meiste Zeit seinen ganzen Weltschmerz textlich, wie auch melodisch, vor die Füße. Live begleitet von mehreren Instrumentalisten ein echtes Erlebnis. Wenn man die Taschentücher nicht vergisst.
Im Rahmen seiner sehr kurzen Europatour im August 2008 sah sich Scott Matthew auf einmal mit Kameras konfrontiert. Gerade saß man noch in gemütlicher Runde beisammen, schon sollte die Band eines ihrer Stücke zum Besten geben. Und natürlich, so kennen wir den Australier, gelang es ihm. Wie diese Bilder vom schwedischen Fernsehen beweisen...
1. Every Traveled Road: ein verrauschter, zögerlicher beginn, als käme matthew von einer weiten reise und wolle den hörer nicht überraschen; nur wird abschied unvermittelt thematisiert und scott setzt zu bekannten stärken an: ausdrucksstarkem, variablem gesang, garniert mit schillernden zutaten: cello, background chor, reduzierter gitarre und mild klimperndem klavier, wir sind drin, 2. For Dick: das piano nimmt den faden auf und der sänger pirscht sich spürbar öffnend zum sagenhaften refrain, "so put me to pasture / send me to slaughter / harden your heart to the truth / put me to pasture / send me to slaughter / now that i'm past tense to you" weben die violinen, die tastatur wird kraftvoll, rhythmisch bedient, der erste strahlende höhepunkt, eine melodie von magischer schönheit, ein karges, angemessenes und zugleich überaus dienliches arrangement, 3. Ornament: befreiend das herzige banjo und ein entspanntes "lalalaa" aus matthews mund, die reue und überwindung der sünden wollen gefeiert werden, trompeten tragen nicht zu dick auf, 4. White Horse: der appetithappen hatte die schwermütige einführung des albums bereits gefeiert, doch der song verliert nichts von seiner kraft, die sich aus dem entrückten, zum teil isolierten gesang matthews und der getragen stimmung, zugleich bitte und klage, speist, gänsehautmomente, 5. Dog: gitarre, mandoline, klavier und die alles überstrahlende stimme matthews, die geziemt ergänzung durch holly miranda findet, "what's my name?" ruft matthew, gurrt im background verweht wie mirandas gesang mild entschwebt, und dennoch: "this fire burns the same / we just no longer talk", 6. Community: ein optimistischer shuffle, akkordeon, gitarre, ukulele und piano umspielen den fast schon munteren scott, aufatmen, 7. There is an ocean that divides: der titeltrack, bei dem marisol limon martinez und chie tanaka, ornamentiert von kalimba und piano, den ellenlangen namen des albums flüstern, zu singen waren die zeilen nicht, ein künstlerischer befreiungsschlag, bei dem auch der rest der dichtung zum weinen anrührt, 8. German: elegisch, edel fast, abschied und dank, ein song schließlich in vollem ornat, helle pianoline, cello, horn und scotts aufstieg im begleitcorso des chors (u.a. kevine devine), 9. Thistle: leichtfüssig und geradezu freudestrahlend, schließlich erholsam trompeten sich scott und co. aus den tiefen der befangenheit, (vielleicht) zurück ins für und wider, ohne schlagseite, 10. Wolverine: harp und cello reissen am gerüst des songs, scott kittet mit dem mut der verzweiflung, dass er sich schließlich im hintergrund engeln gleich zur hilfe kommt, schürt hoffnung, 11. Friends and Foes: der kreis schließt sich, dem hoffnungsfrohen, das dieses album vermittelt, zwackt der großartige scott noch ein stückchen ab, um es dem hörer zu überreichen: "sing and celebrate changing from the darkest of moments to light / in the darkest of oceans there's light", dafür langt eine pianospur und untrüglich selbstsicherer gesang, danke